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tikan ist jüngst der Auftrag ergangen, für den Glockenthurm der
Kathedrale von Lourdes ein kolossales Portrait Seiner Heiligkeit aus-
zuführen. Der Auftrag erging von der Verwaltung der genannten
Kirche und wird von Ubizi ausgeführt werden, der auch s. Z. das
Portrait des als päpstlichster Zuave bei Mentana verwundeten und
in Folge dessen dahier verstorbenen Don Carlos d'Alcantara fertigte.
Der Papst hat kürzlich für die vatikanischen Museen eine sehr
schätzenswerthe Acquisition gemacht, indem er die bekannte Samm-
lung etruskischer Gläser und Emaillen des Herrn Rossignani
käuflich erwarb. Herr Rossignani hat seit einem Vierteljahrhundert
viel Müh' und Kosten daran gesetzt, um diese in ihrer Art einzige
Sammlung zu Stande zu bringen; sie enthält dermal in der That
auch Gegenstände von höchster Seltenheit und Schönheit, auch ist sie
von größtem Werthe in Bezug auf die Kenntniß der Chemie jener
Zeit. Mehrere Hunderte dieser Emaillen sind auf einem Tische auf-
gestellt, der selber höchst merkwürdig ist. Außerdem gewährt die
Sammlung einen prächtigen Ueberblick über die Geschichte der Ent-
wickelung dieser Technik, indem sie nicht blos Glas- und Schmelz-
Arbeiten aller Perioden, sondern auch Farbenmuster von den ersten
Anfängen an enthält. Nach ausdrücklichem Befehle Sr. Heiligkeit
wird der betreffende Ausstellungsraum im vatikanischen Museum im
entsprechenden Style reich dekorirt werden.
Im vormaligen Collegium Romanum wird mit aller An-
strengung gearbeitet, um dort das Kircherische, das Mittelalterliche
und das Gemmenmuseum unterzubringen. Dieselben werden den
zweiten Stock einnehmen, im dritten wird das Kunstindustriemuseum
zur Aufstellung gelangen. Alle diese Sammlungen sind dem Se-
uator Fiorelli unterstellt, der auch die Aufstellung leiten wird. Die
Adaptirungsbauten sind dem Ingenieur Bongiovannini übertragen,
einem noch jungen, höchst talentvollen Manne. Derselbe hat aus
sämmtlicheu Zellen des vormaligen Klosters eine schöne Gallerte
gemacht, welche sich von der Piazza del Collegio Romano bis zur
Piazza di Sant' Jgnazio erstreckt. Auch die Arbeiten am großen
Saale der Biblioteca Vittorio Emanuele, welche 700,000 Bände
umfaßt, gehen rasch vorwärts. Dagegen sind jene am Kunstindustrie-
Museum noch etwas im Rückstände, wenn auch ohne Schuld des
Architekten, denn die Räume dieses Museums liegen gerade über
dem großen Bibliotheksaale, der erst vollendet sein muß, ehe man
oben energisch Vorgehen kann. Das Kunstindustrie-Museum ist
übrigens städtisches Eigenthum und Don Boldassare Odescalchi zu
dessen Direktor bestellt. Bis jetzt sind schon mehr als 200 Gegen-
stände beschafft, und stehen viele andere in Aussicht. Sämmtliche
Arbeiten im Collegium Romanum sollen noch vor Beginn des
Winters zu Ende geführt werden. Was das Kunstindustrie-Museum
im Besonderen anlangt, so ist dessen Gründung und Förderung na-
mentlich dem Zusammenwirken des Unterrichtsminister Bonghi, des
Sindaco unserer Stadt: Venturi und des Municipalassessors Mar-
chetti zu verdanken.
Das obere Stockwerk der durch Raphael's Fresken aus dem
„Leben der Psyche" weltberühmten Villa Farnesina enthält neben
Architektur-Malereien von Peruzzi und einem Fries mit Darstellungen
von Scenen aus Ovids „Metamorphosen" von G iulio Romano,
das durch köstliche Liebesgötter belebte schöne Fresko von Sod-
doma: „die Hochzeit Alexander's mit Roxane" nach Lucians Be-
schreibung eines Gemäldes des Aetion, und ein zweites Fresko des-
selben Künstlers: die „Familie des Darius vor Alexander". Beide
Fresken Soddoma's hatten in der letzten Zeit namhaft gelitten, so
daß sich der Eigenthümer der Farnesina, der Herzog von Ripalta,
endlich entschloß, sie einer durchgreifenden Restauration unterstellen
zu lassen. Mit der Vornahme derselben ward der französische
Künstler Billaud betraut, der sie mit wahrhaft glänzendem Er-
folge durchgeführt hat, so daß nur der Wunsch übrig bleibt, es
möchte das Beispiel des Herzogs in den Kreisen unserer Industrie
recht viele Nachfolger finden.
