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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 20.1875

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https://doi.org/10.11588/diglit.13551#0325

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Herausgegeben und redigirt
von

vr. Mar Schaster.

kreis Ses Journals pro Quartal 1'/, Phlr. — Kreuzband-Abonnements werden nur bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang angenommen.

(Kedaction und Expedition der Dioskuren: Villa Schasler bei Wilmersdorf, Berlin.)

Inhalt.

Abhandlung: lieber den Einfluß der Kunst auf die sittliche Bildung. (Forts.)
Korrespondenzen: //Düsseldorf, Ans. Novbr. (Aus den Ausstellungen.)—
R. !<.'München, Ans. Novbr. (Ausstellung im Kunstverein. Forts.) —
R. München, Ans. Novbr. (Simon Ouaglio; Hof-Glasmalerei von
Frz. Xav. Zeltler; Kunst-Ausstellungen; Kaulbach-Museum.)

Lnnji-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Köln, Stuttgart, Neichenberg
(in Böhmen), □ Mailand, Florenz, Rom, Dijon, Paris, Christiania,
Olympia.

Lnnji-Injlituie und -Vereine: Die Kunst- und Kunstgewerbe-Ausstellung in
München im Jahre 1876.

Ueöer den -Linfluß der Kunst auf die sittliche Bildung.

Aus einem in der Sitzung der Philosophischen Gesellschaft zu Berlin gehaltenen Vortrage:
„Heber die Berührungspunkte der Aesthetik mit der Ethik", von M. Sr.
(Fortsetzung.)

!)ichts offenbart die Einseitigkeit
eines philosophischen Prin-
cips mehr als die extreme
Wendung, welche demselben
von den Nachfolgern des
Begründers einer Schule
gegeben wird. Wenn Plato
durch das einseitige Festhal-
ten an dem Gegensatz zwi-
schen Idee und Wirklichkeit,
d. h. durch die abstrakte Fassung des „Ideals",
außer Stande war, die drei Momente der Idee,
nämlich das Wahre, das Gute und das Schöne,
in ihrer Unterschiedenheit und so als gesonderte In-
halte von in sich abgeschlossenen konkreten Sphären
zu begreifen, so treiben nun die andern Sokra-
tiker, besonders die Cyniker und Cyrenaiker — und zwar
nach entgegengesetzter Richtung — das von Plato aufgestellte
Princip von der „Einheit des Guten und Schönen" bis zum

Extrem und damit bis zum Widerspruch mit sich selbst. Denn
indem die Cyniker die Behauptung aufstellen, daß nur das
Gute „schön", nur das Schlechte „häßlich" sei, verschwindet
für sie sowohl der specifische Begriff des Schönen wie auch des
Häßlichen, während die Cyrenaiker, die Alles auf die glück-
gewährende Empfindung zurückführen, den Satz umkehrend, be-
haupten, daß nur das Schöne „gut", nur das Häßliche
„schlecht" sei, womit wiederum andrerseits die specifischen Be-
griffe des „Guten" und „Schlechten" aufgehoben und die Schön-
heit selbst zu einem bloßen Substrat für die Lustempfindung
herabgesetzt erscheint. Einen ähnlichen Gegensatz finden wir
später bei den Stoikern und Epikuräern, als deren Vorläufer
jene beiden Schulen zu betrachten sind.

Indem wir nun zu Aristoteles übergehen, ist von vorn-
herein zu bemerken, daß er im Grundsatz zu der in vieler Hin-
sicht phantastischen platonischen Auffassungs- und Darstellungs-
weise der Beziehung zwischen dem Guten und dem Schönen
einen ebenso klaren wie echt spekulativen Standpunkt einnimmt.
Am schärfsten charakterisirt sich der letztere durch die Auffassung,
 
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