Minister Fortoul in seinem geistreichen Reisewerke (l'Art cn Allemagne,
1842) ausgesprochen, indem er in den unter dem Namen der Bäder be-
kannten Ueberresten eines prachtvollen römischen Bauwerkes zu Trier eine
ganz ähnliche Zusammenstellung correspondirender Nischen fand und sie
für das Vorbild der Kapitolskirche erklärte. Diese in Deutschland unbe-
merkt gebliebene Ansicht hat nun der Baron Noisin adoptirt und näher
ausgeführt. Wenn auch die Uebereinstimnlung beider Monumente nicht
groß genug ist, um den unumstößlichen Beweis zu liefern, daß gerade
diese Bäder das Vorbild dieser Kirche gewesen sind, ergiebt sich doch aus
den von dem Verf. gegebenen Beispielen zur Genüge, daß eine solche
Zusammenstellung von Nischen in römischen Bauten unsrer Gegend nicht
ungewöhnlich gewesen und daß daher kein Grund vorliegt, ihren Ursprung
im Orient zu suchen. Der Verf. benutzt diese Gelegenheit, um der An-
nahme eines bedeutenden byzantinischen Einflusses auf die abendländische
Architektur, wie sie von Vitet noch neuerlich bei der Beurtheilung von
Felix de Verneilh's Schrift über die Kuppelbauten des Perigord verfochten
ist, mit allgemeinen historischen und namentlich handelsgeschichtlichen Grün-
den entgegenzutreten und giebt dafür beachtenswcrthe Thatsachen und
Argumente. Er kämpft daher für die in Deutschland jetzt vorherrschende
und gegen die in Frankreich noch von Vielen vertheidigte Ansicht. Dem
Vernehmen nach beabsichtigt derselbe eine Beschreibuug der Kathedrale von
Trier und einen archäologischen Führer durch die Rhein- und Moselgegend
in französischer Sprache herauszugeben, um darin die Ansichten französischer
und deutscher Forscher zu vergleichen. Seine gewissermaßen internationale
Stellung und seine Kenntnis; der beiderseitigen Literatur macht ihn zu
einem Vermittler zwischen deutscher und französischer Archäologie sehr ge-
eignet und läßt uns hoffen, daß die beabsichtigten Werke den wünschens-
wertheu Austausch der Meinungen befördern werden.
K. Schnaase.
Seit 11 u g.
(3* DntSrittt. Prof. Hübner ist auf den glücklichen Gedanken gekommen,
seinem jetzt auf der hiesigen Ausstellung befindlichen, auch im D. Knnstblatte
schon erwähnten Bilde, „Carl V. im Kloster von S. Duste", ein Seiteustück zu
geben: „Friedrich d. Gr. in seinen letzten Tagen auf der Terasse von Sanssouci."
Bekanntlich zeigt jenes frühere Bild den müden, früh ergrauten Kaiser in seiner
klösterlichen Zurückgezogenheit nach der anziehenden Schilderung von Stirling.
