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nach dem Schlüsse der Ausstellung zu dienen. Berlin, den 19. Fe-
bruar 1850. Directorium und Senat der Königlichen Akademie der
Künste. Prof. Herbig, Vice-Direktor.
Den 28. Febr. Im Saale der Singakademie fand gestern
Abend eine schöne und erhebende Gedächtnissfeier Schadow's
statt, welche von der Singakademie in Verein mit der Königl.
Akademie der Künste veranstaltet war. Die lorbeerbekränzte
Büste des Verewigten sah man im Saale aufgestellt. Die einleiten-
den Choräle und Motetten waren aus den Compositionen der
drei Directoren gewählt, welche der Singakademie seit ihrer
Begründung vorgestanden haben, resp. noch vorstehen: Fasch,
Zelter und Rungenhagen. Diesen Gesängen folgte ein Vor-
trag des Secretairs der Königl. Akademie der Künste, Herrn
Tölken, welcher nebst einem biographischen Abrisse eine Cha-
rakteristik der künstlerischen Wirksamkeit des Gefeierten vor-
führte. Mozart's Requiem, von den besten künstlerischen Kräften
getragen, endete die Feier, der ein gedrängtes Publikum, wo-
runter alle künstlerische Notabilitäten der Stadt, beiwohnte.
JJtrCSiKtt, 2). Febr. Gestern starb hier der bekannte Ma-
ler und Photograph Herrn. Biow, der sich durch seine vorzüg-
lichen Leistungen im Fache der Daguerreotypie einen sehr ge-
achteten Namen erworben hat. In Breslau vor einigen vierzig
Jahren geboren, hat Biow ein sehr bewegtes Leben geführt,
und die Schule irdischer Prüfungen durch alle Klassen durch-
gemacht. Er war Techniker, Theatermaler, Lithograph, Schrift-
steller, versuchte sich nach allen Richtungen hin ohne beson-
dern Erfolg, bis er in Hamburg die Erfindung von Daguerre
ergriff, und, mit Stelzner daselbst wetteifernd, sich zu einer
ausserordentlichen Gewandtheit in der vervollkommneten, auf
künstlerische Geltung zu Ansprüchen berechneten Lichtbildnerei
ausbildete. Mit kleinen Apparaten beginnend, wusste er bald
seine mannigfachen technologischen und chemischen Kenntnisse
so zu benutzen, dass er durch vortreffliche Behandlung seiner
Platten es allmählich zu jenen vorzüglichen Bildern brachte, die
zu seiner Gallerie deutscher Notabilitäten gehören. Die Her-
ausgabe einer Auswahl aus dieser Sammlung in Stahlstichen
wird jetzt vorbereitet, und die erste Lieferung davon (enthal-
tend die Portraits des Königs Friedrich Wilhelm IV. von
Preussen, Alexander's v. Humboldt undPeter's v.Cornelius)
schon gegen das Ende des nächsten Monats erscheinen. (S. d.
Anzeiger z. Deutschen Kunstbl. No. 1. u. 2.)
üttittldjm, 18. Fol). Der hiesige Magistrat hat in seiner
letzten Sitzung den Entschluss gefasst, auf dem neuen Fried-
hofe ein kolossales Christusbild, in Erz gegossen, an einem
gusseisernen Kreuze aufstellen zu lassen. Als Modell dafür wird
das schon seit einiger Zeit von Prof. Halbig dahier gefertigte
und in seinem Atelier aufgestellte lebensgrosse Cruzifix dienen,
welches sich wegen seiner geistreichen Auffassung sowohl, als
wegen seiner künstlerischen Ausführung so warme Anerken-
nung erworben hat. (A. Z.)
Die Maskenfeste unserer. Künstler bilden seit einer Reihe
von Jahren den Mittelpunkt und den Hauptglanz der Faschings-
veronümingen in München, und haben sich mit vollem Rechte
den Ruhm tiefpoetischer Auffassung und wahrhaft künstlerischer
Durchführung erworben, die Gedanken sind immer neu, und
das frohe Carnevalsspiel wird unter den Händen der Künstler
zur vollendeten allseitig durchgebildeten Kunstschöpfung. Auch
dieses Jahr haben sie uns mit einer das Gewöhnliche weit über-
ragenden Faschingsgabe beschenkt. Das Spiel, das sie neulich
Abends im grossen Odeonsaale vor einer zahllosen Menge hei-
terer Menschen zur Aufführung brachten, hatte als Gegenstand
den „Frühling im Winter", ein Mährchen gedichtet von A. Teich -
lein, zu dem v. Perfall die Musik geschrieben. Die poetische
Idee, welche dem Ganzen zu Grunde liegt, ist kurz die: dass
„ die Blume heimischer Phantasie " durch poetische Begeisterung
im Stande ist, mitten im kalten Winter sich die Lust und Hei-
terkeit des Frühlings herbeizuzaubern; denn ihr entsprosst das
Lied, in diesem verbindet sich schwesterlich der Wein und die
Liebe zu frohem Lebensgenuss. — Unter den anwesenden Gästen
sah man den ganzen Hof, mehrere Minister, sehr viele Mitglie-
der beider Kammern, und auch die Schwesterstadt Augsburg
hatte uns eine namhafte Zahl von Besuchern herübergesendet.
