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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 18.1900

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Beck, Paul A.: Die Klosterschule in Schussenried vor 100 Jahren, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15870#0009
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auf sich, weicher die Schuleinrichtuug, die
Art der Erziehung und des Unterrichts
lobenswert fand, die Sch. Schulen übri-
gens nicht selbst besichtigt, sondern sie nur
aus einer in der „Salzburger Litteratur-
zeitung" angezeigten Schrift des ?. Ale-
xander Kirchmair: „lieber die Erziehung
in Klosterschulen bei Gelegenheit der
Preisverteilung. . . . Niedliiigen bei Jos.
Fried. Ulrich, 179-1" kennen gelernt hat.
Nach derselben, bezw. dem durch Nicolai
in seinen „Reisen rc." (Xll. Bd.) gegebe-
nen Auszuge wurde der Unterricht in ver-
schiedenen Wissenschaften daselbst nach fol-
genden Büchern erteilt: Theorie und Lit-
eratur der schönen Wissenschaften nach
Engel und Eschen bürg mit dessen
Beispielsammlung; Geographie^ Geschichte
und Kenntnis der deutschen Reichsver-
sammlung nach I. Ephraim Witschel;
Naturgeschichte nach Blumenbachs
Handbuch und Borowsky mit dessen illu-
minierten Abbildungen; Nechnungskunde
»ach Kästner; Religions- nnd Sitten-
lehre nach den eigenen Schriften Herrn
Kirchmairs, die er sich selbst aus dem
Studium der Kantschen Philosophie ver-
fertigte. In der III. Klasse: Geographie
nach Raff; Nechnungskunde nach Klu -
gel; Religions- und Sittenlehre nach
Feddcrsen; Leben Jesu für Kinder
und biblische Geschichte nach Galleti;
Naturgeschichte nach Raff.
In der 3. Klasse (sog. Rudiment) die
Seelenlehre nach Campe; Geographie
nach Fabri; Geschichte nach Müller;
Schön-, Rechtschreib- und Zeichenknnst
u. s. >v. Klassenlehrer waren im Schul-
jahr 1794 Kirchmair und ?. Bened.
Wenz, „Moderator". Nicolai sind alle
diese Lehrbücher als vorzüglich brauchbar
bekannt, mit Ausnahme von Müllers
Handbuch der Geschichte, welches er nicht
kannte; er meint, wenn nach diesen Büchern
mit guter und zweckmäßiger Methode ge-
lehrt werde, wie er aunehme, so seien ge-
wiß die Klosterschulen in Sch. zu den
vorzüglichsten zu rechnen. Eine zweite
Schrift Kirchmairs: „Lehrgegenstände, nach
welchen die Schüler im Reichsstifte Sch.
am Ende des I. 1795 öffentlich geprüft
wurden, Riedlingcn ebendas. 1795" ist
dem Verf. ds. — ebensowenig wie die
erstgen. — trotz aller Versuche, derselben

(so in der Kgl. Staatsbibliothek von Mün-
chen, in den Bibliotheken verschiedener
Prämonstratenserkloster w.) habhaft zu
werden, nicht bekannt geworden. Da-
gegen ist der Verf. im Besitze der dritten,
wohl umfangreichsten, „den l. Eltern unserer
Schüler" gewidmeten Schrift Kirchmairs:
„Lehr- nnd Prüfnugsgegenstände der Zög-
linge i» dem Reichsstifte Sä>. in den
Schuljahren 179b und 1797. Riedlingen,
gedr. bei Jos. Fried. Ulrich" (60 pag.
5. und 14 unpag. Bl. nebst Titelblatt, 8°),
welche über Unterricht, System und Me-
thode ziemlichen Aufschluß, eine Uebersicht
über die Schularbeit zweier Jahre giebt und
deren Inhalt wir bei der ungemeinen
Seltenheit dieser in den südd. Bibliotheken
vergebens gesuchten Schrift hier annähernd
folgen lassen. Das von Kirchmair,
„Moderator und Professor der 2. und
6. Klasse" (sonst auch Professor an den
lateinischen Schulen gen.) und Lorenz
Löwe, Professor der 3., 4. und 5. Klasse
Unterzeichnete umfangreiche, an „Theuerste"
gericbtete Vorwort, vertritt die Stelle eines
Programmes oder einer Abhandlung. Das-
selbe wird mit der Mitteilung eröffnet,
daß die Schulleitung gleich nach dem
Nheiuübergang der Neufranken im Juni
1796 den Auftrag erhielt, die Schule so
frühe als möglich zu schließen, wonach die
Schüler schleunig zur Prüfung vor-
bereitet wurden. Da — am 5. Juli 1796
verbreitete sich mit einemmale die Hiobs-
post, die Frauken stünden vor der Thüre:
verschiedene Eltern verlangten eiligst ihre
Kinder nach Hause, infolge dessen wir sie
entlassen mußten; und so wurde noch am
gleichen Tage die Schule ohne Prüfung
geschlossen. Lange lebte man in bänglicher
Ungewißheit und die Sckreckensscenen und
das ganze schwarze Gefolge der Uebel
dieses unseligen Krieges, welche vornehm-
lich das Reichsstift Sch. trafen, ließen mit
Wahrscheinlichkeit befürchten, daß man sich
nie wieder mit den Zöglingen znsammen-
finden würde. Indessen war es anders
beschlossen. Ungeachtet eines erlittenen
Schadens, der auf mehrere 100 000 fl.
sich belief, ungeachtet der ungeheuren,
schier unerschwinglichen Requisitionen, un-
geachtet, eines traurigen Zusammenflusses
der allerwidrigsten Umstände, vergaß doch
Prälat Siard Berchthold, der mit der
 
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