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Eggers, Friedrich [Hrsg.]
Deutsches Kunstblatt <Stuttgart>: Zeitschrift für bildende Kunst, Baukunst und Kunsthandwerk ; Organ der deutschen Kunstvereine &. &. — 7.1856

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https://doi.org/10.11588/diglit.1200#0401
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fingirten Brief des großen Königs au seinen Apelles. Carl Arnold, der Er-
finder der Spielkarten, von denen wir unfern Lesern erzählt haben, (die aber ob-
wohl im Catalog vermerkt, unbegreiflicher Weise, noch immer nicht ansgestellt
sind,) hatte eine sehr heitere und beziehungsreiche Tischkarte als Erinnerungsblatt
gezeichnet. Bernhard von Lepel las ein sehr humoristisches Gedicht, welches in
höchst ergötzender Weise die Sensation schilderte, welche die Erscheinung des Bil-
des von Hochkirch unter den sämmtlichen Gemälden der Ausstellung erregt hatte.
Die witzigen Verse mußten unter allgemeinem Beifall wiederholt werden. Men-
zel dankte für die ihm erwiesenen Huldigungen in würdigen schlichten Worten,
und das Fest verlief in sehr gemüthvoller Heiterkeit.

Wir haben schon öfter ausgesprochen, daß unsere ganze liebe Erde vom
Nordpol bis zum Südpol kaum einen Fleck aufzuweisen haben möchte, der von
Malern nicht besucht und abgeschildert wäre. Wir wußten nicht, daß die Insel
Corsika bis jetzt dieses Vorzugs entbehrte. Aber es ist nun schon nicht mehr
der Fall. Rudolph Jonas, ein junger Maler, Ostprenße von Geburt und ge-
genwärtig in München ansäßig, hatte es unternommen, diese Insel zu bereisen
und unter Beschwerden aller Art, welche sehr ungeordnete Culturzustände auf-
erlegen, ihre eigenthümlichen Schönheiten in Bildern festzuhalten. Er wurde
dazu durch die lebensvollen Schilderungen angeregt, welche sein Landsmann,
Ferdinand Gregorovius, über dessen Bücher: „Figuren" und „die Lieder des
Giovanni Meli" wir neulich im Literaturblatte berichteten, in seinem Buche
„Corsika" gegeben hat. Die Arbeiten des Künstlers, welcher die Ehre hatte, sie
Sr. Majestät dem Könige in Sanssouci vorzulegen, der sich besonders mit der
Anffassungs- und Vortragsweise des Künstlers in hohem Grade zufrieden erklärte,
bestehen in einer Anzahl Oelskizzen, die zum Theil ziemlich ausgeführt, und einer
größer» Anzahl von Zeichnungen, die durchweg treue Veduten und durch leichte
Farbenangabe für künftige Ausführung in Oel oder Farbendruck vorbereitet sind.
Da sieht man den tiefblau schimmernden Golf von Ajaccio, in welchen hinein
fich die Stadt erstreckt; dunkelgrüne Oliven- und Helle Feigenbäume bekleiden
die rothgranituen Felsen des Vorgrundes; die pittoresk gelegene Stadt Sartene
zwischen dem Thal von Valinco und Ortola, halb verwüstet von den blutigen
Familienkämpfen der Rocca Serra und der Ortoli, von denen Gregorovius er-
zählt; denn die Corsen sind noch heute ein wahres Naturvolk und noch heute
ist der furchtbare Brauch der Blutrache, von denen wir in den Gedichten Cha-
misso's so grausame Beispiele finden, nicht ganz vertilgt. Gregorovius erzählt,
daß, als in einer Unterredung mit eingeborneu Corsen, die Frage entstand, wo
er her sei, man auf manche Länder der Welt, u. a. auf Aegypten rieth, nur
nicht auf Deutschland, welches Niemand kannte. Wir sehen ferner den Golf von
Valinco an der Westküste der Insel, die Citadelle Calvi, die Meerenge von Bo-
nifazio, mit einem Blick auf die fernen Berge von Sardinien; malerisch liegt auf
dem Felsen die bei der Besitzergreifung der Engländer im I. 1794 zerschossene
Stadt Mgajola, die seitdem kaum noch über 200 Einwohner beherbergt. Wir
sehen die Isoirr rossa liegen, wie ein mächtiges Stück von rothem Granitfelsen,
durch Cyklopeuhand in das blaue Wasser geworfen; die Kalkfelsen der Meer-
enge von Bonisazio, dann die Stadt selbst mit weiß schimmernden Mauern,
luftig auf abentheuerlich geformten überhangenden Kalkfelsen, einzig in ihrer Lage
und höchstens mit Gibraltar zu vergleichen, endlich die frühere Hauptstadt Bastia,
auf der Ostseite der Insel im schöner Ansicht amphitheatralisch am Meere gelegen,
und viele andere Veduten dieser fruchtbaren und wildromantischen, buchtenreichen
Insel, deren Berge durch die schönsten und seltensten Steinarten gebildet werden,
welche mit Reben- und Olivenpflanzungen, mit mächtigen alten Kastanien und
den schönsten Waldbäumen, zwischen welche sich in verschwenderischer Pracht
der graziöse Oleander drängt, bedeckt sind. — Der Künstler beabsichtigt, eine
Anzahl seiner Studien zu einem Album zu vereinigen und lithographirt, und
zwar zum Theil in Farben, herauszugeben, welches namentlich alle diejenigen
mit Beifall aufnebmen werden, welche durch das höchst anziehende Buch von
Gregorovius ein Interesse für das in Rede stehende Land gewonnen haben.

