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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 17.1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.13553#0368
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(Redaction und Expedition der Dioskuren: Berlin, Landgrafenstr. 7.)

Inhalt.

Abhandlung: Die Aufhebung der königlichen Anstalt für Glasmalerei in Kunst-Chronik: Lokal-Nachrichten aus Berlin, Leipzig, Köln, Straßburg,
München, von R. München, Rom, London.

Korrespondenzen: 8. Schwerin, im November. (Die neue Kirche der Stadt Kunstkritik: Die akademische Kunstausstellung in Berlin. (Forts.) I. Malerei.
Dömitz.) — □ München, 28. November. (Jubiläum A. Klein's.) — 12. Stillleben rc. 13. Landschaftsmalerei.

F. L. München, Ende Novbr. (Ausstellung des Kunstvereins. Forts.) Kunst-Institute: Archäologische Gesellschaft in Berlin. — Ansstellungskalender.

Aie Uusijeöung der Königs. Unstatt für Glasmalerei in München.

or einigen Monaten
tauchte dort und da
das Gerücht auf, im Kul-
tusministerium trage man
sich schon seit längerer Zeit
mit dem Gedanken, die kö-
. nigliche Glasmal-Anstalt
dahier auszuheben. Wer
daran näheres Interesse
nahm, konnte bei entsprechender
Nachforschung auch noch erfahren,
für welchen Zweck die dermaligen
derselben verwendet werden

v. Piloty den in Frank-
^ 1 reich längst in den Hintergrund ge-

drängten alten Realismus in München einbürgerte, kann man
seinen Schülern kaum mehr Ateliers beschaffen, die ihnen zu-
reichenden Raum bieten; denn sie haben gelernt, sich nur in
großen Maaßverhältnissen zu bewegen, wenn auch gerade nicht
in großen Gedanken. Piloty wohnt nur hundert Schritte von
der Glasmal-Anstalt, und da lag es denn nahe genug, daß er

daran dachte, dortselbst wenn möglich eine Art Filiale anzulegen
und einige seiner zahlreichen Schüler darin unterzubringen. Ihn
deshalb zu tadeln, besteht für den Unbefangenen kein Grund.
Gedacht, gethan. Direktor Ainmüller, der seitdem heimgegangen,
räumte Piloty mehre verfügbare Lokale ein und die Filialschule
ward etablirt. Da sollte sich denn das alte Sprüchlein vom
kleinen Finger und der ganzen Hand wieder einmal recht hübsch
bewähren. Es ist ein öffentliches Geheimniß, daß Kaulbach sich
damit begnügt, die Akademie der Künste zu repräsentiren und
Piloty die leitende Seele der Geschäfte ist. So kam es denn,
daß in maaßgebenden Kreisen der Ansicht Eingang verschafft
wurde, die Glasmal-Anstalt habe allerdings in früheren Zeiten
Bayern viel Ruhm und Nutzen gebracht, sich aber nachgerade
überlebt und sei durchaus entbehrlich geworden.

Nun hätte man freilich glauben dürfen, diejenige Anstalt,
welche vor allen anderen in Bayern berufen ist, die Kunst zu
schützen, würde einem Vorhaben, wie das vorbezeichnete, mit
aller Energie entgegentrcten. Das geschah aber nicht; war ja
doch der Gedanke zuerst von einem so einflußreichen Mitglieds
des akademischen Körpers, wie Piloty, zuerst angeregt worden.
Die Akademie erhob nicht nur ihre Stimme nicht gegen das
Projett, sondern bot bereitwilligst ihre Hand zu dessen Durch-
 
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