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Deutsche Kunst: illustrirte Zeitschrift für das gesammte deutsche Kunstschaffen ; Centralorgan deutscher Kunst- u. Künstlervereine — 2.1897/​1898

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Nr. 6 (15. Dezember 1897)
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https://doi.org/10.11588/diglit.69999#0119
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mische Kunst

Illustrirte Zeitschrift für das gesammte deutsche Kunstschaffen.
(Lentral-Grgan deutscher Kunst- und Künstler-Vereine.

preis vierteljährlich 2.80 Mark.
Postzeitungsliste Nr. 1174.

Herausgegeben von
Georg MalkowDn.
^chrifkleikung und Verwaisung Berlin "W.57, Skeinmrtzstr. 26.

Alle 14 Tage erscheint eine Nummer.
Inserate: 40 Pfennige für die 4 ge-
spaltene Nonpareille-Zeile.

publikationsorgan des Deutschen kunstvereins in Berlin, des Schlesischen Kunstvereins in Breslau, des kunstvereins für das Grosiherzogthum Hessen in Darmstadt, des Anhaltiscken Kunst-
vereins in Dessau, des württembergijchen kunstvereins in Stuttgart, des Schleswig-Holsteinischen Kunstvereins in Kiel, der knnstvereine in München, Oldenburg, Mannheim, Nürnberg, Gera
Altenburg, Tlberfeld, Barmen, Bielefeld, Görlitz, Danzig, Königsberg, Stettin u. a.

Uv. 6.

13. D^emver 1897.

II. Jahrgang.

Von

Aus dem Hamburger Rathhause.
Georg MMowsky.

Seitenflügel des Hamburger Nathhauses.
Photographie von Strumper L To„ Hamburg.


im Anfänge des Jahres 1895 die überlebenden sieben
Hamburger Rathsbaumeister die letzten Gerüststangen von
(Mf-W ihrem Werke entfernen ließen, konnten sie sehen, daß Alles
i gut war, daß sie der Verwaltung ihrer Heimathstadt
ein würdiges Wohnhaus, ein sinnvolles Wahrzeichen aufblühenden
Wohlstandes gestiftet hatten. Das Hamburger Rathhaus erhebt sich
auf seinem granitenen Unterbau in solider Steinpracht, im Bildschmuck
der Facade die Entwickelung des Gemeinwesens schildernd von der Hanse-
stadt bis zum freien Vundesgliede des geeinten Deutschen Reiches.
Am 19. Juni 1895 empfingen Senat und Bürgerschaft in ihren
Festräumen eine glänzende Vereinigung deutscher Fürsten, die zur
Eröffnung des Nord-Ostsee-Kanals herbeigeeilt waren, und am
26. November 1897 konnte der größere Theil des Innenbaus feierlich
seiner Bestimmung übergeben werden. Wögen über der Vollendung
der künstlerischen Ausstattung noch Jahre vergehen, schon heute ist das
Geschaffene einer Schilderung in Wort und Bild würdig, die uns
durch das freundliche Entgegenkommen der Firma Strumper L Es.,
Hamburg, erleichtert wird, in deren Verlage die ersten drei Lieferungen
des Prachtwerkes „Das neue Rathhaus in Hamburg" erschienen sind.
In das Kellergeschoß eines Rathhauses gehört nach gutem alt-
deutschen Brauch zunächst und vor Allem die Trinkstube für die ehr-
samen Stadtväter und sonstige Bürger, die an dem alten Spruche
festhalten: „Wer niemals einen Rausch gehabt, der ist kein braver
Wann". In Hamburg nimmt der Rathsweinkeller das ganze Erd-
geschoß an der Seite der Iohannisstraße ein. Von der Ecke am
Rathhausmarkt her betritt man durch die „Bacchuspforte" einen Korridor,
von dem aus man rechts in einen anmuthig dekorirten Vorraum, den
sogenannten „Rosenkranz", gelangt. An der weiten Wölbung, die sich
über dem Holzgetäfel, von kappen durchschnitten, ausspannt, treibt dec
dekorative Sinn Professor Duyffcke's sein phantastisches Spiel. Line
Fülle von Rosen breitet sich an der Decke aus und auf diesem Blumen-
teppich tanzen zierliche Wägdelein einen fröhlichen Reigen. Die vier
abgerundeten Ecken füllen halbrunde Sophas aus dunklem Leder, über
denen je ein in Gold und Silber schimmernder Pfau sein Rad schlägt.
In einer Nische aber steht in Bronze eine Statuette des Weingottes,
deren Bedeutung ein Schelmenverslein erklärt:
Seht der Wädchen Ringelreihn mit den Rosenkränzen,
Seht der Jugend Widerschein im Pokale glänzen!
Seht, wie Bacchus fröhlich lacht, denkend alter Tage,
Denn von feiner Zaubermacht kündet uns die Sage:
Wenn die Waid den Bacchus küßt, heimlich und verschwiegen,
Wird beglückt in Jahresfrist sie ein Herz besiegen.
 
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