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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 7.1856

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https://doi.org/10.11588/diglit.1200#0089
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diesen höchst originellen Schilderungen machte, schwebte ihm als leitender Gedanke
die Aufgabe vor, der hiesigen Teppichfabrik des Hospiz von S. Michele Muster
zu schassen, an deren Ausführung der Papst größere Freude hätte haben müssen,
als an dem modernen Kram, der aus jener übel geleiteten Werkstatt hervorzu-
gehen pflegt. Bis jetzt aber hat ein solcher fruchtverheißender Gedanke höheren
Orts wenig verfangen wollen. Mit der Kunst ist der h. Vater nicht viel glück-
licher daran, wie mit der Politik. Große Summen sind an recht herzlich schlech-
ten Dingen vergeudet worden. Eine h. Familie nach einem Basrelief des Michel
Angelo, welche der Kupferstecher Marcani im besonderen Auftrag des Papstes
hat stechen müssen, ist vorher durch Agricola, der den Gyps abgezeichnet hat,
exorcirt und denaturisirt worden, so daß von dem großen Florentiner nur das
Unverwüstliche zurückgeblieben ist. Schlimmer noch scheint's mit dem Seelen-
denkmal, welches der unbeflecktempfangenen Jungfrau auf Piazza di Spagna er-
richtet werden soll, zu stehen. Denn den aushängenden Entwürfen zufolge ver-
spricht dies ein Zopf zu werden, an dem selbst der zum Kurfürst erhobene Land-
graf von Hessen-Cassel eine wahre Freude hätte erleben müssen. Das ist ein
etwas derber Rückschlag puristischer Tendenzen, die sich ebenfalls Pio IX. zu ihrem
Schutzpatron ausersehen hatten.

Emil Wolfs hat schon vor geraumer Zeit seinen Achill, noch im Auftrag
des verewigten Kaisers Nikolaus, in Marmor vollendet. Der jugendlich-schwer-
müthige Held, welcher seine Schaale über die Grabesstelle des Patroklos ausleert,
macht, namentlich auch im Hinblick auf die Beziehungen, in welche das schöne
Kunstwerk durch seinen Besitzer eingetreten ist, einen wehmüthigen Eindruck auf
den Beschauer. Der Kaiser hatte sich gerade diesen Gegenstand ausgewählt, nach-
dem der Kamps auf Leben und Tod schon begonnen hatte.

Tenerani hat das Modell zu der Erzstatue Ferdinand's II., Königs beider
Sicilien, welche die im Jahre 1848 zu Messina zerstörte ersetzen soll, vollendet.
Da ihm die Bedingung gestellt worden war, daß dieser der Asche entstandene
Phönix nicht an den gebratenen Vogel erinnern dürfe, so hat er das Kostüm des
h. Januarius-Ordens gewählt, in welchem indeß nur wenige seiner Unter-
thanen den König je erblickt haben dürsten. Auch ist die dadurch gegebene Hal-
tung und Stellung nicht gerade geeignet,, den militairischen Pli des sicilianischen
Monarchen treffend zu kennzeichnen. Die gnadenreich erhobene Hand, mit der
er andeuten zu wollen scheint, daß der Friede wiederhergestellt und das Vergan-
gene vergessen sei, bringt eine günstige Wirkung hervor. Zum Kopf hat der
König aufs Neue gesessen und die Aufnahme der einer plasüschen Darstellung
nicht eben günstigen Züge ist meisterhaft.

Steinhäuser hat für Bremen eine riesige Marmorvase vollendet, deren
schön durchgeführte Basreliefs die noch jetzt lebende volksthümliche Feierlichkeit
darstellt, bei welcher der schönste Schlachtochse den Preis erhält und mit Kränzen
geschmückt umhergeführt wird. Das ausgewogene Fleisch des fetten Thieres kommt
den beiden dortigen Waisenhäusern zu Gute, deren Sachwalter und Schutzbefoh-
lene daher auch hier mit zur Erscheinung kommen. Das herrliche Prachtgefäß
soll im Freien aufgestellt werden und wird unsere an originellen Motiven nicht
eben reiche Monumentalkunst um ein recht sinniges bereichern.

Runstuereinr.

Die Ausstellungen des rheinischen Kunstvereins

werden im Jahre 1856 in folgender Ordnung stattfinden:

1. in Stuttgart vom 15. April bis 10. Mai.

2. - Karlsruhe vom 1!. Mai bis 5. Juni.

3. - Freiburg vom 6. Juni bis 1. Juli.

4. - Straß bürg vom 2. Juli bis 30. Juli.

5. - Mainz vom 31. Juli bis 25. August.

6. - Darmstadt vom 26. August bis 23. September.

