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Eggers, Friedrich [Editor]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 7.1856

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https://doi.org/10.11588/diglit.1200#0015
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big übereinzustimmen scheint. Genug, es sind vier reizende, frisch und lebendig
gemalte Kinder, durchpulst von aufquellender Lust am Dasein, und sie lassen
sich's am Wasser in der schönen Kühle mächtiger Blättergewinde und Felsblöcke
nach Herzenslust wohl sein. Ein Mädchen schaukelt sich in einer Hängematte
und hält tändelnd auf dem Arme einen Arras. Nach dem prächtigen Vogel
streckt ein lebhaft blickender Knabe rasch herbeieilend die Händchen, wird aber
von einem anderen Gespielen zurückgehalten. Das vierte Probirt, auf dem Vor-
sprunge des Felsens liegend, die Berührung des kühligen Wassers mit dem Fuße.

nes Stück frischen, innig harmonischen Naturlebens, von feiner, ebenso zarter als
energischer Ausführung, styl voller Zeichnung und gesunder Färbung. Am glück-
lichsten in Stellung und Ausdruck sind die beiden mittleren Kinder, die in einer
Art von Gegenbewegung sich befinden.

Nicht ebenso ansprechend war uns ein Bild von Prof. Sohn, welches ein
nacktes Kind, aufrecht im Bette sitzend und mit seinen Zehen spielend darstellt.
Die Farbe ist zwar von weichem Schmelz, und dabei von rosigster Frische und
Lebhaftigkeit, auch der Ausdruck des Kopfes mit den fast zu ernsthaft charakter-
vollen Augen äußerst sprechend, allein die Stellung wird durch das Unschöne der
Zehenbildung und die nicht eben glückliche Zeichnung des linken Fußes beein-
trächtigt, und da hierauf im vorliegenden Falle ein Hauptaccent gelegt ist, so
wirkt es, wenngleich an sich eine Kleinigkeit, doch störend.

W. Amberg hat ein sehr kleines Bildchen „eine Dame mit ihrem Hünd-
chen" ausgestellt. Ein hübsches Köpfchen und eine schöne Figur, dazu feiner
Farbensinn, der aber in oberflächlich kokettirende Behandlung sich verliert, das ist
Alles. Von feinerer Charakteristik und Stylisirung keine Spur.

Recht schöne Landschaften haben wir noch zu nennen. So ein großes Bild
von A. La sin Ski in Düsseldorf, eine niederländische Landschaft, anspruchslos im
Motiv, aber voll poetischer Stimmung und von meisterhaft zarter Durchführung
ohne alle Peinlichkeit; nur der Schlagschatten der Bäume erscheint uns nicht
bläulich und durchsichtig genug, schwärzer als die Natur in ähnlichem Fall ihn
bietet. — Daran schließt sich ein tüchtiges Bild von Osw. Achenbach, eine
italienische Landschaft, herrliche Banmgruppen am Wege; seitwärts Getreide-
felder, dahinter eine Villa und Fernsicht auf Hügelreihen: das Alles in ernstem,
edlen Styl und zart abgetönter Färbung. Nur der Himmel ist zu materiell
dunkelblau. — Eine kleinere Landschaft von H. Gude, eine Gebirgsmühle dar-
stellend, hat viel Schönes im Einzelnen und im Allgemeinen eine treffliche, ener-
gische Stimmung, doch dürfte für Bilder so geringen Umfanges eine minder
breite Pinselführung angemessener erscheinen.

JÜftfldtttl)?* Dem Directer der Großh.Kunstschule, Prof. J.W.Schirmer
ist von Sr. Königl. Hoheit dem Regenten das Ritterkreuz des Zähringer Löwen-
Ordens verliehen worden.

pniflHy 18. Dec. Eine großartige Feierlichkeit fand gestern, als Nach-
feier zu dem 65jährigen Geburtstage König Leopolds, im Augustinertempel Statt,
wo die von der Regierung zuerkannten Belohnungen an diejenigen vertheilt wur-
den, die sich auf der Pariser Ausstellung durch ihre Werke und Arbeiten in Kunst
und Industrie besonders hervorgethan hatten. Da in Paris bloß die Ehren-
medaillen vertheilt worden sind, während die Austheilung der übrigen von der
Jury zuerkannten Medaillen den betreffenden Negierungen der einzelnen Länder
überlassen worden ist, so hatte diese doppelte Vertheilung von Auszeichnungen,
erworben in den friedlichen Regionen der Kunst und der Industrie, aus allen
Theilen des Landes eine solche Menge von Menschen herbeigeführt, daß die
großen Räume des Tempels sie kaum fassen konnten. Alle Minister waren zu-
gegen, mit Ausnahme des Justizministers Nothomb, der, mit der Aussicht Millio-
när zu werden, in Erbschaftsangelegenheiten nach Paris gereist ist, indem der
verstorbene Bankier Pescatore der Onkel seiner Frau war. Um zwei Uhr er-
schien der König und die Königl. Familie, gefolgt von einem glänzenden Hof-
staate. Die bezüglichen Reden wurden von Herrn de Bronckere, dem Bürger-
meister der Hauptstadt, in seiner Eigenschaft als Präsidenten der Ausstellungs-
Kommission, und von Herrn de Decker, dem Minister des Innern, gehalten. Die
Austheilung der Belohnungen vollzog der König selber. Von Künstlern wurde
der Genremaler Leys von Antwerpen zum Kommandeur des Leopoldordens er-
nannt; das Osfizierkreu; erhielten die Genremaler Willems und Madou und der
Thiermaler Verboeckhoven; der Historienmaler Verlat bekam das Ritterkreuz,
Professor Dumont von Lütttch, der für seine geologischen Karten die große Ehren-
medaille erhalten, wurde gleichfalls zum Kommandeur erhoben; Professor Gloese-
ner, von derselben Universität, erhielt das Ritterkreuz. Die übrigen Verleihungen
des Leopoldordens fielen mehr oder weniger im Auslande bekannten Industriellen
zu, worunter ein hier etablirter Deutscher, der Orgelbauer Merklin, das Ritter-
kreuz empfing. Eine silberne Medaille für Geschicklichkeit und gute Führung
wurde an 18 Werksührerinnen und Arbeiterinnen vertheilt. Gegen 400 Werk-
sührer und Arbeiter ans allen Branchen der Industrie erhielten silberne Deko-
rationen erster, zweiter und dritter Klasse. Abends war im gothischen Saale des