Dieser Tage habe ich der Basilica di San Paolo fuori le
mura wieder einen Besuch abgestattet. Anlaß dazu gab mir das
Gerücht, die Decke des Prachtbaues drohe einzustürzen. Zum Glück
ist die Gefahr keineswegs so groß, als man nach gewissen Zeitungs-
nachrichten wohl hätte glauben mögen. Gelegentlich einer Reparatur
am Dachstuhl konstatirte der mit der Leitung der Bauten an dieser
Kirche betraute Architekt Graf Vespignani, daß ein Theil des
Balkenwerkes angefault war, daß aber von dringender Gefahr keine
Rede ist. Gleichwohl hielt er aber schleunigste Vorsichtsmaßregeln
für angezeigt, berichtete alsbald an die Präfektur und erbat sich eine
Erhöhung der für den baulichen Unterhalt der Kirche etatsmäßig
zur Verfügung stehenden Summe; zugleich aber drückte er den
Wunsch aus, es möge ihm ein zweiter Architekt an die Seite ge-
geben werden, da er Anstand nehme, die ganze Verantwortung einzig
und allein auf sich zu nehmen. In Folge dessen ward eine Kom-
mission eingesetzt, bestehend aus dem Grafen selber und den Archi-
tekten Jmperatori und Berlocci, welche dem Gutachten Ves-
pignani's beitrat und sofortige Inangriffnahme der Reparaturarbeiten
empfahl. Die angefaulten Balken wurden in den Jahren 1840 und
1842 eingefügt; und man glaubt, die Feuchtigkeit habe ihren Grund
darin, daß die Balken bei dem damaligen Mangel einer Eisenbahn
den Tiber herab geflößt wurden. Die Reparaturen wurden sofort
begonnen. Im Mittelschiff und zunächst dem Hauptthor hat man
die Decke mittels ungeheuerer Balken gestützt. Ein mit der Aufsicht
betrauter Architekt bemerkte mir, man brauche die Balken der Decke
keineswegs ganz auszuwechseln; es genüge vielmehr, an den Balken-
köpfen eine gewisse Art von Verzapfung anzubringen, wodurch die
Widerstandskraft der Balken außerordentlich erhöht werde. Im
Ganzen erweist sich der Schaden somit nicht als sehr bedeutend,
wohl aber hätte er es mit der Zeit werden können; jetzt ist noch
alles mit ein paar Tausend Lire abgethan.
Künstler und Kunstfreunde beschäftigen sich viel mit einem Vor-
schläge, den die Roma Artistica kürzlich gemacht. Derselbe ging
dahin, dahier einen „Kunstrath" zu gründen, und es ist darüber
zwischen dem Präsidenten des Künstlercomitö, dem bekannten Land-
schaftsmaler Vertunni, und der Regierung zum lebhaften Ausdruck
einer Meinungsverschiedenheit darüber gekommen, ob in dem „Kunst-
rath" auch Nichtkünstler sitzen sollen.
Bekanntlich hat Herr Brizio im Aufträge der Regierung
Gypsabgüsse der Reliefs des Parthenon-Frieses in Athen erworben
und sind dieselben nunmehr, in 30 Kisten verpackt, dahier eingetroffen
und im Erdgeschosse des vormaligen Collegium Romanum hinterlegt
worden. Es sind Abgüsse derjenigen Originale, welche sich noch in
Athen an Ort und Stelle befinden, und da wir auch Abgüsse der-
jenigen Theile besitzen, welche Lord Elgin nach England schleppte,
so ist unsere Sammlung nun vollständig. Leider befinden sich die
aus England gekommenen Abgüsse in der Akademie an der Ripetta,
und es wäre somit die Vereinigung beider Sammlungen in einem
und demselben Lokale dringend zu wünschen. Die neu angekommenen
Abgüsse werden im vormaligen Refektorium des Collegium Romanum
in entsprechender Höhe vom Boden angebracht werden, und hat man
damit auch schon begonnen.
tikan ist jüngst der Auftrag ergangen, für den Glockenthurm der
Kathedrale von Lourdes ein kolossales Portrait Seiner Heiligkeit aus-
zuführen. Der Auftrag erging von der Verwaltung der genannten
Kirche und wird von Ubizi ausgeführt werden, der auch s. Z. das
Portrait des als päpstlichster Zuave bei Mentana verwundeten und
in Folge dessen dahier verstorbenen Don Carlos d'Alcantara fertigte.
