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ergötzlich zu Ende gedeihen 31t lassen; demgemäß sind denn auch die Bil-
der. Wie der alle Freiherr in den Gemächern des Schlosses die Vorbe-
reitungen zum Empfange des Bräutigams leitet, wie er nach ihm aus-
schaut; die Verzweiflung des Küchenpersonals, da das Essen fertig und
der Gast nicht da ist, die staunenden Tanten bei der Lösung der Ge-
schichte — Alles ist voll Humor und Charakter. Andere Portraits sind:
die Wirthin von Derby und ihr Kammermädchen, wo auf der einen Seite
des Buchs die Scheltende, auf der andern die Gescholtene einander mit
deni Licht in der Hand gegenüber stehen. Ferner der kurze runde Doktor
Karl Ludwig Knipperhausen, mit der Pique-Aß-Nase und der Brille darauf.
Diese Figur gehört, wie der kundige Leser sich erinnern wird, zur Erzäh-
lung von den Abenteuern Dolph Heylingers, deren Illustration Camp-
hausen zugefallen ist. Da sich Roccoco- und Cromwell-Kostüm in dieser
Geschichte vereinigen, so war auch der Künstler auf einem Gebiet, wel-
ches ihm sehr verträut ist, und so sieht man außer dem guten Doktor die
stattliche Figur von Kilian van der Spiegel, aber von vorne und wohl-
beleuckttet, nicht so schattig, wie er auf dem hier mitgetheilten Bilde die
Treppe hinunterschleicht. Hier tritt er in der That auch als Gespenst auf.
Er hat Dolph, den Helden der Geschichte, so eben aus dem Schlafe ge-
stört und schreitet nun hinab, um ihn auf die Spur seines Glücks zu
leiten. Der Jüngling hat ein Licht ergriffen und als kräftigste Waffe ge-
gen das Böse die Bibel unter den Arm genommen. Dieser nächtliche
Gang ist der erste Schritt zu seinem Glück; er kommt später in noch ge-
fahrvolleren aber auch in sehr lieblichen Situationen (mit der hübschen
Tochter Anthony's) vor und wächst vor den Augen des Lesers aus einem
schmächtigen Knaben in einen stattlichen Mann hinein.
Außer dieser Erzählung hat Camphauseu noch die vom kühnen Dra-
goner illustrirt und besonders die Eingangsscene vor der Schenke in Brügge
sehr hübsch gemacht. Ganz vortreffliche Bilder hat dann Ritter noch in
dem Abenteuer der Tante und in Tom Walker geliefert, welcher Letztere, an
seinem Schreibpulte rechnend, mit der Schlafmütze auf dem Haupte und
dem seidenen, großgeblümten Hausrock um den hageru Leib, die reiche
Galerie origineller Figuren schließt, welche das Buch darbietet.
Unter den landschaftlichen Scenerien heben wir hervor die Dorfkirche,
das Begräbnis;, den regnerischen Sonntag, eine ganz meisterliche Schilderung
des Zeichnenstifts; ebenso den grünen Platz vor der Kapelle zu Honflleur
in der Normandie, wo die traurige Geschichte von Annette Delarbre sich
begiebt, eine Schiffergeschichte, bei der, wie bei allen übrigen Strand- und
Seeereignisseu, die in dein Buche Vorkommen, Henry dritter recht auf sei-
nem Gebiete ist.
In Summa: wir haben da ein reiches Bilder- und Lesebuch, voll
Humor und voll ergreifendem Ernst, bunt wie das Leben selber, von dem
cs Spiegelbilder giebt, die mit wahrhaft poetischem Geiste erfaßt sind. Wer
englisch kann — und wer könnte es heutzutage selbst von den schönen
Leserinnen nicht — thut wohl, sich die englische Ausgabe zu kaufen, die
der Verleger zugleich veranstaltet hat. Ein Original ist immer besser und
— „um (wie Knickerbocker sagt) streng der Wahrheit gemäß zu schildern" —
so gut die Uebersetzung ist, so merkt man ihr stellenweise doch an, daß sie
eine solche ist, ja es laufen sogar einige Schnitzer mit unter.
Es wäre für immer Schade gewesen, wenn diese Reliquien in der
Mappe des Verstorbenen geblieben wären, und man ist Allen Dank schul-
dig, welche zu ihrer Veröffentlichung beigetragen haben. F. E.
