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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 18.1900

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Kramer, Joachim: Die Reichsabtei Weingarten O. S. B. im französischen Ueberfall, [7]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15870#0189
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182

mit seiner Frau. Dieser Ebnetter, ein
geborener Schweizer, war ehemals französi-
scher Offizier, ist mit dem General Leconrbe
wohl bekannt und anch mit Moreau, wie
er vorgiebt. Wir geraten im DiSknrs an
die Spitalregnisitionen von Lindau, nach
und nach rücki Herr Ebnetter mit der
Sprache deutlicher heraus und ich sagte
ihm dann den bisherigen Vorgang. ES
kam heraus, daß er unter der Hand von
Moreau selbst de» Auftrag erhalten habe,
im geheimen über das Lindauer Magazin,
Spital und das Betragen des dortigen
Personals Kundschaft einzuziehen, in-
dem Moreau von dieser Seite her viele
Klagen höre rc. Ebnetter versichert, es sei
schon entdeckt, daß Herr Senator Pfister
die überspannt großen Requisitionen ver-
anstaltet und den Kommissär Brek und
Spitaldirekteur Margaiue angestiftet habe,
sie sollten requirieren, er wolle die Liefe-
rung übernehmen, nichts oder doch nicht
vieles einliefern und das Geld mit ihnen
teilen. Picot-Belloc hätte schon den Mar-
gaine vorgerufen, zur Nechnnngöeingabe
angehalten, dieser aber sei erblasset und
hätte sich gleich darauf flüchtig gemacht.
Dem Herrn Pfister habe der Kommissär
ebenfalls die Bücher abgefordert um zu
sehen, was er wirklich geliefert hätte. Beide
soll Picot-Belloc entsetzlich ausgemacht haben.
Zu diesem Diskurs ließ ich de» Herrn Ober-
amlmann rufen und ging mit beiden auf
mein Zimmer. Ich und Herr Oberamt-
mann hielten ziemlich an uns, indem wir
der Komödie nicht recht trauten. Wir
machten Meldung von der Exekution und
ihrem üblen Betragen in Hofen, mit dem
Beisatz, Herr Ebnetter könne in Salmans-
weiler eine hübsche Sammlung über diesen
Gegenstand machen. Er riet uns, bei Herrn
Pfister die Lieferung für Weingarten sogleich
abzubestellen; als wir aberBedenken trugen,
so sollten wir ihm wenigstens nichts mehr
bezahlen. Ich erwiderte, das beste dürfte
wohl sein, daß uns Herr Ebnetter beim
Kriegskommissär ein Verbot auswirke,
wir sollten Herrn Pfister nichts bezahlen
bis znm Austrag der Sache, was Herr
Ebnetter uns verspricht. — Wenn nur
diese ganze Asfaire nicht eine Mausefalle
ist oder neue Prellereien zur Absicht hat!
— Ueber diesen Vorfall unterrichtet man
von hier ans den Herrn Pater Prior in

Salem, item die Stände in Weissenau,
Ravensburg und die Landvogtei.
Am 16. Sept. kommen Relationen von
Herrn Frings; Mathieu Faviers habe —
wie Herr Baron v. Hertling versichere —
den Kommissärs wegen ihren unbefugten
Zudringlichkeiten Einhalt gethan. Ferner
schickt Herr Frings Nrcepisse über 88 Ztr.
Fleisch, welche Jnd Lcvi geliefert und
Quittungen für 3187 Frcs. wegen Blumen-
egg und 6870 Frcs. wegen Weingarten,
womit also die ganze Geldkontribution be-
richtigt ist. Nächster Tage soll vom Konnte
die offizielle Anzeige kommen, daß 2000
Pferde requiriert seien. Es trägt sich schon
jemand au, der das Pferd für 18 Louis-
dor liefern will. Wenn ich zum Anstelle»
die neulich requirierten 2400 Stück Ochse»
als Maßstab annehme, so müßte Wein-
garten 37—38 Pferde liefern, woran wir
schon 18 Stück gut haben.
19. Sept. kommt ein roter Husar von
Waldsee, welcher von dem dortigen Depot-
kvmmandante» ein Nequisitiousschreibcu
von Heu und Stroh bringt; mau macht
den Antrag, uns so zu quittieren, als hätte»
wir nach Ravensburg geliefert. Der
Navensburgsche Gardemagaziu Chevrel ist
nicht zu Hause und wir könne» also
nichts ausmachen; ablreibeu wollen die
Husaren sich nicht lassen und drohen mit
Exekution oder Einlegung von Truppen.
Wir müssen also 440 Nationen Heu, jede
u 18 Pfund oder vielmehr jede u 13 Pfund
Heu und 10 Pfund Stroh versprechen.
Die nämliche Lieferung wird auf den
5. Okt. abermals gefordert und beträgt
79 Zentner 20 Pfund.
Der Kriegskommissär in Lindau Picot-
Belloc schreibt, man solle ihm alle Requi-
sitionen und Necepisse für die Spitäler
Lindau und Langenargen in ori^inali
sogleich einschicken. Man macht ein Ver-
zeichnis in cluplo davon und schickt den
Herrn Fezer damit nach Lindau, um die
ori^inuliu oder wenigstens das vom Kom-
missär autorisierte Verzeichnis zurück zu
erhalten.
Am 20. Sept. kommt Herr Sekretär
Fezer zurück, er fand in Lindau ein ver-
wickeltes Chaos, es scheint, man wolle den
Margaiue stürze», koste es, was es wolle;
dieser soll sich nicht geflüchtet, sondern ins
Hauptquartier begeben haben. Dem Herrn
 
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