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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 18.1900

DOI Artikel:
Liebenau, Theodor von: Zur Vorgeschichte der Union, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15870#0057
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wellen wir souil cm nnnS ist, unus bcvleissen,
den Zustand der Religion in den Teüt-
schen Landen, und welcher gestallt diesel-
bige deren ortten fruchtbarlich vortge-
pflanzet werden möge, zu beschreiben.
Und obwohl» (wie jetz gesagt) in der-
selbigcn Provintz viel Fürstenthnmb und
stedt, von der hcyligen Römischen Kirchen
gantz und gar abgedrctten sein sollen,
iverden doch in allen denselbigen Landt-
schafften, allö in Sachsen, Dennenmarck,
Hessen, in der Psaltz, Wirttenberg under
dehne» von Brandenburg, in Brannschweig
und andern orten hin und wider noch viel
Catholische i) Kirchen gefunden, welche
von Freiherrn, Bischvffen und andern
Geistlichen Prelaten (der Römischen Kirchen
zur Vorttheil) noch erhalten werden, das
also den katholischen der weg (wie ettlich
darsür Haliten wollen) Ihre Religion, deren
ortten widernmb einzuführen, oder vortzn-
sezen, nicht allerding abgeschnitten oder
benommen ist. Nach dem nun die Geist-
lichen vätter Ihr gemüet einmahl dahin
gericht, denselbigen Laitt tschafften zu er-
halttung des (Römischen) glanbcnS und
Religion hülff zu leisten, hallten sie darsür,
das man den sichersten weg und eingang
in die selbige» volgendcr gestallt zu be-
reiten könne.
Es sein diese Ketzerischer Fürsten
unser» Geistlichen nicht so gar abgünstig
und abholdt, daß denselbigen in Ihren
städte» nicht freier paß, vnd dnrchzngZ
vergünnet oder zugelassen wehre; dann
bißher ist den Jesnitcrn zu Mein; die
Psaltz ohne einige hiudernuß, hin und
wider zu durchstreifst», Ja auch wohl der»
ortten sich biß anf etliche Tag anfzuhalten,
nnverbottcn gewesen, wie auch die zne Ang-
spnrg, und in Beiern, gantz Württenberg
vnd Schwabeuland, sicher und ohne Ge-
fahr durchwandert, welches dann nicht ohne
sondere frucht abgangen. Zn dehme die-
weil die Bischofs und andere Praelaten in
vorgemellen Landtschafften Jrer Obrigkeit
rmd jurmcUctioir nit allerdings entsetzet,
Ihnen auch die Übung und exercitium
der Katholischen Religion unbenommen
und frey gelassen, (in Massen sie denn in
>) Randglosse des Herzogs von Wirttenberg:
wenige cut^oUcae cjuiclem muIlas, 86(1 non pon-
Randglosse: veriilög des Religionsfriden.

l) —
den Lendern der obgemelten Fürsteil noch
heüiigis Tags in der selbigen Uebnng ge-
rniglich verbleiben) werden unsere gesandten
und Geistliche Arbeiter, welche die arme
verfürte seelen zu gemünnen und zu be-
kehren dahin abgeferligt werden jederzeit
freien und sichern unterschlaiff haben, ourch
welches mittel sie an vielen unterschied-
lichen orten, mit denjenigen, so noch zweifel-
hastig, und der warheit dieselbe zu erken-
nen und zu lernen, begird und lnst tragen,
sich besprachen, und ihnen in der katho-
lischen Religion mit notwendigem Unter-
richt werden begegnen mögen, mit welchen
man hernacher, welcher gestallt die Reli-
gion immer weitter vortznpflanzen zu hand-
le» nicht geringe gelegenheil haben kann.
Die Jenigen, so bisher» an denen ortten
sich gebrauchen lassen, zeigen einhelligen,
die Ernde sei groß, aber der Arbeiter sehr
wenig, und in der Warheit haben wir
diese »eheste Jahr hero zne Nom ein große
anzahl der Jenigen gesehen, welche der
Ketzeret) gantz und gar abgesagt, Ja auch
Ihr geliebtes vatterlandt verlaßen, und in
den schoß der Römischen Kirchen sich be-
geben, unter welchen den auch etliche
fürtreffliche und hohe persohncn befunden
iverden.')
Dei »wegen muß man darauf fürnem-
lich bedacht sein, wie man noch viel mehr
arbeiten dahinsende, welche auch macht und
gewalt gegeben werde, die Leüt von Ihrer
Sünde zu absolvieren, denen aber so be-
reit alda sein, muß man m t gelldt und
anderer hülff, darnmb man nun offt und
Vielmahls instendig ang-halten, und gebetten,
behilfflich sein. Sintemal die Kezer viel-
mehr durch die werk der Lieb und frei-
gebigkeit, allß andrer gemeine mittel zur
bnß angereitzet werden mögen.
Insonderheit aber muß man guete An-
ordnung ihn», damit die Katholische Kir-
chen, so noch deren ortten unter den
Bischoffen, Praelaten und Stedten sein,
Ja alle Pfarren, Kirchspill, welche mit
der Lehr und guten Exempeln sowoln die
Katholische in irem officio und schuldigen
Ambt zu erhalten, alls die abgewichene
Ketzer zu dem Katholischen glauben zu
bewegen, genugsam c)uali6cirt und ge-

') Randglosse: Ein halber schütter nmß dis;
gedicht haben, da fast alles nnr nnnd.
 
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