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Beck, Paul [Editor]; Hofele, Engelbert [Editor]; Diözese Rottenburg [Editor]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 13.1895

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Schröder, Alfred: Dionysius von Rehlingen, Reichsprälat von Wettenhausen 1658 - 1692, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15914#0076
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kurzem heraus, daß der Stand der Passiva
sich auf 22 000 fl. belaufe. Und vorerst
war gar keine Aussicht gegeben, aus den
Einkünften des Klosters zur allmählichen
Tilgung der Schuldenlast etwas erübrigen
zu können. Denn einer jährlichen Ein-
nahme von 2067 fl. standen die laufenden
Ausgaben mit 2814 fl., also mit einem
Mehr von beiläufig 750 fl. gegenüber.
Dazu kam, daß einzelne Gläubiger, sei es
ans Mißtrauen oder wegen eigener Not-
lage, ihre Forderungen mit allen Mitteln,
welche das damalige Recht zur Verfügung
stellte, rücksichtslos geltend machten. Uni
nur ein Beispiel anzuführen, so war da
ein Herr von Schönberg, dessen Schuld-
fordernug von 3000 fl. allerdings bis ins
Jahr 1572 zurückdatierte; er machte beim
kaiserlichen Landgericht einen Prozeß wider
das Kloster anhängig; es half nichts, daß
Johann Rudolf von Rechberg von Hohen-
rechberg, des Bistums Augsburg Admini-
strator, auf die warme Empfehlung des
Generalvikars Kaspar Zeiler, an welchem
Prälat Dionysius eine ihatkräftige Stütze
fand, ein Attest auSstellke dahin lautend,
daß durch die KriegSunruhen der vorher-
gegangenen Zeiten der Vermögcnöstand
des Klosters gar sehr geschwächt sei, ja
daß nicht einmal zum standesgemäßen
Unterhalt des Prälaten und der wenigen
noch übrigen Konventualen das Nötige
bcigcbracht werden könne und deshalb das
Stift von den Gläubigern nach Thunlich-
keil zu schonen sei. Herr von Schömberg
rnhte nicht, bis er einen Exekntionsbefehl
wider das Kloster beim Landgericht ans-
gewirkt hatte. Aber auch in dieser höchsten
Not, ließ der Prälat den Mut nicht sinken,
sondern wandte sich sofort an den Erzher-
zog Ferdinand Karl als Inhaber der
Markgrafschaft Burgau, in deren Umfang
das Kloster Wettenhanscn gelegen war,
nnd bat eindringlich, der Erzherzog möge
verordnen und schaffen, daß das Landge-
richt mit dem Prozesse enthalte nnd die
Gläubiger auf ein „Christmitlcidenlichcs
nnd Mögliches weise"; diese Bitte unter-
stützte auch der obengenannte Administrator
Johann Rudolf, welcher dem Erzherzog die
Gefahr der völligen Auflösung des Klosters
vor Augen stellte, wenn die Gläubiger sich
nicht mit dem im schwäbischen Kreise üb-
lichen halben Zinsfuß begnügen würden.

Auf diese Verwendung hi» erließ Erzherzog
Ferdinand Karl am 6. März 1660 den
Befehl zur Einstellung des Prozesses und
ExekntiouSmandates und das Kloster hatte
nach Ill-jährigcr Bedrängnis wenigstens
vor diesem Gläubiger eine Zeit lang Ruhe.
Der Probst that sein Möglichstes, die
Einkünfte des Klosters zu mehren, die
Ausgaben auf das Nötigste einzuschränken.
In letzterer Beziehung ging er soweit, daß
er sich nnd seinen Konventualen harte per-
sönliche Entbehrungen aufcrlegte. „Ich lebe
so mäßig als immer möglich", schreibt er
am 21. Dezember 1659 an Weihbischof
Zeiler, „und ebenso mein Konvent; nie
außer bei der Feier des heiligen Opfers
kommt Wein über meine Lippen." Das
will gewiß etwas heißen bei einem Manne
von der Abkunft des Prälaten Dionysius,
der wahrlich bessere Tage gesehen. Und
diese Mäßigkeit war nicht etwa die Folge
einer vorübergehenden Anwandlung deS
Eifers; zwei Jahre später sprachen die
Vorgesetzten wie die Freunde des Prälaten
Befürchtungen auö wegen seiner durch Ein-
schränkung der Bedürfnisse geschwächten Ge-
sundheit; als am 4. und 5. November 1661
Weihbischof Zeiler die Visitation in Wette» -
Hausen vorgenommcn hatte, berichtete er
über den Propst an Bischof Johann
Christoph von Augsburg: „Der Herr Prä-
lat hält sich überaus exemplarisch nnd fromm,
hat keinen Mangel an ihm ( — sich), als daß
er ihme (— gegen sich) zu strenge; er trinkt
nur Weißbier und darf ihni nit genug essen."
Die Hanpteinnahmsgnellen des Klosters
bildeten die Getreidezehnten. Allein der
Feldbau lag sehr darnieder; denn Krieg
und Pest hatten die Gegenden so ent-
völkert, daß zur Bestellung der Felder
immer noch die Hände fehlten, und wenn
vor dem Kriege die Jahreseinnahme des
Klosters 8000 fl. betrug, so erzielte man
jetzt, wie wir oben gesehen haben, nicht
viel mehr als den vierten Teil dieser
Summe. Um nun den Feldbau wieder
in Aufnahme zu bringen, siedelte Propst
Dionysius im Jahre 1662 zahlreiche Kolo-
nisten ans Bayern, Tirol und der Schweiz
in dem Gebiete der Wettenhauser Herrschaft
an. Dann ließ er auch die verschütteten
Fischteiche wieder in stand setze» und der
Chronist von Wettenhansen berichtet von
dem günstigen Erfolg dieses Unternehmens,
 
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