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Zu der ferneren Wirksamkeit unsers Vereins ist die zweijährlich
in Breslau einzurichtende Kunstausstellung zu rechnen, ein Unterneh-
men, welches durch eine Verbindung unterstützt wird, die nunmehr
seit 15 Jahren zwischen unserm und den zu Königsberg, Stettin und
Danzig wirkenden Kunstvereiuen besteht, und sich stets erfolgreich
bewährt hat. Früher nahm auch der Knnstverein zu Posen an dieser
Verbindung Theil, der indessen der Kriegsunruhea halber für das lau-
fende Jahr eine Ausstellung einzurichten verzichtete. Und in der That
erschien es für alle übrigen Vereine fraglich, ob die bedeutenden Aus-
lagen, welche ein solches Unternehmen erfordert, in einem an Be-
sorgnissen reichen Jahre, durch die Theilnahme des Publikums belohnt
werden würden, um so mehr, als die Verpflichtung zum Beitritte zu
jener Verbindung, der vielen notwendigen Vorbereitungen wegen,
unsererseits ein Jahr vorher übernommen werden musste. Nichtsdesto-
weniger erschien es als Pflicht, gerade bei so zweifelhaften Aussichten
nicht den Muth sinken zu lassen, und lieber einen Zuschuss aus der
Kasse des Vereins zu den Kosten des Unternehmens zu wagen, als
dieses selbst fallen zu lassen, da es nach allen Seiten hin bildend und
ermuthigend sowohl auf Künstler und Publikum wirkt. So fand denn
die Kunstausstellung zu Breslau in den früher benutzten Räumen vom
27. Mai bis 8. Juli 1849 statt, und zeigte an Gemälden, Zeichnungen,
plastischen Arbeiten und Kupferstichen 468 Nummern. Kopien waren
gänzlich ausgeschlossen. Ausser den scblesischen Malern haben deren
von Paris, Brüssel, Düsseldorf, Berlin, München, Wien und Dresden
Werke beigesteuert, so dass die verschiedensten Schulen vertreten
waren, und eine Uebersicht des gesammlen gegenwärtigen Kunstge-
schmacks nach seinen verschiedenen Richtungen Ina geliefert worden
ist. Auch ward der Beifall des Publikums dem Ganzen zu Theil, aber
ein unvorhergesehenes betrübendes Ereigniss lähmte leider die Theil-
nahme an allen künstlerischen Dingen; es brach nämlich die Cholera-
Epidemie mit einer ausserordentlichen Heftigkeit in Breslau aus, und
hielt nicht allein die zahlreichen Fremden, welche in der Wollmarkt-
zeit die Stadt zu besuchen pflegen, von derselben fern, sondern er-
füllte auch die Bewohner mit so grossen Besorgnissen, dass der Be-
such der Kunstausstellung fast um die Hälfte geringer, als im J. 1847
ausfiel. Die Gesammt-Einnahme beweiset dies; sie betrug iu jenem
Jahre 1940 Thlr., im gegenwärtigen nur 1120 Thlr. So konnten denn,
ungeachtet man auf Ersparnisse bei den Ausgaben sorgfältig bedacht
gewesen war, die durch Frachtlohn, Druckkosten, Bedienung, Hülfs-
leistungen verschiedener Handwerker u. s. w. unvermeidlich entstehen-
den Kosten diesmal nicht gedeckt werden, und die Kasse des Kunst-
vereins war genöthigt, zu denselben die Summe von 260 Thlrn. zu-
zuschiessen. Uebrigens hat der Verein von den ausgestellten Gemälden
23 Stück für 2500 Thlr. angekauft, und da die meisten Künstler, in
Betracht der ungünstigen Zeitverhältnisse, ihre Preise niedriger als
früher gestellt halten, so ist hieraus wieder den Mitgliedern des Ver-
eins ein Vortheil erwachsen. Sechs Privatpersonen machten ausserdem
Ankäufe von ausgestellten Gemälden im Preise von 600 Thlrn.

Nach einem Beschlüsse, den die General-Versammlung des Scble-
sischen Kunst-Vereins vor zwei Jahren gefasst hat, sollen die von
demselben erkauften Gemälde auch in anderen schlesischen Städten zur
Ansicht: ausgestellt werden. Für das laufende Jahr wurden daher in
Liegnitz, Glogau und Neisse in den Monaten August, September
und Oktober kleinere Kunstausstellungen eingerichtet, zu welchen von
hier aus nicht nur die 1848 — 49 erkauften, sondern auch die zum
Inventarium unsers Vereins gehörigen älteren Gemälde, dann einige,
welche 'die schlesische vaterländische Gesellschaft gütigst verslaltete,
und endlich einige im Privatbesitz befindliche gesandt wurden. So sind
denn diese kleinen Ausstellungen, wenn auch der Zahl nach geringer,
doch dem Inhalt nach vielfach interessant gewesen. Herr Kunsthänd-
ler Karsch hat sich das Verdienst erworben, nach den genannten
Städten sieh persönlich zu begeben , und den dasigen Mitgliedern un-
sers Vereins, die sich der Einrichtung gefälligst unterzogen, hülfreich
an die Hand zu gehen. Die Ausstellung in Liegnitz begann in der
Mitte des August und schloss am 7. September. Demnächst die zu
Glogau, die ebenfalls drei Wochen dauerte, hierauf die zu Neisse am

