382
kirche mit der gleichfalls in Sandstein ausgeführten Bildsäule des
Apostels Jakobus zu schmücken. Als in diese Produktionsperiode ge-
hörig nennen wir ferner den in Marmor ausgeführten „Bacchus
als Kind, den Weinstock pflanzend", im Besitz Sr. K. H. des Prin-
zen von Preußen, so wie die Portraitbüsten der Naturforscher Link
und des Geographen Ritter. Die in Marmor ausgeführte vortreff-
liche Portraitbüste des Feldmarschall v. Bohen wurde in Biberich,
wohin unser Künstler mittlerweile übergesiedelt, vollendet. Hier in
seiner zweiten Heimath hatte er sich alsbald das unbedingteste Ver-
trauen und die vollste Zuneigung seines hohen Gönners, des Her-
zogs von Nassau, erworben und es erschloß sich ihm in künstlerischer
Beziehung ein Wirkungskreis, wie ihn wenige seiner Fachgenossen
sich zu verschaffen das Glück haben- Auch seine gesellschaftliche
Stellung bot ihm die glänzendste Seite dar und er, der durch sein
offenes Wesen und sein stets heiteres Gemüth die Herzen aller ihm
Gleichstehenden so schnell gewann, verstand es eben so trefflich, die
Hoch- und Höchstgestellten sich auf das Innigste zu befreunden.
Wer je am herrlichen Rheiustrom pilgert und das herzogliche
Schloß in Biberich besucht, das seinen langgestreckten Bau so freund-
lich in den blauen Wellen spiegelt, der macht auch wohl einen Gang
in den herzoglichen Park. Hier führt eine große Allee hochstämmi-
ger, weitgezweigter Ulmen und Kastanien, an üppigen Blumenbeeten
und rauschenden Kaskaden vorbei, zu einer modernen, im gothischen
Geschmack aufgeführten Burgruine. Von Epheu überwuchert und
mit starren, alten Ritterstatuen und Wappenschildern geschmückt, ge-
währt der seltsame Bau einen malerischen Anblick und ladet zur
Schau der innern Räume. Aber statt der erwarteten düstern Rüst-
kammern erblicken wir lichte, hochgewölbte Hallen, und statt der
obligaten, in halbverrostetes Eisen gesteckten Ritterpuppen sehen wir
lebende Wesen, frische rührige Gestalten, die da lustig hämmern und
feilen. Es sind die Gehülsen und Schüler des Meisters Hopsgar-
lcn, oer yter watter, deleyrenv unv schaffend, der hier mit den Pro-
dukten seines unermüdlichen Fleißes und fruchtbaren Genie's die
Räume verherrlicht.
Schon seine ersten in Biberich ausgeführten Arbeiten, die Mar-
morbüsten des Herzogs und der verstorbenen Herzogin, geb. Groß-
fürstin von Rußland, fanden eine so günstige Aufnahme, daß sic
mehrmals wiederholt werden mußten, und die Bestellung des zu
großein Ruhm gelangten Epitaphs der verstorbenen Herzogin zur
Folge hatten. Nach seiner Vollendung wurde dies Werk in der als
Mausoleuni der verstorbenen Herzogin aus dem Neroberge bei Wies-
baden ncuerbauten, mit fürstlicher Pracht ausgestattcteu griechischen
Kapelle ausgestellt und erregt noch heute die Bewunderung aller Be-
sucher. Mag dasselbe auch darin überschätzt werden, daß man es
vielfach dem unübertrefflichen ähnlichen Meisterwerke Rauch's (dem
Epitaph der höchstseligen Königin Louise von Preußen) an die Seite
setzt oder gar über dasselbe erhebt, so nimmt es doch jeden Falles
einen hohen, nicht leicht erreichten Rang unter den besten neuern
Erzeugnissen der Skulptur ein. Es brachte dem Künstler nicht nur
einen weitverbreiteten außergewöhnlichen Ruhm, sondern auch Ehren-
bezeugungen von Seiten seiner fürstlichen Gönner. Der Herzog von
Nassau ernannte ihn zum Hofbildhauer und Professor, der Kaiser
von Rußland verlieh ihm den Stanislausorden 2. Klasse und der
Großherzog von Oldenburg das Ritterkreuz des Oldenburgischen
Hausordens. Zur Ausführung obiger Statue in Marmor hatte sich
Hopfgarten nach Carrara begeben und auf dieser Reise zum zweiten
Male Rom besucht.
