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35. S. Marien - (Ober -) Kirche zu Frankfurt.

36. S. Marien -Kirche zu Neu - Brandenburg.

37. S. Marien-Kirche zu Pasevvalk.
38.1325—1339. S. Marien-Kirche zu Prenzlau. Höchste Kühn-
heit des gothischen Ziegelbaues.

In der zweiten Hälfte des XIV. Jahrhunderts erschlafft der
Baustyl (Beweis der Chor der S. Jacobi-Kirche zu Perleberg
von 1361). In der ersten Hälfte des XV. Jahrhunderts jedoch
entsteht eine Reihenfolge der grossartigsten Bauwerke, welche
theils wie die S. Catharinen-Kirche zu Brandenburg (um 1400)
und die S. Marien-Kirche zu Königsberg in der Neumark (1407
geweiht) die üppigste Entfaltung der durchbrochenen Flächenver-
zierungen, theils wie der Umbau des Doms zu Havelberg (1411
geweiht), der Dom zu Stendal (vor 1224 begonnen), die Ma-
rien-Kirche daselbst (1447 eingewölbt) und vor Allen die mäch-
tigste Wallfahrts-Kirche in Wilsnack (um dieselbe Zeit) die gross-
artigsten Anlagen bei auffälliger Reinheit des Styles entwickeln.
(Siehe des Verf. Aufs, über d. Dom zu Stendal, Mark. Forschungen
III, 132 seq.) Die Fülle der aus jener Zeit vorhandenen Mo-
numente veranlasst mich, nur jene bedeutenderen hervorzuhe-
ben , denen sich andere, noch immer tüchtige Werke bis weit
ins XVI. Jahrhundert anschlössen, wie die erst 1519 im Ge-
wölbe beendete Pfarr-Kirche zu Bernau.

Zur Erläuterung der beifolgenden Tafel.

Die Tafel enthält eine Zusammenstellung von 16 verschie-
denen Formen von Ziegelwürfel-Kapitälen an 13 Gebäuden im
nördlichen Deutschland und in Dänemark. Ich habe sie sämmt-
lich, mit Ausnahme des Kapitals ad 4, an Ort und Stelle ge-
zeichnet. Leider besitze ich nicht von allen genügende Dar-
stellungen, da meine Zeit mir häufig nur eine flüchtige Skizze
zu nehmen erlaubte. Die übrigen Figuren enthalten die Haupt-
formen der bei Romanischen Ziegelbauten vorkommenden Gesimse.

Fig. 1. Kapitale im Schiff der Kloster-Kirche zu Jeri-
chow. Der obige Aufsatz enthält das Nähere darüber. Der
mit ziemlich alterthümlichem Ornament geschmückte Abakus ist
von Stein, und hat'nur an einem Kapitale die hier gezeichnete
Form; an den andern kommen verschiedenartige strengroma-
nische Profile vor, meist Zusammensetzungen von Rundstäben
und Hohlkehlen; bei einer Halbsäule des Kreuzes wird die
schräge Schmiege durch übereinander vortretende Würfel ge-
schmückt. Ueber dem Kapital ist der Anfang der Bogenleibung
dargestellt, deren Profil einen rechtwinklichen Absatz enthält,
und die in der Mitte geputzt ist.

Fig. 2. Vordere und Seiten-Ansicht des Kapitals an den
Ecken der Kreuzarme der Kloster-Kirche zu Lehnin (1180 ge-
stiftet). Die ursprünglich mit einer flachen Decke überspannte
Kirehe (d. h. Chor und Kreuz) wurde im XIII. Jahrhundert über-
höht und eingewölbt. Damals ist das Deckgesims des Kapitals
zerstört und eine viereckige Pfeilererhöhung darüber aufge-
mauert worden.

Fig. 3. Kapitale des Mittelpfeilers der südlichen Vorhalle
des Doms zu Ratzeburg. Dieselbe ist um etwas, wenn auch
nicht um Vieles jünger als der Dom selbst. Letzterer, ein
ausgebildeter rundbogiger Gewölbbau, mit altspitzbogigen Kreuz-
gewölben ohne Rippen, gehört auf keinen Fall der Gründung
des Domstifts in der Mitte des XII. Jahrhunderts an, sondern
frühestens dem Anfange des XIII. Jahrhunderts. Derselbe ist
eine, mit den für den Ziegelbau notwendigen Abänderungen
versehene, fast wörtliche Kopie des S. Blasien-Doms zu Braun-
schweig, der bekanntlich erst 1172 gegründet und 1194 ge-
weiht wurde. 1127 war wieder eine neue Einweihung dieser
Kirche, und dürften die dem Ratzeburger Dome völlig entspre-

chenden spitzbogigen Kreuzgewölbe ohne Rippen, so wie die
damit zusammenhängenden Wand- und Gewölbemalereien noch
jünger sein; folglich auch die zu Ratzeburg, welche jedoch
jedenfalls ursprünglich sind und noch dem XIII. Jahrhundert
angehören. (Vergl. die von der meinigen abweichende Mei-
nung von Lisch, Meckl. Jahrb. XI. 420 und die daselbst ver-
zeichneten Citate.)

