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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 7.1890

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Beck, Paul A.: Zum Ulmer Münsterjubiläum 1890. Die Altäre und Pfründen im Ulmer Münster, [1]: ein Beitrag zur vorreformatorischen Geschichte desselben
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https://doi.org/10.11588/diglit.20201#0060
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56

Otto R., Minister, fungiert als Zeuge in dem Verkanfsbrief,
als Graf Eberhard von Württemberg im Jahre 1281 das
Dorf und Schloß Ehrenstein im Blauthal mit allen Znbe-
hörden, Kirchensatz, Kapelle, die Vogtei zu Harthausen, den
Maierhof zu Mähringen an das Klarisfinnenkloster Söflingen
um 240 Psd. Silber in Gegenwart des römischen Königs
Rudolf verkaufte. — Herm. Roth, genannt Rufus, soll im
Jahre 1370 die Kapelle zu St. Leonhard auf dem Gries H
gestiftet haben. Heinrich N. von Schreckensteins Witwe,
verkaufte im Jahre 1370 ihr Haus und Hofraithe zu Ulm
an das Cistercienferkloster Kaisersheim, woraus daun der Kai-
sersheimerhof entstand. — Im Jahre 1372 stiftete die Noth'sche
Familie die im Jahre 1592 durch Herm. N. restaurierte
Heiliggeistkirche beim Spital zu Ulm (mit einer fetten Pfründe),
welche leider im Jahre 1819 wegen Baufälligkeit abgetragen
wurde. Dem Heiliggeistpfarrer war im Jahre 1446 das
Recht eingeräumt, den neuerwählteu Propst im Augustiner-
kloster zu den Wengen in Ulm autoritäre 8ummi pontillcis
tanc^uam commis53riu8 ax>03tolieu3 zu konfirmieren und in
seine Würde einzuführen. Stephan N-, um 1383 Hospital-
pfleger, ist einer von den vieren, die zur Leitung des Baues
der Kapelle, sogenannten Allerheiligen-, bezw. Mariä Mag-
dalena-Kapelle, im Jahre 1372 berufen waren, welche über
dem Grabhügel der in der Fehde gegen Graf Eberhard von
Württemberg zu Altheim erschlagenen und auf den Ulmer
Kirchhof übertragenen städtischen Krieger auf dem Kirchhof
errichtet wurde. — Wolfhard Roth war um 1282
Domherr, l288—1300 Bischof in Augsburg. Hans Roth
war im Jahre 1456 Münsterpfleger. Johannes!
Roth, Or. von Ulm, war um 1484 Dekanus in Breslau;
ein Johann Roth soll Bischof zu Löwen (Lavant?!) ge-
wesen sein. Konrad Roth, Sohn des Stephan Roth,
Hermann Roth waren im 16. Jahrhundert Domherrn zu
Augsburg. Wilhelm Roth, Priester, wurde im Jahre
1510 auf den St. Georgaltar in der Münsterpfarrkirche von
Wilhelm Echinger präsentiert. Johann Wilhelm Roth
von Reutti (ch daselbst 1684) stiftete zu feinem und seiner
Frauen Seelenheil eine jährliche Messe ins Wengenkloster;
desgleichen 1692 Johannes Kaspar Roth. Außerdem
hatte diese Familie ein schönes Fenster, „das fünfte auf der
Seite gegen Mittag, vom Chor au gerechnet," ins Münster
gestiftet. Das Andenken dieses um das Ulmische Gemeinwesen
hochverdienten Geschlechtes wird in Ulm noch durch verschie-
dene Stiftungen erhalten.
Ueber die ältere Geschichte des Roth'schen Geschlechtes
s. K. Jäger, „Ulm im Mittelalter" „Einiges zur Geschlechter-
geschichte" 758—763 und Presfel a. a. O. „Nachrichten über
das Ulmer Archiv".
23. Maister Heinrich Ray fers Altar.
Standort nicht weit von der Roth'scheu Faunlienkapelle.
Die Rayser waren eine alte, in Ulm längst nicht mehr vor-
kommende oberschwäbische angesehene Familie, von welcher der
im Jahre 1853 zu Augsburg verstorbene als Altertums- und Ge-
schichtsforscher rühmlichst bekannte bayerische Regierungsdirektor
^ohann N ep o m. Franz Anton Raiser abstammen
soll. Der von (dem im Jahre 1379 ch) Heinrich Rayser ge-
stiftete Münsteraltar war Unserer Frauen, St. Christoph, dem
Märtyrer, und allen hl. Märtyrern geweiht und trug folgende

