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Deutsche Kunst: illustrirte Zeitschrift für das gesammte deutsche Kunstschaffen ; Centralorgan deutscher Kunst- u. Künstlervereine — 3.1898/​1899

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Nr. 16 (25. August 1899)
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https://doi.org/10.11588/diglit.55187#0380
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Deutsche Kunst.

bauten in neuester Zeit gemachten Erfahrungen berücksichtigt werden, .für
diesen Kunstausstellungsbau, den der Ausstellungsvorstand und die Stadt
Düsseldorf zu schaffen und dauernd zu erhalten beschlossen hat, ist bereits ein
Wettbewerb unter den deutschen und deutsch-österreichischen Architekten aus-
geschrieben-
Seit dem Jahre 1880 hat eine große Kunstausstellung in Düsseldorf
nicht stattgefunden, obwohl die Stadt den Kunstmittelpunkt bildet für die
reichsten Provinzen Preußens, hochbedeutend durch ihre Industrie, durch handel
und Gewerbe mit einer überaus regsamen und für alle idealen Bestrebungen
empfänglichen Bevölkerung.
hier im Westen des Königreichs will die Düsseldorfer künftlerfchaft von
jetzt an der gejammten deutschen Kunst Eingang verschaffen und einem auf-
nahmefähigen Publikum ein sich immer erneuerndes Bildungselement durch
große, in regelmäßiger Folge wiederkehrende Ausstellungen zuführen. Da
diese Veranstaltungen über das Kunstschaffen der Gegenwart einen Ueberblick
gewähren sollen, ist es naturgemäß, daß die verschiedenen Richtungen und
Strömungen auf ihnen ihre volle Vertretung finden müssen.
Jur die erste Ausstellung verspricht das Jahr 1902 der deutschen Kunst
neben idealen Erfolgen auch ein glänzendes materielles Lrgebniß durch die
Verbindung mit der großartig entwickelten und vielseitigen Industrie Rhein-
lands und Westfalens, die alle Kräfte aufbietet, um nach der pariser Aus-
stellung in umfangreicherer weise ihr können zu zeigen und die Aufmerksam-
keit des In- und Anstandes auf sich zu ziehen. Die dichte Bevölkerung des
Ausstellungsgebietes, die ausgiebige Verbindung vieler großen Städte mit
Düsseldorf, die Rachbarfchaft von Belgien und Holland sichern allein schon
der Ausstellung einen überaus großen Besuch.
wir bitten Sie, Ihre Mitglieder in kenntniß setzen zu wollen, daß die
Düsseldorfer Künstlerschaft mit den Vorbereitungen für eine deutsch-nationale
Kunstausstellung im Jahre 1902 sich beschäftigt und ersuchen Sie, in Ihren
Kreisen dafür zu wirken, daß eine vorzügliche Beschickung dieser im Interesse
der deutschen Kunst geplanten Ausstellung frühzeitig vorbereitet werde.
Programm und weitere Mittheilungen werden wir Ihnen seinerzeit zu-
gehen lassen.
Drr Ausschuß -er Kunstausstellung Düsseldorf 1902.
Prof, Fritz Röber, Vorsitzender. Max volkhart, stellv. Vorsitzender.
Olaf Iernberg, Direktor Frauberger,
Schriftführer. geschäftsführendes Ausschußmitglied.
Architekt Abbema, Maler Bosch, Professor DÜcker, Maler Feldmann,
Architekt Professor Kleesattel, Direktor Professor Peter Janssen, Pro-
fessor Earl Janssen, Professor G. Oed er, Maler Roch oll, Professor
Ad. Schill.

Die Van D^ck-Ausstellung in Antwerpen wird am 12. August er-
öffnet werden. Der König der Belgier hat das Protektorat, der Graf von
Flandern den Chrenvorsttz übernommen. Aus Belgien selbst werden ZI Ge-
mälde van Dyck's für die Ausstellung geliefert, und zwar 7 von Kirchen und
je 12 von Privatleuten und Museen. England stellt 37, Frankreich 16,
Oesterreich 5, Deutschland 4, Polen 6, Rußland 2 und Italien 4 Gemälde,
sodaß sich deren Gesammtzahl sich auf 106 beläuft. Italien hat sich trotz der
größten Anstrengungen von Seiten des belgischen Gesandten in Rom und
des Herrn Venturi, Direktors der schönen Künste in Italien, sehr zurück-
haltend gezeigt; namentlich lehnte Genua jegliche Betheiligung an der Aus-
stellung ab. Dagegen wird der König von Italien aus seinem Privatbesitz
12 prachtvolle Zeichnungen van D^ck's schicken. Die Gemälde werden ins-
gesammt zu 10 Millionen Franken versichert. Die Ausstellung wird bis zum
15. Oktober geöffnet bleiben, und es werden zwei Kataloge ausgegeben werden,
ein gewöhnlicher und ein künstlerischer. Der letztere wird die phototx'pischen
Reproduktionen der bedeutendsten Werke des Meisters enthalten.

