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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 7.1856

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https://doi.org/10.11588/diglit.1200#0018
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Kunstgewerbt. Deutschland.

Unter Mitwirkung von

I

Kuglcr in Berlin — Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wicgmann in Düsseldorf — Schnaase

in Berlin — Förster in München — Eitclberger v. Edclberg in Wien.

Lüigirt nnn /. EggtkS in Mrlin.

M 2.

Donnerstag, den Ist. Januar.

1836.

Inhalt: Kunjllittretur. Die Malerscbule Huberts van Eyck nebst deutschen Vorgängern und Zeitgenossen. Oeffentliche Vorlesung, gehalten von H. G. Hotho.
Ernst Guhl. — Jllustrirtes Buch: Quickboru. Volksleben in plattdeutschen Gedichten :c. von Klaus Groth, mit Holzschnitten nach Zeichnungen von Otto
Speckter. F. E. — Zeitung. Berlin. Rom. Paris. London. Athen. — Kunstvcrcine. Kunstausstellungen der vereinigten Knnstvereine in Bamberg,
Passau, Regensburg und Würzburg. — Ausstellungen des Thüringer Kunstvereius im Jahre 1836. — Briefwechsel.

Literatur-Blatt Nr. 1. Verirrt und erlöst. Roman von Max Ring. — Brockhaus' Lesebibliothek für Eisenbahnen und Dampfschiffe.

KunZtliteriitnr.

Die Malerschule Huberts van Eyck nebst deutschen Vorgängern
und Zeitgenossen. Oeffentliche Vorlesung, gehalten von H. G.
Hotho. Erster Theil. Geschichte der deutschen Malerei bis 1450.
Berlin 1856.

Kaum irgend eine Wissenschaft bietet den Anblick einer so ste-
tigen und konsequenten Anbahnung und Entwickelung dar, als die
allgemeine Kunstgeschichte, die man als eines der jüngsten und somit
auch Lieblingskinder moderner Bildung betrachten kann. Von zwei
ganz verschiedenen Seiten ist dieselbe angebahnt worden; von der
empirischen, historischen, und von der wissenschaftlichen, theoretischen.
Auf der einen Seite steht Winkelmann, auf der andern Kant als
Vorläufer und erste Begründer. Kant's Kritik der Urtheilskraft ist
für die Erkenntnis; des Wesens der Schönheit und der Kunst dasselbe
geworden, was Winkelmann's Geschichte der alten Kunst für die
Kenntniß des Verlaufs der einzelnen Kunstformen und Style. Beide
Werke bilden den Ausgangspunkt für eine Reihe von Bestrebungen,
die berichtigend und erweiternd das Gebiet der Kunstforschung zu
erschöpfen suchten; beide sind nicht bloß historisch wichtig, sondern
in manchen Punkten noch heute maßgebend und unübertroffen. Ob-
schon sich nun jene beiden Reihen ganz unabhängig von einander
fortsetzten, obschon man sich auf der empirischen Seite fast absicht-
lich selbst bis auf die jüngste Zeit vor der Theorie abschloß, so ist
es doch durch jene doppelte Entwickelung allein möglich geworden,
zur Gründung der allgemeinen Kunstgeschichte als besonderer Wissen-
schaft zu gelangen. Daß diese zuerst aus historisch-empirischem Ge-
biet erreicht worden, liegt in der Natur der Sache. Kugler's
raschem und glücklichem Entschluß und dessen klarer Besonnenheit ver-
danken wir den faktischen Anfang; Schnaase's halb sinnig schwär-
merischem, halb scharf verständigem Wesen die mehr auf kulturge-
schichtliche Momente gerichtete Ergänzung; Waagen's historisch ge-
läutertem Blick die Sichtung des reichen Materiales, namentlich in

VH. Jahrgang.

Bezug auf die Malerei, und dessen Nutzbarmachung für geschichtliche
Betrachtung; ihm auch die Einführung dieser Wissenschaft als Uni-
versitäts-Disciplin, wodurch bei uns alles Große und Bedeutende
erst recht eigentlich zuin Gemeingnte der Station gemacht wird.

Inzwischen aber hatte sich die Theorie, der ihre Bemühungen,
den unendlichen Werth der Kunst neben Religion und Wissenschaft
nachzuweisen, von fast allen Nächstbetheiligten mit.gleichem Undank
gelohnt worden,, von der rein abstrakten Form loszumachen gesucht
und den Erscheinungen der Geschichte sich zugewendet; Hegel hatte
in seine Aesthetik die objektiv gewordenen Schönheitssormen, wenn-
auch noch nicht deren ganzen Reichthum, hereingenommen; Hotho, der
sich durch Herausgabe von Hegels Aesthetik ein ihn und den Meister
gleich ehrendes Denkmal gesetzt, hat sich mit noch größerer Entschie-
denheit der historischen Kunstforschung zugewendet und durch seine Vor-
träge eine tiefgreifende Wirkung auf die kunstgeschichtliche Bildung
der jetzigen Generation ausgeübt, wie denn auch das vorliegende
Werk aus einer solchen erst jüngst gehaltenen Vorlesung an der Ber-
liner Universität hervorgegangen ist; Bischer, der in seiner warmen
Betrachtung der „geschichtlichen" Schönheit, d. h. der unbewußt aus
den Lebensbedingungen sich erzeugenden Schönheitsformen im Ver-
laufe der geschichtlichen Entwickelung und in seiner Geschichte des
Ideals oder der Phantasie den 'ganzen Reichthum konkreter Gestal-
tungen und Kunstformen dem System einverleibt hat, gelangt in dem
dritten Theile seines Werkes zu einer Geschichte der Künste, die als
faktische Bestätigung der Theorie von der Schönheit gleichsam deren
letzte Spitze ausmacht, indem sie in dem Strome der geschichtlichen
Ereignisse überall die Macht der ewigen Schönheitsgedanken nachzu-
weisen sucht.

In demselben Sinne sagt denn auch Hotho im Eingänge seines
Buches: „die Weltgeschichte der Kunst darf auch für die Aesthetik
als Schlußstein gelten." Je länger es'vermuthlich dauern wird,
ehe sich diese Ansicht bei den Forschern Anerkennung verschaffen wird,
um so natürlicher ist es, daß Hotho von diesem neuen Standpunkt
einen raschen, prüfenden Blick ans die Behandlungsweise der Kunft-

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