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Hochschule für Industrielle Formgestaltung [Editor]
Designtheoretisches Kolloquium — 14.1990

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Hammer, Norbert: Überprüfung der Wahrnehmungswirkungen von Designprodukten durch Okulometrie als Mittel konsequenten Designmanagments
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https://doi.org/10.11588/diglit.31838#0070
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Unter Vorgabe der Suchaufgabe „Welches
Auto erscheint besonders sicher?“ zeigten
sich - wie erwartet - Fixationen im Bereich der
Stoßfänger. Weitere Fixationen entfielen auf
die Kopfstützen im Innenraum der Fahrzeuge.
Eine zusätzliche Fixationskonzentration lag im
Bereich der A-Säule zwischen Frontscheibe
und Seitentür. Wie der Nachbefragung zu ent-
nehmen ist, wurde dasjenige Auto mit der
breitesten A-Säule als besonders sicher ein-
geschätzt.

Zur Untersuchungsdimension der Markener-
kennung wurde die Frage vorgegeben „Wel-
ches Auto ist ein Ford?“. Die okulometrische
Analyse zeigte, daß die ersten Fixationen in
den Bereichen lagen, wo üblicherweise die
Markenzeichen angebracht sind: In der Mitte
der Frontpartie und auf den Radabdeckungen.
Ebenso wurde das Fahrzeugkennzeichen in-
tensiver betrachtet. Wahrscheinlich erwartete
man aus dem Städtekennzeichen Rück-
schlüsse auf den Hersteller, denn vielfach sind
(in der Werbung) neu vorgestellte Fahrzeuge
mit einem Kennzeichen des Firmensitzes ver-
sehen. Darüber hinaus war eine Fixationskon-
zentration im Bereich der vorderen Ecken fest-
zustellen. Letzteres konnte auch bei einer
Analyse von Seitenansichten bestätigt wer-
den. Eine weitere Fixationskonzentration fand
sich bei der Seitenansicht etwa in der Bildmitte
im Türbereich.

Das Testbeispiel zur Fragestellung „gute Stra-
ßenlage“ läßt kaum konkrete Anregungen für
den Gestaltungsprozeß zu, dagegen dürfte die
Identifikation der A-Säule ais Träger für den

Informationssachverhalt „Sicherheit“ ein sehr
brauchbares Ergebnis für den Designer sein.

Das Beispiel zur Markenidentifikation bestätigt
zunächst die erlernten Auswertungsstrategien
in der Suche nach den üblichen Bereichen
für Markenlogos, es zeigt jedoch auch den ho-
hen Informationswert der Bereiche Front- und
Heckleuchten.

Zugleich zeigt dieses Beispiel die Grenzen des
okulometrischen Meßverfahrens auf. Die Sei-
tenansicht zeigt deutliche Blickfixationen im
Bereich der Bildmitte. Dieser Bereich kann je-
doch nicht als Träger einer Markenbezeich-
nung gewertet werden, vielmehr ist eine sol-
che Zentralfixation typisch für eine holistische
Betrachtung der Gesamtgestalt des Stimulus.
In diesem Fall stößt das okulometrische Meß-
verfahren an seine Grenzen. Hier kann ledig-
lich festgestellt werden, daß keine Detailinfor-
mationen entnommen werden, sondern die
Gesamtgestalt in einer Art „Träumstellung“ ge-
scannt wird, es kann jedoch keine Aussage
darüber gemacht werden, welche spezifischen
Umrisse für die zu vermittelnde Aussage ver-
antwortlich sind.

Generelle Diskussion

Wie man sieht, ist die Okulometrie leider nicht
uneingeschränkt zur Analyse von Designpro-
dukten einsetzbar.

Zusammenfassend sei beschrieben, bei wel-
chen Bedingungen sie funktioniert:

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