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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 7.1856

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https://doi.org/10.11588/diglit.1200#0009
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Deutsches

Mfrfjrift

für bildend! Kunst, Dnnknnjl »nd

Mnstgewerbr.

Kunstblatt.

Ürgan

der Kunstvereine von

Deutschland.

Unter Mitwirkung von

Kugler in Berln — Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Düsseldorf — Schnaase

in Berlin — Förster in München — Eitelberger v. Edelberg in Wien.

LrLigirt um /. Eggers in Mim.






JM 1.

Donnerstag, der

t 3. Januar.



1856.

Inhalt: Vorrede — Von der Geberde. — Eine Galerie moderner Bildwerke für Wien. *** — Auswahl von Neuigkeiten des deutschen Knnsihandels. —
Zeitung. Berln. Karlsruhe. Brüssel. — Kunstvereine. Verbindung deutscher Kunstvereine für historische Kunst. — Uebersicht der Kunstausstellungen im
Jahre 1856. — Zur Neujahrskarte.

Vorrede.

Wir Haber eine neue, den Organismus unseres Blattes be-
treffende Vcränwrnng in diesem Jahre vor, und es sei uns erlaubt,
darüber eine kerze Rechenschaft und Auskunft 31t geben.

Sie bezieh sich auf unsere Doppelstellung zur gelehrten Wissen-
schaft und zu den Interessen der Gebildeten. Wie wenig dies
ein von Natur nothwendiger Gegensatz ist, so ist es doch nicht selten
ein faktischer. Die gebildete Well glaubt oft der bloßen Gelehrsamkeit
entrathen zu dürfen und die gelehrte Welt glaubt bisweilen, mit der
Gelehrsamkeit schon die Bildung zu haben. Wiederum beweist die
gebildete Welt der Gelehrsamkeit, sei es aus Bequemlichkeit oder
Bonhommie, einen unverdienten Respekt und der Gelehrte hegt eine
eben so unverdiente Schüchternheit gegen die gebildete Welt- Sie
sollten ihren Vortheil besser verstehen und einander doch immer nä-
her kennen lernen. Es würde zwar darüber manche Aureole bleicher
werden, aber auch manches Auge Heller, und es ist wohl keine Frage
darüber, welcher Schein vorzuziehen sei. Was Hilst uns der Wein-
berg der Gelehrsamkeit und ihr fleißiger Spaten, der Traube an
Traube hervorgräbt? Diese ist angenehm zu essen, aber es verlangt
uns nach Wein und wir brauchen Kelterer. Wiederum kann uns der
Wein der Bildung nicht fließen, wenn wir uns nicht um die Trau-
ben bemühen; aus den Quellen der Erde fließt er nicht.

Eine Zeitschrift also, wird man vielleicht folgern, die sich mit-
ten auf den Markt des Lebens und der Bildung stellt, soll vor allen
Dingen den schonen Beruf erfüllen, das zu Tage geförderte Gut
gelehrter Forschung zu einem Bildungsstoffe für die nach Bildung
Strebenden zu verarbeiten. Wir sind mit dieser oft an uns heran-
getretenen Forderung völlig einverstanden, aber wir müssen doch da-
bei auf jene Gleichartigkeit der Disposition rechnen dürfen, welche
allemal zwischen Empfänger und Geber stattzufinden pflegt, wenn
anders das Gegebene Werth haben soll. Bringen wir guten Willen
und Arbeitslust mit, so müssen wir auf Mitarbeitslust und guten
Willen zählen dürfen. Es müssen die Gelehrten nicht gleich von
Profanirung träumen, wenn man von ihnen begehrt, daß sie ihre
Gaben mundgerecht zu machen trachten sollen; es muß der Kreis

VII. Jahrgang.

des gebildeten Publikums nicht gleich von Trockenheit und Unver-
ständlichkeit reden, wenn ihm die Bekanntschaft mit einem Theil des
leicht faßlichen Gelehrtenapparats zugemuthet wird, den er gern einen
verschließenden Riegel nennt und der sich bei näherer Betrachtung als
bequemer Hausschlüssel ausweiset. Wir müssen hier und da auf die
bequeme Hülfe der allgemein verbreiteten Handbücher der Kunst-
geschichten und auf das in allen Händen befindliche Konversations-
Lexikon rekurriren dürfen.

Denn, abgesehen davon, daß es eben so unmöglich ist, Allen
genug zu thun, als der Versuch dazu uns gefährlich erscheinen muß,
so wird immer ein Theil des von der Forschung zu Tage geförder-
ten Goldes vor der Hand — überhaupt und also auch von uns —
ungemünzt bleiben müssen, sei es, daß seine Natur es annoch ver-
bietet, sei cs, daß die Masse desselben unsere Kräfte übersteigt und
dennoch findet sich im Haushalte der Kunstschriftstellerei dafür kein
anderer und passenderer Raum zur Aufbewahrung, als die Spalten
einer Zeitschrift, wie die unsrige.

Tie Kunstforschung — es sei denn, daß sie philosophischer
Natur ist — pflegt man gewöhnlich auf die vergangenen Epochen
der Geschichte zu beziehen. Aber ist es weniger Kunstforschnng, das
Auge überall hin in die jetzt arbeitenden Werkstätten, auf die jetzt
entstehenden Schöpfungen der Kunst zu werfen und sie darstellend
und beschreibend zum Genüsse und zum Bewußtsein der Mitwelt zu
bringen, anstatt dieses schöne Geschäft der Nachwelt zu überlassen?
Die sich mit der Gegenwart beschäftigen und ihre Thaten aufzeich-
nen, gehören sie weniger den Kunstforschern an, als die, welche von
der Entdeckung eines alten Kunstmonumentes reden, welches zu aller
Zeit tausend Augen, nur bisjetzt nicht den beiden knnsthistorisch spä-
henden offen lag, welche von jetzt an seine Entdecker genannt
werden?

Nun nimmt aber die Gegenwart das Interesse eines so über-

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wiegend großen Kreises in Anspruch, daß eine Zeitschrift, welche sich
der allgemeinen Kunstforschung und Kunstgeschichtschreibung für das
große gebildete Publikum widmet, sich ganz von selber desto mehr
mit ihr zu beschäftigen haben wird, je mehr sie an Ausbreitung im
Publikum gewinnt. Wir haben — man wolle auf unsere bisheri-

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