MplutgM iter AnnsIuersIuL.
Herausgegeben und redigirt
von
vr. Mar Schasler.
Sfr3
6. November
1875.
Preis des Journals pro Quartal 1% Thlr. — Kreuzband-Abonnements werden nur bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang angenommen.
(Kedaction und Expedition der Dioskuren: Villa Schasler bei Wilmersdorf, Berlin.)
In hakt.
Abhandlung: Ueber den Einfluß der Kunst auf die sittliche Bildung. (Aus LlirrtsponbcnM: F. K. München, Ende Oktober. (Ausstellung im Kunst-
einem in der Sitzung der Philosophischen Gesellschaft zu Berlin ge- Verein.) — F. Stuttgart, Ans. Novbr. (Aus unjern Ausstellungen.)
haltenen Vortrage: „Ueber die Berührungspunkte der Aesthetik mit der Liiiiß-Ltzronil!: Lokalnachrichten aus Berlin.
Ethik", von M. Sr.) Ansstclliingsbalcndrr. — ßricfknflcit.
Ueöer den Linfluß der Kunst auf die sittliche Bildung.
Aus einem in der Sitzung der Philosophischen Gesellschaft zu Berlin gehaltenen Vortrage:
„Ueber die Berührungspunkte der Aesthetik mit der Ethik", von M. Sr.
Jer Einfluß, den die Kunst und
überhaupt das Gefühl für das
Schöne auf die sittliche Bildung
anszuüben vermag, ist von jeher
Gegenstand eifriger Erörterungen
gewesen. Ueber Fragen, wie die,
ob die Kunst auch das Böse, das
A Häßliche und ähnliche negative Sphären in den
Bereich ihrer Darstellung ziehen dürfe, ferner
auch solche, was überhaupt als „unsittlich" in
der künstlerischen Darstellung zu verwerfen sei,
sind die Ansichten vielfach anseinandergegangen,
ohne daß bis jetzt eine definitive Entscheidung
darüber erlangt worden wäre. Der Grund hie-
von liegt darin, daß man bei Erörterung derselben nicht bis auf
die Grundbegriffe zurückgegangen ist und versäumt hat, genau
festzustellen, was unter „schön" und „sittlich" eigentlich zu ver-
stehen sei. Es ist hier sogleich schon die Bemerkung zu machen,
daß diese beiden Begriffe in gar keinem korrelaten Verhältniß
stehen, sondern daß — wenn man ihren gedanklichen Inhalt
in einen richtigen Gegensatz bringen will — man das „Schöne"
nicht dem „Sittlichen", sondern vielmehr dem „Guten", das
„Sittliche" aber umgekehrt nicht dem „Schönen", sondern dem
„Künstlerischen" gegenüberstellen muß. Denn das Schöne wie
das Gute trägt ebenso sehr einen objektiven, wie das Künstlerische
und Sittliche einen subjektiven Charakter. Aus dem Mangel
solcher strengeren Unterscheidung und Richtigstellung der Begriffe
entstehen die meisten Unklarheiten und Jrrthümer. Es wird
dann in mehr oder weniger bombastischer Weise hin und her-
geredet, ohne daß irgend ein anderes Resultat denkbar ist, als
höchstens das einer Steigerung der schon vorhandenen Konfusion.
Die Gründe solcher Verwirrung nachzuweisen, ist schon deshalb
verdienstlich, weil dadurch der erste Schritt zu einer Klärung
der Begriffe und in Folge dessen zur Gewinnung eines richtigen
Standpunktes für die Behandlung, bezw. Beantwortung solcher
Fragen, wie der in unserm Thema enthaltenen „Ueber den Ein-
fluß der Kunst auf die sittliche Bildung" gethan wird.
Statt nun aber die mannigfachen, theils in der Tages-
presse, theils im gebildeten Publikum umherspnkenden schiefen
und oft geradezu verkehrten Vorstellungen über derartige Fragen
Herausgegeben und redigirt
von
vr. Mar Schasler.