Der Papst hat kürzlich für die vatikanischen Museen eine sehr
schätzenswerthe Acquisition gemacht, indem er die bekannte Samm-
lung etruskischer Gläser und Emaillen des Herrn Rossignani
käuflich erwarb. Herr Rossignani hat seit einem Vierteljahrhundert
viel Müh' und Kosten daran gesetzt, um diese in ihrer Art einzige
Sammlung zu Stande zu bringen; sie enthält dermal in der That
auch Gegenstände von höchster Seltenheit und Schönheit, auch ist sie
von größtem Werthe in Bezug auf die Kenntniß der Chemie jener
Zeit. Mehrere Hunderte dieser Emaillen sind auf einem Tische auf-
gestellt, der selber höchst merkwürdig ist. Außerdem gewährt die
Sammlung einen prächtigen Ueberblick über die Geschichte der Ent-
wickelung dieser Technik, indem sie nicht blos Glas- und Schmelz-
Arbeiten aller Perioden, sondern auch Farbenmuster von den ersten
Anfängen an enthält. Nach ausdrücklichem Befehle Sr. Heiligkeit
wird der betreffende Ausstellungsraum im vatikanischen Museum im
entsprechenden Style reich dekorirt werden.
Im vormaligen Collegium Romanum wird mit aller An-
strengung gearbeitet, um dort das Kircherische, das Mittelalterliche
und das Gemmenmuseum unterzubringen. Dieselben werden den
zweiten Stock einnehmen, im dritten wird das Kunstindustriemuseum
zur Aufstellung gelangen. Alle diese Sammlungen sind dem Se-
uator Fiorelli unterstellt, der auch die Aufstellung leiten wird. Die
Adaptirungsbauten sind dem Ingenieur Bongiovannini übertragen,
einem noch jungen, höchst talentvollen Manne. Derselbe hat aus
sämmtlicheu Zellen des vormaligen Klosters eine schöne Gallerte
gemacht, welche sich von der Piazza del Collegio Romano bis zur
Piazza di Sant' Jgnazio erstreckt. Auch die Arbeiten am großen
Saale der Biblioteca Vittorio Emanuele, welche 700,000 Bände
umfaßt, gehen rasch vorwärts. Dagegen sind jene am Kunstindustrie-
Museum noch etwas im Rückstände, wenn auch ohne Schuld des
Architekten, denn die Räume dieses Museums liegen gerade über
dem großen Bibliotheksaale, der erst vollendet sein muß, ehe man
oben energisch Vorgehen kann. Das Kunstindustrie-Museum ist
übrigens städtisches Eigenthum und Don Boldassare Odescalchi zu
dessen Direktor bestellt. Bis jetzt sind schon mehr als 200 Gegen-
stände beschafft, und stehen viele andere in Aussicht. Sämmtliche
Arbeiten im Collegium Romanum sollen noch vor Beginn des
Winters zu Ende geführt werden. Was das Kunstindustrie-Museum
im Besonderen anlangt, so ist dessen Gründung und Förderung na-
mentlich dem Zusammenwirken des Unterrichtsminister Bonghi, des
Sindaco unserer Stadt: Venturi und des Municipalassessors Mar-
chetti zu verdanken.
Das obere Stockwerk der durch Raphael's Fresken aus dem
„Leben der Psyche" weltberühmten Villa Farnesina enthält neben
Architektur-Malereien von Peruzzi und einem Fries mit Darstellungen
von Scenen aus Ovids „Metamorphosen" von G iulio Romano,
das durch köstliche Liebesgötter belebte schöne Fresko von Sod-
doma: „die Hochzeit Alexander's mit Roxane" nach Lucians Be-
schreibung eines Gemäldes des Aetion, und ein zweites Fresko des-
selben Künstlers: die „Familie des Darius vor Alexander". Beide
Fresken Soddoma's hatten in der letzten Zeit namhaft gelitten, so
daß sich der Eigenthümer der Farnesina, der Herzog von Ripalta,
endlich entschloß, sie einer durchgreifenden Restauration unterstellen
zu lassen. Mit der Vornahme derselben ward der französische
Künstler Billaud betraut, der sie mit wahrhaft glänzendem Er-
folge durchgeführt hat, so daß nur der Wunsch übrig bleibt, es
möchte das Beispiel des Herzogs in den Kreisen unserer Industrie
recht viele Nachfolger finden.
