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Deutsche Kunst: illustrirte Zeitschrift für das gesammte deutsche Kunstschaffen ; Centralorgan deutscher Kunst- u. Künstlervereine — 1.1896/​1897

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Nr. 11 (12. Dezember 1896)
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https://doi.org/10.11588/diglit.55168#0133
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entfprachen. Es mwurden im leßten Zahre ausgeftellt 320 Melgemälde
und Aquarelle, darunter hervorragende WNamen, wie SGabriel Mar,
Prof. Wenglein, Srig von Nhde, Franz Stuck, Carlo Bracaccio, Aug.
Wolf, Wilh. Kuhnert, Paul von Ravenktein, Prof. Pffugradt, Prof.
£onis Braun, Saporetti, X. Girardet, Prof. Weumann, Alb, Stähle,
Alb. Rieger zc. Un Koloffalgemälden war diesmal, troß aller Be:
mühungen nichts zu erlangen, nur ein {oldhes: „Der Kronprinz von


war ausgeftellt; dafür aber ent{hädigten zwei Kolleftionen aus dem Salon
Surlitt (Berlin), eine Kolleftion Afrikabilder von Wilh. Kuhnert und
eine von Osfar Len 2c. Der große Wechfel der Mebzer Bevölferung
entzieht dem Derein foıtwährend viele Mitglieder, für welche {th nicht
gleich wieder Erfaß findet. So Fommt es, daß gegenwärtig nur noch
275 Mitglieder vorhanden find, während das Mereinsjahr mit 330 bes
gonnen hatte, Die Sahreseinnahme, nahe an 3000 Mark, mwurde zur
Hälite zu Derloofungszweden vermendet, indem für LHtere 13 Mel»
gemälde und 2 Kunftblätter der ANationalgalerie erworben wurden.
Die andere Hülfte wurde von den Frachtunkoften, von Porti, Arbeits-
Iöhnen und dem Sehalt des Mereinsdieners abforbirt; ein Fleiner
UYeberfduß nur bleibt zur Dermendung für die erfien Bedürfnifje des
nenuen Sahres, TDaß auch Künftler und Kunfthändler einen Markt in
Meß finden, beweißft der Umftand, daß außer den DVerloofungsankäufen
die ftädtijke Galerie im verfloffenen Jahre zwei Gemälde der Yusftellung
ermarb und der Anfkauf eines dritten (von Gabriel Max) bevorfieht. An
PrivatFäufer wurden im Ganzen acht Gemälde abgegeben. — Das neue
‚ Sahr hat am ı. Wovember begonnen, es ift alfo der geeignetfte Zeit-


intereffiren. Die Ausftellung ift gegenwärtig aut und mit viel Schönem-
befitkt und in den nächjten CTagen erfcheinen neue Bilder: eine
Kollefiton von Hermine von Preujchen und eine desal. von Karl Menike
(Berlin) abgefehen von Einzelfendungen anderer Künftler,

— Bresiau, — In der £ichtenberg{hen Ausftellung haben wir
jeßt eine große Sahl von Yagdftücken aller Art. HZohk Chr. Drath-
mannn (Serlin) zeigt in feinem Gemälde „Zur Brunftzeit“ einen männ-
lichen Hirfh, der fiH mit feiner Heerde einer fumpfigen MWaldlichtung
nähert; von demfelben Künftler ift eine Harzlandichaft mit Rothwild
und ein andercs Bild „Gute Gelegenheit“, auf dem ein Fuchs einen
Safan befchleicht. Auch Ernft Otto (Berlin) brinat den Fuchs, hier
wie er fih auf winterlich verichneiter $lur an ein verendetes Reh
— heranmacht („Sicht und Schatten“). Karl Kappftein (Berlin) führt
uns mit feiner „CTrappenjagd“ in Ddie fernen Welten; von demfelben
find aber audy Bilder aus der Heimath aufgeftellt: „Kämpfende Birk-
; hähne“ und eine Hafenjagd in Gonache, A. Chiele (München) bringt
Rothwild mit Kälbehen in einer Alpenland{chaft, ferner einen Brunft-
hirfb, der im Hochaebirge wirffam Hheraustritt und feinen Ruf üÜber
das Chal hin erfchallen läßt. Ein anderer Münchener, Otto Reck-
nagel, bietet in einer Miniatur einen flüchtenden Rehbock zwifchen
herbitliqgen Bäumen, ferner ein paar größere Gemälde: eine „Aner-
hahnbalz“ und „Rehe im Setreide“, Guido von Maffei (München)
zeigt in feinem „OfFtoberabend“ ein Sewäflfer, in dem fih die unter:



gehende Sonne fpiegelt, und über dem einige Enten {qhweben; „Zur
Balzzeit“, zwei Birkhähne, die auf der Heide um das Weibchen Fämpfen,
und „Standlaut“, ein Gemälde, auf dem der brave Hund die Stätte
des zufjammengebrochenen Wildes anzeigt. Don Karl Zimmermann
(Serlin) ift ein „fchlagender Hirfh“, der fein Seweih an den jungen
Stämmen der Schonung reibt, nicht gerade zum Dortheil derfelben;
jerner „Sut getroffen“, ein Bild, auf dem in herbftlihem Sebirgs-.


zwei Rehe und ein Suchs, neben einander in den Schnee gelagert als
die Bente des Tages, rührt von YNelfon Kinsley in Karlsruhe, des-