Auswahl von Neuigkeiten des deutschen Kurilthandels.
Blätter.
Naturfreude»,. Relief vom Denkmal des Königs Friedrich Wil-
helm HI., modellirt von F. Drake. Nach einer Zeichnung von Ed.
Meyerheim, in Stahl gestochen von A. Andorfs. In Commission
der Lüderitz'schen Kunsthandlung. (29" breit, 7','2" hoch. Preis 6 Thlr.)
Unter allen öffentlich aufgestellten Kunstwerken neuerer Zeit hat keines
die ungetheilte Sympathie des Publikums in solchem Maße gewonnen,
wie das Standbild des Königs Friedrich Wilhelm HI. in unserm Thier-
garten. Besonders ist es der herrliche Relieffries des Postamentes, welcher
immer auf's Neue Schaaren von Bewunderern anzieht, so daß bei freund-
lichem Wetter der blumengeschmückte freie Platz, aus welchem das Denk-
mal sich erhebt, niemals von Betrachtenden leer wird. Sie haben Recht;
denn kein ähnliches Werk moderner Sculptur erreicht diese Schöpfung
Drake's an reiner Naivetät, an Lieblichkeit des Ausdrucks, natürlicher
Grazie und Schönheit der Formen Dabei ist es im eigentlichsten Sinn
eine ächte Blüthe deutschen Gemüthslebens. Unser Kunstblatt hat sich
schon früher ausführlicher darüber ausgesprochen, und wir verweisen des-
halb auf 'Nr. 18 des Jahrgangs 1852. Es war nun ein besonders gün-
stiger Stern, daß ein Künstler von verwandter Innigkeit der Empfindung,
der in seiner Weise nicht minder schön das naive Leben der Kinder und
kindlicher Menschen darzustellen liebt, sich die Aufgabe stellte, den schönen
Fries in einer Fläche hingebreitet zu zeichnen, so daß das Auge mit einem
Blick die ganze Composition überschauen kann. Ost haben wir Ed. Mey-
erheim' s liebevoll und sinnig durchgeführte Bleistiftzeichnung betrachtet
und mit immer größerem Genüsse ihre Schönheiten gleichsam wie nenge-
schaffene empfunden, zugleich die Geschicklichkeit bewundernd, mit welcher
die Gestalten einem ganz anderen perspektivischen Zusammenhänge ange-
paßt, aus der Kreisbiegung des Originals auf die Fläche der Zeichnung
übertragen und zugleich durch bescheidene Anwendung malerischer Mittel
in ruhiger Harmonie und Klarheit dnrckgeführt waren. Wir hegten immer
den Wunsch, durch einen guten Stich die treffliche Zeichnung vervielfältigt
und somit einem größeren Kreise zugänglich gemacht zu sehen. Dieser
Wunsch ist gegenwärtig in erfreulicher Weise erfüllt. A. Andorfs, der
durch seinen Stich des Denkmals der Königin Louise sich bereits rühmlich
empfohlen hat, bewährt in der glücklichen Lösung dieser viel complicirteren
und schwierigeren Aufgabe sein Talent für sorgfältige Wiedergabe und lie-
bevolle Durchführung derartiger plastischer Gegenstände auf's Beste. Es
galt nicht bloß, den innig zarten Ausdruck so vieler und dabei im Cha-
rakter mannigfach verschiedener Gestalten voll individuellen Lebens zum
vollen Ausdruck zu bringen, sondern auch das plastische Hervortreten und
Sichlösen der auf's Feinste modellirten Körper anschaulich und kräftig
wiederzugeben, zugleich aber die sanfte malerische Abtönung, durch welche
das reich gruppirte Ganze erst Haltung und Ruhe gewinnt, dem feinem-
psindenden Zeichner mit so viel härteren Mitteln nachzubilden. Das ist
ihm denn in hohem Grade gelungen, so daß er durch unermüdlichen Fleiß,
gewissenhafte Treue und liebevolles Eingehen in die Bedingungen seiner
Aufgabe uns das Werk zu hohem Genüsse vervielfältigt hat. Wir, denen
das Drake'sche Original in jedem Zuge lebendig vor Augen steht, finden
stets neuen Genuß in der Betrachtung dieser wohlgelungenen Nachbildung
und freuen uns, daß so viel Schönheit nun mit Leichtigkeit im Zimmer
jedes Freundes der Kunst eingebürgert werden kann. Seiner Form nach
eignet der Stich sich trefflich dazu, in einfachem Goldrahmen über unsere
Sopha's aufgehängt zu werden. Einen freundlicheren Schmuck und sinni-
geren zugleich wüßten wir für unsere Wohnungen nicht. W. L.