Inschrift I T^nuo Oni lVIGEEUXXVIll Eal. iVlurcü OotatuM
e3t lroc Altäre, in Ironorem 3tae TVnnae et omnium
tirum in remeckirim animarum jsollannm Ooctorm p^orrust
in Olma Huinriei Ulrmici ibickem, et Guuracki äoctol^
p)/orum in Uotrvila lractrum cloctorum U. 2^8 er 6e ryst
linken (!), 3uorrilnhue x>ro§enitorurn et uxorurn. HienK)
würden die Rayser von der (damals österreichisch gewesenem
oberschwäbischeu Donaustadt Nied lingen (nicht Reutlingem
abstammen! Der Physikns Heinrich Rayser hatte zwei SöhN'
Sigmund (im Jahr 1459 ch und beim Naiseraltar begraben)'
und Hans; Sigmund Rayser hatte eine mit Heinr'^
Herwort verehelichte Tochter Barbara, welche im JmP
1514 verstarb und ebenfalls beim Naiseraltar beigesetzt wordesl
sein soll; ein anderer Hans Rayser lebte um 1378.
Rayser standen damals in verwandtschaftlichen Beziehung^
zu den angesehensten Ulmer Geschlechtern; so war AnN
Rayser die Gattin des Ulrich Löwen ans dem grünes
Hof, deren Tochter Ursula die Gemahlin des Klan
Un gelt er (um 1455). Eine andere (1512 st) AniE
Rayser war mit Martin Ehinger, Hartmann II. SohW
eine Helena Rayser mit Johann Christoph Krass
verehelicht.

24. Der Altar inn der Sacristey,
welcher von Frik-Haffner nicht allgeführt wird. Wie in all^
großen Kirchen (namentlich den Kathedralen) des Mittelalte^
war in der in der Form einer Kapelle gehaltenen Ul>^
Münstersakristei voll Anfang all ein Altar aufgestellt, wemst
vielleicht von der Baupflege angeschafft worden ist. --Z.
Vollendung und Ausbau der Sakristei hat indes ein Ulms
Kupferschmied — vielleicht also auch der Stifter des SakristO'
altares — sehr viel beigetragen, nämlich: Claus Lie '
den man nennt Kalckschmid 1452. Zur Zeit birgt ^
Münstersakristei H ein wahres Kleinod voll einem
altärchen aus dem Jahre 1484, welches dem Martin Säst'
gauer zugeschrieben wird. — Ein moderner einfacher 2llt
ist jetzt in der Sakristei aufgestellt. Aus alter Zell
man in dieser Sakristei eine eiserne (vielleicht voll S>ch"h
Lobershof gefertigte) Schrankthüre mit der Aufschrift I
Minuskel: c1au8ura 3acerckotum, wohl ans dem Jahre l^.j
in welchem Jahre der Ulmische Klerus eine PriesterbnllsZ
schast bildete und zu diesem Zwecke eine Klausur
same Kaste) in die Sakristei der Pfarrkirche machte, WM
drei Vertranenspersonen aus seiner Mitte die Schlüssel h^
(zu vgl. Pressel, Münsterfestschrift, S. 36.).

25. Des Siechenmaysters Altar.
Standort an einer Seitenwand, ohne solche näher bcg'W
neu zu köunen. — Mit dem 14. Jahrhundert waren Z"
wie anderwärts neben dem Hospital auch noch die Siechs^
Häuser aufgekommen, deren es in Ulm mindestens 3, wo
mehr gab, nämlich „die armen Siechen am Gries", 'I-
Feldsiechen zu St. Leonhard", die „Siechen zu St. Kathari^
es wurde dann wieder zwischen den Siechen lind Sow .
siechen (und unter letzteren zwischen armen und reichen Sim)
unterschieden.
(Fortsetzung folgt.)
0 Unter anderen neben 8 aus dem Wengenklosier staM-ne^''
der Zcitblom'schen Schule angehörigen wertvollen Tafeln.

zu,em

') Eine zweite Leonhardskapellc scheint beim Kirchhof gestanden

lvegen Ausgabe einer Doppeliinmmer wird die regelmäßig
läge zum „Diözesan-Archiv" erst Nr. ^5 beigelegt.


Stuttgart, Buchdrnckerei der Aktiengesellschaft „Deutsches Volksblatt".
 
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