7. - Mannheim vom 24. September bis 23. Oktober.

Alle ausgezeichneten Künstler werden eiugeladen, ihre für die Ausstellung sich
eignenden Arbeiten wo möglich vor dem 1. April nach Stuttgart einzusenden.
Spätere Zusendungen werden zwar sowohl hier in Stuttgart als bei den im
Turnus später folgenden Vereinen angenommen, jedoch fallen bei solchen, die
nach dem 30. Juni eintreffen, die Kosten der Zu- und Rücksendung dem Ein-
sender zur Last.

Zusendungen auf Kosten des Vereins dürfen nicht auf der fahrenden Post
oder durch Schnellfuhren geschehen. Die Herren Künstler haben sich dabei der
gewöhnlichen Frachtfuhren oder Schiffsgelegenheiten oder Eisenbahnen zu bedienen.

Bei der Verpackung ist insbesondere zu beobachten:

Nie darf mehr als ein Werk in eine Kiste gepackt werden.
Sollten dieser Bestimmung entgegen Kisten eingesendet werden, die mehr als ein
Kunstwerk enthalten, so wird der Verein für jedes der darin enthaltenen Kunst-
werke auf Rechnung des Einsenders eine besondere Kiste anfertigen lassen.

Die Kisten sollen mit Papier von dunkler Farbe ausgeklebt, und die Ge-
mälde darin mit Schrauben in der Art befestigt sein, daß jedes derselben mit
seiner Kiste aufgehängt werden kann.

Die gedruckten ausführlichen Einladungen mit den weiteren Bedingungen
sind an die verschiedenen Kunstvereine versendet und werden, wie bisher, in dem
Bereich eines jeden Vereins an die Herren Künstler bereitwilligst mitgetheilt
werden.

Stuttgart, im Februar 1856.

Der Württembergische Kunstverein.

Vorstand: Conservator:

Abel. Schmidt.

Drieswechscl.

Man berichtet uns so eben auf unsere in der vorigen Nummer weiter ge-
gebene Anfrage nach dem Vertrieb von HähnelS Statuette von Rafael, daß die-
selbe beim Gvpsgießer Carl Aug. Lehmann in Dresden zu haben sei. — Rkt.
in L. Bekommen wir denn nicht bald Antwort und Nachricht? —

Katalog.

Bei C. G. Boerner in Leipzig ist so eben erschienen und wird gratis
versendet:

III. Verzeichniß von Kupferstichen, Radirungen, Holzschnitten rc. aus allen
Zeiten und Schulen, welche um beigefügte Preise zu beziehen sind von C. G.
Boerner, Maler und Kunsthändler in Leipzig, Windmühlenstraße Nr. 22.

Die reiche Auswahl der besten Erzeugnisse alter und neuer Meister zu billig
berechneten Preisen wird geehrten Sammlern und Kunstfreunden zu geneigter
Beachtung bestens empfohlen.

Am 1. August 1855 wurde ein Concurs wegen Erwerbung der Vereins-Prämien für den 6. Jahrgang 1856 ausgeschrie-
ben. Die in Folge dessen eiugelangten Kunstwerke — 14 an der Zahl — waren, dem Programme nachkommend, im Monat Dezem-
ber 1855 ausgestellt.

Das leitende Comite hat von diesen Werken folgende in vorläufiger Anzahl gewählt:

500 Exemplare: Steinmüller Joseph in Wien (f 1843) „Madonna mit dem Jesuskinde und heil. Johannes" nach Raphaels
Bilde im k. k. Belvedere in Wien (Kupferstich).

1500 Exemplare: Zimmermann Friedrich in München „Die gewährte Bitte", nach A. Wichmann's Bilde in der k. Pina-
kothek in München (Kupferstich).

1000 Exemplare: Sagert H. in Berlin „Unterricht im Stricken", nach E. Meyerheim in Berlin (Stahlstich). Ferner wurden
1500 Exemplare der Lithographie des Waldmüller'schen Gemäldes „Aufnahme eines Lehrlings" bei Herrn I. Dauthage in
Wien bestellt. Wien, am 14. Februar 1856. |)f£ (EfcfdjäfMCttttltJ}.

(Der heutigen Nummer liegt ein Prospekt der Verlagshandlung Georg Wigand in Leipzig bei.)

Las Blatt erscheint wöchentlich einmal: Abonnements nehmen alle Buchhandlungen und Postämter des In- u. Auslandes für den vierteljährlichen Preis von 1 Tblr. 20 Sgr. incl. allerBcilage» an.

Verlag von Heinrich Lchivdler in Berlin.

Druck von Crowihsch und Sohn in B erlin.
 
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