Das Fest wird nächsten Sonnabend wiederholt, und der Ueber-
schuss der Einnahme wieder wie früher dem Künstlerunter-
stützungsfonds übergegeben werden. (A. Z.)
*Öittnberg, im Febr. Dem Kupferstecher Fr. Wagner
hierselbst, der für seinen Stich des Nürnberger Friedensmahles
vom J. 1649 nach Sandrart's Gemälde bereits von den Königen
von Preussen und Schweden zwei goldne Medaillen empfangen
hatte, ist kürzlich auch von dem Grossherzoge von Sachsen-
Weimar, dessen grosser Ahn, Bernhard von Weimar, unter den
Helden des dreissigjärigen Krieges den Stich ziert, die Civil—
Verdienst-Medaille verliehen worden.
*iUtnt, 18. Febr. Unter den wenigen Kunstwerken, welche
in diesem Momente entstehen, nehmen die Fresken des Prof.
Kuppelwieser, die derselbe in dem sogenannten neuen Re-
gierungsgebäude malt, eine nicht unbedeutende Stelle ein. Ob-
wohl wir gestehen, dass wir nicht zu jenen gehören, welche
dieser Art Malerei einen Vorzug vor der Staffeleimalerei ein-
räumen, obwohl wir der Ansicht sind, dass jene Richtung, aus-
schliesslich oder vorzugsweise gepflegt, zu einer Art von De-
korationsmalerei geführt hat und führen muss, die am Ende —
wie es bei einem vielgerühmten Meister der Gegenwart ge-
schehen ist — das sinnliche Element der Kunst von dem gei-
stigen getrennt, und eben dadurch ein theosophisch-spekulatives
Moment in die Kunst eingeführt hat, so hat bei uns, wo man
die Freskomalerei auch dort nicht anwenden wollte, wo die
Sache es forderte, die Leistung Kuppelwiesers ihre Bedeutung.
Kuppelwieser gehört zu jenen Künstlern, die unter der tüchtigen
Schule Fügers und Abels aufwuchsen, und im Besitze einer
künstlerischen Technik geblieben sind, die in manchen neueren
Schulen unter dem Einflüsse einer hypergeistreichen Conturen-
manier fast ganz verschwunden ist. In dieser Richtung wurde
K. auch durch den Sinn des hiesigen Volkes erhalten, dass
zwischen Malen und Coloriren noch einen Unterschied zu ma-
chen versteht. Die Idee zu den Fresken im Saale des nieder-
österreichischen Regierungsgebäudes, eines Gebäudes, das in
jeder Beziehung als Prototyp des alten Bureaubaustyles gelten
kann, ist in der letzten Zeit des alten Regimes entstanden, und
der Gedankengang, den Sie aus der nachfolgenden kurzen Be-
schreibung entnehmen werden, entspricht ganz der Zeit der
Entstehung und der Bestimmung des Gebäudes. In diesem Saale
sollten sich die nieder-österreichischen Regierungsräthe zu Be-
ratungen versammeln, und so war es ganz natürlich, dass der
Künstler jene Momente ans der Geschichte hervorhob, die die
Hauptepochen charakterisiren, und mit den wichtigeren Ereig-
nissen zusammentreffen, welche das Schicksal Nieder-Oester-
reichs mit dem der Monarchie vereinen. Den Plafond, der al-
lein mit Gemälden geschmückt ist, ziert eine allegorische Dar-
stellung, die Austria mit dem österreichischen Heeresschilde,
von der Religion beschützt; den Schild bekränzt ein Genius mit
Lorbeer. Die Weisheit, Gerechtigkeit und Kraft auf der einen,
die Klio auf der anderen Seite, umgeben die Austria. An die-
ses Bild schliessen sich ein grösseres und zwei kleinere Fei-
nach dem Schlüsse der Ausstellung zu dienen. Berlin, den 19. Fe-
bruar 1850. Directorium und Senat der Königlichen Akademie der
Künste. Prof. Herbig, Vice-Direktor.