Wir würden den uns gestatteten Raum dieser Blätter über-
schreiten, wollten wir die vielen durch die rastlose Thätigkeit und
stauueuswerthe Produktionsfülle unter seiner Hand hervorgegangenen
Werke einzeln aufzeichnen. Eine Menge Büsten, theils in Gyps ge-
formt, theils in Marmor ausgesührt, und sowohl hohe fürstliche
Personen, als berühmte Kapazitäten darstellend, — sodann die Mo-
delle zur „Lorelei", zu einem „Christus" und den „vier Evangelisten",
und endlich das Modell des Epitaphs deS Fürsten Dpsilanti — sind
Schöpfungen seines bis zur letzten Zeit ungebrochenen Genius! Um
das letztere Werk zur Ausführung zu bringen, begab er sich Behufs
einer Besprechung mit der Familie des heldenmüthigen Fürsten nach
Paris. Noch war das Modell nicht ganz vollendet, als die ersten
Symptome einer zerstörenden Krankheit eiutraten und ihn zwangen,
das Bad Soden bei Frankfurt a. M- zu besuchen. Eine Nachkur
in Pyrmont sollte seine Gesundheit vollends wiederherstellen, aber
ein plötzlicher Rückfall nöthigte den sehr Geschwächten, nach Biberich
zurückzukehren. Hier am 12. August angekommen, verließ er das
Krankenlager nicht mehr, bis ihn am 12. September der Tod von
seinen Leiden befreite! — Die Trauerkunde machte überall den
schmerzlichsten Eindruck, die Kunst hatte einen ihrer besten Jünger,
die Welt einen edlen Menschen verloren. Alle, die ihm im Leben
näher gestanden, preisen seine Liebenswürdigkeit, seinen ewig heitern
Sinn, der selbst die trübsten innern Stimmungen zu versöhnen die
Kraft hatte. Trotz der größten Uneigennützigkeit und Freigebigkeit
im geselligen Leben war er ein sparsamer Hanshalter und für die
Seinigeu mit väterlicher Liebe besorgt. Wohin er kam, war er
schnell gekannt und schnell geliebt! — In seiner früheren Zeit, na-
mentlich vor seiner ersten italienischen Reise, beschäftigte er sich viel
mit dichterischen Versuchen, und manches seiner fröhlichen Lieder lebt
unter seinen Freunden fort. — Wohl klagen wir mit Recht, daß
uns das Schicksal den geistreichen Künstler, den edlen Menschen so
früh entrissen, aber der Sturm, der im hohen Forst die Eichen nie-
derstürzt, er schont auch des gesegneten Fruchtbaumes nicht, der den
müden Wanderer erquickt und seinen kühlenden Schatten über ihn
ansbreitet!
Die aknbcmifdjc Kunstauslicllung in pcrlin.
Aus Kopenhagen ist ein Genrebild von Frau Elisabeth Jerichau-
Banmann eingetroffen. Wir kennen die resolute Hand dieser acht-
baren Künstlerin aus einer Reihe von Genrebildern, welche alle das
Gemeinsame haben, daß sie selten unter Lebensgröße ansgeführt sind,
ja unsere Leser erinnern sich vielleicht noch einer italienischen Brunnen-
scene, welche fast kolossale Ausdehnung hatte und die Betheiligten in
ganzer Figur zeigte. Ob aber diese Vorgänge unter italienischem
Himmel spielen oder in der nordischen Heimath, der die Künstlerin
jetzt angehört — ein charakteristischer Zug pflegt ihnen selten zu
fehlen: und das ist die gemüthvolle Innigkeit, womit diese Frauen-
hand aus der Tiefe eines glücklichen Familiengefühls zu schöpfen ver-
steht, sei es, daß es im Vater-, Mutter- oder Kindesglück zur
Aeußernng kommt. Hier haben wir eine „Hausandacht", und zwar
bei zwei einfachen Bauersleuten, denen die erwachsene Tochter aus
der Bibel vorliest. Es ist Sonntag Nachmittag. Das blondhaarige
Mädchen sitzt den Eltern an dem hölzernen Tische gegenüber. Alle drei
sind im Sonntagskleide, die Frauen in reinlichem Linnen mit
schwarztafftenem Häubchen mit zierlichen Spitzen, der Vater in
schwarzwollener, rothgefntterter Jacke. Die Tochter, ein liebes from-
mes und unschuldiges Gesicht, nimmt ganz für sich ein, die Mutter
mit gefalteten Händen und den Blick nach oben gerichtet erregt we-
niger Interesse; sie hat einen allgemeinen, wenig sagenden Ausdruck
und sitzt, um eine starke Bezeichnung zu gebrauchen, hölzern da. Aber
nun der Vater: das ist eine Pracht, der ist die Krone des Bildes,
der sitzt auf seiner Holzbank so ehrenwerth, beide Arme vor sich auf
dem Tisch, das rothe Hauskäppchen zwischen den gleichfalls gefal-
teten arbeitsgewohnten Händen, den wackern grauen Kopf mit den
kirche mit der gleichfalls in Sandstein ausgeführten Bildsäule des
Apostels Jakobus zu schmücken. Als in diese Produktionsperiode ge-
hörig nennen wir ferner den in Marmor ausgeführten „Bacchus
als Kind, den Weinstock pflanzend", im Besitz Sr. K. H. des Prin-
zen von Preußen, so wie die Portraitbüsten der Naturforscher Link
und des Geographen Ritter. Die in Marmor ausgeführte vortreff-
liche Portraitbüste des Feldmarschall v. Bohen wurde in Biberich,
wohin unser Künstler mittlerweile übergesiedelt, vollendet. Hier in
seiner zweiten Heimath hatte er sich alsbald das unbedingteste Ver-
trauen und die vollste Zuneigung seines hohen Gönners, des Her-
zogs von Nassau, erworben und es erschloß sich ihm in künstlerischer
Beziehung ein Wirkungskreis, wie ihn wenige seiner Fachgenossen
sich zu verschaffen das Glück haben- Auch seine gesellschaftliche
Stellung bot ihm die glänzendste Seite dar und er, der durch sein
offenes Wesen und sein stets heiteres Gemüth die Herzen aller ihm
Gleichstehenden so schnell gewann, verstand es eben so trefflich, die
Hoch- und Höchstgestellten sich auf das Innigste zu befreunden.
