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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 12.1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.13559#0046
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Kunst-Khronik.

»! erlin. Bei Gelegenheit des diesjährigen Ordensfcstes

> sind auch mehre Künstler dekorirt worden. Es erhielten:
, ^ Direktor Peter vock Cornelius, Kanzler des Ordens
pour Io me-rite für Wissenschaften und Künste, den Kroncn-
Orden 2. Klasse mit dem Stern; Andr. Achenbach,
J 'O Professor an der Kunstakademie in Düsseldorf, den rothen
Adlerorden 3. Klasse mit der Schleife; Ed. Pape, Professor an
der Akademie zu Berlin, den rothen Adlerorden 4. Klasse; P. Gro-
pius, Dekorationsmaler in Berlin, den Kronenorden 4. Klasse.

-Die für die kölner Rheinbrücke bestimmte Blaeser'sche

Reiterstatue Friedrich Wilhelm IV. ist bereits an ihren Bestimmungs-
Ort abgegangen. Die Reiterstatue König Wilhelms von Professor
Drake geht zunächst nach Paris zur Ausstellung.

Paris. Die berühmte Sammlung des verstorbenen Herzogs
von Blacas ist käuflich in den Besitz der englischen Regierung über-
gegangen, und ist man bereits mit dem Einpacken derselben beschäf-
tigt, um sie demnächst hinüberzuschaffen. Dieses sehr kostbare Mu-
seum enthält unter Anderem eine sehr gewählte und werthvolle
Sammlung antiker Gemmen und römischer, sowie griechischer Mün-
zen, unter denen sich Stücke befinden, von welchen weder die kaiser-
liche Bibliothek in Paris noch das britische Museum Exemplare be-
sitzen. Dieselben liegen zum Theil in einem reichen, früher der
Kaiserin Josephine gehörigen und mit ihrem Namenszuge geschmück-
ten Kasten. Unter den übrigen Antiquitäten findet sich das be-
rühmte Toilettenecessaire einer römischen Braut, ferner ein kolossales
Haupt des Aeskulap aus der besten Zeit der griechischen Skulptur,
herstammend von der Insel Melos, und eine Sammlung von irdenen
griechischen Gefäßen, meist aus der Basilikata; außerdem eine kleine
aber ausgewählte Sammlung griechischer und römischer Bronzen,
eine Sammlung griechischer Figuren aus Terracotta, eine Anzahl
ägyptischer Alterthümer und eine höchst interessante Zusammenstellung
griechischer und römischer Gewichte bis zu den Zeiten der Byzan-
tiner. Von den sonstigen Gegenständen heben wir noch hervor sieben
Wandgemälde aus Pompeji, mehrere höchst merkwürdige orientalische
Manuskripte, worunter zwei Fragmente über die Verehrung des
Buddha, sodann eine Sammlung römischer Inschriften, hauptsächlich
Grabschriften, die von Mommsen zur Zeit beschrieben wurden, und
eine ausgewählte Sammlung griechischer, etruskischer und römischer
Goldschmucksachen. Das Manuskript eines großen Werkes über diese
Kunstsammlung, an dem der verewigte Herzog seit Jahren gearbeitet
und wozu er die Ausführung der Abbildungen der merkwürdigsten

Stücke derselben auf 179 Kupferplatten selbst geleitet und überwacht
hatte, ist mit der Sammlung selbst in die Hände der Regierung ge-
langt und wird hoffentlich bald durch dieselbe der Oefsentlichkeit über-
geben werden.

Bordeaux. Der hiesige erzbischöfliche Palast wird demnächst
einen seiner Säle zu einem Waffen-Museum umwandeln. Die Wände
desselben sollen mjt Schlachtgemälden geschmückt werden, deren Gegen-
stände nebst den Künstlern, die dieselben behandeln werden, bereits
bestimmt sind, nämlich die „Schlacht bei Solferino" von Decaen;
die „Einnahme von Puebla" von Janet-Lange, die „Schlacht
von Magenta" von Neufville, die „Einnahme von Sebastopol"
von Dumaresq.

London. In Romsey hat eine Versammlung stattgefunden,
um die schließlichen Anordnungen in Betreff der Denkmäler, die dort
dem verstorbenen Lord Palmerston gesetzt werden sollen, zu berathen.
Die Anfangs projektirte Anbauung einer Grabkapelle an den öst-
lichen Flügel der Abteikirche in Romsey hat man neuerdings auf-
gegeben und sich statt dessen dafür entschieden, ein bezügliches Glas-
Gemälde in das große Fenster des westlichen Flügels derselben ein-
zusetzen. Lady Palmerston hat letzterem Plane ihre volle Zustim-
mung gegeben, und es wird nun zunächst eine passende Statue des
berühmten Staatsmannes auf dem Marktplatze der Stadt errichtet.

Konftantinopel. Das zwischen Frankreich und Rußland
getroffene Arrangement zur Wiederherstellung der großen Kuppel des
heiligen Grabes zu Jerusalem ist von der türkischen Regierung ge-
stätigt worden. Zugleich hat der Sultan sein Oberhoheitsrecht da-
durch geltend gemacht, daß er als Oberherr mehrerer Millionen christ-
licher Unterthanen die Baukosten mit tragen will und den Gouver-
neur von Jerusalem angewiesen hat, den Arbeiten in jeder Weise
förderlich zu sein, das aus fremden Ländern in Jaffa ankommende
Material nach Jerusalem zu schaffen und auch im Lande für die
nöthigen Steine zu sorgen. Ferner hat die Pforte Baulichkeiten, die
einen Theil der das heilige Grab beherrschenden Terrassen bedecken,
niederreißen lassen, damit der Tambour der großen Kuppel ganz
frei dastehe. Im ganzen Orient ist hierüber große Freude. Die
Kuppel des heiligen Grabes war in der Thal so baufällig gewor-
den, daß schon betende Pilger durch herabstürzende Steine verwun-
det wurden. Es wird jetzt im Innern ein Nothdach gespannt, über
welches der Neubau vor sich gehen soll, ohne daß der Gottesdienst
unterbrochen zu werden braucht.

Kunstgeschichte.

Düst Grumlsnstem der deutfrhen MuKunst und der deutsche Mulmlidwerker.

(Fortsetzung)

st es deshalb wohl denkbar, daß eine wahrhaft na-
tionale und daher selbst schöpferische Baukunst, wie
wir sie heutzutage nicht kennen, erblühen kann, wenn
wir nicht zu dem mathematischen Grundsystem der
deutschen Kunst zurückkehren und die Grammatik der
geometrischen Verhältnisse und Proportionen der ver-
wandten Linien und der mathematischen Erzeugung der Profile und Kur-
ven, wie sie uns in der Gothik überall gleichsam greifbar vor Augen liegt,
als Grundlage und ordnenden Kanon alles architektonischen Kunstschaffens

zuerst erlernen?*) Die Geschichte der Baukunst giebt doch, so meinen wir,
den klarsten Beweis, daß es den Völkern unmöglich sei, die Kunst-

*) Wir können hier nicht untersuchen, wie weit der Baukünstler, wenn
er einmal sein Auge durch häufige Anwendung der geometrischen Systeme an
reine Verhältnisse gewöhnt hat, vermögend und berechtigt ist, auch bei seinen
Entwürfen zur Bestimmung der Formen und Verhältnisse sein Gefühl allein
walten zu lassen. Hierin mag es dem Architekten in mancher Beziehung
wie dem Musiker ergehen. Hat dieser einmal den Kanon seiner Kunst gründ-
lich erlernt, so daß er ihm zur zweiten Natur geworden ist, so spielt und
 
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