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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 13.1895

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Beck, Paul A.: Eine Episode aus der französischen Invasion in Schwaben i. J. 1796
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https://doi.org/10.11588/diglit.15914#0177
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169

sowie in der am 3. August erfolgten ge-
waltsamen Entleerung — man möchte fast
sagen Plünderung — des reichen Ulmer
Zeughauses zum Ausdruck kam. Des
Vertrauens und der Gnade, welche der Graf
beim Kaiser und in de» höheren Regie-
rungskreisen-sonst immer genoß, war er
übrigens nicht lange beraubt, soferne ihm
u. a. der Kaiser i. I. 1803 — und zwar
am gleichen Tage (10. Mai), an welchem
der Graf in die Ewigkeit abberufeu wurde
— die Stelle eines Präsidenten der Pro-
vinz Schwäbisch-Oesterreich und der schwä-
bisch-österreichischen Landstäude übertrug.
— Aulendorf und die Herrschaft Königs-
egg blieben in dem französischen Invasions-
kriege von 1796 durchaus nicht verschont.
Graf Ernst äußert sich u. a. in ciner
Korrespondeuz vom 20. Oktober dieses
Jahres: „ES will auch nicht nur verlauten,
sondern hat seine gute Richtigkeit, daß die
Franzosen mein eigenes Haus (d. i. Schloß)
augezunden wissen wollten".„das
Stehlen, Rauben und Plündern auf meinen
Antendorf- und Waldschen Herrschaften
ist so zahlreich, daß ich ein ganzes Buch
darüber schreiben könnte." In einem spä-
teren Schreiben an das Oberamt Altdorf
vom 30. Januar 1797 berichtet der Graf:
„Johann Hund zum Spieglcr (jetzt ein
Weiler in der Gemeinde Schindeldach) ist
einer von denjenigen, welche durch die
Franzosen am meisten gelitten haben. Sie
raubten ihm alle Pferde, fast sämmtlichen
Früchtenvorralh,Schmalz, Hausfahrniß und
3000 fl. Geld." Einige Jahre darauf
wurden am 29. September 1799 das
Korn- und Spritzenhaus zu Aulendorf,
worin zugleich die Wohnung des AnitS-
knechtS sich befand, das Nimmelesche Haus
und die Scheuer des oberen Wirts (zum
„Hirschen") durch eine von den Fran-
zosen veranlaßte Feuersbrunst eingcäschert.
geführt, anstatt nachsRavcnsbuig, fast in ent-
gegengesetzter Richtung nach dem ca. 6 Stunde»
von Ravensburg entfernten Dürfe Neu-Ravens-
bnrg, während dessenMlinglin sich ren Wangen
znrückziehcn mußte Im gleichen Jahre halte
er — nach anderir Pawnr — die in Pflugs
Memoiren I. S. 39—42 so drastisch geschilderte
Entwaffnung der schwäbischen Krcistrnppen bei
Biberach durchgeführt. Später, i. I. 1199 und
in den folgende» Jahren focht er als F-eldmar-
schalllicuteuant in Italien, so bei Novi nnd
Ancona; zuletzt von 1803- 10 war er FestnugS-
kvinmnudaut in Ancona.

Vom 1. Februar bis 31. Oktober 1799
hatte Auleudorf 17 741 Soldaten liebst
13 477 Pferden zu bequartiereu und zu
verpflege». Der Kriegsschaden wurde für
Auleudorf und die dazu gehörigen Orte
von 1796—1801 allein auf mehr als
658 000 fl. geschätzt.
Graf Ernst (geb. zu Aulendorf am
23. September 1755 als Sohn des Gra-
sen Hermann von Köuigsegg und der
Maria Eleonora, geb.Gräfin vonKönigSegg-
Rotheufels), vermählt i. I. 1783 mit
Gräfin Joscpha v. Manderscheid-Blanken-
Heim-Gerolsteiu (ch 1811), erreichte, wie
wir gesehen, kein hohes Alter. In seinen
ersten Jugendjahrenf halte er den Kaplan
Anton Scherer in A. als Hofmeister zur
Seite; alsdann besuchte er die Gymnasien
von Dillingen, Augsburg und Mindelhcim
und betrieb akademische Studien, insbe-
sondere Philosophie und Rechtswissenschaft
zu Innsbruck, Würzburg, Metz, Nancy
und Straßburg. Darauf praktizierte er
1779-80 unter der Leitung seines Vaters
im k. k. Landvvgtei-Oberamt Alldorf; von
Februar 1781 bis März 1782 war er
auf Reisen in Oesterreich-Ungarn (vor-
zugsweise mit Aufenthalt in Wien und auf
den KönigSeggscheu Herrschaften), in Böh-
men, Bayern, in den Nheinlanden, Hol-
land, in den Niederlanden, Frankreich
und Elsaß-Lothringen, von wo aus er
durchs Badische nach Hause znrückkehrte.
Die Reisekosten betrugen nach dem sehr
ausführlich gehaltenen Tagebuch: 4853 fl.
28 kr. Aus seinen Reisen hatte der Graf
einen Kanoniker in Straßburg, den Abbe
Benoit Eollot kennen gelernt und mit
ihm ein fast freundschaftliches Verhältnis
angeknüpft. Als beim Ausbruch der fran-
zösischen Revolution daS LoS der Aus-
weisung auch diesen Abbe traf, begab sich
derselbe zu Graf Ernst nach Schwaben,
der ihn als Hofkaplau anstellte und später
^ durch testamentarische Verfügung mit jähr-
lich 100 Dukaten oder 540 fl. R.-W.
Pension bedachte. Der Abbe starb am
5. Juli 1818 (zu Aulendorf?) und soll
ein Vermögen von 40000 fl. hinterlassen
haben. — Im I. 1778 verlieh der Kaiser
dem Grafen die Würde eines k. k. Käm-
merers, 1781 das einflußreiche Hobe, von
; den Königgsegg schon so oft bekleidete
- Amt eines k. k. LandvogtS in Ober- nnd
 
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