Dieser Tage habe ich der Basilica di San Paolo fuori le
mura wieder einen Besuch abgestattet. Anlaß dazu gab mir das
Gerücht, die Decke des Prachtbaues drohe einzustürzen. Zum Glück
ist die Gefahr keineswegs so groß, als man nach gewissen Zeitungs-
nachrichten wohl hätte glauben mögen. Gelegentlich einer Reparatur
am Dachstuhl konstatirte der mit der Leitung der Bauten an dieser
Kirche betraute Architekt Graf Vespignani, daß ein Theil des
Balkenwerkes angefault war, daß aber von dringender Gefahr keine
Rede ist. Gleichwohl hielt er aber schleunigste Vorsichtsmaßregeln
für angezeigt, berichtete alsbald an die Präfektur und erbat sich eine
Erhöhung der für den baulichen Unterhalt der Kirche etatsmäßig
zur Verfügung stehenden Summe; zugleich aber drückte er den
Wunsch aus, es möge ihm ein zweiter Architekt an die Seite ge-
geben werden, da er Anstand nehme, die ganze Verantwortung einzig
und allein auf sich zu nehmen. In Folge dessen ward eine Kom-
mission eingesetzt, bestehend aus dem Grafen selber und den Archi-
tekten Jmperatori und Berlocci, welche dem Gutachten Ves-
pignani's beitrat und sofortige Inangriffnahme der Reparaturarbeiten
empfahl. Die angefaulten Balken wurden in den Jahren 1840 und
1842 eingefügt; und man glaubt, die Feuchtigkeit habe ihren Grund
darin, daß die Balken bei dem damaligen Mangel einer Eisenbahn
den Tiber herab geflößt wurden. Die Reparaturen wurden sofort
begonnen. Im Mittelschiff und zunächst dem Hauptthor hat man
die Decke mittels ungeheuerer Balken gestützt. Ein mit der Aufsicht
betrauter Architekt bemerkte mir, man brauche die Balken der Decke
keineswegs ganz auszuwechseln; es genüge vielmehr, an den Balken-
köpfen eine gewisse Art von Verzapfung anzubringen, wodurch die
Widerstandskraft der Balken außerordentlich erhöht werde. Im
Ganzen erweist sich der Schaden somit nicht als sehr bedeutend,
wohl aber hätte er es mit der Zeit werden können; jetzt ist noch
alles mit ein paar Tausend Lire abgethan.
Künstler und Kunstfreunde beschäftigen sich viel mit einem Vor-
schläge, den die Roma Artistica kürzlich gemacht. Derselbe ging
dahin, dahier einen „Kunstrath" zu gründen, und es ist darüber
zwischen dem Präsidenten des Künstlercomitö, dem bekannten Land-
schaftsmaler Vertunni, und der Regierung zum lebhaften Ausdruck
einer Meinungsverschiedenheit darüber gekommen, ob in dem „Kunst-
rath" auch Nichtkünstler sitzen sollen.
Bekanntlich hat Herr Brizio im Aufträge der Regierung
Gypsabgüsse der Reliefs des Parthenon-Frieses in Athen erworben
und sind dieselben nunmehr, in 30 Kisten verpackt, dahier eingetroffen
und im Erdgeschosse des vormaligen Collegium Romanum hinterlegt
worden. Es sind Abgüsse derjenigen Originale, welche sich noch in
Athen an Ort und Stelle befinden, und da wir auch Abgüsse der-
jenigen Theile besitzen, welche Lord Elgin nach England schleppte,
so ist unsere Sammlung nun vollständig. Leider befinden sich die
aus England gekommenen Abgüsse in der Akademie an der Ripetta,
und es wäre somit die Vereinigung beider Sammlungen in einem
und demselben Lokale dringend zu wünschen. Die neu angekommenen
Abgüsse werden im vormaligen Refektorium des Collegium Romanum
in entsprechender Höhe vom Boden angebracht werden, und hat man
damit auch schon begonnen.