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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 7.1890

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Die Kirchen, Kapellen, Klöster und Klosterhöfe Ulms, [7]: eine historische Skizze
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Renz, Gustav Adolf: Archivalien des ehem. Cistercienser-Nonnenklosters Baindt bei Weingarten, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20201#0030
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26

Außer dem Reicheuauer- und Bebeuhauserhof gab es
noch einen Elchingerhof. Das Benediktinerkloster in Ober-
elchingen erwarb das Haus des Patriziers Konzelmann in der
Frauengasse gegenüber dem Oberamt als Klosterhof. Dieser
ist besonders dadnrch berühmt geworden, daß in ihm im 16.
Jahrhundert und später die Post war, da viele Jahre lang
für die Kaiserliche Reichspost die eigentliche Station nicht in
Ulm, sondern in Oberelchingen mit einem Posthalter und Post-
stall sich befand. Kaiser Karl V. hatte eine reitende Post
von den Niederlanden nach Augsburg und von da nach Tirol
eingerichtet. Sie ging von Altenstadt, wo ein Postmeister war,
über Westerstetten, Bernstatt, an Göttingen vorbei nach Ober-
elchingen. Von da ging der Postweg über Weissingen und
Leipheim nach Günzburg. Ulm war somit ganz auf die Seite
gesetzt. Im Jahre 1642 verlegte der Reichöpostmeister Taxis
die Posthalterei nach Unterelchingen. Solange nun die Post
in Oberelchingen bestand, wurde von Ulm aus wöchentlich
zwei- bis dreimal ein Metzger als Postreiter nach Oberelchingen
geschickt, welcher die Briefe vom Elchingerhof aus zu über-
bringen und abzuholen hatte. Erst im Jahre 1690 erhielt
Ulm ein eigenes Postamt. Als Kuriosum ist anzuführen, daß
der Rat 1643 im dreißigjährigen Kriege geboten hat, daß alle
Papisten, welche sich in die Stadt geflüchtet haben und nicht
zur Ulmer Herrschaft gehöreu, innerhalb acht Tagen die Stadt
verlassen müssen. Als dieser Ukas des Rates publiziert wurde,
befand sich gerade auch der Prälat von Elchingen in seinem
Klosterhof, in den er sich vor den Schweden geflüchtet. Er
mußte sein Eigentum mit Sack und Pack verlassen.
Wie Elchingen, so hatte auch das Kloster Wiblingen einen
Hof in Ulm. Derselbe war im Anfang da, wo jetzt die Bierbrauerei
zum „Herrenkeller" sich befindet. Im Jahre 1636 erwarb
ihn die Stadt, um dort eine Brauerei in eigener Regie zu
betreiben, indem sie dem Kloster Wiblingen ein Haus in der
Nähe des Neuthors abtrat und 300 Gulden bar gab. So
kam der Wiblingerhof in das Haus, in das später die katho-
lische Schule verlegt wurde. Dort hat er dadurch eine
traurige Berühmtheit erlangt, daß in ihm 1805 die Besprech-
ung wegen der Uebergabe Ulms an Napoleon stattfand und
die Kapitulationsbestimmungen zwischen dem österreichischen
General Fürsten Liechtenstein und dem französischen Marschall
Berthier festgesetzt wurden.
Der Hof des Prämonstratenserstifts Roggenburg war
neben dem Wiblingerhof, so lange sich dieser noch in der
Herrenkellergasse befand. Im Jahr 1699 war dort Haus-
vogt der protestantische Schneider Jakob Heinrich May. Eines
Tages kam sein zwölfjähriges Töchterlein nach Hanse. Die
Mutter sah auf seiner Stirne ein schwarzes Kreuz und an
den Gliedern mehrere schwarze Striche, die bald vergingen,
bald wieder sich zeigten. Die Eltern zogen nun mit dem
Kinde in den benachbarten Klöstern umher und bekamen viel
Geld. Der Magistrat ließ das Kind untersuchen, ins Findel-
haus bringen und beobachten. Der Betrug kam auf. Der
Vater wurde sieben Tage eingesperrt, zog dann nach Augs-
burg und wurde mit seiner Familie katholisch, lieber den
Spuk selbst wurde für und wider viel geschrieben.
Der Hof des Klosters Ochsenhausen wurde schon 1646
von der Stadt angekauft und ist jetzt das Hintergebäude der
K. Kreisregierung.
Der Klosterhof des adeligen Benediktinerinnenstifts Ur-
spring bei Schelklingen war in der Kohlgasse, wo jetzt das
Haus des Kaufmanns Mack ist. Berühmt wurde dieser Hof
durch Margareta Menterin vuI§o Baurengret, Frau des
Hausvogts. Sie verkehrte viel im Wengenkloster, wo sie

