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rutscht Kunst.

Keiblait: Das Atelier.

Zllustrirte Zeitschrift für das gefanrmte deutsche Kunstschaffen
Lentral-Organ deutscher Kunst- und Künstler-Vereine.

preis vierteljährlich 2.80 Mark.
Postzeitungsliste Nr. U74.
Herausgegsben von
OlRR'g MAAssilliUöKp. Inserate: 40 Pfennige für die 4 ge-
Schrifkleitung und Verwaltung Berlin V/.57, Strinrnehstr. 26. walten- Nonpareille-Zeile.

Publikationsorgan des Deutschen Kunstvereins in Berlin, des Schlesischen Kunstvereins in Breslau, des knnstvereins für das Großherzogthum Hessen in Darmstadt, des Anhaltischen Kunst-
vereins in Dessau, des IVLrUembergijchen Kunstvereins in Stuttgart, des Schleswig-Holsteinischen Kunstvereins in kiel, der knnstvereine in München, Oldenburg, Mannheim, Nürnberg, Gera,

Ur. 14.

1 Juni 18SS

III. Jahrgang.

Radirungen weimarischer Künstler.

M
M

chon in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts ist einmal ein
achtenswertherversnch gemacht worden, die von bedeutenden
deutschen Künstlern schon mit Liebe und Erfolg gepflegte
graphische Kunst des Radirens zu popularisieren und

damit dem Publikum Fühlung zu geben mit dem Künstler in

umfassende Stoffgebiet. Wie das kleine Weimar, das dem tiefen
Verständnisse und der Opferfreudigkeit eines für alle höheren,
geistigen Interessen begeisterten Fürstenpaares eine schöne Rach-
blüthe seiner hohen kulturgeschichtlichen Bedeutung zu verdanken
hat, immer bestrebt war, auf dem Gebiete der Musik und des

unmittelbaren Aeußerungen seiner Ideen,
successiven Ausführung großer Gemälde
oft nur allzu viel verlieren von ihrer ur-
sprünglichen Frische. Leider aber war das
Kunstpublikum der vierziger Jahre zu einem
Verständnisse für die unverblümte, freie
Handschrift künstlerischer Persönlichkeit noch
nicht gereift und vermochte darum nicht,
der Ausdrucksfähigkeit einer schlichten, selbst-
ständigen kunstübungverständniß entgegen-
zubringen und das geringe Maß ihrer
Mittel als einen bedeutenden Vorzug an-
zuerkennen. Das von I. Buddeus IS4l
in Düsseldorf herausgegebene „Album
deutscher Künstler in Originalradierungen"
fand, obwohl tüchtige Maler wie Führich,
Jordan, von kobell, Lessing,
Preller und Schirmer an ihm be-
theiligt waren, nicht die verdiente 'Auf-
nahme. Wenn das lobenswerthe Unter-
nehmen auch an der Theilnahmelosigkeit
des Publikums scheiterte, so wirkte es in
Künstlerkreisen selbst doch anregend und
führte zunächst zur Gründung von Radier-
vereinen, die durch die ausschließliche ge-
meinsame pflege der freiesten und malerisch
wirksamsten graphischenkunst dieTechnik der

die bei der langsamen

Lheaters mit der


m. Thedy. Studienkopf.

Zeit zu gehen, so gingen auch seine vom
Großherzog Karl Alexander begründete
Kunstschule und die außerhalb derselben
dort thätigen Maler in unabhängigem
Weiterstreben vorwärts auf dem Wege,
auf dem Friedrich Preller die weima-
rische Kunst seiner Zeit zu einer anerkannten
Höhe geführt hatte. Schon Preller, der
Mitarbeiter des Budöeus'schen Albums
gewesen, hatte den Bestrebungen zur För-
derung der Originalradierung Boden be-
reitet. Sie wurden von Weimarischen Künst-
lern mit Freuden ausgenommen, als sie von
den zwei niederländischen Malern Linnig
zum Programm einer Vereinigung vorge-
schlagen wurden, und fanden zunächst ihre
Bethätigung mit der Gründung eines freien
Klubs, der zwei Mappen im Selbstverläge
der Künstler auf Theilung herausgab.
Aus diesem Klub heraus entwickelte sich
die IS79 gegründete und handelsgerichtlich
eingetragene „Gesellschaft für Radierkunst",
deren Protektorat der Großherzog über-
nahm. Das Unternehmen gedieh aber
nicht recht zur Lebensfähigkeit, so daß die
Gesellschaft schließlich vorzog, ihre Publi-
kationen, von denen der Gesammtbuch-

Radelkunst durch das wirksame pädagogische Mittel der Gegen-
seitigkeit in der Hand des Einzelnen bald zu einer besonders be-
vorzugten, auch für die Wiedergabe intimer Stimmungen ge-
eigneten Kunstübung ausbildeten. Mit den innerhalb des Radier-
klubs erzielten Resultaten konnte man als Vereine, die dem Ein-
zelnen Rückhalt boten, schon muthiger an die Öffentlichkeit
treten. Der Düsseldorfer Radierklub und der „Verein für
Originalradierung" in Berlin gaben ihre Hefte heraus, Samm-
lungen von kleineren und größeren Blättern, gleich mannigfaltig
und interessant durch die verschieöentliche Ausdrucksweise der
künstlerischen Individualität wie das trotz einer augenscheinlichen
Bevorzugung der Landschaft doch die ganze Lrscheinungswelt

handel nur acht Exemplare bezogen haben soll, eine Zeit
lang einzustellen. In den neunziger Jahren erschienen wieder-
einige Mappen im Selbstverläge der Künstler und wurden auf
den Titel des Protektorates hin vertrieben. Die Bestimmung, in
weiteren Kreisen das Interesse und Verständniß für Radierkunst
zu wecken und zu fördern, scheinen die damaligen Publikationen
der Weimarischen Gesellschaft nicht gehabt zu haben, sie waren
zu theuer, um im eigentlichen Sinne populär zu werden, und
jedenfalls auch nur für einen kleineren kreis auserwählter Inter-
essenten berechnet. Allein der Preis des Werkes, das sich bet
einem Umfange von 14O Originalradierungen auf 24O Mark
stellte, beschränkte seinen Absatz. Erst seit Ende vorigen Jahres
 
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