Die deusche kirchliche Kunst hat in New-^ork an bevorzugter, ehr-
würdiger Stelle einen schönen Erfolg errungen. Die renovirte St. Patricks-
kirche ist mit 19 gemalten Fenstern geschmückt, die in München angefertigt
wurden. Sie gelten in Brooklyn für die schönsten in ihrer Art. Auch die
neuen Kreuzweg-Stationen sind Erzeugnisse deutscher Kunst und werden all-
gemein bewundert. Zeugt schon der Auftrag an sich von einem schmeichel-
haften Vertrauen der Amerikaner in deutscher Kunstfertigkeit, so ist dies Lob,
welches den Arbeiten nach ihrer Aufstellung gespendet wird, noch ehrenvoller
für unsere kirchliche Kunst. Möchten solche Erfolge dazu beitragen, sie wieder
zu ihrer hohen und schönen Blüthe in den Zeiten der Gothik und Renaissance
zu bringen. Sie erweisen ihre Lebensfähigkeit, die in zeitgemäßen, dem

religiösen Empfinden der Gegenwart entsprechenden Formen allerdings nach
erstarken und eindringlicher wirken könnte.

— Nachdem die künstlerische Ausgestaltung der deutschen
Kunstausstellung zu Paris auf dem Delegirtentag der vereinigten
künstlerschaften zu Berlin den beiden Münchener Künstlern v. Lenbach und
Emanuel Seidl übertragen wurde, ist auch der Repräsentationssaal
der deutschen kunstgewerblichen Abtheilung Professor Emanuel
Seidl übertragen worden. Die umliegenden Münchener Kabinette liegen in
den Händen von Richard Riemerschmid, Bernhard pankok, Bruno
Paul (vereinigte Werkstätten), pfann (Kunstgewerbe-Verein), Gabriel
Seidl (Kollektivgruppe).

— Eine wichtige Frage des künstlerischen Urheberrechts
beschäftigte das Reichsgericht: Sind die künstlerischen Darstellungen auf
Linladungs- und Postkarten als Kunstwerke durch das ,,Gesetz betreffend das
Urheberrecht an Werken der bildenden Künste" an sich gegen Uachbildung
geschützt oder bedürfen sie als Werke der Industrie einer Eintragung, die
ihnen den Schutz des Musterschutzgesetzes sichert? Die erste Instanz hatte in
einem Prozesse des Berliner Malers Max Schlichting gegen den Kunst-
händler Bruno Fischer, der die Zeichnung des Klägers auf einer
Einladungskarte für eine Postkarte nachgebildet hatte, den Kläger mit dec
Begründung zurückgewiesen, jene Karten seien „Werke der Industrie" und
fallen unter das Musterschutzgesetz, vor dem Reichsgericht vertrat der Anwalt
die Anschauung, in diesem Falle habe der Vorderrichter Recht gehabt, da
diese Postkarte nicht bezwecke, das Bild als solches zu verbreiten, sondern
das Bild nur als Schmuck der Postkarte dienen solle. Sei das Kunstwerk
bloß als Schmuck da, so höre es auf, ein Kunstwerk zu sein. Der zweite
Strafsenat hob jedoch auf die Revision des Nebenklägers das Urtheil auf
und verwies die Sache zur anderweitigen Verhandlung und Entscheidung an
die Vorinstanz zurück, und zwar wegen ungenügender Begründung. Man
kann nicht rein abstrakt ein für allemal ein auf einer Postkarte befindliches
Bild als ein Werk der Industrie bezeichnen; diese Frage muß vielmehr in
jedem Linzelfalle konkret geprüft werden. Der erste Richter hätte also ein-
gehend prüfen müssen, ob das Bild nur zur Ausschmückung der Postkarte
dienen sollte, oder ob die Form der Postkarte nur gewählt wurde, um dem
Bilde eine weitere Verbreitung zu geben, ob also Bild oder Postkarte die
Hauptsache sei.

— Lin neues Verfahren zur Herstellung von Jacquard-
karten ist der Firma I. G. Heinze, Inhaber Löscher u. Auerbach,
Musterzeichnen- und Iacquardkartengeschäft in Gera patentirt worden. Fach-
leute haben dieses Verfahren, das den Musterzeichnerinnen besonders bei der
heutigen hastigen Schnellmusterung zu statten kommen dürfte, als sehr vor-
theilhaft bezeichnet. Das neue Verfahren besteht darin, daß die Zeichnung der
Musterpatrone, als Grundbindung und Figur, nicht wie bisher vollständig
angesertigt zu werden braucht, sondern nur ein kleiner Bruchtheil der Grund-
bindung, während die Aufzeichnung der Figur auf ein besonderes Muster-
papier geschieht. Infolgedessen wird beim Leoiecen viel an Zeit gespart,
indem man nur noch die Figuren einzulesen hat. Zu diesem Zwecke werden
die Platinen der üartenschlagmaschine nicht mehr wie früher durch den
Schnürenzug (punktirte Stellung) gehoben, sondern direkt durch die beiden
übereinanderliegenden Jacquardmaschinen, welches noch den vortheil hat, daß
bei Inanspruchnahme der unteren Maschine die Schlußfigur und bei
Inanspruchnahme der oberen Maschine die Kettenfigur erzielt wird; werden
beide gleichzeitig benutzt, so entstehen Schuß- und Kettenfiguren in einem
Muster.

— Die Gemälde-Ausstellung Lichtenberg-Schlesischer Kunst-
verein in Breslau eröffnet im Herbst im Museum der bildenden Künste neue
Räume, welche günstiger gelegen und besser belichtet sind als die bisher inne-
gehabten. Lei neuer moderner Ausstattung werden dieselben zweifellos das
Interesse und die Kauflust der Breslauer Kunstfreunde, welche in den letzten
Jahren erheblich gestiegen, noch lebhafter anregen.

— Das Atelier Schladitz in Berlin, Dorotheenstraße 32, eine bekannte
Unterrichtsanstalt für Zeichnen und Malen, die zum Studium auf der Kunst-
akademie vorbereitet, begeht am 1. September die Feier seines zehnjährigen
Bestehens.
 
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