Fig. 4. Kirche zu Bjernede bei Soroe auf Seeland. Diese
interessante kleine Rundkirche wird von 4 runden Säulen, mit
Kreuzgewölben ohne Gurte zwischen Gurlbögen gestützt;' Al-
les, wie es scheint, in sehr stumpfen alterthümlichen Spitzbö-
gen. Zufolge Rafn (Mem. sur la decouverte de l'Amerique au di-
xieme siecle, p. 46), dem ich die Skizze dieses Kapitals ent-
lehne, ward die in der Mitte des XII. Jahrhunderts von einem
Oheim des berühmten Erzbischofs Absalom gegründete Kirche,
von dem Sohne des ersteren, der an der Eroberung Arconas
1168 Theil nahm, von Steinen neugebaut; der Architektur zu-
folge aber sei das jetzige Gebäude noch jünger. — Obschon
es nicht ausdrücklich gesagt wird, so lässt die Form der Ka-
pitale doch annehmen, dass sie von Ziegeln gebildet sind, wäh-
rend die derselben Schrift beigegebene Abbildung der Krypta
des Doms von Viborg nur Säulen mit dem bekannten Stein-
würfelkapitäl zeigt. (Ebenso sollen sie auch in der Krypta des
Doms zu Lund sein, der mächtigsten Kirche des Nordens.)

Fig. 5. Kapitale an den Halbsäulen u. s. w. des Chors und
Kreuzes der Klosterkirche zu Bergen auf der Insel Rügen.
S. das Nähere über diese 1193 gegründete Kirche bei Kugler
(Pommersche Kunstgeschichte S. 3 seq.). Die Vergleichung mit
den übrigen auf der Tafel vereinigten Beispielen lässt erken-
nen, wie Kuglers Vermuthung (a. a. O. S. 13) über dänischen
Einfluss auf den Bau der Kirche zu Bergen und auch ander-
wärts in Pommern in so weit nicht unbegründet ist, als na-
mentlich die so charakteristische Kapilälform der Kirche zu Ber-
gen und andrer ältester pommerscher Kirchen allerdings, wie
das Beispiel von Bjernede zeigt, in Dänemark einheimisch ist;
nicht minder, und in noch älteren Beispielen finden wir sie
aber, wie eben die vorgenannten Beispiele zeigen, auch im be-
nachbarten Norddeutschland, von wo aus sie erst nach Däne-
mark gekommen sein dürften, das in jeder kirchlichen Bezie-
hung von Deutschland fortwährend abhängig blieb; daher dürften
auch die Baumeister jener pommerschen Kirchen wohl eher aus
Norddeutschland herzuleiten sein.

Fig. 6. Kapitale an Wandpfeilern neben dem Kreuze der
Klosterkirche zu Eldena. Sie treten über Consolen aus der
Wand hervor und werden von weiter vortretenden Wandpfeilern
überstiegen, die den Gewölbgurten als Träger dienen. Die
ganze Anordnung zeigt schon etwas sehr Manirirtes, ebenso wie
die nur schwächliche, in einer Curve gebildete Uebergangsform
des Kapitals. Ich kann daher Kuglers Urtheil (a. a. 0. S. 38)
nur beistimmen, welcher die Errichtung der jetzigen Kirche mit
der Stiftung des Klosters in den ersten Jahren des XIII. Jahr-
hunderts nicht gleichzeitig hält. Selbst die von Kngler auf 1230
angenommene Erbauungszeit halle ich noch für zu früh.

Fig. 7. Kapital der mittleren Pfeilergruppe der Kirche zu
Mölln. Diese in sich sehr vollendete und merkwürdige Kirche
steht mit dem benachbarten Dome zu Ratzeburg in allen De-
tails in sehr enger Verbindung; doch ist hier der Spitzbogen
bereits fast durchgängig, namentlich in allen Hauptfonnen, zur
Anwendung gekommen.

Fig. 8. Kapitale der Wandpfeiler im Kreuzgange des Doms
zu Lübeck. Das Ziegelwürfel-Kapital mit der dreieckigen Vor-
derseite wechselt hier mit der halbkreisförmigen in Fig. 8. a.,
derjenigen, welche, wie schon öfter bemerkt wurde, dem Stein-
bau eigenlhümlich ist. Im Ziegelbau ist sie mir sonst nur noch
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