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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 20.1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.13551#0127

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(Redaction und Expedition der Dioskuren: Villa Schasler bei Wilmersdorf, Berlin.)

Inhalt.

Abhandlung: Studien zur Charakteristik bedeutender Künstler der Gegenwart. Hessendenkmal.) — A Düsseldorf, Anfang April. (Aus den Perm.

CVI. Eduard Schleich. (Schluß.) Ausstellungen. Schluß.) — R. München, 22. März. (Wanderungen

LorrespondeiiM: R. Leipzig, Mitte April. (Akademie; bei Vecchio's Kunst- durch Kunstwerkstätten.)— ß Darmstadt, Mitte April. (Kupferstecher

Ausstellung.)— Rk. Dresden, Anfang April. (Die Ausstellung der H. Felsing f.) — HI Rom. — ß Florenz, 6. April. (Die Erzgießerci.)

Konkurrenzentwürfe für den Hauptvorhang des neuen hiesigen Hoftheaters. Üimjl-Chronil!: Lokalnachrichten aus Berlin, Köln. Philadelphia.

Schluß.) — >v. Kassel, Mitte April. (Ausstellung des Kunstvereins; Allgemeines Ausstellungs-Programm der mittrleiiropäischeil Luust-vcrclne.

Studien zur Kharakteristik bedeutender Künstler der Hegenwart.

CVI. Eduard Schleich.

(Schluß.)

i soliden Sttidien seiner Jugend im Verein
mit einem ausgezeichneten Gedächtnisse für
die schnell vorübergehenden Stimmungen der
landschaftlichen Natur verliehen Schleich eine
große Leichtigkeit und Sicherheit im Arbeiten.
Seine Produktivität in den späteren Jahren
war außerordentlich. Wenn er morgens ein
neues Bild zu malen anfing, war dasselbe
nicht selten schon abends fertig. Schleich
ging es aber mit dem Malen, wie dem
Dichter mit den Versen.

„Wie Thränen, die uns plötzlich kommen,

So kommen plötzlich auch die Lieder."

Er konnte nicht jeden Tag arbeiten; nur wenn er frisch dazu
inspirirt war, stellte er sich vor seine Stasfelei. Dann malte
er aber wie im Fieber und ließ sich durch Nichts stören.

Diese höchste Anspannung aller künstlerischen Kräfte spricht
sich denn auch in den meisten seiner Schöpfungen aus, in denen
wir fast nie eigentliche Arbeit und mühseliges Abqnälen, sondern
frisches freudiges Schaffen sehen.

Wie ein tüchtiger Musiker schon das prima vista mit
richtiger Auffassung und künstlerischem Schwung spielt, so malte
Schleich seine Bilder in einem Gusse und mit dem ganzen Feuer
innigster Empfindung fertig.

Schleich hatte in den letzten Jahren ein sehr behagliches
Auskommen. War er nicht zum Malen aufgelegt, so ging er
spazieren, aber nicht gleichgültig wie Andere, sondern überall
beobachtend und künstlerisch resiektirend. Er war überhaupt der
Ansicht, daß eindringliches Sehen, das Fixiren im Innern,
kräftiges Festhalten einer in der Natur schön ausgesprochenen
Stimmung mehr Werth sei als die genaueste Studie. Aller-
dings geht in einer solchen ans dem weiten Wege von dem
Auge zur Hand und unter dem schnellen Wechsel der Effekte
und Stimmungen in der Natur das Charakteristische der Land-
schaft als Gesammterscheinung, als Augenblicksbild, der eigentlich
künstlerische Ausdruck desselben, meistens verloren.

Hatte Schleich gefeiert, so pflegte er wohl, wenn er wieder
Lust zum Arbeiten bekam, scherzweise zu seiner. Schwester zu
sagen; „Heute muß ich 'mal wieder aus dem Aermel das Bild
schütteln, ich glaube, das Geld geht uns sonst zu Ende."
 
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