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(Kedaction und Expedition der Dioskuren: Villa Schasler bei Wilmersdorf, Berlin.)
Inhalt.
Abhandlung: Ueber den Einfluß der Kunst auf die sittliche Bildung. (Forts.) Lunst-Chronili: Lokalnachrichten aus Berlin, Breslau, Karlsruhe, München,
LorrespondcilM: 8. Schwerin, Mitte Novbr. (Ausstellung des Künstler- Wien, Kiel, Paris.
Vereins.) — Düsseldorf, Mitte Novbr. (Permanente Kunst-Aus- Lmistinduhric und Technik: Lava-Malerei.
stcllung von Bismeycr u. Kraus.) — 1?. ic. München, Mitte Novbr. Lnnhliteratnr und Albnm: Das Schweizerland. Eine Sommerfahrt durch Ge-
(Ausstcllung im Kunstverein. Forts.) — ch Rom, Ende Oktober. (Aus- birg und Thal u. s. f. — Die Klassiker der Malerei. Eine Sammlung
grabungen; die Galerie des Monte di Pieta.) ihrer berühmtesten Werke u. s. f.
Ueber den Linfluß der Kunst auf die sittliche Aildung.
Aus einem in der Sitzung der Philosophischen Gesellschaft zu Berlin gehaltenen Vortrage:
„Ueber die Berührungspunkte der Aesthetik mit der Ethik", von M. Sr.
(Fortsetzung.)
Aristoteles habe ich deshalb un-
mittelbar nach Plato gesprochen,
weil sie theils einander ergänzen,
theils als Gegensätze leichter ver-
ständlich sind. Ein anderer Name
darf hier aber nicht übergangen werden, dessen
Träger, obschon nicht zu den Philosophen gehörend,
doch insofern von Wichtigkeit ist, als seine Aus-
sprüche über unsere Frage von großer Bedeutung
erscheinen: ich meine den Dichter Aristophanes.
Für seinen allgemeinen Standpunkt bezeichnend können die
von ihm dem Aeschylos in den Mund gelegten Worte betrachtet
werden, daß „der Dichter der Lehrer der Erwachsenen" sei,
wobei indeß keineswegs an eine praktisch-doktrinäre Unterweisung,
sondern durchaus an eine durch die Heiterkeit und Schönheit der
Poesie vermittelte Bildung des Gemüths und des Geistes zu
denken ist, welche eine Verklärung und Vertiefung des Lebens
erzeuge. Näher beschäftigt er sich dann mit der inneren
Wahrheit und dem ethischen Zweck der verschiedenen
dramatischen Dichtungsarten, namentlich der Tragödie, der
Komödie und des Dithyrambus, und zwar stets im Ge-
wände der Dichtung selbst, nämlich der Komödie, deren humo-
ristisch-satyrischer Inhalt seine kritischen Ansichten über jene
Fragen gleichsam plastisch verkörpert.
Was die Tragödie betrifft, so wurzelt seine Ansicht über
dieselbe darin, daß das wahrhaft Edle und Erhabene nur in
edler und erhabener Form zur Darstellung gebracht werden
könne; und von diesem Prinxip aus kritisirt er die beiden Tra-
giker Aeschylos und Euripides, indem er sie in den „Fröschen"
ihre Ansichten entwickeln und diese gegenseitig recensiren läßt.
Diese Ansichten betreffen denn nun wichtige ästhetische Fragen,
nämlich nicht nur die kompositionellen Grundsätze in der Ent-
wickelung des tragischen Stoffes, sondern auch die technischen
Forderungen an die Form des Chorgesangs, des Dialogs, so-
wie der Behandlung der Katastrophe. In allen diesen Be-
ziehungen wird nämlich die Tragödie des Euripides als ver-
werflich, die des Aeschylos dagegen, trotz einiger Schwerfällig-
keiten, die ihr anhaften, als mustergültig nachgewiesen. Besonders
(Kedaction und Expedition der Dioskuren: Villa Schasler bei Wilmersdorf, Berlin.)
