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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Designtheoretisches Kolloquium — 12.1988

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Kolbe, Peter: Zur Designspezifik von 3-D-Objekten - die Einheit von rechnerinterner Objekt-Modellierung und rechnerexterner Objekt-Präsentation im rechnergestützten Gestalt-Entwurf
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https://doi.org/10.11588/diglit.31836#0071
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tung einer Objekt-Gestalt, deren Struktur als auch die Objekt-Präsentation und die mathe-
matisch/naturwissenschaftliche (rechnerinterne) Objekt-Modellierung erfaßt.

Aus diesem Grund wurde die Merkmalsklassifikation unter Einbeziehung neuer Bezugs-
ebenen zum Objekt erweitert. Diese Merkmale leiten sich nicht aus traditionellen design-
theoretischen Gebrauchsanalysen ab, sondern dienen ausschließlich dem Aufbau eines in-
formationellen Rechner-Modells, d.h. der informationellen Erzeugung eines virtuellen Ob-
jektes.

Sie gründen dabei auf breiteste Bereiche mathematisch-naturwissenschaftlicher Erkennt-
nisse. (Man denke nur an die zahlreichen Experimente).

3. Der Dialog ,Mensch-Maschine' und semiotische Zeichenklassen

Die Fixierung und Abbildung von Vorstellungs-Modellen in Rechner-Modelle über eine
abstrakt-logische Strukturanalogie ist eine der fundamentalen Potenzen, die Computer
bieten. Diese Abbildung von Objekt-Merkmalen auf Objekt-Eigenschaften innerhalb der
Objekt-Modellierung und -Präsentation setzt eine ,subjektexterne' Beschreibungs- und
Ausdrucksmöglichkeit für die selektierten Objekt-Merkmale ebenso voraus, wie die (inter-
aktive) Dialogführung vermittels dieser Beschreibungsform.

Die konkrete Fixierung (Beschreibung) der Objekt-Merkmale erfolgt unter Nutzung von in-
formationstragenden Zeichen-Systemen (im Sinne eines semiotischen Ansatzes).

Zeichen sind bestimmt durch ihre syntaktischen, semantischen und pragmatischen Be-
zugsebenen (Wirkungsaspekte).

Wesentlich für die Zeichen-Bedeutung im Designprozeß ist vor allem der designspezifi-
sche (d.h. pragmatisch klassifizierte) Gegenstandsbezug und die Einheit der syntaktischen
und semantischen Bezugsebene.

Der semiotische Ansatz ist - in Verbindung mit einer Zeichenklassifikation auf der Grund-
lage unterschiedlicher Zuordnungen zwischen (semantischer) Bedeutung und (syntakti-
scher) Form-Struktur - vor allem für den Dialog Mensch-Maschine (als Modell-Träger)
von Interesse. Hierüber werden die Grundmöglichkeiten zeichengebundener (semioti-
scher) Kommunikationsweisen zwischen Subjekt (Mensch) und Objekt (Umgebung) klassi-
fiziert [6], [7]:

- ikonische Zeichen: die Bedeutung liegt in der (Form-)Struktur selber, d. h. diese legt die
Bedeutung fest („direkte Dekodierung"); die Zuordnung ist strukturbestimmt

- indexikalische Zeichen: die Bedeutung folgt mittelbar anhand von Indizien aus der
(Form-)Struktur, diese verweist auf die Bedeutung („indirekte Dekodierung"); die Zuord-
nung ist kausal bestimmt

- symbolische Zeichen: die Bedeutung kann nicht aus der (Form-) Struktur gefolgert wer-
den, diese wird durch eine Festlegung (Konvention) mit der Bedeutung in Zusammen-
hang gebracht („verschlüsselte Dekodierung"); die Zuordnung ist konventionsbestimmt

Die Nutzung ikonisch/indexikalischer Zeichensysteme umschließt die grafische Dialog-
führung, die Nutzung symbolischer Zeichensysteme die alphanumerische Dialogführung;
in zunehmenden Maße durchdringen sich diese Dialogmöglichkeiten.

Auf der Grundlage dieser Zeichenklassen läßt sich aussagen, auf welche Art und Weise
die einzelnen Objekt-Merkmale - in Abhängigkeit von ihrem Abstraktionsgrad - be-
schrieben, als Objekt-Eigenschaft im Rechner-Modell fixiert und im Dialog manipuliert
werden können (s. Bild 2).

Konkret bedeutet das: Jede Bezugsebene zum Objekt bzw. einer Eigenschaft bedingt im
interaktiven Dialog der Gestaltung, d.h. bei der optimierenden Manipulation dieser Eigen-
schaft, die Anwendung und Nutzung eines dieser Abstraktions- und Bezugsebene entspre-
chenden Zeichensystems. Hier trennt sich deutlich die Geometrie von der Konstruktion

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