Stadthauses ein solennes Zweckessen von 240 Couverts, dessen gastronomische
Bestandtheile aus dem kochkünstlerischen Atelier des bekannten Herrn Dnbos her-
vorgegangen waren, während die rhetorischen Zugaben von dem französischen
Gesandten, dem Minister des Innern und dem Bürgermeister geliefert wurden.

(V. Z.)

Vnnstverriiir.

Verbindung deutscher Kunstvereine für historische Kunst.

Seinen Beitritt hat erklärt das Staedel'fche Institut zu Frankfurt a. M.
mit einer Aktie (Nr. 42).

Looff in Gotha, Franz Graf v. Thun in Wien, F. Eggers in Berlin,
Haupt-Geschäftsführer. Beigeordnete.

Uebersicht der Kunstausstellungen im Jahre 1836.

Der norddeutsche Gesammtverein hat seine Aussteüungstermine fol-
gendermaßen angeordnet:

Bremen: Vom 1. März bis 31. März.

Hamburg: Vom 12. April bis 6. Juni.

Lübeck: Vom 23. Juni bis 20. Juli.

Rostock: Vom 3. August bis 31. August.

, Greifswalde: Vom 14. September bis 5. Oktober.

Stralsund: Bom 20. Oktober bis 15. November.

Diejenigen Künstler, welche persönliche Einladungen vom Gesammt-
verein erhalten haben, werden ersucht, ihre Werke spätestens bis znm 15. Fe-
bruar nach Bremen an die Adresse des Kunst Vereins daselbst einzusenden.
Von den einzelnen Städten des Kreises werden keine weiteren speziellen Einla-
dungen erlassen werden. Die näheren Bestimmungen und Bedingungen sind
abgedruckt im Jahrg. 1855. Nr. 46.

Wir erinnern daran, daß auf der Lübecker Konferenz der Anschluß des
Kieler Vereins an den norddeutschen Kreis in der Weise in Aussicht gestellt
ist, daß die von der Schlußausstellung (also von Stralsund) kommenden Bilder,
wenn darüber eine Verabredung mit den Disponenten getroffen worden, dann
nach Kiel gesendet werden können.

Der westliche Kreis ersucht die eingeladenen Künstler, ihre Anmel-
dungen mit genauer Angabe des Gegenstandes, insbesondere bei Landschaften
und Genrebildern, des äußersten Verkaufspreises, wie des Besitzers, stets
14 Tage vor dem Schlußtermin der Ablieferung zu beschaffen. Dieser ist:
für Hannover: der 17. Februar, unter Adresse des Herrn Hofbaumeisters

Vogell,

„ Magdeburg: der 8. April, unter Adr. des Hrn. 1)r. mell. Schneider,
„ Braunschweig: der 24. Mai, unter Adresse des Hrn. Notar Hornig,
„ Gotha: der 13. Juli, unter Adresse des Herrn Schulrath Looff,

„ Cassel: der 8. Sept., unter Adr. des Hrn. Buchhändler O. Bertram.

Die näheren Bedingungen finden sich Jahrg. 1855. Nr. 47.

Die vereinigten Kunstvereine in Bamberg, Passan, Regensbnrg und
Würzburg veranstalten in den Monaten Januar, Februar und März vom
1. jeden Monats ab größere Ausstellungen von mehrwöchentlicher Dauer, zu
denen die Kunstwerke von den eingeladenen Künstlern zuerst nach Würzburg
einzusenden sind.

Das Nähere wird in der nächsten Nummer nochmals mitgetheilt werden.

Der Thüringer Verein beginnt seine Ausstellungen im April. Die Be-
dingungen werden ebenfalls in einer der nächsten Nummern zur Kenntnis; ge-
bracht werden.

Berlin hat in diesem Jahre eine große akademische Ausstellung, worüber
das Nähere unten.

Zur Neujahrskarte.

In Nr. 36 des verflossenen Jahrgangs hat Hermann Weiß auf das Talent
und die erfolgreiche Thätigkeit von Ludwig Burger auf dem Gebiete der Illu-
stration und der zeichnenden Gelegenheitsdichtung hingewiesen. Bei dem eben
eintretenden Jahreswechsel hat Letzterer auf unfern Wunsch die Radirung der bei-
liegenden Besuchskarte übernommen, mit der wir bei unfern Lesern glückwünschend
und uns fernerer Gewogenheit empfehlend eintreten. Sehr verständlich und
würdig und mit einem gewissen festlichen Ausdruck hat der Zeichner den Haupt-
gedanken: die Einführung des diesjährigen Schutzpatrons in die Versammlung
der bisherigen Schützer des Blattes zur Erscheinung gebracht. Eine glänzende
Versammlung der edelsten Geister von deutscher Kunst und Art. Wer diese
Männer und ihre Thaten für die Erscheinung der „immortal forma" auf Erden
recht erwägt und ersaßt, der muß so erfüllt werden von ewigem Feuer, daß es
 
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