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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 30,4.1917

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Heft 20 (2. Juliheft 1917)
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14298#0092
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terurrg der letzten Kanzlerworte in
ver Neuen Zürcher Zeitung ver-
öffentlicht, die mit den weitestge--
henden französischen Umarbeitungen
deutscher Aussagen Schritt hielt.
Die „Münchner Post^ druckte den
Artikel mit Beifall ab. Will dieses
früher maßvoll und mit Weisheit
geleitete Blatt den Stockholmer Frie«
densbestrebungen damit dienen, daß
es sich bemüht, die deutsche Frie-
denspolitik als unaufrichtig darzu«
stellen? Ein Erfolg des tzohenlohe--
schen Artikels war, daß Rene
d'Aral im „Gaulois^ vom h 6. p
vorschlug, den Artikel dieses „deut--
schen Prinzen" in den Gängen des
franz ö s is ch en Abgeordnetenh aus es
anzuschlagen, „damit ihn unsre so--
zialistischen Kollegen lesen, die sich
zur Reise nach Stockholm rüsten^.

Ls wäre nun bei so viel Ein--
dringlichkeit der Wortbelehrung von
großem Wert, wenn die Züricher
tzerrn auch die Tat eines guten
Beispiels hinzufügen würden, indem
sie einiges Bewußtsein davon ver--
raten, was ihre Art von Gerechtig--
keitspflege auf uns für einen Ein-
druck machen muß. Insonderheit
auf die unter uns, auf welche ihre
Belehrung berechnet ist. Wenn et--
was geeignet ist, sie in ihrer irrigen
Meinung zu bestärken, so muß es
die Wahrnehmung sein, wie die
ihnen geltenpen Lehren der Frie--
densfreunde auf die chauvinistischen
Epileptiker drüben wirken. Denn
diese Art Kranke stecken sich immer
gegenseitig an.

Ich gebe nun zur Bequemlichkeit
dieser lehrreichen Beutralen einige
Beispiele davon, wie die Bachgie--
bigkeit, die sie uns ans tzerz legen,
bisher von ihnen selbst, geschweige
von unseren Feinden beantwortet
worden ist. Sie mögen die psycho--
logische Rückwirkung daraus auf die
unter uns nachrechnen, die sie zu
weiterer Rachgiebigkeit zu bewegen
wünschen.

Im Dezember vorigen Iahres
machten die Mittelmächte einen
Friedensvorschlag. Die Entente ant--
wortete mit einem Kriegsgeheul und
stellte Ziele auf von damals noch
überraschender Unverfrorenheit. Eine
Weile schienen selbst die Reutralen
erschrocken. Nicht lange, so hatten
sie entdeckt, daß doch die Entente
immerhin ihre Kriegsziele wenig--
stens genannt habe, der Vierbund
die seinigen nicht; und so seien
doch wieder die Mittelmächte — die
hundertmal versichert hatten, daß sie
lediglich einen Verteidigungskrieg
führten — schuld am Weitermorden.
Rnd die „Liberte" vom 23. 5. kann
zu Ribots Worten: „Will Deutsch--
land sich auf keinen Frieden mit
Restitutionen, Entschädigungen und
Garantien einlassen, so werden wir
es dazu zu zwingen wissen^, aw-
merken, damit halte die Regierung
sich an den Londoner Vertrag und
die Antwort des Verbandes an Wil--
son, in deren Verfolg Ame--
rika in den Krieg eintrat.

Dieses Amerika war reich gewor--
den vom „Dampf der Opfer", der
Leiber, in denen die Lusitaniagra--
naten wühlten. Der Krieg drohte
trotzdem auszugehen. Lieber sprang
es unter ungeheuerlichen Verrenkun--
gen der Logik selbst ein, um die
sinkende tzoffnung zu beleben. Alle
Neutralen wurden nun mit Daum--
schrauben bedroht. Sie sind zum
Teil bereits angelegt. Anter der
Wirkung der englischen winden sie
sich längst. Run auch unter de--
nen des Friedenshorts der Mil--
liardäre und Trustmagnaten. Man
hört als Antwort stärkere Mahnun--
gen — an Deutschland.

Als zur Stockholmer Konferenz
eingeladen wurde, sagten die So--
zialdemokraten der Mittelmächte so--
fort zu und ihre Regierungen stell--
ten allen ihren Richtungen Pässe
aus. Die sozialistischen Mehrheiten
in England und Frankreich sagten
 
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