18. Oktober, die am 8. November geschlossen wurde, — eine Schnel-
ligkeit der Reihenfolge, welche durch die Eisenbahnverbindung aller
dieser Städte möglich geworden ist. Die entstandenen Unkosten sind
durch die Einnahmen gedeckt worden, und dem Schlesischen Kunst-
verein ist der Vortheil erwachsen, dass er eine nicht unbedeutende
Zahl von neuen Mitgliedern in der Provinz erwarb. Doppelt erfreu-
lich ist dieser Zuwachs, da theils der Tod, theils die in allen Lebens-
verhältnissen bewirkten Schwankungen in der letzten Etatszeit unserm
Vereine mehr Mitglieder, als sich vbraussehn Hess, entrissen haben.
Am 13. November 1817 zählte der Verein 945 Mitglieder; es traten
neue Mitglieder hinzu 134; zusammen 1079 Mitglieder; er verlor durch
den Tod oder Austritt 198 Mitglieder; verbleiben 881 Mitglieder. Die
Mitgliederzahl hat sich mithin um 64 verringert.

Das Ergebniss der Verloosnng der Oelgemälde war folgendes: La-
zarus und der reiche Mann, von A. Zimmermann in Breslau: (540
Thlr.) S. W. Schefftel in Breslau. — Heiratbsvermittelung, von C. Hüb-
ner in Düsseldorf: (340 Thlr.) Brade, Kaufmann in Breslau — Etwas
vom Lande aus der Neuzeit „1848", von E. Ebers in Breslau: (300
Thlr.) Bär, Gutsbesitzer auf Akreschfronze. — Erndte, von Wald-
müller in Wien: (226! Thlr.) Müller, Pfefferküchler in Schweidnitz.

— Jakob segnet die Kinder Josephs, von Krüger iu Breslau: (220
Thlr.) Kramsta, Geh. Kommerzienrath in Freiburg. — Landschaft mit
Vieh, von Eberle in München: (200 Thlr.) Frau Korn in Breslau. —
Waldlandschaft, von Stock in Breslau: (181-J Thlr.) Tülff, Dr. med.
in Breslau. — Türkischer Strassenschreiber, von Cretius in Berlin:
(136 Thlr.) Krocker jun., Dr. med. in Breslau. — Italienische Mädchen,
von Fay in Düsseldorf: (113j Thlr.) A. Müller, Kaufmann in Breslau.

— Italienisches Mädchen, von Schrader in Berlin: (102 Thlr.) Frau
Gräfin von Dyhrn, in Breslau. — Landschaft aus dem Salzburgischen,
von F. Schiller in München: (90£ Thlr.) Graf von Burghaus, Gene-
ral-Landschaffs-Direktor in Breslau. — Pfingstmusikanlen, von Karst
iu Dresden: (85 Thlr.) Knappe, Rentamtsbuchhalter in Katlowitz. —
Landschaft; mit Architektur, von E. Kirchner in München: (79| Thlr)
Cirves, Assessor in Oppeln. — Kinder mit dem Truthahn, von Meier-
heim in Berlin: (68 Thlr.) L. Eichborn, Banquier in Breslau. — Land-
schaft, von Gierscher in Breslau: (68 Thlr.) Müller, Rechtsanwalt in
Ohlau. — Studirzimmer, von Petzl in München: (62£ Thlr.) Hayn,
Rechtsanwalt in Breslau. — Heimkehrende Landleute, von R. Zim-
mermann in München: (60 Thlr.) Graf von Saurma-Jeltsch auf Jeltsch.

— Kirche zu Gries in Tyrol, von Vermersch in München: (60 Thlr.)
Schrottky, Justizanwalt in Oels.— Landschaft, von Leu in Düsseldorf:
(56£ Thlr.) Starke, Appell.-Ger.-Präsident in Breslau. — Schwäbi-
sches Mädchen, von Scholz in Dresden: (56s Thlr.) Graf v. Garnier-
Turawa auf Turawa bei Oppeln. — Bach am Walde, von M.Schmidt
in Düsseldorf: (56f Thlr.) Luchs, Kreisrichter in Beuthen O. S. —
Landschaft, von Pöppel in Königsberg: (5Qj Thlr.) Kleinwächter,
Kreisgerichlsralh in Oels, — Gewitierlandschaft, von Schultze in

Berlin: (50 Thlr.) Frau Wittig, verwiltwele Kaufmann in Hünern. __

Pferde, von Bach in München: (40 Thlr.) Poppe, Zimmermeisler in
Lublinitz. — Lesendes Mädchen, von Meyer von Bremen in Düs-
seldorf: (36 Thlr.) v. Schwcmmler, Rittmeister in Charloltenbrunn. —
Abfahrt eines Kahnes, von Schäp in Antwerpen: (30 Thlr.) Klapper,
Justizrath in Ratibor. — Strandscene, von Herrmann in Berlin: (17
Thlr.) v. Sallawa, Gutsbesitzer auf Macziekowitz bei Königshülte. —
Der Stillvergnügte, von Mühlig in Dresden: (17 Thlr.) Ernemann,
Partikulier in Breslau.

Der Kassen-Abschluss am 17. Nov. 1849 gab folgendes Resultat:
Einnahme 8149 Thlr. 15 Sgr. 8 Pf. Ausgabe 7362 Thlr. 15 Sgr. 9 Pf.
Aktiv-Kassenbestand 786 Thlr. 29 Sgr. 11 Pf. Reste verbleiben für
das Jahr 1850 144 Thlr.

Lessing - Denkmal.

Eingegangen: Vom wissenschaftlichen KunstYercin in Berlin . 15 Thlr.

Verlag von Rudolph und Theodor Oswald Weigel in Leipzig. — Druck von Gebr. Ungcr in Berlin.
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