Wer je am herrlichen Rheiustrom pilgert und das herzogliche
Schloß in Biberich besucht, das seinen langgestreckten Bau so freund-
lich in den blauen Wellen spiegelt, der macht auch wohl einen Gang
in den herzoglichen Park. Hier führt eine große Allee hochstämmi-
ger, weitgezweigter Ulmen und Kastanien, an üppigen Blumenbeeten
und rauschenden Kaskaden vorbei, zu einer modernen, im gothischen
Geschmack aufgeführten Burgruine. Von Epheu überwuchert und
mit starren, alten Ritterstatuen und Wappenschildern geschmückt, ge-
währt der seltsame Bau einen malerischen Anblick und ladet zur
Schau der innern Räume. Aber statt der erwarteten düstern Rüst-
kammern erblicken wir lichte, hochgewölbte Hallen, und statt der
obligaten, in halbverrostetes Eisen gesteckten Ritterpuppen sehen wir
lebende Wesen, frische rührige Gestalten, die da lustig hämmern und
feilen. Es sind die Gehülsen und Schüler des Meisters Hopsgar-
lcn, oer yter watter, deleyrenv unv schaffend, der hier mit den Pro-
dukten seines unermüdlichen Fleißes und fruchtbaren Genie's die
Räume verherrlicht.
Schon seine ersten in Biberich ausgeführten Arbeiten, die Mar-
morbüsten des Herzogs und der verstorbenen Herzogin, geb. Groß-
fürstin von Rußland, fanden eine so günstige Aufnahme, daß sic
mehrmals wiederholt werden mußten, und die Bestellung des zu
großein Ruhm gelangten Epitaphs der verstorbenen Herzogin zur
Folge hatten. Nach seiner Vollendung wurde dies Werk in der als
Mausoleuni der verstorbenen Herzogin aus dem Neroberge bei Wies-
baden ncuerbauten, mit fürstlicher Pracht ausgestattcteu griechischen
Kapelle ausgestellt und erregt noch heute die Bewunderung aller Be-
sucher. Mag dasselbe auch darin überschätzt werden, daß man es
vielfach dem unübertrefflichen ähnlichen Meisterwerke Rauch's (dem
Epitaph der höchstseligen Königin Louise von Preußen) an die Seite
setzt oder gar über dasselbe erhebt, so nimmt es doch jeden Falles
einen hohen, nicht leicht erreichten Rang unter den besten neuern
Erzeugnissen der Skulptur ein. Es brachte dem Künstler nicht nur
einen weitverbreiteten außergewöhnlichen Ruhm, sondern auch Ehren-
bezeugungen von Seiten seiner fürstlichen Gönner. Der Herzog von
Nassau ernannte ihn zum Hofbildhauer und Professor, der Kaiser
von Rußland verlieh ihm den Stanislausorden 2. Klasse und der
Großherzog von Oldenburg das Ritterkreuz des Oldenburgischen
Hausordens. Zur Ausführung obiger Statue in Marmor hatte sich
Hopfgarten nach Carrara begeben und auf dieser Reise zum zweiten
Male Rom besucht.
