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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 19.1901

DOI Artikel:
Schön, Theodor: Geschichte des Theaters in Ulm, [15]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18109#0076
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Jahre 1805 waren bauliche Veränderungen
im Schanspielhanse nötig geworden. In
ziemlich gereiztem Tone wechselten deshalb
die Polizeidirektion und der Verwallungs-
rat der kurpfalzbayerischen Stadt Ulm mit
einander Briefe. Die Polizeidireklion hatte
durch den Bauinspektor Kap ff er Pläne
ansarbeiten lassen, ohne dem Verwaltungs-
rat etwas von dem beabsichtigten Neubau
zu sagen. Bisher war Regel, daß die
notwendigen Aenderuugeu an den ihm an-
vertranten Gebäuden von ihm vorgenommen
wurden. Beide waren sich nicht darüber
klar, ob das Komödienhans als ein städti-
sches oder kurfürstliches Gebäude zu be-
trachten sei, bis nach mehr als einem Jahr
die königlich bayerische LandeSdireklion im
Namen des Königs von Bayern das
Theater für ein städtisches Gebäude er-
klärte. I Vom 17. Oktober 1805 bis
znm 1l. Februar 1806 war wieder in
Ulm Direklor Franz Ascheubrenner
mit seiner Gesellschaft, 15 Herren, 9 Damen,
2 Kindern und 1 Souffleur. Im Schau-
spiel wurden die Räuber und Macbeth
dou Fr. Schiller und Ninaldo Rinal-
vini von Vulpins, Goethes Schwager,
gegeben, in der Oper mehrmals die Zauber-
slöte von Mozart.
Vom 1. Juni bis znm 25. September
1806 spielte dann Madame Maria Van-
nini mit ihrer Gesellschaft, 14 Herren,
15 Damen und 3 Kindein. Sie hatte
eigene Regisseure für das Schauspiel (Van-
uini) und die Oper (Kindler), einen
Musikdirektor (Brandt senior), Theater-
maler (Meiler), 1 Dekorateur, 1 Gar-
derobier, 2 Theatermeister und 1 Souffleur.
Im Schauspiel gelaugte zur Aufführung
Wilhelm Tell von Fr. Schiller. In
der Oper wurden neben Werken von Mar-
tini, Ehern biui, Grelry, d'Aley-
rac Don Inan und Zanberflöte von Mo-
zart gegeben. Daneben gab es Ballette,
so z. B. die Ankunft des Regensburger
Schiffs und die Zanberrose (mit Flug-
und Maschinenwert). Auch produzierte
sich Mechanikns G u t s ch zweimal als Gegen-
füßler.
Zur Oktav der allerhöchsten Geburts-
tagsfeier des Königs Maximilian Joseph
von Bayern wurde ein musikalischer Pro-
') „Ulmer Tagblatt" 1866, S. 1530.

log mit einem Chor von Winter unter
vollständiger Beleuchtung gesprochen, zum
Geburtstag der Königin Friederike Wil-
helmine Karoline unter vollständiger Be-
leuchtung Das Opfer der Liebe, ein Prolog
von Demoiselle Scho pp er, ferner ein
Prolog dem hohen Geburtsseste Napo-
leons, der Generalität und sämtlichen fran-
zösischen Militärs ehrfurchtsvoll gewidmet,
genannt Opfer der Liebe und Bewunde-
rung.
Vom 5. Dezember bis znm 26. De-
zember 1806 spielte hier die Gesellschaft
der Frau Baronesse Karolina v. Schleppe-
grell, geb. Freiin v. Adels heim, seit
29. April 1806 Witwe des Barons Eber-
hard Ludwig Karl v. Schleppe grell
(geb. 1733), vorher vermählt gewesene
v. Armin. Ihre Gesellschaft bestand aus
1 Regisseur, 1 Ballettmeister, 11 Herren,
8 Damen, 2 Kindern und 1 Souffleur.
^ Sie gab unter anderem den travestierten
! Hamlet mit Arien und Chor. Das Jour-
! nal des Ulmer Stadtlheaters, Saison
1848/49, S. 4, sagt von dieser Gesellschaft:
Verschwand nach 11 Vorstellungen. Ihr
folgte vom 12. April bis 8. Juni 1807
Direktor Johann Karl Wilhelm Christl
(Christel) mit seiner Gesellschaft, 1 Mu-
sikdirektor Wenzel Makofsky, 8 Herren,
5 Damen, 3 Kindern, 1 Souffleur und
1 Garderobier. Von Schauspielen wurde
anfgeführt znm erstenmale in Ulm Schil-
lers Wallenstein. Am 18. April gaben
der berühmte Schauspieler Eßtair uud
Frau auf ihrer Durchreise eiu Deklama-
torinm. Von Opern sind zu uenueu Werke
von Mehul, Gretry, d'Aleyrac und
vor allem die Entführung ans dem Serail
von Mozart. Am 27. Mai wurde zu
Ehren des Königs von Bayern Geburts-
tag eiu Prolog gesprochen.
Direktor C h r i st l' spielte auch vom
27. September 1807 au und noch am
4. Mai 1808. Das Journal des Ulmer
Stadttheaters Saison 1848/49, S. 4,
rühmt dieser Gesellschaft: „sehr gute Lei-
stungen" nach. Vom 18. September 1808
bis 20. März 1809 spielten Karl Hain,
der bei Hntmacher Schaible logierte,
hier mit ihrer Gesellschaft, 14 später
15 Herren, 9 später 10 Damen und 8,
später 3 Kindern sowie 2 Souffleuren.
Am 30. September 1807 „als zum
 
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