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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 13.1895

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Schröder, Alfred: Dionysius von Rehlingen, Reichsprälat von Wettenhausen 1658 - 1692, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15914#0077

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— 69

wenn er schreibt, man habe iin Jahre 1666
nicht weniger als 386 Psnnd Karpfen nach
Augsburg schicken können, wo inan freilich
nur 8 kr. für das Psnnd löste. — Da-
mit er aber nicht gezwungen sei, in den
Sorgen um daS zeitliche Wohl seines
Stiftes völlig anfzngehen, sah sich der
Prälat um eine verlässige Stütze in der
Verwaltung der Temporalien um und fand
eine solche in dem Licentiaten Friedrich
Welz, welcher früher in Verwaltungs-
diensten deS Domkapitels gestanden war;
Liesen Mann ernannte er znm Erzpräfekten
und bediente sich seiner Beihilfe während
der ganzen NegiernngSzeit mit bestem Er-
folge. Allmählig besserte sich denn auch
die materielle Lage des Klosters und sein
Kredit stieg, so daß man wiederholt größere
Güterkänfe vornehmen konnte.
Die Temporalienverwaltung des Prälaten
Dionysius wäre nicht erschöpfend dargestellt,
wenn nicht wenigstens in kurzen Zügen ans
eine Angelegenheit eingcgangen würde, welche
ihn lange Zeit in Atem hielt. Es sind das
seine Bemühungen um Wiedererstattung des
ckebitum cmrckinnlikium, Was hat es für
eine Bewandtnis mit der kardinalischcn
Schuld? Kardinal Otto, Truchseß von
Waldbnrg, Bischof von AngSbnrg, ein um
die Diöcese hochverdienter Mann, einer
der bedeutendsten Bischöfe Deutschlands im
16. Jahrhundert, aber wegen großer Unter-
nehmungen und großen Aufwandes immer
in Geldverlegenheit, hatte im Jahre 1564
bei dem Inden Simon ein Kapital von
8000 fl. ausgenommen und den Propst
Michael von Wettenhansen zur Mitbürg-
schaft für die Rückzahlung dieser Summe
zu bewegen gewußt. Die Rückzahlung er-
folgte nicht und der Jude Simon hielt
sich an den verpfändeten Gütern des
Klosters Wettcnhansen schadlos, so daß
dem Kloster im Jahre 1574 das Dorf
Unterbleichen verloren ging. , Für diesen
Verlust nun Entschädigung vom Bischof
und Domkapitel in Augsburg zu erlangen,
bemühte sich Dionysius Jahre lang auf alle
Weise. Eine Unmasse von Schreiben und
umfangreiche juristische Darlegungen, die
seiner NechtSkenntniö alle Ehre machen,
ließ er in dieser Sache ergehen. Aber er
erreichte so wenig als seme Vorgänger;
man berief sich darauf, daß der Konsens
des Domkapitels zu dieser Geldanleihe nicht

cingeholt und daher der Kontrakt nicht
rechtsverbindlich sei, daß der Nachweis
mangle, daß der Kardinal das Geld znm
Nutzen der Diöcese verwendet habe. Es
wäre aber schon deshalb gewagt gewesen,
die Forderung des Prälaten im vollen
Umfang zu erfüllen, weil die vom Kardinal
hinterlasseuen Schulden damals noch auf
70 000 fl. sich beliefen und somit eine
Menge von Rücksorderungsansprüchen wäre
zu befürchten gewesen, hätte man den einen
Gläubiger mit noch dazu sehr zweifelhaften
Ansprüchen so leicht und voll befriedigt.
Was des Prälaten Dionysius Namen un-
sterblich macht, das sind vorzüglich seine
Bauten. Gewiß war es ein mutiges Unter-
nehmen, in so bedrängter Lage zu Neubauten
zu schreiten; aber die Umstände forderten
gebieterisch wenigstens teilweise Neuauf-
sührungen, da die alten Gebäude den Ein-
sturz drohten. Zuerst nun machte sich der
Prälat an das Gotteshaus; denn dessen
Zierde liebte er vor allem. Er ließ durch
Ausbrechen der Ostmaner des Turmes
und Hinznfügnng eines Anbaues eine ge-
räumige Sakristei Herstellen und zierte die-
selbe mit den reich geschnitzten Kästen und
Schränken, welche noch heute der Gegen-
stand freudiger Bewunderung von seiten
der Besucher sind; an einer Kasteuthüre
ließ er als Füllung sein eigenes geschnitztes
Bild anbringen. Zn gleicher Zeit wurde
die ganze Kirche im Innern restauriert,
wobei jedoch der Bau selbst unverändert
stehen blieb. Schon zu Ende des Jahres
1661 berichtet der Weihbischof an den
Administrator des Bistums Augsburg:
„Der Herr Prälat hat daS Kloster und
die Kirche dermaßen schon Herrichten lassen,
daß sich darob zu verwundern." Es wird
demnach anznnehmeu sein, daß er damals
auch die herabgekommenen Klosterränme
wohnlich und freundlich gestaltete.
Aber nicht lange blieb die restaurierte
Kirche stehen. Im Jahre 1669 nahm
der Prälat einen nahezu völligen Neubau
der Kirche in Angriff. Was ihn dazu
bewog, ob Baufälligkeit des alteu Gottes-
hauses oder eine Anwandlung seiner Ban-
lnst — denn ein baulustiger Herr war
Dionysius, gleich so vielen andern Prälaten
seiner Zeit; brachte ja doch der endlich ge-
sicherte Friede die Kunst und vor allem
die Baukunst zu um so reicherer Ent-
 
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