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Eggers, Friedrich [Editor]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 3.1852

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https://doi.org/10.11588/diglit.1196#0146
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- 132

einer raschen Vergrösserung begriffen, als durch die Ankunft
Moller's ein verbesserter Privatbaustyl daselbst eingeführt wurde.
Das neue Hoftheater und mehrere grössere Gebäude in der Stadt,
sowie das neue Theater in Mainz, das herzogl. nassauische Re-
sidenzschloss in Wiesbaden, der Viaduct im Goelsthale bei Aa-
chen und mehrere an anderen Orten zerstreute grössere Ge-
bäude bezeugen nach Aussen Moller's praktisches Bautalent für
öffentliche Gebäude. Sein hochherziger und neidloser Charakter,
verbunden mit der grössten Bescheidenheit, Hessen ihn stets
nur den Werth in dem zu erstrebenden höchsten Ziele erkennen,
entfernt von allem Ehrgeize in der Verfolgung seiner Zwecke.
Seine höchst achtbare Persönlichkeit und sein Lehrertalent blie-
ben nicht ohne den wesentlichsten Einfluss auf die Ausbildung
jüngerer Künstler, sowie auf die technische Vervollkommnung
der Bauhandwerke. Eine unverkennbar erweiterte Beziehung
der Künste zu dem Leben begründete sich in jeher glücklichen
Epoche für Darmstadt, deren fürstlichem Begründer zur Erin-
nerung das schöne Ludwigs-Monument „von seinem dank-
bar en Volke" errichtet worden ist, in dessen Baumeister wir
nun den letzten der Männer zu Grabe trugen, welchen das
Glück zu Theil geworden war, dem ausgezeichneten Fürsten
und Freunde der Kunst längere Zeit näher gestanden zu haben.

Nach Aussen begründete Moller seinen mit Recht geschätzten
Namen zuerst durch die Herausgabe seiner „Denkmäler deut-
scher Baukunst", durch welche er das Verständniss und die
Würdigung dieser nationalen Kunstschöpfungen zu vermitteln
suchte. Wenn nicht der Erste, so war er doch unter den Er-
sten, welche die Zeichnung dem Worte verbanden, um der im
Anfange unseres Jahrhunderts aufkeimenden Liebe für das bau-
liche Mittelalter ein Führer zu sein. Die genaue Ermittelung
der konstruktiven Gesetze dieser Baukunst blieben ein fortge-
setztes Studium seiner Vorliebe, deren Resultate er in seinen
„Beiträgen zur Konstruktionslehre" niedergelegt und somit die
gothische Baukunst nicht in der Anwendung äusserer Formen,
sondern in der rationellen Nachbildung ihrer inneren organi-
schen Gesetze, in Stein-, Holz- und Eisenkonstruktionen, für
uns nutzbar zu machen suchte.

Ein glücklicher. Zufall, wie solche das Schicksal für die
geeigneten Männer aufzusparen pflegt, führte Moller in den Be-
sitz des auf Pergament gezeichneten geometrischen Original-

baurisses der Thürme des Domes von Cöln, dessen unschätz-
baren Werth er sogleich erkannte.

Bei der sofortigen Publikation eines Facsimile desselben,
im J. 1818, erörtete Moller, als der Erste, die Fragen über
Möglichkeit der Vollendung des Domes, in ihren allgemeinen
Grundzügen, und zeigte in religiöser und politischer Beziehung
auf die Bedeutsamkeit dieses Unternehmens hin, deren Ausfüh-
rung er „der Weisheit der königl. preuss. Regierung" empfahl,
sowie er den Originalriss Sr. Maj. dem Könige von Preussen
wieder zustellen Hess. In der Folge wirkte Moller noch in
Gemeinschaft mit Boisseree zur Auffindung eines zweiten Original-
Baurisses, durchweiche Materialien demnächst auch die Vollen-
dung der beiden Thürme in ihrer ursprünglich gedachten Form
ermöglicht werden wird. Mit gerührter Freude hörte Moller
noch am Abende seines Lebens die Berichte seiner Freunde
über den glücklichen Fortgang des Cölner Dombaues unter Zvvir-
ner's umsichtiger Leitung.

So war er der erhabensten Kunst nie entfremdet geworden,
obgleich sein Beruf ihn in engeren Grenzen gefangen hielt.
Wer Gelegenheit gehabt hatte, seinen trefflichen Charakter zu
würdigen, musste in ihm gleichzeitig den besten Menschen und
ausgezeichneten Künstler verehren.

Moller war Inhaber des Kommandeurkreuzes des gross-
herzogl. hessischen Ludwig - Ordens und Ritter des königl. han-
noverschen Guelphen-Ordens. Die Akademieen von Berlin und
Wien, das Royal Institute of british Architects und andere wis-
senschaftliche Gesellschaften hatten ihn zu ihrem Mitgliede er-
wählt. —

In den Frühstunden des 16. März begleitete ein., feierlicher
Zug seiner Schüler, zu welchen sich mehr oder minder direkt
alle Künstler Darmstadts zählen,, sowie seiner zahlreichen
Freunde den verehrten Entschlafenen zur letzten Ruhestätte,
wo, nach Beendigung einer Rede des Herrn Stadtgeistlichen,
einer seiner früheren Schüler, Professor Hessemer von Frank-
furt, begeisterte Worte sprach, zur Bezeichnung des künstle-
rischen Standpunkts, welchen der Gefeierte in seinem Leben
eingenommen hatte, und ein zweiter Schüler, Professor Fei-
sing, im Namen des Vaterlandes, der Kunst und seiner Schüler
dem Verklärten herzliche Worte des Dankes nachrief, indem
er ihm einen grünen Lorbeerkranz auf das Herz legte.

zu der

Kunstausstellung in dem Jahre 1853.

Die in dem MSheinischen Gresamintverein verbundenen Kunstvereine zu Carlsruhe, Darmstadt,
Freiburg, Mainz, Mannheim, Strassburg und Stuttgart werden auch in dem Jahr 1852 ihre gewöhnliche
Kunstausstellung, die sechszehnte seit dem Bestehen des Gesammtvereines, veranstalten, und zwar wird dieselbe:

vom 15. April bis zum 10. Mai in Freiburg, vom 3. August bis zum 28. August in Mannheim,

,, 11. Mai „ „ 8. Juni „ Strassburg, „ 29. August „ „ 23. Septbr. „ Carlsruhe,

„ 9. Juni „ „ 7. Juli „ Mainz, „ 24. Septbr. „ „ 19. Oktober „ Stuttgart

S.Juli „ „ 2. August „ Darmstadt,

stattfinden, so dass dazwischen nur die für die Versendung der Kunstgegenstände von einer Stadt zu der anderen unumgänglich

nöthigen Tage ausfallen werden.

Alle ausgezeichnete Künstler ohne Unterschied ihres Vaterlandes werden hiernach eingeladen, ihre für
diese Ausstellung sich eignenden und bereiten Arbeiten

baldigst, und wo immer möglich vor dem 1. April 1852

hierher nach Freiburg einzusenden.

*) Gegenwärtiges ging uns erst kurz vor Schluss dieses Blattes zu. Wir bitten die
druck ankommt, dieselben direct und recbtzeitig an die Redaction nacb Berlin

[eehrten Einsender von Insertionen, sofern es auf schnellen Ab-
klangen zu lassen. Die Redaction.

Verlag von Rudolph und Theodor Oswald Weigel in Leipzi

Druck von Gebr. ÜBger in Berlin.
 
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