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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Staatliche Museen zu Berlin [Hrsg.]; Knackfuss, Hubert [Bearb.]; Wiegand, Theodor <Prof. Dr. phil.> [Bearb.]
Didyma (Abt. 1, Bd. 1): Textband — Berlin, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.30744#0043
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mit schwarzen Kanten und Gehrungsfugen angedeutete
Marmorleistenverkleidung zeigten (Z 138/K, G Tf. 5).
An der Südostecke der Südwand endlich fanden sich ge-
ringe Reste gelber Ranken oder Bänder auf grauem
Grund, ebenfalls über einem horizontalen weißen, schwarz-
gerändertenRahmenhand und braunemStreifen (Z 138/D
Tf. 5). Irgendwelche Reste, die auf figürliche Ausmalung
der zweiten Kirche deuten würden, sind nicht gefunden
worden.

Ein sehr unklares Bild bietet der Befund des Zustandes
der Seitenschiffe der ursprünglichen Kirche und der
nehen denselben gclegenen Hofräume nach dem Umbau,
zumal hier offenbar mancherlei aufeinanderfolgende
Änderungen stattgefunden haben, bis nach dem Einsturz
auch der erneuerten Kirche das Netz von Hausmauern
der hei der kleinenKapelle gelegenenletztenBesiedelung
alles übersponnen und verwirrt hat.

Nachdem die tonnengewölbten Adytongänge und deren
Vorkammern zu Zisternen umgebaut waren, kamen sie
als Zugänge zu der Kirche nicht mehr in Betracht, und die
einzige Möglichkeit, in dieselbe zu gelangen, bot der Weg
aus der Türe des Zweisäulensaales über die Freitreppe
durch die neben der Apsis in den östlichen Stirnwänden
der ehemaligen Seitenschiffe gelegenenTüren. Durchdiese
betrat man die — durch die nunmehr geschlossenen, an
Stelle der Arkaden errichteten Wände — von der Kirche
getrennten, den Platz der Seitenschiffe einnehmenden
Räume. Die alten Außenmauern der Seitenschiffe hatten
offenbar zum großen Teil dem Erdbeben standgehalten,
da dieselben bei der Ausgrabung im Norden noch eine
Höhe bis zu 2,15 m und im Süden eine solche von 1,70 m
zeigten. Als Zugänge zur Kirche wurden jedenfalls beide
ehemaligen Seitensdiiffe verwendet, aber sie wurden für
diesen Zweck in ganz verschiedener Weise ausgestaltet.
Das nördliche Seitenschiff (Z 131 Tf. 3), von dem aus der
heilige Brunnen zugänglich war, stand durch vier Türen
mit dem Kirchenraum und dem ehemaligen Narthex in
Verbindung. Es scheint so eine als Narthex der Nord-
wand vorgelagerte Vorhalle oder auch eine Art Parek-
klesion gebildet zu haben, durch welches man die Kirche
unmittelbar betreten konnte. Bei der Ausgrabung zeigte
sidi jedoch dieser Raum durch fünf Querwände in sechs
Kammern von verschiedener von Osten nach Westen
3,00 m, 4.00 m, 3,00 m, 2,84 m, 9,77 m und 2,44 m
messender Länge geteilt. Die 0,46 m bis 0,60 m starken
Wände warenausBruchstein inLehmmörtel erbaut, daher
nur schlecht und in geringer Höhe erhalten, und un-
gefähr in Höhe des Kirchenbodens ohne Fundamente
aufgesetzt; Verbindungstüren enthielten sie nicht, mit
Ausnahme der zweiten Mauer von Osten, die nur als
Zungenmauer gebildet war, so daß sie an der Arkaden-
wand einen etwa 1,30 m breiten Durchgang frei Iieß
(F139 Tf. 66). Die östlichste, selir zerstörte Mauer zeigte
den ähnlichen Befund einer nach Norden gerichteten
Zungenmauer, wobci es aber zweifelhaft hleibt, ob diese
Form nicht lediglich die Folge der Zerstörung ist. Das
Fehlen der Verbindungstüren sowie derUmstand, daß die
durch die Arkadenmauer in die Kirdie führenden Türen
in verschiedener, zum Teil sehr schlechter Technik ver-
mauert waren undnurdieBrunnentüre offenblieb, aberin
ihrem unteren Teil ebenfalls durch die hochkant gestellte
Platte, offenbar als Stütze gegen eine höhere Fußboden-