Er sitzt im Freien, unter schattiger Veranda, von südlichen Pflanzen umgeben,
sein Sessel mit Pelz bedeckt, im reichen Sammtkleide mit edelm Zobel verbrämt,
das Auge unter dem Sammthnte matt und halb geschlossen, das Brevier mit
dem Goldrande und dem Rosenkranz mit edeln Steinen in den Händen, halb
sinnend, halb träumend, mit gesenktem Haupte, Affen zu seinen Füßen. Man
denkt daran, da st er der Welt mehr äußerlich als innerlich entsagt hat, und auch
im Kloster der Gewohnheit nicht entsagen konnte, noch immer der Leiter der Po-
litik zu sein. Das Gegenstück zeigt uns den greisen Prenßenkönig auf der Terasse
von Sanssouci, auch er in seinem Sessel, alt und krank, seinem Eude eutgegeu-
sehend. Aber während jener noch im Kloster etwas von dem Prunk seiner welt-
lichen Stellung beibehielt, zeigt sich der König in seinem Palaste in der Einfach-
heit der alten Soldaten, statt der treulosen und fremden Affen sitzen die an-
hänglichen, eiuhe'mischen Windspiele zu seinen Füßen. Auch sein Haupt ist ge-
bückt, aber das Auge nach oben gerichtet. Man erzählt, daß der König, indem
er befahl, seinen Sessel in die Sonne zu rücken, das Wort aussprach: „Bald
werde ich ihr näher sein", und cö scheint, daß der Künstler an diesen Augenblick
gedacht hat. Das Bild, noch in der Werkstatt, aber schon bedeutend vorgerückt,
verspricht in der Ausführung eben so meisterhaft zu werden, wie jenes erste, und
beide werden durcv ihre Verbindung anregend und ergänzend wirken. Der
mächtige Kaiser, in dessen Reich die Sonne nicht nntergiug, und der wahrhaft
große Fürst des kleinen Landes; die äußerliche Frömmigkeit, welche nur im Kloster
mit dem Brevier und dem Rosenkranz zur Seligkeit gelangen zu können glaubte,
und die Stimmung des Philosophen von Sanssouci, der bei allem Mangel an
positiver Religion und dem in seiner Zeit und Schule herrschenden Mißverständ-
nisse des ChristcnthumS, dennoch mit natürlicher Frömmigkeit nach oben blickte —
geben die fruchtbarsten Contraste und regen Gedanken an, die durch das Einzelne
der Ausführung noch manche Nahrung finden werden.
Außerdem sehen wir in der Werkstatt des Künstlers noch eine interessante
Wiederholung und Aenderung. Bekanntlich war ans der Berliner Ausstellung 1852
ein Bild: „Der Enget des Herrn zeigt dem greisen Johannes die große Baby-
lon auf dem siebenköpfigen Drachen. ' Offenb. Joh." Während auf demselben der
Evangelist und der Engel in Lebensgröße und fast in gleicher Große mit der
Gestalt der Vision war, hat Hübner jetzt diese zwar in derselben Größe, die
Gruppe des Sehers mit dem Engel dagegen nur am Rande des Bildes in kleiner
Gestalt, also nur zur Erklärung der Vision gezeigt. Offenbar wird die Bedeu-
tung dadurch sehr viel klarer und die Wirkung der verführerischen Gestalt der
Vision kräftiger.
In Rietschel'sWerkstatt wird die vollendeteGöthe-Schillergrnppe fürWeimar
jetzt eben geformt und der Guß vorbereitet.
Ludwig Grüner ist in Dresden eingetroffen und hat sein Amt als Di-
rektor der Kupferstich-Sammlung angetreten. In Kurzem wird die Aufstellung
und Einrichtung so weit sein, um sie dem Publikum zu öffnen.
In der Versammlung des schweizerischen Comitö's für das Win-
kelried-Denkmal am 27. und 28. Juni wurden folgende, die vielbesprochene An-
gelegenheit erledigenden Beschlüsse gefaßt: In Bezug ans die Idee des Kunstwerks
soll der Kern des Denkmals der Plastik angehören. Da ein geeigneter Platz für
die Aufstellung eines Skulpturwerkes in Stanz fehlt, und sich andererseits die
Idee durch die Plastik nicht erschöpfend darslellen läßt; da ferner bei Errichtung
des ersten allgemeinen schweizerischen Denkmals eine Betheiligung aller drei bil-
denden Künste sehr wünscheuswerth ist, so soll die Architektur und Malerei eben-
falls in Anspruch genommen werden, und zwar so, daß die erstere die für die
Begränzung und den Schutz des plastischen Theils nöthige Räumlichkeit darbie-
tet und letztere das durch die Skulptur nicht Darstellbare der Idee des Monu-
ments ergänzt. Schlött von Basel hat ein Modell geliefert, dessen populäre,
allgemein ansprechende Idee Auszeichnung verdient; die Arbeit Dorer's von
Baden muß wegen der echt künstlerischen Ausführung hervorgehoben werden.
