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Rudolf sind drei Arbeilen abgebildet: Achill und die Pentesilea,
die Sandalenbinderin und die Spinnerin, Zeugnisse eines herr-
lichen, leider so früh abgerufenen Talents. Von den Arbeiten
anderer Künstler sind der Bildermappe noch angefügt: das Denk-
mal Rudolfs, von seinem Vetter Emil Wolff, in der Kirche
Santo Andrea delle Frate zu Rom und einige Federzeichnungen
von Prof. Kolbe zu Transparenten bei Künstlerfesten und zu
einem Gedicht, welches Göthe 1817 dem Berliner Künstler-
Verein zu seinem Jahresfeste gewidmet hatte.

»Das ist der Abriss des künstlerischen Wirkens Schadow's.
Er stellt sich dar, als Einer, der voran war in dein Streben,
den locker gewordenen, ja gering geschätzten Bund der bil-
denden Kunst mit der Natur auf's Neue zu befestigen und un-
verbrüchlich zu halten. War es von ihr, dass er auch jene
Einfachheit und Herzlichkeit des Wesens empfing, die ihn so lie-
benswürdig als Menschen machte ? Niemals verläugnete er eine
heitere Freundlichkeit, die auch den lauten Klang der ungebun-
densten, aber stets von ihm beherrschten Jovialität, so gut an-
zuschlagen wusste. Unvergesslich wird seinen Freunden das
lebendige, künstlerisch gesellige Treiben seines Hauses sein
und den Künstlern seine muntere, immer rege und junge Theil-
nahme an ihren Festen, denen selten seine stets glücklich im-
provisirten Reden fehlten. Denn er hatte immer ein Kernwort
bei der Hand, das den Nagel auf den Kopf traf. Dabei war
er stets gewohnt, mit dem biedersten Freimulhe seine Gedanken
auszusprechen, und es sicherten ihm diese Eigenschaften ein
fortdauerndes freundliches Verhältniss, in welchem er nachein-
der zu drei Königen des Landes von den vieren stand, deren
Regiment er erlebte. Ein wie wackerer Bundesbruder ein sol-
cher Charakter den Freimaurern sein musste, das werden die-
jenigen wissen oder ermessen, die diesem Bunde angehören.
Nie, auch im spätesten Alter nicht, hat er es verlernt, mit der
jungen Künstlerwelt zu verkehren; er machte keine Umstände
und brauchte gern ohne Weiteres das väterliche „Du" gegen
alle seine Schüler. Blinder Parteieifer für oder wider eine
künstlerische Richtung war ihm fremd. Vielmehr den richtigen
Werth einer jeden anerkennend, stand er trotz seiner strengen
und scharfen Beobachtung zur mitlebenden Künstlerwelt in einem
ausgezeichneten Verhältnisse. Nicht weniger liebenswürdig war
er im Familienverkehr, wobei er bis zuletzt immer der freund-
liche Alte blieb, um den sich gern Alles versammelte; er wurde
niemals müde, den Enkeln zuzuschauen und in ihr Treiben und
Thun einzugehen, dem er gern die freieste Bewegung gestattete.
Verheirathet war Schadow zweimal. Wir haben der beiden
Söhne aus der ersten Ehe oben gedacht. Im Jahre 1817 ver-
mählte er sich zum zweitemnale mit einer Tochter des Staats-
rates Rosenstiel, einer Frau, die wegen ihrer rastlosen Theil-
nahme und Förderung alles Guten und Schönen in dem be-
sten Andenken steht. Kinder aus dieser Ehe sind die Gattin
Eduard Bendemann's und der Maler Felix Schadow, der sieh,
anfangs in Dresden unter der Leitung seines Schwagers, der
Historien- und Portraitmalerei gewidmet hat.

Nachträge zur zweiten Aisgabe von Kngler's Handbuch

der Geschichte der Haierei, vornehmlich in Beziehung auf

Deutschland, und ganz besonders auf Böhmen.

Von CS. F. Waagen.

III.

