Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

mischt Minsk.

Beiblatt: Has Metier.
Zllustrirte Zeitschrift für das gesammte deutsche Kunstschaffen.

Zentral-Drgan deutscher Kunst und Künstler Vereine.

preis vierteljährlich 2.80 Mark.
Postzeitungsliste Nr. 1174.

perausgegsben von
Georg MalkowMp.
Schristleiiung und Verwaltung Berlin ^V.57, Zteimnehstr. 26.

Alle 14 Tage erscheint eine Nummer.
Inserate: 40 Pfennige für die 4 ge-
spaltene Nonpareille-Zeile.

Publikationsorgan des Deutschen Kunstvereins in Berlin, des Schlesischen Kunstvereins in Breslau, des Kunstvereins für das Großherzogthum Hessen in Darmstadt, des Anhaltischen Kunst-
vereins in Dessau, des Württembergschen Kunstvereins in Stuttgart, des Schleswig-Holsteinischen Kunstvereins in Kiel, der Kunstvereine in München, Oldenburg, Mannheim, Nürnberg, Gera
Altenburg, Llberfeld, Barmen, Bielefeld, Görlitz, Danzig, Königsberg, Stettin u. a.

Uv. 1«.

1 Marx 1899.

III. Jahrgang.

Altes Meißener Porzellan.
von Hans Marshall.


Vase aus der Rönigl. Porzellan-Manufaktur Meißen.

s kam den europäischen Potentaten am Ende des
17. Jahrhunderts theuer zu stehen, ihrem leuchtenden
Versailler Vorbild in der Pofhaltung nachzueifern.
Auch Beherrscher unscheinbarer Furstenthümer suchten sich
u In Louis XIV. zu drapiren und gefielen sich in den Allüren
des roi ciu soleil, mochten die Grenzen ihres Reiches auch eben
nur gerade Raum genug umfassen, um zur Erledigung der
Spazierfahrt auf eigenem Gebiete bleiben zu können. Zu den
kostspieligen Liebhabereien jener Imrstenhöfe gehörte auch der
Luxus einer Porzellansammlung. Cbinesische Pagoden mit ihrem
einfältigen Grinsen nicken aus der Vergangenheit zu uns her-
über als Typen jener Modelaune. von Oftasien war das Por-
zellan eingeführt worden und fand in Europa solchen Anklang,
daß es dem Golde gleich geschätzt wurde. Portugiesen, vene-
tianer und Holländer monopolisirten als Pauptvertreter des über-
seeischen Pandels die kostbare waare und schlugen kein geringes
Kapital aus ihrem Import. Sie hatten die Taxe ganz in ihren
pänden und bestimmten sie willkürlich als „porzellanene Schröpf-
köpfe", deren Treiben man je eher je lieber ein Ende gemacht
hätte. Der fürstliche Luxus kostete fürstliches Geld; um solches
zu erlangen, gab man noch mehr aus und unterstützte einen alten
Schwindel. Adepten brauten und kochten in ihren Laboratorien
und suchten das Transmutationspulvcr, um aus werthlosem Metall
Gold zu machen. Ist dieses auch alchemistischer Dunst geblieben,
so führte das Cxperimentiren eines Goldmachers doch zu einem
unerwarteten Resultate, durch das der Segen im Lande verblieb
und der Beginn einer für verschiedene Länder Europas unge-
mein wichtigen und zeitweise ergiebigen Industrie bezeichnet wird.
'Aus Berlin war ein Apothekerlehrling Ramens Johann Frie-
drich Böttger, den die Lektüre eines alchemistischen Buches von
pellmant zur Goldmacherei geführt hatte, nach Wittenberg ent-
flohen, denn auf eine Denunziation seines Lehrherrn hin mußte
er erwarten, vom Kurfürsten, nachmaligen Könige ,/riedrich
Wilhelm I., aufgeforöert zu werden, seine geheime Kunst zu er-
proben. Da er aber feines Erfolges keineswegs sicher war,
durfte er ein ähnliches Schicksal wie das des Goldmachers
ponaner befürchten, der 1597 in einem Kleide aus Goldstoff
an den Galgen gehängt worden war, weil er Eisenstangen nicht
hatte in Gold verwandeln können, wie er es dem Herzog Frie-
drich von Württemberg versprochen hatte. Da Böttger von
Preußen aus steckbrieflich verfolgt wurde und 1OOO Thaler auf
seinen Kopf gesetzt waren, nahm ihn der Amtmann Ryfsel in
Wittenberg gefangen, lieferte ihn aber dem Kurfürsten August
 
Annotationen