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AU Hauplmittel zur Förderung der Kunstausstellungen wurde wie-
derholt dringend empfohlen: es mögte ein jeder Verein, wenigstens
alle 2 Jahre, ein grosseres Kunstwerk, z.B. ein Gemälde im histori-
schen Charakter von einem tüchtigen Künstler durch Bestellung erwer-
ben, zur gegenseitigen Mittheilung für die Ausstellungen aber nicht nur
, für den betreffenden Cyclus, sondern wo möglich zu noch ferneren
Ausstellungen, damit der Norden mehr als bisher erfahre und schaue,
was der Süden zu leisten vermag und so umgekehrt, um das Entfern-
tere gegenseitig zur Kenntniss, Geltung und Anerkennung zu bringen
und um dadurch auch das Nationale zu fördern.

Unter den Mitteln, welche vorgeschlagen wurden, das zu Geringe
von den Kunstausstellungen abzuweisen, wurde als das beste, das Bil-
den von Commissionen erkannt, die je von der folgenden zu der vor-
hergehenden Ausstellung reisen und die Entscheidung übernehmen. Den
Vereinsvorständen wird zugleich empfohlen: in den betreffenden Local-
bläüern für geeignete, den wahren Werth der Kunstwerke mit Liebe
hervorhebende, die Künstler weniger verletzende Beurteilungen Sorge
zu tragen.

Da die Ausstellungen des westlichen Cyclus, — Hannover, Braun-
schweig, Halberstadt, Magdeburg, Halle, Gotha — ferner je in der
Frfihjahrzeit der geradzahligen Jahre gehalten werden, die des östlichen
sich an die grosse Berliner Ausstellung anschliessen, und die des nord-
deutschen Gesammtvereins — Bremen, Hamburg, Lübeck, Rostock, Stral-
sund, Greifswald — auf die geradzahligen Jahre fallen, so wird hier
jede Collision vermieden, und gegenseitige Unterstützung möglich.

Mit dem Gefühl der lebhaftesten Dankbarkeit wurde erwähnt, dass
Se- Majestät der König von Preussen, und die hohen Prinzen des Kö-
niglichen Hauses wiederholt Gemälde vom höchsten Werthe den Aus-
stellungen anvertraut hälfen und von Andern die Hoffnung ausgesprochen,
dass auch andere deutsche Fürsten sehr gern ahnliche Begünstigungen
würden eintreten lassen, wenn man sich auf geeignetem Wege darum
bewürbe.

Damit aber das Publikum überhaupt grösseren Nutzen aus den
Kunstausstellungen zu ziehen vermöge und wirksamer als bisher Kunst-
sinn und Geschmack gefördert werden können, hielt man allgemein für
nothwendig, den hohen Ministerien aller deutschen Staaten dringend
zu empfehlen, in allen Schulen mehr und besser als bisher für den Un-
terricht im Zeichnen und Modelliren zu sorgen. Es wurde hervorge-
hoben, dass man überhaupt nur zwei durchgreifende Mittel zur Ver-
ständigung habe, wie für das Wort die Sprache und Schrift, — so
für die Form und Farbe, die Zeichnung und Formung; und so sei es
zur allgemeinen Aus- und Durchbildung, zur Erkenntniss der Form,
zur Gewinnung eines gewissen Schönheitssinnes auch nothwendig, durch
geeigneten Zeichnen- etc. Unterricht mit den Formen schon früh
vertraut zu werden.

Man hielt darum für nothwendig, dass der Staat auf Ausbildung
von Zeichnenlehrern besondere Aufmerksamkeit widme und deren An-
stellung an allen, selbst an den höheren Schulanstalten anordne und
zur Ausführung bringe.

Als nächste Schritte zur Annäherung der verschiedenen deutschen
Vereine zu einander, wollte man allen gegenseitige Mittheilung der Aus-
stellungscataloge gleich bei Eröffnung derselben, aller gedruckten Schrift-
stücke, insbesondere der Vereinsnachrichten empfehlen, und sich zu-
gleich gegenseitig Abdrücke der Vereinsprämienblätter zu senden, diese
aber nicht mit zur Verloosung bringen, sondern in jeder betreffenden
Vereinsbibliothek bewahren. Das „deutsche Kunstblatt" wurde
als das geeignetste Organ für die Interessen und Besprechungen der
Angelegenheiten der deutschen Kunstvereine erkannt und Allen dieses zu
der betreffenden Mittheilung, aber auch zum Halten dringend empfohlen.

Rühmlichst und dankbar zu erwähnen ist, dass der Verein der

Kunstfreunde die Versammlung zur Benutzung seines schönen Locals

eingeladen und dass Herr Generaldirektor von Olfers in eigner Person

die Gefälligkeit gehabt hat, den Deputirten das neue Museum mit dessen

Schätzen zu zeigen. Berlin am 17. Mai 1850.

Grubitz. Schmerfeld. Schweder. C. Schiller. Dr- Loeanus.

fl. Karsten. Jon. Maar. Looff. Edm. Wodick. Dr. Weber.

Dr. Gaedertz. Ackermann. Kuhtz.

Aus dem Rechenschafts-Bericht über die Wirksamkeit des
Kunstvereius zu Gotha während der Jahre 1848 u. 1849.