Inhalt.
Abhandlung: Ueber den Einfluß der Kunst auf die sittliche Bildung. (Forts.) Lunst-Chronili: Lokalnachrichten aus Berlin, Breslau, Karlsruhe, München,
LorrespondcilM: 8. Schwerin, Mitte Novbr. (Ausstellung des Künstler- Wien, Kiel, Paris.
Vereins.) — Düsseldorf, Mitte Novbr. (Permanente Kunst-Aus- Lmistinduhric und Technik: Lava-Malerei.
stcllung von Bismeycr u. Kraus.) — 1?. ic. München, Mitte Novbr. Lnnhliteratnr und Albnm: Das Schweizerland. Eine Sommerfahrt durch Ge-
(Ausstcllung im Kunstverein. Forts.) — ch Rom, Ende Oktober. (Aus- birg und Thal u. s. f. — Die Klassiker der Malerei. Eine Sammlung
grabungen; die Galerie des Monte di Pieta.) ihrer berühmtesten Werke u. s. f.
Ueber den Linfluß der Kunst auf die sittliche Aildung.
Aus einem in der Sitzung der Philosophischen Gesellschaft zu Berlin gehaltenen Vortrage:
„Ueber die Berührungspunkte der Aesthetik mit der Ethik", von M. Sr.
(Fortsetzung.)
Aristoteles habe ich deshalb un-
mittelbar nach Plato gesprochen,
weil sie theils einander ergänzen,
theils als Gegensätze leichter ver-
ständlich sind. Ein anderer Name
darf hier aber nicht übergangen werden, dessen
Träger, obschon nicht zu den Philosophen gehörend,
doch insofern von Wichtigkeit ist, als seine Aus-
sprüche über unsere Frage von großer Bedeutung
erscheinen: ich meine den Dichter Aristophanes.
Für seinen allgemeinen Standpunkt bezeichnend können die
von ihm dem Aeschylos in den Mund gelegten Worte betrachtet
werden, daß „der Dichter der Lehrer der Erwachsenen" sei,
wobei indeß keineswegs an eine praktisch-doktrinäre Unterweisung,
sondern durchaus an eine durch die Heiterkeit und Schönheit der
Poesie vermittelte Bildung des Gemüths und des Geistes zu
denken ist, welche eine Verklärung und Vertiefung des Lebens
erzeuge. Näher beschäftigt er sich dann mit der inneren
Wahrheit und dem ethischen Zweck der verschiedenen
dramatischen Dichtungsarten, namentlich der Tragödie, der
Komödie und des Dithyrambus, und zwar stets im Ge-
wände der Dichtung selbst, nämlich der Komödie, deren humo-
ristisch-satyrischer Inhalt seine kritischen Ansichten über jene
Fragen gleichsam plastisch verkörpert.
Was die Tragödie betrifft, so wurzelt seine Ansicht über
dieselbe darin, daß das wahrhaft Edle und Erhabene nur in
edler und erhabener Form zur Darstellung gebracht werden
könne; und von diesem Prinxip aus kritisirt er die beiden Tra-
giker Aeschylos und Euripides, indem er sie in den „Fröschen"
ihre Ansichten entwickeln und diese gegenseitig recensiren läßt.
Diese Ansichten betreffen denn nun wichtige ästhetische Fragen,
nämlich nicht nur die kompositionellen Grundsätze in der Ent-
wickelung des tragischen Stoffes, sondern auch die technischen
Forderungen an die Form des Chorgesangs, des Dialogs, so-
wie der Behandlung der Katastrophe. In allen diesen Be-
ziehungen wird nämlich die Tragödie des Euripides als ver-
werflich, die des Aeschylos dagegen, trotz einiger Schwerfällig-
keiten, die ihr anhaften, als mustergültig nachgewiesen. Besonders