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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 13.1895

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Beck, Paul A.: Schwäbische Biographien
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https://doi.org/10.11588/diglit.15914#0027
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19

predigen. Im Herbst 1286 finden wir den
streitbaren Kirchenfürsten im Feldlager-
König Rudolphs vor Stuttgart. Letzterer
lag nämlich damals in Fehde mit dem
Grafen Eberhard III. von Württemberg
und dessen Bundesgenossen Grafen Ulrich
von Helfenstein, dem Grafen Friedrich von
Zollern und Konrad von Landau und ging
von Eßlingen aus den allezeit in der Not
bereiten Helfer nm Herbeiführung von
HilfStrnppen an. Bereit wie immer, seinem
königlichen Herrn beiznstehen, stieß Heinrich
mit dem gewünschten Succurs gegen Ende
Oktober, nachdem die Belagerung Stutt-
garts bereits nahezu einen Monat ge-
dauert hatte, zu Rudolph und blieb bei
ihm bis nach der drei Wochen später erfolgten
Uebergabe Stuttgarts. Bei der hieraus
am 10. November 1286 geschlossenen Sühne
wurde n. a. bedungen, daß Graf Eber-
hard die Stadt dem Könige ausliefere,
nm deren Mauern zu brechen; weiter Graf
Friedrich von Zollern habe dem Könige
Schadenersatz zu leisten, wie der Erz-
bischof und der Burggraf Friedrich von
Nürnberg bestimmen würden. Am darauf-
folgenden Tage, als durch Brechung der
Mauern Stuttgarts dem ersteil Artikel des
Snhnevertrages Genüge geleistet war, hob
der König das Lager auf und begab sich
zunächst wieder »ach Eßlingen, von wo er
dann zwölf Tage später nach Speier auf-
bracb. An der bald darauf im Frühjahre
1287 zu Würzbnrg stattgehabten Reichs-
tircheuversammlung (Nationalkonzil) be-
teiligte sich Heinrich in hervorragender
Weise. Auf derselben war bekanntlich ein
großer Tumult entstanden, weil ein an-
wesender päpstlicher Legat von den Prä-
laten für die nächsten vier bis fünf Jahre
den Zehnten ihrer Einkünfte verlangte.
Diesem Begehren war namentlich Heinrichs
nicht minder berühmter Landsmann, Ordens-
und Zeitgenosse Konrad, zugenannt Probus,
seit 1279 Bischof von Toul (geboren in
der ersten Hälfte des dreizehnten Jahr-
hunderts ebenfalls in Jsny, nicht in
Tübingen, wie von anderer Seite angegeben
wird, gestorben im Jahr 1302), welcher
wahrscheinlich durch Heinrichs Vermittlung
gleichfalls von König Rudolph mehrfach
diplomatisch verwendet wurde, mit Heftig-
keit enlgegengctreten. Die Aufregung dar-
über erreichte einen solchen Grad, daß der

Legat in Todesgefahr geriet, welcher er nur
dnrch den starken Schutz des Königs ent-
ging. Im Herbst des Jahres 1287 be-
gegnen wir dem Kirchenfürsten nochmals
im Heerlager Rndolphs vor Stuttgart.
Letzterer war nämlich neuerdings gegen
den Grafen Eberhard von Württemberg
zu Felde gezogen, da derselbe wider sein
ihm gegebenes Wort Stuttgart wieder mit
Mauern befestigt und mit seinen Ver-
bündeten sich gegen ihn erhoben hatte. Der
König zog im Sommer ans dem Elsaß
her zunächst auf Ulm, und sodann mit
dem Reichsaufgebot nach Eßlingen. Von
hier ans begann er seine kriegerischen Ope-
rationen und zwar mit so günstigem Er-
folge, daß er bald Cannstatt mit sechs
Burgen nm Stuttgart herum in seine Ge-
walt brachte. Hierauf nuteruahm er über
Beutelsbach einen Abstecher nach Geislingen
und zwang den in' seiner Feste belagerten
Grafen Ulrich von Helfenstein zur Ueber-
gabe. Auch die übrigen Verbündeten Eber-
hards waren nm diese Zeit bereits über-
wältigt, so daß sich Eberhard nicht länger
halten konnte, sondern sich der Gnade des
Königs ergeben mußte. Heiurich, der sich
auf Ruf des Königs in der Folge dann
auch einfand und mit diesem sich nach Eß-
lingen begab, brachte daselbst zwischen
dem König und Grafen einen Sühnever-
trag zu stände und hat dadurch dem Hause
Württemberg einen wichtigen Dienst ge-
leistet, da eine Fortsetzung des Kampfes
nunmehr für den Grafen und sein Hans
verhängnisvoll geworden wäre. Auf dem
Heimwege nach Mainz verweilten König
und Bischof noch etwas in Heilbronn.
Die großen Staatsaktionen ließen ihn
indes, wenn auch, wie nicht zu leugnen ist,
in ihm der Staatsmann den Bischof überwog,
seinen eigentlichen Beruf nicht vergessen;
nicht nur ließ er sich die Hebung der kirch-
lichen Disziplin in seiner großen Erzdiöcese
sehr angelegen sein, sondern er trug sich mit
großen, auf totale Reform des Klerus ge-
richteten Plänen, welchen nur sein früher
Abgang vom Erzstuhl ein Ende bereitete.
Die strenge Handhabung der Kirchenzucht
war cs auch, welche ihn der Geistlichkeit,
welche ihm u. a. Vorliebe für den Ritter- und
Ordenssland vorwarf, vielfach unbequem,
wenn nicht geradezu verhaßt machte —,
sah sie ja doch in ihm gerne nur den
 
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