Die erste Kunstausstellung, welche von unserem i. J. 1846 gegrün-
deten Kunstverein veranstaltet wurde, hatte im December 1846 und Ja-
nuar 1847 stattgefunden. Die Collision, welche aber zwischen den
Ausstellungen der Vereine Magdeburg, Halberstadt, Halle, Braunschweig,
Hannover und Cassel, an welche der unsrige sich angeschlossen, und
der alle 2 Jahre in Berlin veranstalteten Ausstellung entstanden, machte
es nothwendig, die Ausstellungen der ebengenannten Vereine auf die
Jahre von ungrader Zahl zu verschieben, so dass die nächste Kunst-
ausstellung für uns erst in der Mitte des J. 1849 hätte stattfinden kön-
nen. Diese Verschiebung Hess es daher für uns wünschenswerth er-
scheinen, in der Zwischenzeit eine ausserordentliche Ausstellung zu ver-
anstalten, damit nicht durch einen zu grossen Zwischenraum das Inter-
esse für den neuen Verein erkaltete. In Uebereinsümmung mit dem Be-
schlüsse der im Herbste 1847 gehaltenen Generalversammlung wurde
deshalb in den letzten Tagen des J. 1847 die zweite Ausstellung eröff-
net, deren Gemälde zum Theil von Mitgliedern des Vorstandes auf der
Leipziger Ausstellung ausgewählt, zum Theil direct von den Künstlern
uns zugesandt waren. Allein die Hoffnungen, welche wir bei der Ver-
anstaltung dieser Ausstellung hegten, wurden nur theilweise erfüllt, da
ungünstige Witterung auswärtige Besucher fast gänzlich fern hielt, so
dass die Kosten der Ausstellung die Einnahme weit übertrafen. Desto
günstiger war für uns die im Juli des verflossenen Jahres eröffnete dritte
Ausstellung, welche wegen der Jahreszeit und des weit zweckmässigem
Ausstellungslocals in dem herzogl. Orangeriehause sich eines so zahl-
reichen Besuches von Auswärtigen erfreute, dass die Kasseneinnahme
noch einen kleinen Ueberschuss über die Ausstellungskosten gewährte.

Angekauft wurden vom Vereine in beiden Ausstellungen 13 Oel-
gemälde für 1186 Thlr., zur Privalveiioosung, sowie von einzelnen
Kunstliebhabern: in der zweiten Ausstellung 9 Oelgemälde für 450 Thlr.,
in der dritten 16 Oelgemälde für 1326% Thlr.; zusammen im zweijährigen
Cyclus für 2962^ Thlr. Ausserdem wurden vom Vereine zur Verloosung
30 Exemplare des Kupferstichs: „der Improvisator" vom Kunstverein in
Magdeburg, sowie eine Anzahl von Kupferstichen und Litbographieen
von der Kunsthandlung Pietro del Vecchio in Leipzig angekauft.

Die Einnahme in den Jahren 1848 und 1849 betrug 2825 Thlr.
21 Gr. 7 Pf. Die Ausgabe 2658 Thlr. 3 Gr. 6 Pf., blieb Kassenbestand
am Ende des Jahres 1849: 167 Thlr. 18 Gr. 1 Pf. Von diesem Kas-
senbestande sind noch die Beiträge zu den Kosten des Gesammtvereins,
sowie einige kleine bis jetzt noch nicht eingelaufene Rechnungen zu
bestreiten. — Die Portokosten betrugen im zweijährigen Cyclus 100 Thlr.
20 Gr. 7 Pf. Zur Entschädigung für die Portofreiheit, welche den Kunsl-
vereinen in andern Ländern bewilligt worden, hatte der Herr Fürst
von Thurn und Taxis im ersten Cyclus dem Vereine ein Geschenk von
50 Thlrn. gemacht; das Gesuch des Vorstandes nm Erneuerung dieser
Entschädigung im zweiten Cyclus ist aber abschläglich beschieden worden.

Die erste Ausstellung erforderte einen Zuschuss von ca. 700 Thlrn.,
da der Verein die Gemälde an die einzelnen Künstler schicken musste,
die zweite einen Zuschuss von 238 Thlr. 16 Gr. 1 Pf.; dagegen gewährte
die dritte einen Ueberschuss von 63 Thlr. 23 Gr. 8 Pf. Dieses günstigere
Resultat ist erlangt durch den Umstand, dass wir die Gemälde, welche
uns frachtfrei von Halle zugingen, nur frei nach Braunschweig zu
schicken hatten, durch den Wegfall der Heizungskosten und, wie schon
angeführt, durch die Ausstellungszeit im Sommer, in welchem der Be-
such von Fremden grösser gewesen ist, als es bei den früheren Aus-
stellungen im Winter der Fall ist.

In der zweiten Kunstausstellung betrug der Ertrag einer Büchse,
die neben dem Bilde: „die schlesischen Weber" aufgehängt war, 44 Thlr.,
welche unter dem 8. März 1848 an das Oberpräsidium der Provinz
Sachsen für die bedrängten schlesischen Weber übersandt worden sind.
In der dritten Ausstellung ergab der Ertrag der Büchse, welche neben
dem Bilde von Müller: „der Weihnachtsabend", für hiesige Waisen
ausgestellt war, 13 Thlr. 22 Gr. Diese Summe wurde zur Beschenkung
von 10 Waisenknaben mit Kleidungsstücken bestimmt.

Verl;

ag von Rudolph und Theodor Oswald Wcigel in Leipzig.— Druck von Gebr. Unger in Berlii
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