Motiv „Eingefchlafen“ behandelt Seo vg Wolters (Braunfchweig);
Säger und Hund find auf dem Anftande vom Schlaf übermannt worden
und werden. von einem Reh aus der Entfernung nengierig betrachtet. -
Don Wolters ift audh ein Gypsmodell eines getroffenen Hirfhes aus:
geftellt. Don Wilhelm KXuhnert (Berlin) ift außer den „Rehen am
Waldesrand“ anuch eine Gruppe fpielender Söwen ausgeftellt. Ein
Chierbild, das mit der Zagd nichts zu thun hat, {hickte Paul Meyer:
heim aus Berlin: „Auf der Alm“; es itellt eine Heerde Kühe vor, die
vor einer Sennhütte gemolfen werden. Hierher gehöıt auch ein Bild
von . Siedermann-Arendt (Mündchen) mit dem Citel „Brodnetd“,
auf dem ein paar Tecfel mit Hühnern in Konflift geFommen {find.
„Miffethäter“ heißt ein größeres Gemälde von Hildegard £ehnert
(Berlin), weldhes zwei Geier als CTrophäen aufgehängt zeigt, zufammen
mit der $linte, die ihnen den Garaus gemacht hat. Ein „£öwenpaar“
lieferte anßerdem noh Hans Kranfe (Berlin). — 3n der anderen -
UAbtheIung der Ausftellung find noch einige SEulpturen von E, $uchs
in XRom 3u erwähnen, eine Marmorbüfte Suftavo Freytags, ein
zwei Bronzen: ein Htaliener und eine
Stalienerin. ; }
Mannhein. — Im Kunftverein hat die Thätigkeit des Galeries


einigt, zu der die Münchener und Schotten das größte Kontingent ge-
ftellt haben. . Böcklin erfheint mit feinem Meerestdyll von 18%6,
zwei weiblihen Studienköpfen aus feiner früheften Seit, die er als
„Römerin“ und „Santa Maria“ bezeichnet, und einer Sfizze zu feinem
Öpferfelt. Frig v. Nhde und Wilhelm £eibel find ebenfalls durch
Studienköpfe, £udwig Dill und Wilhelm Keller durch ftimmungs:


Menzel mit der Sfizze zu einem italtenifchen Marftplag und mit der
Handzeihnung „Dame mit Hut“, Mar £iebermann mit zwei Daftellen:
„Srühftückender Bauer“ und „Allee in Schlangenbad“, Edgar Meyer
mit einer KXoleFftivausftellunz von Ayuarellen, H. Hendrichs mit
phantaftijhen Bildern aus der Sagen: und Märchenwelt, unter denen
Zung Siegfried befonders hervorzuheben ift, Seffer Ury mit 5 ver-
{hiedenen Kandfchaften. Unter den Engländern und Schotten {teht
MWalter Erane obenan mit feiner phantafiereichen Mifchung f{chöner
$rauentypen und anmuthiger, Teicht ftilifirter Blumen. Robert
$Sowler, Alerander Harrifon, James Patterfon, 30ohn Retd,
$. Brangwyn {chließen fih ihm mürdig an. 2



gn dem Auffaße von Ch. Seemann: „Die Aufgaben der
Dentfchen Kunftvereine“ (Ar, 4 der „Deutfchen Kunft“).
war als Gründungszeit des Dereins der Kunftfreunde im


Serthum zu berichtigen, geben wir im Nachftehenden mit Be:
nußuNg des Nahresberichtes 1894 einen Abriß der ruhmvollen
Sefchichte des Vereins, die mit den glanzvolliten Künftler- und
SBelehrtennamen auf das engfte verknüpft ift.

Ztach den bedeutfamen Zahren der Befreiungskämpfe er
wachte im zweiten Decenium Ddiefes Yahrhunderts in unferem
Daterland ein nenuer frifcher Kunfttrieb und eine jugendliche Be-
geifterung für die Kunft. Große Talente, in denen wir jebt
allverehrte WMeifter anerfennen, betraten ihre fegenbringende Lauf-
bahn. Aber noch war in der Menge, in dem großen Publikum,
bei dem {ich allerdings fchon ahnend ein höheres Kntereffe für
die Kunft regtie, diefes nicht zum vollen Bewußtfein und zur
thätigen Unterftüßung der Kunft herangereift. In richtiger und
; Harer Erfennung diejfes Umftandes traten im NHahre 1825 unter
_ Sührung Wilhelm v. Humboldt’s eine Anzahl Männer zu«
jammen (Beuth, Rauch, Tiecf, Schinfel, Jüngken, Wach, Schadow,

Begas, Frieb), welche es fich zur Aufgabe machten, mit vereinten _
WMitteln die jugendliche Kunft zu fördern, dem aufftrebenden Ta ;
lente die Bahn zu ebnen und junge hochbegabte Künftler ge
wiffermaßen bei dem Publikum einzuführen. ;
Yeber den einzujchlagenden Weg herrichte von Anfang an
große Meinungsverfchiedenheit. Während zunächft der BGedanke
der Einrichtung eines Mufenms, nicht zwar eines allgemeinen _
vaterländifchen, fondern eines Mufenms des Vereins vorherrichend
war, auch die Gründung SÖffentlicher Denkmäler aus Dereins:
mitteln in Vorfchlag gebracht wurde, glaubte man {chließlich der
bis jeßt beibehaltenen Derloofung der erworbenen Kunftgegen- -
{tände unter die Mitglieder den Vorzug geben zu mülen. Z
der erften Öffentlihen Aufforderung zur Cheilnahme an dem
Derein vom 23. Anguft 1825 wird in diefer Beziehung anusgeführt:
- „Die Derloojung der Kunftwerke {chien den Stiftern des
Dereins förderlicher, als wenn man fie hätte verkanfen

oder aus ihnen eine Sammlung des Vereins bilden wollen. .

Sie werden auf diefem Wege in alle Provinzen der Mos
narchie verbreitet und Fommen auch in den Befig Derer,

die fie fich fonft nicht hätten verfchaffen Fönnen, n
 
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