Preis des Journals pro Quartal IV, Thlr. — Kreuzband-Abonnements werden nur bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang angenommen.
(Redaction und Expedition der Dioskuren: Villa Schasler bei Wilmersdorf, Berlin.)
Anhalt.
Abhandlung: Das UebematUrliche als Gegenstand der Kunstdarstellung. (Schluß.) üiinjl-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Solingen, Bonn, Paris, Stock-
Larrcspondrn;eii: k. Stuttgart, Anfangs Oktober. (Enthüllung des König- Holm, New-Pork.
Wilhelm-Denkmals; Tod des Bildhauers Rau rc. Schluß.) Äiisjlrllnilgsbaikiidrr.
Aas Uebernatürüche als Gegenstand der Kunstdarstessung.
(Fortsetzung und Schluß.)
und mythologischer, überhaupt sagenhafter, ja auch profan-
allegorischer Motive blos deshalb bemängeln will, weil darin
Dinge Vorkommen, die den Naturgesetzen widersprechen. Der
Regierungsrath Ranke hat sich die nutzlose Mühe gegeben, das
Gesammtgebiet der christlichen Kunst zu durchforschen, um die
Titel zahlreicher Kunstwerke der verschiedensten Zeiten zu sam-
meln, die seiner Meinung nach eine wahre Gallerie aller mög-
lichen Widersinnigkeiten, Häßlichkeiten, Abgeschmacktheiten u. s. f.
enthalten. Denn gerade Das, was solchem verständigen Kopf
widersinnig und abgeschmackt erscheint, weil die bornirte Wirk-
lichkeit dafür keinen Belag liefert, bildet eben den eigentlichen
Inhalt, d. h. die poetische Wahrheit sowohl der Religion selbst
wie der aus ihr entnommenen Darstellungsmotive. Ebenso ist's
mit Märchen- und sagenhaften, sowie mit allegorischen Motiven.
Das, was in allen solchen Darstellungsinhalten wesentlich ist,
ist es gerade durch seine Abweichung von der greifbaren Natur-
wirklichkeit.
Aber diese Abweichung darf — wie schon bemerkt — keine
willkürliche sein, so daß man etwa blos der Naturwirklichkeit in's
Gesicht zu schlagen nöthig hätte, um einen künstlerisch berechtigten,
d. h. poetisch-inhaltsvollen Stoff zu erhalten, sondern sie muß
as Resultat unserer bisherigen Betrachtung
können wir in den einfachen Satz zusammen-
sassen, daß in der religiösen Sphäre wie
überhaupt in allen gegen die bloße Erden-
wirklichkeit indifferenten Gebieten des geisti-
gen Lebens eine — übrigens ja schon im
Begriff des Uebernatürlichen ausgedrückte —
Differenz zwischen dem poetischen Stoff und
der Naturrealität herrscht; und zwar nicht
nur in der Art, daß diese Differenz als
möglich zugegeben wird, sondern daß sie im
Wesen der Sache selbst begründet, also eine
nothwendige ist. Wird diese Nothwendigkeit aber erkannt und
ist andrerseits doch das Recht der Kunst auf die Verwerthung
solcher Motive, d. h. ihre künstlerische Darstellungsfähigkeit zu-
gegeben, so folgt von selbst, daß die Darstellung derselben sich
nicht mit derselben Unbedingtheit, wie die Darstellung von der
Naturwirklichkeit entnommenen Motiven, den Gesetzen der letzteren
zu unterwerfen hat.
Es ist daher geradezu lächerlich, wenn man auf Grund
verständiger Aufklärung die künstlerischen Darstellungen religiöser
(Redaction und Expedition der Dioskuren: Villa Schasler bei Wilmersdorf, Berlin.)
Anhalt.
Abhandlung: Das UebematUrliche als Gegenstand der Kunstdarstellung. (Schluß.) üiinjl-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Solingen, Bonn, Paris, Stock-
Larrcspondrn;eii: k. Stuttgart, Anfangs Oktober. (Enthüllung des König- Holm, New-Pork.
Wilhelm-Denkmals; Tod des Bildhauers Rau rc. Schluß.) Äiisjlrllnilgsbaikiidrr.
Aas Uebernatürüche als Gegenstand der Kunstdarstessung.
(Fortsetzung und Schluß.)
und mythologischer, überhaupt sagenhafter, ja auch profan-
allegorischer Motive blos deshalb bemängeln will, weil darin
Dinge Vorkommen, die den Naturgesetzen widersprechen. Der
Regierungsrath Ranke hat sich die nutzlose Mühe gegeben, das
Gesammtgebiet der christlichen Kunst zu durchforschen, um die
Titel zahlreicher Kunstwerke der verschiedensten Zeiten zu sam-
meln, die seiner Meinung nach eine wahre Gallerie aller mög-
lichen Widersinnigkeiten, Häßlichkeiten, Abgeschmacktheiten u. s. f.
enthalten. Denn gerade Das, was solchem verständigen Kopf
widersinnig und abgeschmackt erscheint, weil die bornirte Wirk-
lichkeit dafür keinen Belag liefert, bildet eben den eigentlichen
Inhalt, d. h. die poetische Wahrheit sowohl der Religion selbst
wie der aus ihr entnommenen Darstellungsmotive. Ebenso ist's
mit Märchen- und sagenhaften, sowie mit allegorischen Motiven.
Das, was in allen solchen Darstellungsinhalten wesentlich ist,
ist es gerade durch seine Abweichung von der greifbaren Natur-
wirklichkeit.
Aber diese Abweichung darf — wie schon bemerkt — keine
willkürliche sein, so daß man etwa blos der Naturwirklichkeit in's
Gesicht zu schlagen nöthig hätte, um einen künstlerisch berechtigten,
d. h. poetisch-inhaltsvollen Stoff zu erhalten, sondern sie muß
as Resultat unserer bisherigen Betrachtung
können wir in den einfachen Satz zusammen-
sassen, daß in der religiösen Sphäre wie
überhaupt in allen gegen die bloße Erden-
wirklichkeit indifferenten Gebieten des geisti-
gen Lebens eine — übrigens ja schon im
Begriff des Uebernatürlichen ausgedrückte —
Differenz zwischen dem poetischen Stoff und
der Naturrealität herrscht; und zwar nicht
nur in der Art, daß diese Differenz als
möglich zugegeben wird, sondern daß sie im
Wesen der Sache selbst begründet, also eine
nothwendige ist. Wird diese Nothwendigkeit aber erkannt und
ist andrerseits doch das Recht der Kunst auf die Verwerthung
solcher Motive, d. h. ihre künstlerische Darstellungsfähigkeit zu-
gegeben, so folgt von selbst, daß die Darstellung derselben sich
nicht mit derselben Unbedingtheit, wie die Darstellung von der
Naturwirklichkeit entnommenen Motiven, den Gesetzen der letzteren
zu unterwerfen hat.
Es ist daher geradezu lächerlich, wenn man auf Grund
verständiger Aufklärung die künstlerischen Darstellungen religiöser