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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Hrsg.]
Designtheoretisches Kolloquium — 12.1988

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Kolbe, Peter: Zur Designspezifik von 3-D-Objekten - die Einheit von rechnerinterner Objekt-Modellierung und rechnerexterner Objekt-Präsentation im rechnergestützten Gestalt-Entwurf
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https://doi.org/10.11588/diglit.31836#0072
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und die Konstruktion von der Formgestaltung; was für die eine Disziplin hinsichtlich der
Objekt-Präsentation (Darstellung) Luxus ist, wird für die andere zur Notwendigkeit und
Voraussetzung.

4. Der Gestalt-Entwicklungs-Prozeß (Gestalt-Bildungs-Prozeß)

Das bestimmende Anliegen innerhalb des komplexen „Gestalterischen Entwicklungsspro-
zesses" (GEP nach Frick [2]) ist der Entwurf der Gestalt [37], da über die Gestalt alle de-
signrelevanten Informationen „fixiert" und vermittelt werden. Der Gestalt-Entwurf zielt auf
eine Optimierung und Anpassung von Objekt-Eigenschaften, die auf der Grundlage einer
subjektgebundenen Bildung und Selektion von Objekt-Merkmalen spezifiziert werden.
Die Bedeutung des Objektes (auf unterschiedlichen Bezugsebenen) soll dabei vermittels
der Gestalt-Bedeutung (als Zeichen-Bedeutung) offengelegt werden. Dabei fungiert die
Gestalt-Struktur (über unterschiedliche Merkmalsbildungen und - relationen) als Träger
der gegenstandsgebundenen Wissensbasis auf den verschiedenen Bezugsebenen.

4.1. Die Objekt-Gestalt als konkrete Beschreibungs- bzw. Ausdrucksweise designspezi-
fischer Sachverhalte

Der Träger des designspezifischen Informationspotentials innerhalb der Beziehungen zwi-
schen Subjekt und Objekt ist die Gestalt von Objekten:

Die Gestalt ist die konkrete Beschreibungs- bzw. Ausdrucksweise designspezifischer
Sachverhalte unter Nutzung von Zeichensystemen. Diese Beschreibung erfaßt sowohl die
Objekte in der Einheit ihrer (evidenten) Erscheinungs-Merkmale und (latenten) Wesens-
Merkmale als auch die komplexen Beziehungen zwischen Subjekt und Objekt im (hierar-
chischen) System ihrer unterschiedlichen abstrakt-logischen und konkret-sinnlichen Be-
zugsebenen 2.

Die Gestaltung (als Prozeß des Gestalt-Entwurfs) zielt deshalb auf eine optimale Bereitstel-
lung aller designspezifischen Informationen für den Wahrnehmungs- und Erkenntnispro-
zeß, wobei unterschiedliche Merkmale des Objektes zu Trägern spezifischer Klassen von
Informationen innerhalb der Objekt-Gestalt werden.

„Die Gestaltung ist nicht nur, aber vor allem Visualisierung und sinnlich faßbare Umset-
zung funktionaler und struktureller Sachverhalte von Gebrauchswertkomplexen, wie sie
Produkte darstellen. Die Gestaltung ist für die sinnliche und soziale Wahrnehmung vermit-
telte Information und Bedeutungsgabe. Und das auf der Seite der generierenden und for-
mierenden, wie aktiv konsumierenden Tätigkeit." [1, S. 10]

Für den rechnerunterstützten Gestalt-Entwurf (Gestaltung) führt das zu folgender Aussage:
„Wenn die digitale Bildverarbeitung ... leistungsfähige Instrumente dem Menschen zur
Seite stellt, müssen die Ffardware- und Softwarerealisierungen dem menschlichen visuel-
len System in mehrfacher Ffinsicht angepaßt sein. Das betrifft sowohl die den fachspezifi-
schen Nutzungsmodellen entsprechenden Problemlösungen, die Strategien der Problem-
lösung, ..., als auch die Präsentation der Ergebnisse; für die das menschliche visuelle Sy-
stem der bedeutendste Perzeptionskanal ist." [29]

4.2. Die Gestaltung als Zuordnungsprozeß zwischen Gestalt-Struktur und -Bedeutung

Die Gestalt als zeichengebundene Ausdrucksweise designspezifischer Sachverhalte be-
dingt die Einheit syntaktischer (struktureller) und semantischer (bedeutungstragender)
Wirkungsaspekte und erlangt ihre Bedeutung über unterschiedliche Bezugsebenen zum
Gegenstand.

„Die Kenntnis von Formbildungsges'etzen und die Quantisierung von Wahrnehmungsmu-
stern allein ergeben kein hinreichendes Fundament für die gestalterische Tätigkeit. Die

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