lage im Seitenschiff, verstellt wurde, ist wohl nur so zu
deuten, daß diese Quermauern einer späteren Periode als
dem Kirchenneubau angehören, und daß ihre Errichtung
eine Aufhöhung des Bodens voraussetzt. Die erhaltenen
Mauerteile stellen daher wesentlidi nur Fundamente dar,
üher denen erst die Verbindungstüren lagen. Dazu paßt,
daß auch in dem zwisdien der Außenwand des Seiten-
schiffs und derTempelwand verbliebenen Hofraum sich vier
ähnliche, nur etwa 0,30 m höher fundierte Querwände
vorfanden, deren westlichste durchlaufend die Flucht der
inneren östlichen Narthexwand aufnahm, während die
drei anderen als an die Tempelwand anschließende Zungen-
wände drei, also inVerbindung stehende kleineKammern
abtrennten. Zu denselben späten baulichen Änderungen
gehört endlich eine neueTüre, die in die Seitenschiffwand
in der dritten Seitenschiffkammer — vonWesten gezählt —
eingebrochen ist und deren Schwellhöhe etwa 0,80 m
über dem alten Kirchenboden liegt (F 139 Tf. 66).
Ilatte also das Seitenschiff zuerst nach dem Wiederaufbau
der Kirche in seiner ganzen Länge als seitliche Vorhalle
gedient, so ist dasselbe dann in einer späteren Epoche,
vielleicht in Verbindung mit der Anlage oder Vergrößerung
einer klösterlichen Besiedlung, in einzelne Wohnzellen
und sonstige Räume abgeteilt worden, zu welchem Zweck
auch der Hofraum zum Teil herangezogen werden mußte,
womit wohl eine Erhöhung des Bodens im Seitenschiff
auf das schon früher nadi dem Kircheneinsturz hölier
gelegene Niveau des Seitenhofes verbunden war.

Damit hörte die unmittelbare Zugänglichkeit der Kirche
von der Nordseite her auf, und diese war nur von Westen
durch den Haupteingang betrethar, der allein durch das
ebenfalls stark verbaute südliche Seitenschiff erreicht
werden konnte. Das südliche Seitenschiff war nach dem
Kirchenneubau offenbar als einheitlidierüberdachteroder
vielleicht auch offener, den eigentlichen Zugang zur West-
seite bildender Durchgang bestehen geblieben; aber als-
hald wurde dieserRaum, etwa gleichzeitig mitdemUmbau
des Nordschiffes, ebenso wie der südlich anschließende
Hof, für Wirtschaftszwecke der Klostersiedlung in An-
spruch genommen. In seinem östlichen Teil, ungefähr
6,50 m von derOstwand des Seitenschiffes entfernt, wurde
ein Backofen eingebaut, dessen gut erhaltene Reste einen
1,53 m zu 1,42 m großen rechteckigen Innenraum mit
nach Westen gerichteter, an die Nordwand des Ofens ver-
schobener, 0,42 m breiter Einschuböffnung zeigten (F 140
Tf. 73). Während die Mauern des Ofens außen aus Bruch-
steinen hestanden, liatten sie gegen den Ofenraum eine
etwa V4 m starke Verkleidung aus Bruchstüdcen byzanti-
nischer Dachziegel, die in der Form von opus spicatum
mit zwischenliegenden horizontalen Bändern in Lehm-
mörtel vermauert waren.

In dem zwischen dem Ofen und der Arkadenmauer ver-
hleibenden 1,09 m hreiten Raum fanden sich, in Gestall
von vier Stufen, die Reste einer unregelmäßig, aus ver-
schiedenen Kalkstein- undMarmorstücken gebauten, nacli
Osten ansteigenden Treppe, die zeigt, daß der östlichste
Teil des Seitenschiffes hinter dem Ofen offenbar his zur
SchwellenhöhedervonOstensichöffnendenTüreaufgehöht
war. Der durch diese Türe Eintretende befand sich also
zunächst auf einem ebenen, podestartigen Platz hinter
dem Ofen, und erst über die Stufen neben letzterem er-
reichte er das tiefere Niveau des Seitenschiffes.

Späterer Zustand
des ehemaligen
nördl. Seitensdiiffes

Verschiedene
Einbauten
in den früheren
Seitenschiffen

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