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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 22.1904

DOI Artikel:
Graf, Philipp: Geschichte der Pfarrei Orsenhausen OA. Laupheim, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18334#0192
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sich eine solche daselbst befunden hat. In
einem Visitationsprotokoll im Lanpheimer
Dekanatsarchiv vom Jahre 1752 — eö
sind nur noch die VisilativnSprotokolle aus
dem 18. Jahrhundert erhalten — heißt
es (übersetzt): „Es ist eine Schule im
Orte, aber in elendnn Zustande wegen
Mangels eines guten und tüchtigen Leh-
rers ; deshalb hielt es der Pfarrer nicht
für der Mühe wert, sie zu besuchen. Das
Schulgeld für die Armen bezahlt die
gnädige OrtSherrschaft von Roth, aber die
unwissenden Eltern schicken ibre Kinder
nicht in den Unterricht." Der Rezeß
darauf lautete: „Ein häufigerer Schul-
besuch ist umso notwendiger, als, wie an-
geführt, kein guter uud tüchtiger Lehrer
da ist. Derselbe ist mit Inanspruchnahme
des Ortsherni zu entfernen und ein
gottesfürchtiger und tüchtiger an seine
Stelle zn setzen."

Das Schnlhaus wurde 1779 neu erbaut
uud „auf untertänigste fußfällige Bittschrift
das benötigte Bauholz hirzu von feiten
des damaligen OrtSherru Max Christoph,
Bischof vou Koustauz, in Gnaden kosten-
frei überlasfeu worden". Derselbe be-
stimmte i. I. 1787 von dem Vennögen
der unter seinem Bruder-Vorgänger,
Kardinal Franz Konrad v. Rodt, oben
erwähnten abgetragenen allodialen Wald-
sapelle zwischen Bußmauushausen uud
Walpertshofen 507 fl. zu einer Stiftung,
aus der den armen Schulkindern der drei
Herrschaftsgemciuden Lehrmittel bis hente
noch unentgeltlich abgegeben werden.

Im folgenden Jahre droht sein Ober-
vogt Weber dem Gemeindipsleger in Olsen-
Hausen mit öffentlicher Leibeestrafe, wenn
er nicht binnen acht Ta^en dem Schul-
lehrer einen vom Vorjahre rückständigen
GehaltSteil ausbezahle.

Auch der erste Grundherr ans der
Familie Hornstein, Bernhard Maria, Land-
marschall vou Schwaben-Neuburg, war
eui großer Freuud der Schule, ordnete
die Bestellungsdekrete nnd Besoldungs-
verhältnisse der drei Schullehrer neu uuter
Auswerfung namhafter Bezüge au Holz
uud Früchten vou der Herrschaft. Im
Jahre 1800 stellte er in Orsenhauseu
seinen bisherigen Amlsdiener Nägele als
Schullehrer an nnd besserte 1806 sein
Einkommen auf „wegen seines ausge-

zeichneten Fleißes mit den Schulkindern,
wovon er sich bei der letzten Prüfung selbst
überzeugt habe".

Als Orseuhauseu an Württemberg kam,
forderte dieses Bericht über die Schul-
verhältuiffe daselbst ein, den Pfarrer
Dosseubergcr im Oktober 1807 mit aller
Genauigkeit erstattete. Dem Schullehrer
stellt er iu jeder Hinsicht ein gutes Zeuguis
aus und bedauert uur sein geringes Einkom-
men, das ihn nötige, da er keine Kunst
oder Profession verstehe, oft niedrige nnd
schmutzige Arbeiten zu verrichten, und weil
er keine Kuh halten könne, anderen Leuten
lästig fallen zn müssen. Leider sei die
Gemeinde zn arm und das Kirchengut zu
genug, weshalb die Staatsregieruug allein
helfen könne. Uebrigens fnche der Pfarrer
selbst die Schule im Innern immer mehr
zu verbessern. Er besuche die Schule im
Winter manchen Tag zweimal, im Sommer
fast alle Tace; der Sonntagsschnle wohne
er allemal bei. Den Unterricht im Singen
erteile er selbst; ebenso lehre er an den
Winterabenden in der Wiederholungsschule
Rechnen, Gejchichte, Geographie und Auf-
sätze anfertigen; die männliche Jugend
unterweise er auch in der Obstbaumzucht.
Eine eigentliche Arbeitsschule bestehe nicht,
wohl aber unterwiise seine Schwester
jüngere und ältere Mädcheu im Spitzen-
knüpfen uud anderen Arbeilen. Eine kleine
Schulbibliotbek ist vorhanden. Fleißiger
Schulbesuch wnd durch öslereErmahnnugen
herbeigeführt und durch die Einrichtung,
daß die regelmäßig erscheinenden Kinder
die Schulbücher umsonst bekommen, wäh-
rend die andern sie bezahlen müssen.
Uuterrlchtsgegenstände sind: 1. Lesen
(Deutsch und Latein, Gedrucktes uud
Geschriebenes, auch Deklamationen);
2. Schreiben (schön, richtig, nach Vor-
schrift, Diktat nnd frei); 3. Rechnen
(aus dem Kopfe und mit dem Griffel);
4. Gedächtnisübnngen dnrch biblische und
moralische Erzählungen; 5. Naturlehre
(bisher von den Elementen nud Pflanzen);
6. etwas von der Geographie; 7. Neli-
gionslehre. Die Sonntagsschule war bis-
her bloße Wiederholnngsschule.

Vou besonderen Ereignissen außer dem
bereits obeu erwähnten Schwedeneinfalle
wären noch die bereits in dem „Laup-
heimer Verkündiger", Amtsblatt von 1904
 
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