20'icr Jahrgang
M 27.'
-Aujliorgun W Jenlsr^ll H-unstuoroim.
Herausgegeben und redigrrt '' ^
.von •
Dr. Mar Schasler.
4. flitli
Preis des Journals pro Quartal 1'/, Thlr. — Kreuzband-Abonnements werden nur bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang angenommen.
(Kedaction und Expedition der Bioskuren: Villa Schasler bei Wilmersdorf, Berlin.)
- § n ? a n.
ÄlchaMiiilg: Die graphischen Künste in ihrer technischen und künstlerischen Liinst-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Dresden, Detmold, Oldenburg,
Eigenthümlichkeit. (Forts.) Elberfeld, Düsseldorf, Stuttgart, Ferrara, Florenz, Rom, London.
KorrespaiiLenzen: 8. Schwerin, Ende Juni. (Ausstellung.) — F. K. 9Jlüii= Kunstgeschichte: Die neuesten Erwerbungen.der.königlichen Museen,
chen, Ende Juni. (Ausstellung im Kunstverein. Schluß.) Äilsjlcllmigskateiider.
Iie graphischen Künste in ihrer technischen und ünnstterischen
Ligenthümlichkeit.
(Fortsetzung.)
sfachdem Wir in der Einleitung eine
blos nomenklatorische Neber-
sicht über die gebräuchlichsten
graphischen Techniken, je nach
ihrer Stellung zur Kunst ge-
ordnet, gegeben, wenden wir
/ uns zu der Beschreibung der
Techniken selbst.
1. Der Holzschnitt,
auch Formschnitt, Xylogra-
phie (ans den Leiden griechischen Worten %vAog
„Holz" und YQätpm „einritzen, graben, schreiben"
zusammengesetzt) oder die „Kunst in Holz zu
schneiden", geht in der Herstellung der Platte
solgendermaaßen zu Werke: Wenn die liuearische
Zeichnung, und zwar in verkehrter Stellung, auf
^er ebenen Fläche der Holztafel, welche meist aus Buchsbaum
°ker anderen harten Holzarten von feinfasriger Textur besteht,
vollendet ist, so werden die vom Zeichner leergelasseneu Stellen
wlt dem Schneidemesser oder dem Stichel bis auf eine gewisse
^iefe sorgfältig herausgeschnitten, so daß nach vollendetem Schnitt
die Zeichnung nicht nur unverletzt geblieben ist, sondern sich auch
in erhabener Form darstellt, welche nunmehr mit Farbe bedeckt
und gedruckt werden kann. Die Zeichnung kann entweder ver-
mittelst der Feder oder mit einem Pinsel naß, oder, was ge-
wöhnlich geschieht, mit der Bleifeder trocken aufgetragen werden.
Im letzteren Falle pflegt der „Stock" — wie man eine für
den Schnitt zugerichtete Holzplatte benennt — „grundirt", d. h.
mit einer dünnen Kreideauflösung überzogen zu werden, damit
sich die Zeichnung mehr markirt. — Eine besondere Gattung
bilden die Clairobscurs oder Chiaroscuros, Blätter, welche
von mehreren Holzschnittplatten in verschiedenen Tönen derselben
Grundfarbe gedruckt sind. Die Technik des Schnittes ist hiebei
ganz dieselbe, wie beim einfachen Holzschnitt, nur daß darauf
Acht gegeben werden muß, daß die Platten beim Abdruck genau
korrespondiren.
2. Der Kupferstich oder die Ehalkographie ()(cdxog
„Kupfer") ist die „Kunst in Kupfer zu stechen" und in Rück-
sicht auf ihr technisches Verfahren das gerade Gegentheil vom
Holzschnitt, insofern hier nicht die Zeichnung ausgespart und die
lichten Stellen fortgenommen, sondern die Linien oder Punkte
der Zeichnung selbst eingegraben werden, so daß sich diese nach
M 27.'
-Aujliorgun W Jenlsr^ll H-unstuoroim.
Herausgegeben und redigrrt '' ^
.von •
Dr. Mar Schasler.
4. flitli
Preis des Journals pro Quartal 1'/, Thlr. — Kreuzband-Abonnements werden nur bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang angenommen.
(Kedaction und Expedition der Bioskuren: Villa Schasler bei Wilmersdorf, Berlin.)
- § n ? a n.
ÄlchaMiiilg: Die graphischen Künste in ihrer technischen und künstlerischen Liinst-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Dresden, Detmold, Oldenburg,
Eigenthümlichkeit. (Forts.) Elberfeld, Düsseldorf, Stuttgart, Ferrara, Florenz, Rom, London.
KorrespaiiLenzen: 8. Schwerin, Ende Juni. (Ausstellung.) — F. K. 9Jlüii= Kunstgeschichte: Die neuesten Erwerbungen.der.königlichen Museen,
chen, Ende Juni. (Ausstellung im Kunstverein. Schluß.) Äilsjlcllmigskateiider.
Iie graphischen Künste in ihrer technischen und ünnstterischen
Ligenthümlichkeit.
(Fortsetzung.)
sfachdem Wir in der Einleitung eine
blos nomenklatorische Neber-
sicht über die gebräuchlichsten
graphischen Techniken, je nach
ihrer Stellung zur Kunst ge-
ordnet, gegeben, wenden wir
/ uns zu der Beschreibung der
Techniken selbst.
1. Der Holzschnitt,
auch Formschnitt, Xylogra-
phie (ans den Leiden griechischen Worten %vAog
„Holz" und YQätpm „einritzen, graben, schreiben"
zusammengesetzt) oder die „Kunst in Holz zu
schneiden", geht in der Herstellung der Platte
solgendermaaßen zu Werke: Wenn die liuearische
Zeichnung, und zwar in verkehrter Stellung, auf
^er ebenen Fläche der Holztafel, welche meist aus Buchsbaum
°ker anderen harten Holzarten von feinfasriger Textur besteht,
vollendet ist, so werden die vom Zeichner leergelasseneu Stellen
wlt dem Schneidemesser oder dem Stichel bis auf eine gewisse
^iefe sorgfältig herausgeschnitten, so daß nach vollendetem Schnitt
die Zeichnung nicht nur unverletzt geblieben ist, sondern sich auch
in erhabener Form darstellt, welche nunmehr mit Farbe bedeckt
und gedruckt werden kann. Die Zeichnung kann entweder ver-
mittelst der Feder oder mit einem Pinsel naß, oder, was ge-
wöhnlich geschieht, mit der Bleifeder trocken aufgetragen werden.
Im letzteren Falle pflegt der „Stock" — wie man eine für
den Schnitt zugerichtete Holzplatte benennt — „grundirt", d. h.
mit einer dünnen Kreideauflösung überzogen zu werden, damit
sich die Zeichnung mehr markirt. — Eine besondere Gattung
bilden die Clairobscurs oder Chiaroscuros, Blätter, welche
von mehreren Holzschnittplatten in verschiedenen Tönen derselben
Grundfarbe gedruckt sind. Die Technik des Schnittes ist hiebei
ganz dieselbe, wie beim einfachen Holzschnitt, nur daß darauf
Acht gegeben werden muß, daß die Platten beim Abdruck genau
korrespondiren.
2. Der Kupferstich oder die Ehalkographie ()(cdxog
„Kupfer") ist die „Kunst in Kupfer zu stechen" und in Rück-
sicht auf ihr technisches Verfahren das gerade Gegentheil vom
Holzschnitt, insofern hier nicht die Zeichnung ausgespart und die
lichten Stellen fortgenommen, sondern die Linien oder Punkte
der Zeichnung selbst eingegraben werden, so daß sich diese nach