einen geistlichen Sohn hatte. Da sie im dreißigjährigen
sehr rührig war für die katholische Sache und der
schwörnng gegen die protestantische Bevölkerung Ulms bezt
tigt wurde, richtete sich der Volksunwille gegen sie. Nel'I
anderen Klosterhöfen wurde auch der Urspriugerhof durchswft
Dort wurde die Menterin unter einer Bettlade versteckt ist"
funden und sogleich in den Turm gebracht, aus dem sie nKI
kurzer Zeit entlassen wurde. Sie war ein unternehmendst
mutvolles Weib. Einen Leinwandhandel betreibend ritt b
auf die Messe in Nördlingen und Nürnberg. Es wird
ihr gerühmt, daß sie sehr wohlthätig gegen die Armen iK
wesen sei.
Schließlich sind noch zwei Klosterhöfe zu erwähn^
welche beide Cistereienserklöstern angehörten, nämlich dck
Kloster Kaisersheim bei Donanwörth und dem Kloster Salck
auf dem Heiligenberg. Der erstere stand da, wo jetzt dlst
Oberamt ist, der letztere da, wo bis zum Jahre 1856 ^
Post sich befand.
Längst besteht kein Kloster mehr in Ulm und le»
Klosterhof.
nede3 82crn8 püetns construxit nvorum,
11n8 mnln x>osteritn3 de8trrixit more luporrim.
Vor bald 35 Jahren aber ist ein Klosterhöflein in ^
Stadt gekommen, klein und bescheiden, schämig und schrickst^
wie die Jungfrauen, die es bewohnen, gleichsam versteckt E
verirrt in einem schmalen Gänglein. Es ist die Wohnillh
barmherziger Schwestern und Töchter des hl. Franziskus, jft
dem Mutterhaus iu Reute bei Waldsee angehören. Zxt
Unterschied der Konfession bieten sie jedem, der ihre
begehrt, ihr internationales Opferleben. Droben auf
Gottesacker des Mutterhauses schläft manche Schwester ^
süßem Frieden, die in Ulm, sei es in der Pflege der rwb
kranken Franzosen, sei es in der Abwart typhnskranker ftt,
sonen der Stadt, ihr Siechtum geholt und in Ausübung t
christlichen Charitas ihre Gesundheit und ihr jugendlnd
Leben zum Opfer gebracht haben. Es gereicht den KaN^
liken der Stadt zur Genugtuung, im Gegensatz zu deu uiftol
ZöUinZ-enses aus diese uinones oder vielmehr cduritnst^
Olnrenses der neueren und neuesten Zeit Hinweisen ^
können. Möge die werkthätige Liebe dieser Schwestern ^
eine dein Himmel entstammte Braut noch viele, viele
den Bewohnern Ulms großen und reichen leiblichen und S
fügen Trost bringen. ft Schnr^'

Nrchivalien des ehern. Cistereienser-Nomreü'
Klosters Baindt der Weingarten.

Geordnet und bearbeitet von Renz in Regensbnrg.
(Fortsetzung.)

Kt

1241. Jan. 3. Baindt. Bischof Heinrich von
stanz tut anläßlich der von ihm an diesem Tage vollzog^,,
Kirchenweihnng zu Baindt kund, daß Schenk Konrad t
Winterstetten die Pfarrkirche zu Baindt für den
Wittum gehörigen Grund und Boden, welchen er für die ^
banung des dortigen Cistercienserinnenklosters bestimmt, gsts
einem bischöflichen Ausspruche durch die Hälfte eines
in der Burg zu Altdorf entschädigt habe. — ^rct. npud
n. N"EE°XOI°., III". non. ^an., pre8. venernd. öertüo
ndbnte de 8n1em, de Wine§arten, de ^irvirviltun n
tibu8; de Uotlm, de ^u§in, de iVlnrtello, de Zorecll
p>03iti8, Uurcünrdo decano Eon3tancien8i, iVla§i8tro
8col28tieo; Oberüardo 3.3tex>üani prepomto, Nn§i8tro ^ u-
notnrio no8tro. Oe laicm p>re8. erant: Lvnrndrw de
 
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