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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 20.1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.13551#0111

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(Redaction und Expedition der Dioskuren: Villa Schasler bei Wilmersdorf, Berlin.)

Inhalt.

Abhandlung: Studien zur Charakteristik bedeutender Künstler der Gegenwart. deutsche Kunstgewerbe-Ausstellung rc.) — □ Mailand, 23. März. —

CVI. Eduard Schleich. □ R om, 24. März.

Lorrespondrnzen: X Karlsruhe, den 10. März. (Ausstellungsbericht.) — Liinst-Chranit!: Lokalnachrichten aus Berlin, Leipzig, Königsberg, Diisseldors rc.

E. II. München, Mitte März. (Ausstellung im Kunstverein. Schluß.) — Lllilstgrschichtr: Die Kolosse vom Monte Cavallo u. ihre jetzige falsche Aufstellung.

R. München, den 16. März. (Antikensaal! bayerisches Nationalmuseum; Attgemeincs Äusjlclliings-Programm der »littelcuropälschen Lnnst-Vereinr.

Studien zur Garakteristik bedeutender Künstler der Gegenwart.

CVI. Eduard Schleich.

(Nekrolog.)

ie Reihe Lichtgestalten der miinchener Kunst sind
in den letzten Jahren zur ewigen Ruhe ab-
gerufen worden. An den Heimgang der Meister
M. v. Schwind, Th. Horschelt, Peter Heß,
W. v. Kaulbach, A. v. Rainberg knüpfen sich
unersetzliche Verluste für die gesammte moderne
Kunst.

Wenn der Dichter sagt: „Jeder Schlag des
Herzens schlägt uns eine Wunde" und uns mit
diesen Worten an die Endlichkeit erinnert, so
sind die Ueberlebenden in den Fällen doch um
so schmerzlicher berührt, wo der Todesengel bei einem der Lieb-
linge der Götter ungeahnt anklopft und diesen mitten in seiner
künstlerischen Thätigkeit umarmt.

Auch der Meister, dessen Gedächtniß diese Zeilen gelten,
gehört zu jenen schnell dahingeschiedenen Gestalten. Er zählte
nicht zu jenen Jüngern der Kunst, denen schon in der Kraftfülle
der Jugend die Erfolge und die Glücksgüter lächelten, sein
künstlerischer Aufschwung war vielmehr dem Ernste des reiferen

Alters Vorbehalten, wo die Seelenkräfte der Meisten bereits zu
erlahmen anfangen und sie mit Wehmuth von dem Ruhme ihrer
Vergangenheit zehren. Und wie betrübend ist der Anblick solcher
Künstler, die vor unseren Augen und angesichts des ganzen
Publikums matt, schaal und alt werden. Doppelt glücklich sind
diejenigen zu preisen, bei denen trotz des Silberschnee's des
Hauptes der Genius Blüthen treibt, die, märchenhaft angestrahlt,
den Zauberglanz und die ganze Frische der Jugend zeigen.

Die Entwicklung eines reichen, thätigen Künstlerlebens konnte
nicht eklatanter vor Augen geführt werden als durch die vor
einem Jahre in den Räumen des Münchener Kunstvereins von
Seiten der Künstlergenossenschaft veranstaltete Ausstellung der
hinterlassenen Schöpfungen Schleich's. Dieselben füllten einen
ganzen Saal und zeigten in drei großen, chronologisch geordneten
Gruppen den ganzen künstlerischen Entwicklungsgang des be-
rühmten Landschaftsmalers, dessen Büste, sinnig von den Händen
der Kollegen mit Immortellen und Lorbeerkränzen geschmückt,
aus einer dunkeln Lanbgruppe sich abhob. 129 Nummern füllten
den Saal, von denen die in der ersten Gruppe enthaltenen Werke
 
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