Jeder von ihnen erhält darum einen Preis von 425 Fr. Drei Architekten sollen
eine Skizze für den architektonischen Theil des Monuments und die landschaft-
lichen Anlagen dabei machen. Ter Kern desselben soll eine plastische Gruppe sein,
und zwar nach den Veränderungen, die der Künstler selbst vorgeschlagen hat.
Die Ausführung ist ihm zugesichcrt. (Ä. Z.)
r,£ Den Entwurf von S chlö tt finden unsere Leser ausführlicher Jahrg. !85">,
S. 386. beschrieben. Wir geben nochmals eine kurze Schilderung mit den Wor-
ten des Berichterstatters der „A. Z.": „Ein schweizerischer Krieger liegt tobt am
Boden, auf ihm Wiukelried, die Speere in der Brust. Tödtlich getroffen, rafft
er seine letzte Kraft zusammen, um sich gegen die Seinen zu wenden und sie
zum siegreichen Eindringen aufzufordcru. In der That stürmt ein junger Krie-
ger mit gehobener Waffe in lebendigster Bewegung au Winkelried vorbei, in die
Gasse, die er gemacht. Der gefallene Krieger soll die Noth der Schweizer ver-
anschaulichen und den Opfertod des Helden begründen. Der hereiubrecheude
Krieger deutet auf den glorreichen Erfolg der großen That. Für Gemälde —
heißt es weiter — bietet das anszuführende Gebäude, wohl eine großartige Halle,
genügenden Raum. Das Monument wird auf einer schönen, stillen, banmreichen
Matte, durch welche ein Bach mit klarem Brunnenwasser fließt, herwärts Stanz,
wenn man von Stanzstadt kommt, aufgestellt. So ist das Denkmal dem täglichen
Treiben entrückt und Stille und Ruhe umgiebt den sinnigen Betrachter."
Wir haben die Gruppe von Schlött nicht gesehen; wir dürfen aber sicher
sein, daß die Erfassung des Moments eine sehr lebendige, die äußere Anord-
nung der Gruppe in ihren Linien, so wie die sonstige Ausführung eine höchst
vortreffliche ist; dennoch aber müssen wir entschieden sowohl unserm Freunde
P. M. beistimmen, welcher (S. 253) überhaupt die Nothwendigkeit einer Gruppe
nicht einsieht, als auch unserm ersten Herrn Berichterstatter aus der Schweiz
(1855, S. 365), welcher sich insbesondere mit dieser Gruppe — ihre gute Aus-
führung beiseite gelassen — nicht einverstanden erklären kann. Seine Gründe
wolle man am bezeichneten Orte Nachsehen. Es ist gewiß mißlich, daß diese drei
Figuren sich direkt durchaus auf ein für uns Unsichtbares beziehen: der Lebende
auf den Feind, der „Sterbende auf die Seinen, der Todle — nun, wenn man
will, auf seinen Gott. Wir wollen noch dies zu bedenken geben: Ist Winkelried
denn einzig in dem Augenblicke dieser That ein für die Freiheit seines Vater-
landes glühender Held? Hätte diese, wenn dazu nur der Muth gehörte, den
bekanntlich „auch der Mameluk zeiget", nicht auch von hundert Andern vollbracht
werden können? Gewiß; aber die That Winkelrieds war da S mit Bewußtsein
vollbrachte Resultat eines Mannes voll Heldensinn, Seelengröße und Charakter.
Wesentlich ist dieser Charakter und die Größe der That, unwesentlich die zufällige
rzorm sdcr letzteren. Deßhalb, soll sie mit in die plastische Darstellung gezogen
werden, ist auch die geringste Erinnerung an sie, — ein Speer etwa als Attri-
but — vollkommen ausreichend.