Sfr3
6. November
1875.
Preis des Journals pro Quartal 1% Thlr. — Kreuzband-Abonnements werden nur bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang angenommen.
(Kedaction und Expedition der Dioskuren: Villa Schasler bei Wilmersdorf, Berlin.)
In hakt.
Abhandlung: Ueber den Einfluß der Kunst auf die sittliche Bildung. (Aus LlirrtsponbcnM: F. K. München, Ende Oktober. (Ausstellung im Kunst-
einem in der Sitzung der Philosophischen Gesellschaft zu Berlin ge- Verein.) — F. Stuttgart, Ans. Novbr. (Aus unjern Ausstellungen.)
haltenen Vortrage: „Ueber die Berührungspunkte der Aesthetik mit der Liiiiß-Ltzronil!: Lokalnachrichten aus Berlin.
Ethik", von M. Sr.) Ansstclliingsbalcndrr. — ßricfknflcit.
Ueöer den Linfluß der Kunst auf die sittliche Bildung.
Aus einem in der Sitzung der Philosophischen Gesellschaft zu Berlin gehaltenen Vortrage:
„Ueber die Berührungspunkte der Aesthetik mit der Ethik", von M. Sr.
Jer Einfluß, den die Kunst und
überhaupt das Gefühl für das
Schöne auf die sittliche Bildung
anszuüben vermag, ist von jeher
Gegenstand eifriger Erörterungen
gewesen. Ueber Fragen, wie die,
ob die Kunst auch das Böse, das
A Häßliche und ähnliche negative Sphären in den
Bereich ihrer Darstellung ziehen dürfe, ferner
auch solche, was überhaupt als „unsittlich" in
der künstlerischen Darstellung zu verwerfen sei,
sind die Ansichten vielfach anseinandergegangen,
ohne daß bis jetzt eine definitive Entscheidung
darüber erlangt worden wäre. Der Grund hie-
von liegt darin, daß man bei Erörterung derselben nicht bis auf
die Grundbegriffe zurückgegangen ist und versäumt hat, genau
festzustellen, was unter „schön" und „sittlich" eigentlich zu ver-
stehen sei. Es ist hier sogleich schon die Bemerkung zu machen,
daß diese beiden Begriffe in gar keinem korrelaten Verhältniß
stehen, sondern daß — wenn man ihren gedanklichen Inhalt
in einen richtigen Gegensatz bringen will — man das „Schöne"
nicht dem „Sittlichen", sondern vielmehr dem „Guten", das
„Sittliche" aber umgekehrt nicht dem „Schönen", sondern dem
„Künstlerischen" gegenüberstellen muß. Denn das Schöne wie
das Gute trägt ebenso sehr einen objektiven, wie das Künstlerische
und Sittliche einen subjektiven Charakter. Aus dem Mangel
solcher strengeren Unterscheidung und Richtigstellung der Begriffe
entstehen die meisten Unklarheiten und Jrrthümer. Es wird
dann in mehr oder weniger bombastischer Weise hin und her-
geredet, ohne daß irgend ein anderes Resultat denkbar ist, als
höchstens das einer Steigerung der schon vorhandenen Konfusion.
Die Gründe solcher Verwirrung nachzuweisen, ist schon deshalb
verdienstlich, weil dadurch der erste Schritt zu einer Klärung
der Begriffe und in Folge dessen zur Gewinnung eines richtigen
Standpunktes für die Behandlung, bezw. Beantwortung solcher
Fragen, wie der in unserm Thema enthaltenen „Ueber den Ein-
fluß der Kunst auf die sittliche Bildung" gethan wird.
Statt nun aber die mannigfachen, theils in der Tages-
presse, theils im gebildeten Publikum umherspnkenden schiefen
und oft geradezu verkehrten Vorstellungen über derartige Fragen