Nachdem Nietschel die „Göthe- und Schillergruppe" voll-
endet hat, ist er mit einem Standbilde von Karl Maria von Weber für Dresden
und mit einem „Viergespann" beschäftigt, welches die Stände von Braunschweig
dem Herzoge zur Ausschmückung seines Schlosses zum Geschenk bestimmt haben.

Hannover. Es heißt, daß Ernst von Bändel im nächsten Frühjahr
sein unterbrochenes Werk: Das Hermannsdenkmal auf der Grotenburg bei Det-
mold, wieder in Angriff nehmen und zur schließlichen Vollendung bringen will.

Nach der Mittheilung der Elberfelder Zeitung haben sich
am 10. Oktober in Düsseldorf auf Einladung des Ober-Bürgermeisters Stnpp
von Köln die Herren Bürgermeister der bedeutenderen Städte der Rheinprovinz
versammelt, um über ein unserem hochseligen Könige in der Rheinprovinz zu
errichtendes Monument und Die Stadt, in der es errichtet werden soll, zu be-
rathen. Diese Ehre haben außer Köln die Städte Bonn und Koblenz nach-
gesucht.

Der Seeminister zeigt seinen untergebenen Präfekten an, daß auf
allen Kriegsschiffen der kais. Flotte eine Sammlung für Errichtung eines, Col-
bert, dem Stifter der französischen Seemacht zu widmenden Denkmals, veran-
staltet werden soll.

Die französische Knust hat einen fühlbaren Verlust erlitten. Der Maler
Chasseriau ist gestorben.

Für die Ausstellung, welche im nächsten Jahre hier statt-
finden soll und deren Gebäude rüstig forffchreitet, fangen allmälig alle Kunst-
freunde des Landes, angespornt durch das Beispiel des Prinzen Albert, an, sich
lebhaft zu interessiren. Die reichen Besitzer von Kunstschätzen öffnen ihre bisher
sorgfältig verschlossen gehaltenen Heiligthümer, um ihr Bestes einzusenden, so
daß eine Sammlung zu Stande kommen dürfte, wie die Welt ihresgleichen noch
nicht gesehen.

Antwerpen. Dem Maler Henri Leys wurde bei einem Festmahl eine
goldene kostbar gearbeitete Krone überreicht, welche die Bewohner von Antwerpen
dem Künstler zum Andenken daran, daß er aus der allgemeinen Ausstellung in
Paris die große goldene Medaille erworben, zuerkanut hatten.

Die Akademie hat einen eigenen Lehrstuhl für die Gothik errichtet und be-
schlossen, daß bei den jährlichen Cvncnrsen in der Architektur stets auch eine
Aufgabe in gothischem Style gestellt werden soll.

(Organ f. christl. Kunst.)

Ninistoernur.

Dcr Zlunstverein für Pommern irr Stettin.

Der Vorstand hatte im Frühjahr d. I. im Schatten dcr eben entfalteten
Friedenspalme die Förderung des Vereins als eines Friedenswerkes den Be-
wohnern von Pommern au's Herz gelegt, welches das günstige Resultat gehabt
hat, daß über 400 neue Mitglieder gewonnen wurden.

Diesem sehr erfreulichen Ereigniß verspricht ein anderes ;n folgen, indem
man die Erfüllung des langgehegten Wunsches dem Vereine, resp. der Stadt
Stettin und der Provinz Pommern eine beständige Galerie eröffnen zu können,
nach vielen Arbeiten und Mühen und langjährigem Harren, dicht vor sich sieht,
da die fast vollendete Friedrich-Wilhelmschule in der Neustadt das Lokal dazu
gewähren wird. Dieses Schulgebäude ist der Theil eines großartigen Complexes
städtischer Bauten, zu denen das Crelinger-Stift, das Johannis-Kloster, ein Wai-
senhaus gehört, und welche der Stadt-Baurath Schoeneberg eben so zweck-
mäßig hergestellt, wie er selbigen trotz mancher Beschränkung in Raum und
Mitteln in edlen architektonischen Verhältnissen, zum Theil in Rohbau würdig
aufgeführt hat.

Der Verein erhält in diesem Schulgebäude einen Saal von 60 Fuß Länge
wohin er seine bis jetzt aus 18 Bildern bestehende Sammlung im Frühjahr
verlegen wird.

Drieswcchsel.

Hr. Prof. M. in K. Wir haben direkt an Hrn. Dr. G. geschrieben und
würden fernere unsrankirte Briefe von Ihnen nicht mehr erbrechen dürfen.

(Dieser Nummer ist Nr. 22 des Literatur-Blattes des Deutschen Kunstblattes beigegeben.)

Verlag von Heinrich Schindler in Berlin. — Druck von Trowihsch und Sohn in Berlin.
 
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