H r i t n n g.
rE perlt«. In der Werkstatt des Bildhauers Gustav Bläser herrscht
eine lebhafte Thätigkeit. Herr Joseph Dumont in Köln hatte für den Vorplatz
seines Hauses, wo eine Nische auf den entsprechenden Sknlpturschmuck wartete,
eine lebensgroße Figur in Marmor bestellt, deren nähere Bestimmung er zugleich
mit der Ausführung dem Künstler anheimgab. Bläser skizzirte eine weibliche
Gestalt, welche die „Gastfreundschaft" darstellt und den Besteller vollkommen be-
friedigte. Angethan mit einem langen, faltigen aber leichten Gewände, den
Ephenkranz im Haar, tritt sie dem Beschauer, künftig dem Besucher, entgegen
und bringt ihm mit der Rechten in einer Schale den Willkommentrunk, während
die Linke eine einladende Bewegung macht. Neben ihr steht ein kleiner runder
Altar, mit Kränzen behängen, auf welchem die gastliche Flamnie des Heerdes
brennt. Die Haltung der Figur ist edel und in der ruhigen Bewegung herrscht
ein glückliches Maaß, an welchem bei der Ausführung festzuhalten wünschenswerth
erscheint, da namentlich Bildsäulen, welche sich indem wir von der geräuschvollen
Außenwelt in die stille Halle des Hauses treten, dem Auge darbicten, dies Ge-
fühl der rubigen Abgeschlossenheit nicht durch zu heftige Bewegungen stören
sollen. Es lassen sich Künstler manchmal, theils weil sie mehr ausdrücken wollen,
als zu einer und derselben Zeit von einer und derselben Figur möglich ist, theils
weil sie in der Ungewißheit zwischen zwei Motiven sind, verleiten, lieber beide
zu nehmen und dabei jeder der beiden Hände eine verschiedene Rolle zuzucr-
ergötzlich zu Ende gedeihen 31t lassen; demgemäß sind denn auch die Bil-
der. Wie der alle Freiherr in den Gemächern des Schlosses die Vorbe-
reitungen zum Empfange des Bräutigams leitet, wie er nach ihm aus-
schaut; die Verzweiflung des Küchenpersonals, da das Essen fertig und
der Gast nicht da ist, die staunenden Tanten bei der Lösung der Ge-
schichte — Alles ist voll Humor und Charakter. Andere Portraits sind:
die Wirthin von Derby und ihr Kammermädchen, wo auf der einen Seite
des Buchs die Scheltende, auf der andern die Gescholtene einander mit
deni Licht in der Hand gegenüber stehen. Ferner der kurze runde Doktor
Karl Ludwig Knipperhausen, mit der Pique-Aß-Nase und der Brille darauf.
Diese Figur gehört, wie der kundige Leser sich erinnern wird, zur Erzäh-
lung von den Abenteuern Dolph Heylingers, deren Illustration Camp-
hausen zugefallen ist. Da sich Roccoco- und Cromwell-Kostüm in dieser
Geschichte vereinigen, so war auch der Künstler auf einem Gebiet, wel-
ches ihm sehr verträut ist, und so sieht man außer dem guten Doktor die
stattliche Figur von Kilian van der Spiegel, aber von vorne und wohl-
beleuckttet, nicht so schattig, wie er auf dem hier mitgetheilten Bilde die
Treppe hinunterschleicht. Hier tritt er in der That auch als Gespenst auf.
Er hat Dolph, den Helden der Geschichte, so eben aus dem Schlafe ge-
stört und schreitet nun hinab, um ihn auf die Spur seines Glücks zu
leiten. Der Jüngling hat ein Licht ergriffen und als kräftigste Waffe ge-
gen das Böse die Bibel unter den Arm genommen. Dieser nächtliche
Gang ist der erste Schritt zu seinem Glück; er kommt später in noch ge-
fahrvolleren aber auch in sehr lieblichen Situationen (mit der hübschen
Tochter Anthony's) vor und wächst vor den Augen des Lesers aus einem
schmächtigen Knaben in einen stattlichen Mann hinein.
