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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 20.1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.13551#0286
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■ 276

Derselben Zeit gehören an die drei Reliefs „Erato und Eros",
der „Knabe mit dem Schafböcklein" und „Orpheus in der
Unterwelt".

Nachdem Schöpf diese Arbeiten vollendet hatte, zog es ihn
zu Anfang des Jahres 1844 wieder nach seinem geliebten Rom
zurück, um es nie mehr auf längere Zeit zu verlassen. Als ich
ihn im Herbst desselben Jahres in der Villa Malta besuchte,
fand ich ihn mit der von Thorwaldsen unvollendet hinterlassenen
„Statue Conradins von Hohenstaufen" beschäftigt, welche der

damalige Kronprinz Maximilian von Bayern in der Kirche
St. Maria del Carmine in Neapel aufstellen ließ. In späteren
Jahren fertigte Schöpf noch das Grabmal I. M. Wagner's
auf dem Kirchhofe der Deutschen neben St. Peter. Zu den
letzten Arbeiten aber gehören die schöne „Maria mit dem Kinde"
(Relief) vom Könige Ludwig I. für die deutsche Kirche dell' anima
in Rom angekauft und die „Kolossalbüste Platens" auf dessen
Denkmal in Syrakus, welch' letztere Schöpf nach einer Zeich-
nung I. M. Wagner's ausführte. R.

Korrespondenzen.

ünchen, Ende Sept. (Das bayerische National-
Museum; die Verbindung für historische
Kunst.) Je riesiger die unter dem Namen des
bayerischen Nationalmuseums bekannte kulturhistorische
Sammlung von Jahr zu Jahr anschwillt, um so
wünschenswerther erscheint es, daß das Studium der
bedeutendsten Objekte durch getreue Abbildungen ermöglicht oder doch
erleichtert werde. Seit kurzer Frist liegen dem Publikum zwei Hefte
einer von dem Vorstande des Museums geleiteten Veröffentlichung
vor, welche für Herrn v. Hefner-Alteneck und dem Verleger
Ober netter gleichmäßig Ehre machen. Die Reproduction mittels
Albertotypie darf eine ganz vortreffliche genannt werden und läßt
namentlich in Bezug auf Klarheit der Abtönung wie an Schärfe
nichts zu wünschen übrig. Die bis jetzt erschienenen Blätter bieten
dem Geschichtsforscher ebenso viel Interessantes wie dem Künstler
und Gewerbsmann. Jede Lieferung aus 10 Blättern mit kurzem
erklärendem Text kostet 10 Mark, das einzelne Blatt 1 Mark. Es
ist sonach gegenüber dem Preis der früheren Hanfstaengl'fchen Blät-
ter ('/, Gulden) eine nicht ganz unbedeutende Erhöhung eingetreten,
welche nicht wohl zu rechtfertigen sein dürfte, da bekanntlich der pho-
tographische Druck weniger Herstellungskosten in Anspruch nimmt
als das gewöhnliche photographische Verfahren.

Am 23., 24. und 25. September fand in Stuttgart die fünf-
zehnte Hauptversammlung der „Verbindung für historische Kunst"
statt, wobei die münchener Kunstgenossenschaft durch den Landschafts-
maler Herrn Carl Ebert vertreten war, nachdem sich Herr Prof.
Wilh. Lindenschmit an der Konkurrenz betheiligt hatte. Es
handelte sich um die Einsendung historischer Bilder oder Entwürfe,
von denen der Verein nach Maaßgabe der verfügbaren Gelder —
diesmal etwa 75,400 Thaler (226,200 Mark) — zur späteren
Verloosung unter die einzelnen Vereinsmitglieder anzukaufen hatte.
München betheiligte sich an der Konkurrenz sehr lebhaft und zwar
mit dem besten Erfolge. Es wurden nämlich nachstehende Werke
von münchener Künstlern angekäuft: Franz Adam's Carton: „Der
Angriff der französischen Kavallerie bei Floing während der Schlacht
von Sedan"; Ernst Meisel's: „Letzte Begegnung Ludwig des
Sechszehnten mit seiner Familie" und ein „Motiv aus der nor-
wegischen Geschichte" von Eilif Petersen.