M. Attldoll. Die Angelegenheit des Tages ist die Verpflanzung oder
Nichtverpflanzung der Royal Academy nach Kensington Gore. So viel ich weiß,
ist Ihren Lesern hierüber noch nicht berichtet worden. Es ist ein Vorschlag, der
1842) ausgesprochen, indem er in den unter dem Namen der Bäder be-
kannten Ueberresten eines prachtvollen römischen Bauwerkes zu Trier eine
ganz ähnliche Zusammenstellung correspondirender Nischen fand und sie
für das Vorbild der Kapitolskirche erklärte. Diese in Deutschland unbe-
merkt gebliebene Ansicht hat nun der Baron Noisin adoptirt und näher
ausgeführt. Wenn auch die Uebereinstimnlung beider Monumente nicht
groß genug ist, um den unumstößlichen Beweis zu liefern, daß gerade
diese Bäder das Vorbild dieser Kirche gewesen sind, ergiebt sich doch aus
den von dem Verf. gegebenen Beispielen zur Genüge, daß eine solche
Zusammenstellung von Nischen in römischen Bauten unsrer Gegend nicht
ungewöhnlich gewesen und daß daher kein Grund vorliegt, ihren Ursprung
im Orient zu suchen. Der Verf. benutzt diese Gelegenheit, um der An-
nahme eines bedeutenden byzantinischen Einflusses auf die abendländische
Architektur, wie sie von Vitet noch neuerlich bei der Beurtheilung von
Felix de Verneilh's Schrift über die Kuppelbauten des Perigord verfochten
ist, mit allgemeinen historischen und namentlich handelsgeschichtlichen Grün-
den entgegenzutreten und giebt dafür beachtenswcrthe Thatsachen und
Argumente. Er kämpft daher für die in Deutschland jetzt vorherrschende
und gegen die in Frankreich noch von Vielen vertheidigte Ansicht. Dem
Vernehmen nach beabsichtigt derselbe eine Beschreibuug der Kathedrale von
Trier und einen archäologischen Führer durch die Rhein- und Moselgegend
in französischer Sprache herauszugeben, um darin die Ansichten französischer
und deutscher Forscher zu vergleichen. Seine gewissermaßen internationale
Stellung und seine Kenntnis; der beiderseitigen Literatur macht ihn zu
einem Vermittler zwischen deutscher und französischer Archäologie sehr ge-
eignet und läßt uns hoffen, daß die beabsichtigten Werke den wünschens-
wertheu Austausch der Meinungen befördern werden.
K. Schnaase.
Seit 11 u g.
(3* DntSrittt. Prof. Hübner ist auf den glücklichen Gedanken gekommen,
seinem jetzt auf der hiesigen Ausstellung befindlichen, auch im D. Knnstblatte
schon erwähnten Bilde, „Carl V. im Kloster von S. Duste", ein Seiteustück zu
geben: „Friedrich d. Gr. in seinen letzten Tagen auf der Terasse von Sanssouci."
Bekanntlich zeigt jenes frühere Bild den müden, früh ergrauten Kaiser in seiner
klösterlichen Zurückgezogenheit nach der anziehenden Schilderung von Stirling.