Außer dieser Erzählung hat Camphauseu noch die vom kühnen Dra-
goner illustrirt und besonders die Eingangsscene vor der Schenke in Brügge
sehr hübsch gemacht. Ganz vortreffliche Bilder hat dann Ritter noch in
dem Abenteuer der Tante und in Tom Walker geliefert, welcher Letztere, an
seinem Schreibpulte rechnend, mit der Schlafmütze auf dem Haupte und
dem seidenen, großgeblümten Hausrock um den hageru Leib, die reiche
Galerie origineller Figuren schließt, welche das Buch darbietet.
Unter den landschaftlichen Scenerien heben wir hervor die Dorfkirche,
das Begräbnis;, den regnerischen Sonntag, eine ganz meisterliche Schilderung
des Zeichnenstifts; ebenso den grünen Platz vor der Kapelle zu Honflleur
in der Normandie, wo die traurige Geschichte von Annette Delarbre sich
begiebt, eine Schiffergeschichte, bei der, wie bei allen übrigen Strand- und
Seeereignisseu, die in dein Buche Vorkommen, Henry dritter recht auf sei-
nem Gebiete ist.
In Summa: wir haben da ein reiches Bilder- und Lesebuch, voll
Humor und voll ergreifendem Ernst, bunt wie das Leben selber, von dem
cs Spiegelbilder giebt, die mit wahrhaft poetischem Geiste erfaßt sind. Wer
englisch kann — und wer könnte es heutzutage selbst von den schönen
Leserinnen nicht — thut wohl, sich die englische Ausgabe zu kaufen, die
der Verleger zugleich veranstaltet hat. Ein Original ist immer besser und
— „um (wie Knickerbocker sagt) streng der Wahrheit gemäß zu schildern" —
so gut die Uebersetzung ist, so merkt man ihr stellenweise doch an, daß sie
eine solche ist, ja es laufen sogar einige Schnitzer mit unter.
Es wäre für immer Schade gewesen, wenn diese Reliquien in der
Mappe des Verstorbenen geblieben wären, und man ist Allen Dank schul-
dig, welche zu ihrer Veröffentlichung beigetragen haben. F. E.
Auswahl von Neuigkeiten des deutschen Kurilthandels.
Blätter.
Naturfreude»,. Relief vom Denkmal des Königs Friedrich Wil-
helm HI., modellirt von F. Drake. Nach einer Zeichnung von Ed.
Meyerheim, in Stahl gestochen von A. Andorfs. In Commission
der Lüderitz'schen Kunsthandlung. (29" breit, 7','2" hoch. Preis 6 Thlr.)
Unter allen öffentlich aufgestellten Kunstwerken neuerer Zeit hat keines
die ungetheilte Sympathie des Publikums in solchem Maße gewonnen,
wie das Standbild des Königs Friedrich Wilhelm HI. in unserm Thier-
garten. Besonders ist es der herrliche Relieffries des Postamentes, welcher
immer auf's Neue Schaaren von Bewunderern anzieht, so daß bei freund-
lichem Wetter der blumengeschmückte freie Platz, aus welchem das Denk-
mal sich erhebt, niemals von Betrachtenden leer wird. Sie haben Recht;
denn kein ähnliches Werk moderner Sculptur erreicht diese Schöpfung
Drake's an reiner Naivetät, an Lieblichkeit des Ausdrucks, natürlicher
Grazie und Schönheit der Formen Dabei ist es im eigentlichsten Sinn
eine ächte Blüthe deutschen Gemüthslebens. Unser Kunstblatt hat sich
schon früher ausführlicher darüber ausgesprochen, und wir verweisen des-
halb auf 'Nr. 18 des Jahrgangs 1852. Es war nun ein besonders gün-
stiger Stern, daß ein Künstler von verwandter Innigkeit der Empfindung,
der in seiner Weise nicht minder schön das naive Leben der Kinder und
kindlicher Menschen darzustellen liebt, sich die Aufgabe stellte, den schönen
Fries in einer Fläche hingebreitet zu zeichnen, so daß das Auge mit einem
Blick die ganze Composition überschauen kann. Ost haben wir Ed. Mey-
erheim' s liebevoll und sinnig durchgeführte Bleistiftzeichnung betrachtet
und mit immer größerem Genüsse ihre Schönheiten gleichsam wie nenge-
schaffene empfunden, zugleich die Geschicklichkeit bewundernd, mit welcher