X Augsburg, 26. September. (Die Kirche in Weißen-
horn.) Die vor nicht langer Zeit vollendete, im romanischen Bau-
styl gehaltene katholische Pfarrkirche zu Weißenhorn zählt zu den
interessantesten Monumentalbauten der Gegenwart. Wie Ihnen be-
reits von anderer Seite berichtet worden, hat das k. Staatsministe-
rium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten auf Antrag
der betreffenden Kommission beschlossen, in derselben mehrere Wand-

gemälde auf Staatskosten ausführen zu lassen, und damit den R
Professor Herrn Andr. Müller (in Künstlerkreisen als „Komponir-
Müller bekannt) betraut. Der genannte Künstler hat im Laufe des
heurigen Sommers von den ihm übertragenen Fresken zwei vollendet:
und sich damit wieder neue Lorbeeren errungen. Es sind die „Kreu-
zigung Christi" und die „Erweckung des Lazarus" und bleiben noch
die „Auferstehung des Herrn" und die „weinenden Frauen an seinem.
Grabe" auszuführen übrig. Sämmtliche Fresken haben ihren Platz,
an den großen Wandflächen über den vier Seitenaltären.

R. Florenz, 20. September. (Zur Michelangelofeier)
möcht' ich noch den Wortlaut des Gratulationsbriefes nachtragen,
den das freie deutsche Hochstift für Wissenschaft und Kunst und all-
gemeine Bildung an das italienische Volk richtete und der vor des
unsterblichen Künstlers Grabmal in Sta Croce verlesen und über-
geben ward. Er lautet: „Vom nebelhaften Norden brachen vor
mehr als tausend Jahren über die mit Schnee bedeckten Alpen ger-
manische Horden, nach Licht begierig und neidisch um den schönen
Himmel Italiens. Verheerung bringend, vernichteten sie sich selbst,
ohne dem Vaterland das Heil zu bringen, dessen es bedurfte. Aber
das verwüstete Italien, das in seinem Edelmuth Böses mit Gutem
vergalt, ließ in ihr Vaterland das Licht des Glaubens, der Wissen-
schaft, der Künste dringen; und je mehr es gab, desto reicher wurde
es. Und als ein neuer Geistesfrühling sich zeigte, und Michelan-
gelo seine vorzüglichen Werke schuf, wie man seit Phidias nichts
Besseres gesehen hatte: — da sproß der Same des Schönen nicht
nur für Italien, sondern für die ganze Welt. Euer Buonarotti
wurde auch für die deutsche Kunst vom Himmel gesandt. Bon in-
nigster Dankbarkeit für ihn durchdrungen, haben wir heute beschlossen,
seinem Bildniß einen Ehrenplatz in deni Geburtshaus Goethe's,
dem heiligen Hause der Deutschen, anzuweisen. Möchten doch die
Völker neidlos die Geistesschätze genießen können, die in Folge von
Mittheilung imnier mehr zunehmen, möchten sie brüderlich die Hand
sich reichen können, in gemeinsamer Verehrung ihrer großen Meister
und Vorbilder! Das wünschen wir von ganzem Herzen, indem wir
Euch von jenseits der Alpen grüßen mit dem Ruf: Ein Vivat dem
Andenken Michelangelo's! Es lebe die Stadt Florenz, es lebe das
italienische Volk!

Gegeben zu Frankfurt a. M., am CXXVL Geburtstag
Goethe's 1875.

R. Rom, Ende Septbr. (Mosaikbildniß des Papstes;
die vatikanischen Museen; aus dem Collegium Ro-
manum; das Kunstgewerbemuseum; Razzi's Fresken
in der Farnesina; S. Paolo fuori le mura; ein Kunst-
rath; der Parthenon-Fries.) An die Mosaikfabrik im Va-
 
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