Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 20.1875

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.13551#0341

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
*

Inhalt.

Abhandlung: Ueber den Einfluß der Kunst auf die sittliche Bildung. (Forts.) Limliindiiliric und Technik: Zur Geschichte der Holzschnitzkunst.

Lorrespondciycn: ß Karlsruhe, im Novbr. (Kunstverein rc.) — f Rom, AunstUIerailir und Alinim: Die Klassiker der Malerei u. s. f. (Schluß.) —

Ende Oktober. (Ausgrabungen; die Galerie des Monte di Pieta. Schluß.) Sammlung von Landschaftsstudien u. s. f. — Kunstschätzc u. s. f. —

Annji-Lhronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Hamburg, Landcshut, Weimar, Hey-Speckter, Fünfzig Fabeln u. s. f.

Dresden, München, Wien, Paris, London, New-Pork. AnsjikllnngsKalcndrr.

20fkc Jahrgang. \

M 44.

Herausgegeben und redigirt

von

Dr. Mar Schasler.

28. November

% 18V5.

Preis des Journals pro Quartal IV, Thlr. — Kreuzband-Abonnements werden nur bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang angenommen.

(Kedaction und Expedition der Dioskuren: Villa Schasler bei Wilmersdorf, Berlin.)

Ueber den Lmsiirß der Kunst auf die sittliche Bildung.

Aus einem in der Sitzung der Philosophischen Gesellschaft zu Berlin gehaltenen Vortrage:
„Ueber die Berührungspunkte der Aesthetik mit der Ethik", von M. Sr.
(Fortsetzung.)

der Frage nach der Beziehung des Schönen
zum Guten haben sich die Eklektiker, wo-
hin neben Cicero auch die kritischen Gram-
matiker und Rhetoren, wie Zenodot,
Aristarch, Dionys v. Halicarnaß,
Ouinctilian u. A. m. gehören, weniger
beschäftigt als mit der nach der Beziehung
des Schönen, resp. Künstlerischen zum Zweck-
mäßigen. Cicero verlangt durchaus, daß das
Schöne auch zweckmäßig sei, weil es überall
in der Natur sich so finde. „Wie in den
Bäumen Stamm, Aeste und Blätter ebenso
ie in einer zweckmäßigen Beziehung ständen,
so seien — sagt er — die Säulen, die das Dach eines Tempels
tragen, einestheils zweckmäßig, anderentheils aber auch schön; ja,
wenn das Kapitolium, dessen Giebel zugleich so eingerichtet sei,
daß das Wasser ablaufen könne, nach dem Himmel versetzt würde,
wo es keinen Platzregen gebe, so müsse es doch mit solchem Giebel
versehen bleiben, wenn es seine Schönheit behalten solle" n. s. s.

Statt seine Behauptung gedanklich zu begründen, greift er also
ein einseitiges Beispiel heraus, und gerade aus derjenigen Kunst,
die — wie er wohl wissen mußte — von Aristoteles eben ihrer
Zweckhaftigkeit wegen nicht zu den schönen Künsten gerechnet
wurde, nämlich aus der Architektur. Dies Citat mag genügen,
um die Oberflächlichkeit des antiken Philisters unter den Philo-
sophen darzuthun. Was die antiken Kritiker betrifft, so er-
fanden sie statt des Guten oder, modern gesprochen, Sittlichen,
ein anderes Kriterium für das Schöne, nämlich das „Schickliche"
die evuQensta. So polemisirt Aristarch gegen manche Namen
beim Homer als „unschicklich" und Zenodot bemängelt, daß
Homer den Jupiter die Juno mit zwei Ambosen an den Füßen
zum Himmel hinaushängen läßt, denn dies sei nicht schicklich.
Neben dieser immer mehr in's Seichte sich verlierenden Auf-
sassungsweise verläuft sich daun später das Aesthetisiren und die
Philosophie selbst in kritische Spitzfindigkeiten aller Art, die für
uns weiter kein Interesse haben.

Einen neuen Um- und Aufschwung gewann die Philosophie
durch die Alexandrinische Schule und namentlich durch
 
Annotationen