die Gestalten einem ganz anderen perspektivischen Zusammenhänge ange-
paßt, aus der Kreisbiegung des Originals auf die Fläche der Zeichnung
übertragen und zugleich durch bescheidene Anwendung malerischer Mittel
in ruhiger Harmonie und Klarheit dnrckgeführt waren. Wir hegten immer
den Wunsch, durch einen guten Stich die treffliche Zeichnung vervielfältigt
und somit einem größeren Kreise zugänglich gemacht zu sehen. Dieser
Wunsch ist gegenwärtig in erfreulicher Weise erfüllt. A. Andorfs, der
durch seinen Stich des Denkmals der Königin Louise sich bereits rühmlich
empfohlen hat, bewährt in der glücklichen Lösung dieser viel complicirteren
und schwierigeren Aufgabe sein Talent für sorgfältige Wiedergabe und lie-
bevolle Durchführung derartiger plastischer Gegenstände auf's Beste. Es
galt nicht bloß, den innig zarten Ausdruck so vieler und dabei im Cha-
rakter mannigfach verschiedener Gestalten voll individuellen Lebens zum
vollen Ausdruck zu bringen, sondern auch das plastische Hervortreten und
Sichlösen der auf's Feinste modellirten Körper anschaulich und kräftig
wiederzugeben, zugleich aber die sanfte malerische Abtönung, durch welche
das reich gruppirte Ganze erst Haltung und Ruhe gewinnt, dem feinem-
psindenden Zeichner mit so viel härteren Mitteln nachzubilden. Das ist
ihm denn in hohem Grade gelungen, so daß er durch unermüdlichen Fleiß,
gewissenhafte Treue und liebevolles Eingehen in die Bedingungen seiner
Aufgabe uns das Werk zu hohem Genüsse vervielfältigt hat. Wir, denen
das Drake'sche Original in jedem Zuge lebendig vor Augen steht, finden
stets neuen Genuß in der Betrachtung dieser wohlgelungenen Nachbildung
und freuen uns, daß so viel Schönheit nun mit Leichtigkeit im Zimmer
jedes Freundes der Kunst eingebürgert werden kann. Seiner Form nach
eignet der Stich sich trefflich dazu, in einfachem Goldrahmen über unsere
Sopha's aufgehängt zu werden. Einen freundlicheren Schmuck und sinni-
geren zugleich wüßten wir für unsere Wohnungen nicht. W. L.
H r i t n n g.
rE perlt«. In der Werkstatt des Bildhauers Gustav Bläser herrscht
eine lebhafte Thätigkeit. Herr Joseph Dumont in Köln hatte für den Vorplatz
seines Hauses, wo eine Nische auf den entsprechenden Sknlpturschmuck wartete,
eine lebensgroße Figur in Marmor bestellt, deren nähere Bestimmung er zugleich
mit der Ausführung dem Künstler anheimgab. Bläser skizzirte eine weibliche
Gestalt, welche die „Gastfreundschaft" darstellt und den Besteller vollkommen be-
friedigte. Angethan mit einem langen, faltigen aber leichten Gewände, den
Ephenkranz im Haar, tritt sie dem Beschauer, künftig dem Besucher, entgegen
und bringt ihm mit der Rechten in einer Schale den Willkommentrunk, während
die Linke eine einladende Bewegung macht. Neben ihr steht ein kleiner runder
Altar, mit Kränzen behängen, auf welchem die gastliche Flamnie des Heerdes
brennt. Die Haltung der Figur ist edel und in der ruhigen Bewegung herrscht
ein glückliches Maaß, an welchem bei der Ausführung festzuhalten wünschenswerth
erscheint, da namentlich Bildsäulen, welche sich indem wir von der geräuschvollen
Außenwelt in die stille Halle des Hauses treten, dem Auge darbicten, dies Ge-
fühl der rubigen Abgeschlossenheit nicht durch zu heftige Bewegungen stören
sollen. Es lassen sich Künstler manchmal, theils weil sie mehr ausdrücken wollen,
als zu einer und derselben Zeit von einer und derselben Figur möglich ist, theils
weil sie in der Ungewißheit zwischen zwei Motiven sind, verleiten, lieber beide
zu nehmen und dabei jeder der beiden Hände eine verschiedene Rolle zuzucr-