Den 28. Febr. Im Saale der Singakademie fand gestern
Abend eine schöne und erhebende Gedächtnissfeier Schadow's
statt, welche von der Singakademie in Verein mit der Königl.
Akademie der Künste veranstaltet war. Die lorbeerbekränzte
Büste des Verewigten sah man im Saale aufgestellt. Die einleiten-
den Choräle und Motetten waren aus den Compositionen der
drei Directoren gewählt, welche der Singakademie seit ihrer
Begründung vorgestanden haben, resp. noch vorstehen: Fasch,
Zelter und Rungenhagen. Diesen Gesängen folgte ein Vor-
trag des Secretairs der Königl. Akademie der Künste, Herrn
Tölken, welcher nebst einem biographischen Abrisse eine Cha-
rakteristik der künstlerischen Wirksamkeit des Gefeierten vor-
führte. Mozart's Requiem, von den besten künstlerischen Kräften
getragen, endete die Feier, der ein gedrängtes Publikum, wo-
runter alle künstlerische Notabilitäten der Stadt, beiwohnte.
JJtrCSiKtt, 2). Febr. Gestern starb hier der bekannte Ma-
ler und Photograph Herrn. Biow, der sich durch seine vorzüg-
lichen Leistungen im Fache der Daguerreotypie einen sehr ge-
achteten Namen erworben hat. In Breslau vor einigen vierzig
Jahren geboren, hat Biow ein sehr bewegtes Leben geführt,
und die Schule irdischer Prüfungen durch alle Klassen durch-
gemacht. Er war Techniker, Theatermaler, Lithograph, Schrift-
steller, versuchte sich nach allen Richtungen hin ohne beson-
dern Erfolg, bis er in Hamburg die Erfindung von Daguerre
ergriff, und, mit Stelzner daselbst wetteifernd, sich zu einer
ausserordentlichen Gewandtheit in der vervollkommneten, auf
künstlerische Geltung zu Ansprüchen berechneten Lichtbildnerei
ausbildete. Mit kleinen Apparaten beginnend, wusste er bald
seine mannigfachen technologischen und chemischen Kenntnisse
so zu benutzen, dass er durch vortreffliche Behandlung seiner
Platten es allmählich zu jenen vorzüglichen Bildern brachte, die
zu seiner Gallerie deutscher Notabilitäten gehören. Die Her-
ausgabe einer Auswahl aus dieser Sammlung in Stahlstichen
wird jetzt vorbereitet, und die erste Lieferung davon (enthal-
tend die Portraits des Königs Friedrich Wilhelm IV. von
Preussen, Alexander's v. Humboldt undPeter's v.Cornelius)
schon gegen das Ende des nächsten Monats erscheinen. (S. d.
Anzeiger z. Deutschen Kunstbl. No. 1. u. 2.)
üttittldjm, 18. Fol). Der hiesige Magistrat hat in seiner
letzten Sitzung den Entschluss gefasst, auf dem neuen Fried-
hofe ein kolossales Christusbild, in Erz gegossen, an einem
gusseisernen Kreuze aufstellen zu lassen. Als Modell dafür wird
das schon seit einiger Zeit von Prof. Halbig dahier gefertigte
und in seinem Atelier aufgestellte lebensgrosse Cruzifix dienen,
welches sich wegen seiner geistreichen Auffassung sowohl, als
wegen seiner künstlerischen Ausführung so warme Anerken-
nung erworben hat. (A. Z.)
Die Maskenfeste unserer. Künstler bilden seit einer Reihe
von Jahren den Mittelpunkt und den Hauptglanz der Faschings-
veronümingen in München, und haben sich mit vollem Rechte
den Ruhm tiefpoetischer Auffassung und wahrhaft künstlerischer
Durchführung erworben, die Gedanken sind immer neu, und
das frohe Carnevalsspiel wird unter den Händen der Künstler
zur vollendeten allseitig durchgebildeten Kunstschöpfung. Auch
dieses Jahr haben sie uns mit einer das Gewöhnliche weit über-
ragenden Faschingsgabe beschenkt. Das Spiel, das sie neulich
Abends im grossen Odeonsaale vor einer zahllosen Menge hei-
terer Menschen zur Aufführung brachten, hatte als Gegenstand
den „Frühling im Winter", ein Mährchen gedichtet von A. Teich -
lein, zu dem v. Perfall die Musik geschrieben. Die poetische
Idee, welche dem Ganzen zu Grunde liegt, ist kurz die: dass
„ die Blume heimischer Phantasie " durch poetische Begeisterung
im Stande ist, mitten im kalten Winter sich die Lust und Hei-
terkeit des Frühlings herbeizuzaubern; denn ihr entsprosst das
Lied, in diesem verbindet sich schwesterlich der Wein und die
Liebe zu frohem Lebensgenuss. — Unter den anwesenden Gästen
sah man den ganzen Hof, mehrere Minister, sehr viele Mitglie-
der beider Kammern, und auch die Schwesterstadt Augsburg
hatte uns eine namhafte Zahl von Besuchern herübergesendet.
