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Deutsche Kunst.

49


neuen

dahin
eine
kleine

Aber diese kleine Farben-
skizze, die das Resultat
eines langen Cntwickelungs-
ganges ist, ist doch nichts
Anderes als der erste kleine
Schritt auf dem sonnen-
beschienenen Wege zum hohen
Genuß der alten und
Werke der Kunst.
wenn Jemand
gekommen ist, sich
wenn auch noch so
Skizze eines ordentlichen
Walers zu kaufen, so wird
er binnen kurzem erstaunt
sein, zu sehen, wie diese
andere nach sich zieht.
Versuche es Jemand,
und er wird gewahr werden,
daß Gemälde eine wunder-
liche Neigung haben, andere
zu versammeln. Besitzt ein

an sich zu ziehen und um sich
Haus nur ein einzigstes Gemälde, so ist das ein sicheres
Zeichen, daß dieses ererbt worden oder ein Geschenk ist und

Preise gar nicht so übel sei, ' . .
so hat man erstens nur eine
unumstößliche Wahrheit ge-
sagt, und zweitens die Wög-
lichkeit angebahnt, mit dem
Besitzer einevernünftigeUnter-
haltung anzufangen. Denn
nun kann erklärt werden, wie
diese Schilderten fabrizirt
werden, wie die Farben ohne
die geringste Berücksichtigung
von Licht und Schatten auf-
gelegt werden, und daß die
ganze Arbeit für den ge-
ringen Preis natürlich nur
nachlässig und schlecht ge-
macht werden kann, wolle
man aber 12 Schillinge dran
wenden, so könne man schon
ein Bild mit viel richtigerer
Zeichnung und schöneren
Farben bekommen. Ja — die Kunstfertigkeit werde größer und
größer; auf Bildern im Werth von einigen Kronen könne man
schon deutlich das ganze Takelwerk eines Schiffes und den

Wann am Steuer mit gelbem Südwester sehen.

nicht aus Interesse und Liebe zur Kunst erworben worden ist.

Ach, wenn man dazu doch die Wittel hätte!

Ja, es ist eine wunderliche Sache. Gehen Dir erst die
Augen richtig auf, so findest Du auch die nöthigen Schillinge.
Befriedigen Dich erst die Zweischillings- und auch die Zwölf-
schillingsbilder nicht mehr, so gehst Du bei vielen solchen vorbei,
ohne zu kaufen. Dadurch vergrößert sich Dein Kapital ganz
unversehens und eines schönen Tages findest Du, daß fünf
Kronen nicht zu viel sind für einen feinen Oeldruck mit Gold-
rahmen.

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Das bleibt nun für eine Weile der Höhepunkt, bis Du
immer wieder ganz ähnliche Exemplare in den Ladenfenstern
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Hat aber Jemand den Drang gefühlt, sich ein Bild anzuschaffen
und dieses nun täglich betrachtet und sich darüber gefreut, so ist
der Schritt, sich noch eins zu kaufen, so merkwürdig selbst-
verständlich, daß sich die Bilder um ihn sammeln, er weiß selbst
nicht wie.
Cs braucht keine so kostbare Passion zu fein, wie die Leute
siästs einbilden. Cs ist leicht, von den Walern zu kaufen, wenn
diese fühlen, daß sie einen Kunstliebhaber vor sich haben. Seine
Bilder zu verkaufen ist für den Künstler immer ein peinlicher
Punkt, da er so oft des Geldes wegen seine liebsten Kinder an
Wenschen ohne den geringsten Kunstsinn hingeben muß, bei denen
die Gemälde, die er aus seinem tiefsten Empfinden heraus gemalt
hat, nun als eine Gaal-Dekoration zu hängen bestimmt sind.
Dagegen ist es ein solcher Genuß für den Künstler, an einen
Bewunderer zu verkaufen, daß dadurch oft der geringere
Preis ausgewogen wird. Und dadurch eröffnet sich die Mög-
lichkeit für unvermögende Leute, bescheidene Stücke von echter
Kunst zur Freude und Bildung für sich und die Ihrigen zu
erwerben.
Run würde jedes Einzelnen Individualität und Bildungs-
stufe bestimmen, welche Gemälde sich bei ihm versammeln; und
vergeht darüber ein längerer Zeitraum, so wird man in seiner
Sammlung seine Entwickelung sich in guten und in schlechten
Bildern spiegeln sehen. Aber man hüte sich, über die schlechten
zu lachen und zu spotten, denn das find die theuer erkauften
ersten; diese häßlichen und altmodischen Bilder, die noch in dem
Hause hängen bleiben, wo später gute Gemälde erschienen, die
bezeichnen der Bildung erste Stufen. Cs nützt auch nichts, mit
dem Besitzer über ihren Werth zu streiten. In seinen Augen
bewahren sie die Erinnerung an die Freude, die er seiner Zeit
an ihnen hatte; und wenn er auch sehr gut sieht, daß sie weit
hinter dem Zurückbleiben, was sein jetzt entwickelter Kunstsinn von
einer Walerei verlangt, so wird er doch, wenn er ein kluger,
unabhängiger Wensch ist, die alten Bilder nicht aus seiner Stube
weisen. Denn es ist doch wirklich keine Schande, sich entwickelt
zu haben. Aber die übertriebene Furcht, sich in seiner Be-
wunderung zu irren, ist in Wirklichkeit eine Art wehlthau, die
auf den Kunstsinn fällt. An dieser Schwäche, in der viele gute
keime verkrüppeln, find die Waler zum großen Theil selber schuld,
gerade durch ihren Wangel an historischer Ehrerbietung, die sie
übersehen läßt, daß das Volk nothwendigerweise die Zwischen-
stadien durchmachen muß.
weder der Kunst noch dem Künstler wird mit dem Über-
springen der Entwicklungsstufen gedient sein. Gewiß kann man
durch die früher erwähnte Methode: „Verstehst Du das nicht, so
 
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