Deutsche Miniaturen des 9. und 10. Jahrhunderts.
(Schtnss.)
Für Augsburg legt das von dem heiligen Ulrich, welcher
von 923—973 daselbst den bischöflichen Stuhl inne hatte, eigen-

händig geschriebene Evangelistarium in der Königl. Bibliothek
zu München ein sehr rühmliches Zeugniss ab. Es enthält 81
Blätter und ist auf einem schmalen Folio mit einer grossen und
starken Minuskel in einer Columne geschrieben. Auf den er-
sten vier Blättern sind die vier Evangelisten dargestellt. Nach
der Schrift in goldnen Capitalen: Ds. propitius esto Udalrico
peccatori, welche unter den sich auf zwei einander gegenüber-
stehenden Seiten befindlichen Matthäus und Lucas hinläuft, bin
ich geneigt, den Bischof auch für den Urheber der Bilder zu
halten. Diese zeigen nun eine von localbyzantinischer Kunst
unabhängige, antike Auffassungsart. Die Motive sind sprechend
und eigenthümlich, bei dem Johannes, welcher in der Linken
sein Evangelium, die Rechte gegen den Kopf begeistert empor-
schaut, ist die ganze Bewegung selbst frei und graziös. Alle
erscheinen wesentlich in dem Typus, welcher meist noch im
11. und 12. Jahrhundert üblich blieb, jung und unbärtig. Die
Verhältnisse sind schlank, die Hände und die nackten Füsse
für die Zeit ungewöhnlich gut gezeichnet und bewegt. Die an-
tiken Gewandmotive sind meist sehr mechanisch behandelt. Die
Farben der Gewänder sind bei Matthäus und Johannes zinno-
berroth und dunkelblau, bei Lucas und Marcus ein schönes Grün
und lichter Purpur. Zwischen den, jeden einfassenden beiden
corinthischen Säulen mit reichem Blättercapitellen und schön-
farbigen Stämmen, goldene Stangen, von welchen nach antiker
Art Teppiche herabhängen. In den Archivolten sehr hübsche
Verzierungen von antikem Motiv, in den Bogenfeldern die vier
bekannten Zeichen der Evangelisten. In den Zwickeln Gebäude
von spätantiker Form. Die Gründe sind nicht golden, sondern
grün und blau. Die Behandlung in Guasch ist äusserst sauber
und nett, mit sorgfältiger Angabe von Schatten. Der Localton
des Fleisches ist gelblich mit weisslichen, sorgfältig vertriebe-
nen Lichtern, grünlichen Schatten und bräunlichen Conturen.
Blatt 5. a. enthält auf purpurnem Felde ein grosses C von brei-
tem, aber schön angeordnetem Geriemsel in Gold und Silber,
mit meist grünen, aber auch blauen Füllungen, und einem Rande
mit derselben Verzierung, wie die Archivolten. Ausser ver-
schiedenen ähnlichen Initialen und Rändern ist noch Blatt 31. b.
eine vortreffliche Darstellung von dem Kampf des Engels Mi-
chael mit dem Drachen vorhanden. Die schlanke Gestalt des
Engels, wie er die Lanze in den Rachen des Drachen bohrt,
ist sehr lebendig bewegt, die Hände fassen gut, selbst der
Ausdruck des Ernstes ist in dem übrigens typischen Kopf wohl
gelungen. Der Grund ist hier Purpur mit goldenen Sternen.

Für Franken ist aber ein Evangelistarium in einem dem
Quart sich näherndem Folio wichtig (IV. 2. b.), welches etwa
um das Jahr 1000 in einer sehr grossen und dicken Minuskel
in einer Columne geschrieben worden ist und 136 Seiten ent-
hält. Für die Oertlichkeit spricht die grosse Uebereinstimmung
mit den bekannten, auf Geheiss Kaiser Heinrich II zu Bamberg
ausgeführten Manuscripten, welche so weit geht, dass einige
Bilder in dieser, und dem Missale B. 7. jener Handschriften,
offenbar von demselben Künstler herrühren1), welcher indess
in der letzteren, wahrscheinlich im Jahre 1114 geschriebenen,
einen offenbaren Fortschritt zeigt. Im Ganzen aber haben Schrift
wie Bilder unseres Codexes ein etwas älteres Ansehen. Na-
mentlich zeigt von den vier Händen, welche sich darin unter-
scheiden lassen, jene, auch in jenem Bamberger Codex vor-
kommende, einen entschiedneren byzantinischen Einfluss, und
verräth die Hand, welche S. 14 zuerst auftritt, im Typus der
Köpfe viel Uebereinstimmung mit den früheren Denkmalen von
rein romanischem Charakter, und hält in den Gewändern sehr

1) So unter anderen in dem fraglichen Manuscript das Bild auf S. 1
und das oberste auf S. 2; in dem Bamberger Manuscript die Krönung des
Kaisers B. 11. a.
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