Das Fest wird nächsten Sonnabend wiederholt, und der Ueber-
schuss der Einnahme wieder wie früher dem Künstlerunter-
stützungsfonds übergegeben werden. (A. Z.)
*Öittnberg, im Febr. Dem Kupferstecher Fr. Wagner
hierselbst, der für seinen Stich des Nürnberger Friedensmahles
vom J. 1649 nach Sandrart's Gemälde bereits von den Königen
von Preussen und Schweden zwei goldne Medaillen empfangen
hatte, ist kürzlich auch von dem Grossherzoge von Sachsen-
Weimar, dessen grosser Ahn, Bernhard von Weimar, unter den
Helden des dreissigjärigen Krieges den Stich ziert, die Civil—
Verdienst-Medaille verliehen worden.
*iUtnt, 18. Febr. Unter den wenigen Kunstwerken, welche
in diesem Momente entstehen, nehmen die Fresken des Prof.
Kuppelwieser, die derselbe in dem sogenannten neuen Re-
gierungsgebäude malt, eine nicht unbedeutende Stelle ein. Ob-
wohl wir gestehen, dass wir nicht zu jenen gehören, welche
dieser Art Malerei einen Vorzug vor der Staffeleimalerei ein-
räumen, obwohl wir der Ansicht sind, dass jene Richtung, aus-
schliesslich oder vorzugsweise gepflegt, zu einer Art von De-
korationsmalerei geführt hat und führen muss, die am Ende —
wie es bei einem vielgerühmten Meister der Gegenwart ge-
schehen ist — das sinnliche Element der Kunst von dem gei-
stigen getrennt, und eben dadurch ein theosophisch-spekulatives
Moment in die Kunst eingeführt hat, so hat bei uns, wo man
die Freskomalerei auch dort nicht anwenden wollte, wo die
Sache es forderte, die Leistung Kuppelwiesers ihre Bedeutung.
Kuppelwieser gehört zu jenen Künstlern, die unter der tüchtigen
Schule Fügers und Abels aufwuchsen, und im Besitze einer
künstlerischen Technik geblieben sind, die in manchen neueren
Schulen unter dem Einflüsse einer hypergeistreichen Conturen-
manier fast ganz verschwunden ist. In dieser Richtung wurde
K. auch durch den Sinn des hiesigen Volkes erhalten, dass
zwischen Malen und Coloriren noch einen Unterschied zu ma-
chen versteht. Die Idee zu den Fresken im Saale des nieder-
österreichischen Regierungsgebäudes, eines Gebäudes, das in
jeder Beziehung als Prototyp des alten Bureaubaustyles gelten
kann, ist in der letzten Zeit des alten Regimes entstanden, und
der Gedankengang, den Sie aus der nachfolgenden kurzen Be-
schreibung entnehmen werden, entspricht ganz der Zeit der
Entstehung und der Bestimmung des Gebäudes. In diesem Saale
sollten sich die nieder-österreichischen Regierungsräthe zu Be-
ratungen versammeln, und so war es ganz natürlich, dass der
Künstler jene Momente ans der Geschichte hervorhob, die die
Hauptepochen charakterisiren, und mit den wichtigeren Ereig-
nissen zusammentreffen, welche das Schicksal Nieder-Oester-
reichs mit dem der Monarchie vereinen. Den Plafond, der al-
lein mit Gemälden geschmückt ist, ziert eine allegorische Dar-
stellung, die Austria mit dem österreichischen Heeresschilde,
von der Religion beschützt; den Schild bekränzt ein Genius mit
Lorbeer. Die Weisheit, Gerechtigkeit und Kraft auf der einen,
die Klio auf der anderen Seite, umgeben die Austria. An die-
ses Bild schliessen sich ein grösseres und zwei kleinere Fei-