Er sitzt im Freien, unter schattiger Veranda, von südlichen Pflanzen umgeben,
sein Sessel mit Pelz bedeckt, im reichen Sammtkleide mit edelm Zobel verbrämt,
das Auge unter dem Sammthnte matt und halb geschlossen, das Brevier mit
dem Goldrande und dem Rosenkranz mit edeln Steinen in den Händen, halb
sinnend, halb träumend, mit gesenktem Haupte, Affen zu seinen Füßen. Man
denkt daran, da st er der Welt mehr äußerlich als innerlich entsagt hat, und auch
im Kloster der Gewohnheit nicht entsagen konnte, noch immer der Leiter der Po-
litik zu sein. Das Gegenstück zeigt uns den greisen Prenßenkönig auf der Terasse
von Sanssouci, auch er in seinem Sessel, alt und krank, seinem Eude eutgegeu-
sehend. Aber während jener noch im Kloster etwas von dem Prunk seiner welt-
lichen Stellung beibehielt, zeigt sich der König in seinem Palaste in der Einfach-
heit der alten Soldaten, statt der treulosen und fremden Affen sitzen die an-
hänglichen, eiuhe'mischen Windspiele zu seinen Füßen. Auch sein Haupt ist ge-
bückt, aber das Auge nach oben gerichtet. Man erzählt, daß der König, indem
er befahl, seinen Sessel in die Sonne zu rücken, das Wort aussprach: „Bald
werde ich ihr näher sein", und cö scheint, daß der Künstler an diesen Augenblick
gedacht hat. Das Bild, noch in der Werkstatt, aber schon bedeutend vorgerückt,
verspricht in der Ausführung eben so meisterhaft zu werden, wie jenes erste, und
beide werden durcv ihre Verbindung anregend und ergänzend wirken. Der
mächtige Kaiser, in dessen Reich die Sonne nicht nntergiug, und der wahrhaft
große Fürst des kleinen Landes; die äußerliche Frömmigkeit, welche nur im Kloster
mit dem Brevier und dem Rosenkranz zur Seligkeit gelangen zu können glaubte,
und die Stimmung des Philosophen von Sanssouci, der bei allem Mangel an
positiver Religion und dem in seiner Zeit und Schule herrschenden Mißverständ-
nisse des ChristcnthumS, dennoch mit natürlicher Frömmigkeit nach oben blickte —
geben die fruchtbarsten Contraste und regen Gedanken an, die durch das Einzelne
der Ausführung noch manche Nahrung finden werden.
Außerdem sehen wir in der Werkstatt des Künstlers noch eine interessante
Wiederholung und Aenderung. Bekanntlich war ans der Berliner Ausstellung 1852
ein Bild: „Der Enget des Herrn zeigt dem greisen Johannes die große Baby-
lon auf dem siebenköpfigen Drachen. ' Offenb. Joh." Während auf demselben der
Evangelist und der Engel in Lebensgröße und fast in gleicher Große mit der
Gestalt der Vision war, hat Hübner jetzt diese zwar in derselben Größe, die
Gruppe des Sehers mit dem Engel dagegen nur am Rande des Bildes in kleiner
Gestalt, also nur zur Erklärung der Vision gezeigt. Offenbar wird die Bedeu-
tung dadurch sehr viel klarer und die Wirkung der verführerischen Gestalt der
Vision kräftiger.
In Rietschel'sWerkstatt wird die vollendeteGöthe-Schillergrnppe fürWeimar
jetzt eben geformt und der Guß vorbereitet.
Ludwig Grüner ist in Dresden eingetroffen und hat sein Amt als Di-
rektor der Kupferstich-Sammlung angetreten. In Kurzem wird die Aufstellung
und Einrichtung so weit sein, um sie dem Publikum zu öffnen.
In der Versammlung des schweizerischen Comitö's für das Win-
kelried-Denkmal am 27. und 28. Juni wurden folgende, die vielbesprochene An-
gelegenheit erledigenden Beschlüsse gefaßt: In Bezug ans die Idee des Kunstwerks
soll der Kern des Denkmals der Plastik angehören. Da ein geeigneter Platz für
die Aufstellung eines Skulpturwerkes in Stanz fehlt, und sich andererseits die
Idee durch die Plastik nicht erschöpfend darslellen läßt; da ferner bei Errichtung
des ersten allgemeinen schweizerischen Denkmals eine Betheiligung aller drei bil-
denden Künste sehr wünscheuswerth ist, so soll die Architektur und Malerei eben-
falls in Anspruch genommen werden, und zwar so, daß die erstere die für die
Begränzung und den Schutz des plastischen Theils nöthige Räumlichkeit darbie-
tet und letztere das durch die Skulptur nicht Darstellbare der Idee des Monu-
ments ergänzt. Schlött von Basel hat ein Modell geliefert, dessen populäre,
allgemein ansprechende Idee Auszeichnung verdient; die Arbeit Dorer's von
Baden muß wegen der echt künstlerischen Ausführung hervorgehoben werden.
