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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 20.1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.13551#0187

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Treis des Journals pro Quartal 17, Thlr. — Kreuzband-Abonnements werden nur bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang angenommen.

(Kedaction und Expedition der Dioskuren: Villa Schasler bei Wilmersdorf, Berlin.)

Inhalt.

-Abhandlung: Die nationalen Unterschiede der modernen Plastik. (Forts.) Luiijt-ChromK: Lokalnachrichten aus Berlin, Wien, Rom, Neapel.
Lnrrrspvndriycur X Karlsruhe, Ans. Juni. (Aus der Kunstvereins-Aus- Liinhkritik: Hie akademische Kunstausstellung in Berlin. (Forts.) XVI. Die
stellung.) — W. Kassel, Auf. Juni. (Prof. Hassenpflug; Kunsthaus; Plastik. — Ein kritisches Kuriosum aus dem Stuttgarter Kunstleben.

Permanente Ausstellung des Kunstvereins. Schluß.) (Schluß.)

Aie nationalen Unterschiede der modernen Ulastik.

(Fortsetzung.)

uf der von uns in unserm Einleitungs-Ar-
tikel, welcher den gemeinsamen Charakter
, aller modernen Plastik — gegenüber der
s antiken — zu schildern versuchte, näher
i bestimmten allgemeinen Basis sind nun
! die speciellen Verschiedenheiten in der Be-
^handlungsweise der Skulptur, die wir bei
den verschiedenen Nationalitäten bemerken,
zu betrachten.

Es lassen sich in der heutigen Bild-
hauerei drei ziemlich scharf von einander
getrennte Grundrichtungen unterscheiden,
die, da sie mit den nationalen Charakter-Unterschieden zusammen-
fallen, am einfachsten als italienische, französische und
deutsche Plastik bezeichnet werden können. Bei dieser allgemeinen
Auseinanderhaltung der Richtungen abstrahiren wir vorläufig ganz
von den unter dem Namen „Schulen" bekannten Sonderrichtungen,
bemerken jedoch sogleich, daß diese Trennung in Schulen durch-
aus auf der nationalen Basis selbst vor sich geht. Es ist dies
ein Umstand, der bisher zu wenig berücksichtigt worden ist, wie
uns dünkt. Denn wenn man bedenkt, wie z. B. Thorwaldsen,

wenigstens so lange er künstlerisch prodncirte und sich entwickelte,
fast gar nicht aus Rom herausgekommen ist, ohne im Geringsten
ans Italien einen andern Einfluß empfangen zu haben, als den,
welchen die Antike dort zu gewähren vermochte, und daß er
trotz seiner Vertiefung in den Geist der antiken Plastik doch
wesentlich germanisch in der Auffassung derselben geblieben ist,
während umgekehrt die Italiener, z. B. Canova, ja Tenerani
sogar nicht ausgenommen, eine ganz specisische Tendenz auf eine
gewisse kleinliche Sentimentalität nicht verleugnen können, die
der Antike völlig widerstrebt, also von ihrer eigenen Tradition
am allerwenigsten beeinflußt worden sind: so scheint in jener
Unterscheidung nach Nationalitäten gegenüber aller Klassifikation
nach Schulen der eigentliche Maaßstab für ihre Beurtheilung
und das Princip ihrer Sonderrichtnngen gesucht werden zu müssen.

Das natürlichste und historisch-berechtigste Kriterium für die
Charakteristik der italienischen, französischen und germa-
nischen (dieser Ausdruck ist vielleicht passender als „deutschen")
Plastik gewinnt man durch die Frage, wie sich jede dieser nationalen
Richtungen zur Antike verhält. Denn über Zweierlei dürfen wir
uns nicht täuschen: einmal, daß die plastische Anschauung als
diese specisisch künstlerische Weise der künstlerischen Gestaltung,
 
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