Wir würden den uns gestatteten Raum dieser Blätter über-
schreiten, wollten wir die vielen durch die rastlose Thätigkeit und
stauueuswerthe Produktionsfülle unter seiner Hand hervorgegangenen
Werke einzeln aufzeichnen. Eine Menge Büsten, theils in Gyps ge-
formt, theils in Marmor ausgesührt, und sowohl hohe fürstliche
Personen, als berühmte Kapazitäten darstellend, — sodann die Mo-
delle zur „Lorelei", zu einem „Christus" und den „vier Evangelisten",
und endlich das Modell des Epitaphs deS Fürsten Dpsilanti — sind
Schöpfungen seines bis zur letzten Zeit ungebrochenen Genius! Um
das letztere Werk zur Ausführung zu bringen, begab er sich Behufs
einer Besprechung mit der Familie des heldenmüthigen Fürsten nach
Paris. Noch war das Modell nicht ganz vollendet, als die ersten
Symptome einer zerstörenden Krankheit eiutraten und ihn zwangen,
das Bad Soden bei Frankfurt a. M- zu besuchen. Eine Nachkur
in Pyrmont sollte seine Gesundheit vollends wiederherstellen, aber
ein plötzlicher Rückfall nöthigte den sehr Geschwächten, nach Biberich
zurückzukehren. Hier am 12. August angekommen, verließ er das
Krankenlager nicht mehr, bis ihn am 12. September der Tod von
seinen Leiden befreite! — Die Trauerkunde machte überall den
schmerzlichsten Eindruck, die Kunst hatte einen ihrer besten Jünger,
die Welt einen edlen Menschen verloren. Alle, die ihm im Leben
näher gestanden, preisen seine Liebenswürdigkeit, seinen ewig heitern
Sinn, der selbst die trübsten innern Stimmungen zu versöhnen die
Kraft hatte. Trotz der größten Uneigennützigkeit und Freigebigkeit
im geselligen Leben war er ein sparsamer Hanshalter und für die
Seinigeu mit väterlicher Liebe besorgt. Wohin er kam, war er
schnell gekannt und schnell geliebt! — In seiner früheren Zeit, na-
mentlich vor seiner ersten italienischen Reise, beschäftigte er sich viel
mit dichterischen Versuchen, und manches seiner fröhlichen Lieder lebt
unter seinen Freunden fort. — Wohl klagen wir mit Recht, daß
uns das Schicksal den geistreichen Künstler, den edlen Menschen so
früh entrissen, aber der Sturm, der im hohen Forst die Eichen nie-
derstürzt, er schont auch des gesegneten Fruchtbaumes nicht, der den
müden Wanderer erquickt und seinen kühlenden Schatten über ihn
ansbreitet!
Die aknbcmifdjc Kunstauslicllung in pcrlin.
Aus Kopenhagen ist ein Genrebild von Frau Elisabeth Jerichau-
Banmann eingetroffen. Wir kennen die resolute Hand dieser acht-
baren Künstlerin aus einer Reihe von Genrebildern, welche alle das
Gemeinsame haben, daß sie selten unter Lebensgröße ansgeführt sind,
ja unsere Leser erinnern sich vielleicht noch einer italienischen Brunnen-
scene, welche fast kolossale Ausdehnung hatte und die Betheiligten in
ganzer Figur zeigte. Ob aber diese Vorgänge unter italienischem
Himmel spielen oder in der nordischen Heimath, der die Künstlerin
jetzt angehört — ein charakteristischer Zug pflegt ihnen selten zu
fehlen: und das ist die gemüthvolle Innigkeit, womit diese Frauen-
hand aus der Tiefe eines glücklichen Familiengefühls zu schöpfen ver-
steht, sei es, daß es im Vater-, Mutter- oder Kindesglück zur
Aeußernng kommt. Hier haben wir eine „Hausandacht", und zwar
bei zwei einfachen Bauersleuten, denen die erwachsene Tochter aus
der Bibel vorliest. Es ist Sonntag Nachmittag. Das blondhaarige
Mädchen sitzt den Eltern an dem hölzernen Tische gegenüber. Alle drei
sind im Sonntagskleide, die Frauen in reinlichem Linnen mit
schwarztafftenem Häubchen mit zierlichen Spitzen, der Vater in
schwarzwollener, rothgefntterter Jacke. Die Tochter, ein liebes from-
mes und unschuldiges Gesicht, nimmt ganz für sich ein, die Mutter
mit gefalteten Händen und den Blick nach oben gerichtet erregt we-
niger Interesse; sie hat einen allgemeinen, wenig sagenden Ausdruck
und sitzt, um eine starke Bezeichnung zu gebrauchen, hölzern da. Aber
nun der Vater: das ist eine Pracht, der ist die Krone des Bildes,
der sitzt auf seiner Holzbank so ehrenwerth, beide Arme vor sich auf
dem Tisch, das rothe Hauskäppchen zwischen den gleichfalls gefal-
teten arbeitsgewohnten Händen, den wackern grauen Kopf mit den