Jeder von ihnen erhält darum einen Preis von 425 Fr. Drei Architekten sollen
eine Skizze für den architektonischen Theil des Monuments und die landschaft-
lichen Anlagen dabei machen. Ter Kern desselben soll eine plastische Gruppe sein,
und zwar nach den Veränderungen, die der Künstler selbst vorgeschlagen hat.
Die Ausführung ist ihm zugesichcrt. (Ä. Z.)
r,£ Den Entwurf von S chlö tt finden unsere Leser ausführlicher Jahrg. !85">,
S. 386. beschrieben. Wir geben nochmals eine kurze Schilderung mit den Wor-
ten des Berichterstatters der „A. Z.": „Ein schweizerischer Krieger liegt tobt am
Boden, auf ihm Wiukelried, die Speere in der Brust. Tödtlich getroffen, rafft
er seine letzte Kraft zusammen, um sich gegen die Seinen zu wenden und sie
zum siegreichen Eindringen aufzufordcru. In der That stürmt ein junger Krie-
ger mit gehobener Waffe in lebendigster Bewegung au Winkelried vorbei, in die
Gasse, die er gemacht. Der gefallene Krieger soll die Noth der Schweizer ver-
anschaulichen und den Opfertod des Helden begründen. Der hereiubrecheude
Krieger deutet auf den glorreichen Erfolg der großen That. Für Gemälde —
heißt es weiter — bietet das anszuführende Gebäude, wohl eine großartige Halle,
genügenden Raum. Das Monument wird auf einer schönen, stillen, banmreichen
Matte, durch welche ein Bach mit klarem Brunnenwasser fließt, herwärts Stanz,
wenn man von Stanzstadt kommt, aufgestellt. So ist das Denkmal dem täglichen
Treiben entrückt und Stille und Ruhe umgiebt den sinnigen Betrachter."
Wir haben die Gruppe von Schlött nicht gesehen; wir dürfen aber sicher
sein, daß die Erfassung des Moments eine sehr lebendige, die äußere Anord-
nung der Gruppe in ihren Linien, so wie die sonstige Ausführung eine höchst
vortreffliche ist; dennoch aber müssen wir entschieden sowohl unserm Freunde
P. M. beistimmen, welcher (S. 253) überhaupt die Nothwendigkeit einer Gruppe
nicht einsieht, als auch unserm ersten Herrn Berichterstatter aus der Schweiz
(1855, S. 365), welcher sich insbesondere mit dieser Gruppe — ihre gute Aus-
führung beiseite gelassen — nicht einverstanden erklären kann. Seine Gründe
wolle man am bezeichneten Orte Nachsehen. Es ist gewiß mißlich, daß diese drei
Figuren sich direkt durchaus auf ein für uns Unsichtbares beziehen: der Lebende
auf den Feind, der „Sterbende auf die Seinen, der Todle — nun, wenn man
will, auf seinen Gott. Wir wollen noch dies zu bedenken geben: Ist Winkelried
denn einzig in dem Augenblicke dieser That ein für die Freiheit seines Vater-
landes glühender Held? Hätte diese, wenn dazu nur der Muth gehörte, den
bekanntlich „auch der Mameluk zeiget", nicht auch von hundert Andern vollbracht
werden können? Gewiß; aber die That Winkelrieds war da S mit Bewußtsein
vollbrachte Resultat eines Mannes voll Heldensinn, Seelengröße und Charakter.
Wesentlich ist dieser Charakter und die Größe der That, unwesentlich die zufällige
rzorm sdcr letzteren. Deßhalb, soll sie mit in die plastische Darstellung gezogen
werden, ist auch die geringste Erinnerung an sie, — ein Speer etwa als Attri-
but — vollkommen ausreichend.
M. Attldoll. Die Angelegenheit des Tages ist die Verpflanzung oder
Nichtverpflanzung der Royal Academy nach Kensington Gore. So viel ich weiß,
ist Ihren Lesern hierüber noch nicht berichtet worden. Es ist ein Vorschlag, der