309
% t i t n n g.
Berlin. In der permanenten Gemälde - Ansstellung von Sachse
zeigt uns O. Achenbach wiederum einsehr treffliches Bild. Er hat das Motiv
aus der Billa d'Este bei Tivoli entlehnt. Es stellt ein kleines Treppen-Plateau
dar inmitten eines üppigen Gartens. Rings um die steinerne Treppenbrüstung
ragen dunkle Cypressen und graustämmige Ahornbäume in den azurblauen Him-
mel hinein, der nur spärlich durch.das dichte Laub blickt. Rechts steht eine alte,
von Wind und Wetter stark berührte Statue. Hinter dem Plateau zeigen sich
wieder andere mit Vasen gezierte Treppen, die zu der Villa hinaufführen. Die
Staffage besteht aus zwei jungen Mädchen in römischer Tracht; sie sitzen auf
einer der Steinbänke und scheinen.scheu niederblickend nicht ungern die liebenswürdige
Sprache des vor ihnen stehenden jungen Römers zu hören —- weiter ab spielt
ein jüngeres Mädchen am Boden, schaut sich aber augenbliklich erstaunt nach den
Schwestern um. Das Bild ist in einem sehr warmen, tiefen Ton gehalten;
nur die Streiflichter einer glühenden Nachmittagssonne zittern durch die Schat-
ten der Bäume.
— Ein anderes neues Bild ebendaselbst ist eine „Idylle" von F. Voltzin
München. Der Maler führt uns in ein unweit des Dorfes gelegenes Gehölz.
Im Vordergründe stehen zwei Kühe in einem Waldbache, von denen eine statt-
liche, weiß gesprenkelte mit durstiger Zunge das klare Wasser schlürft; eine dritte
kommt satt brummend schwerfällig heran. Links auf grünem Rasen und bunten
Blumen verspeisen der 12jährige Hirte mit seinem Schwesterchen aus einer
Satte ihre Abendmahlzeit. Fast der ganze Vordergrund wird beschattet von einer
markigen Eiche, unter deren knorrigen Zweigen sich links eine Fernsicht öffnet;
man sieht über gelbe Felder bis an's Dorf und noch weiter duftige Berge; drü-
berhin schweben Sommerabendwolken. . Die Farbengebung ist duftig und voll
Kraft, das Ganze in milder Abendbeleuchtung gehalten. -' '
tl^eUUrtX. In Betreff des September-Festes hat das hiesige Comitü
so eben folgende „Einladung zu den Festlichkeiten am 3., ,4' und 5. September
1857" erlassen: Der 3. September dieses Jahres, an welchem der Geburtstag
des verewigten Großherzogs Karl August von Sachsen zum hundertsten Male
wiederkehrt,/ist eine Epoche für Weimar und das ruhmvolle Gedächtniß dieses
Fürsten, wie es im Herzen unseres Volkes lebt. Diesen Gefühlen einen Ausdruck
zu geben, ist der Beschluß. gefaßt worden, an jenem Tage den Grundstein zu
einem Denkmal zu legen, welches die Gestalt jenes großen Fürsten wieder zur
Anschauung bringt. Und da sein unsterblicher Name auf ewig verbunden ist mit
den Namen unserer größten vaterländischen Dichter, sollen die Meisterwerke deut-
scher Plastik, die Doppelstatue Goethe's und Schiller's von Rietschel und die
Statue Wieland's von Gasser am 4. September feierlich enthüllt werden. In-
dem wir hiermit alle zur Theilnahme Geneigten, besonders Alle, die zur Errich-
tung der Tichterdenkmäler mitgewirkt haben, zu dieser Festfeier geziemend und
ergebenst eiuladen, bemerken wir: 1) daß am 2., 3. und 4. September Meister-
werke unserer größten Dichter auf dem Hoftheater unter freundlich zugesagter
Theilnahme einiger bedeutenden dramatischen Künstler der Gegenwart zur Auf-
führung kommen; 2) daß am 5. September Morgens ein Extrazug aus der
Thüringischen Eisenbahn nach Eisenach gehen wird, zu welchem auswärttge Gäste
Freibillets erhalten, um ihnen die Gelegenheit zu geben, die in der Restauration
begriffene Wartburg zu besehen. Dieser. Extrazug wird Abends so zeitig wieder
in Weimar eintreffeu, daß 3) von den Gästen das unter der Leitung des Hof-
capellmeisters Dr. Liszt Statt findende Concert besucht werden kann. 4) An
allen jenen Tagen werden in bestimmten Stunden die Dichterzimmer im großh.
Residenzschlosse, die HäuserGöthe's und Schiller's, die Kunstsammlung, die Bi-
bliothek rc. den Besuchenden geöffnet.sein. 5) Zur Bequemlichkeit der auswär-
tigen Gäste ist aus dein. Rathhause Hierselbst ein.„Bureau für die September-
feste" eingerichtet. Es werden daselbst Nachweisungen für Wohnungen gegeben
und Billets ausgetheilt für die verschiedenen Mittagstische, die Theater-Vorstel-
lungen, die Eisenbahnfahrt, die Zuschauer -Tribüne. Vorausgehende schriftliche
Meldungen Lei diesem Bureau sind denen, die uns mit ihrem Besuche erfreuen
wollen, anzurathen; außerdem liegt es im Interesse eines jeden hier Eingetroffe-
nen, seine Ankunft Hierselbst diesem Bureau anzuzeigen, um daselbst die speziellen
Programme für die einzelnen Festlichkeiten - entgegenzunehmen. Weiinar, 1. Aug.
1857. Das Fest-Comitü: v. Beaulieu-Marconnay, Oberhofmeister. Bock, Ober-
Bürgermeister. Schöll, Hofrath.
j^orMS. 14. August. Dem Ausschüsse des Luther-Denkmal-Vereins
wurde heut durch Zuschrift des englischen Gesandten bei dem deutschen Bündeln
Frankfurt, Sir Alexander Malet, die erfreuliche Eröffnung gemacht, daß er den
Befehl erhalten habe, zur Errichtung des Luther-Denkmals in Worms für die
! Königin von England einen Beitrag von 500 Gülden und für den Prinzen Al-
! bert einen solchen von 300 G. zu unterzeichnen. (F. I.)
! HAllNS. Am 14. August fand die Einweihung des neuen Louvre stak ..
Der aus 6 Galawagen bestehende, von eurem glänzende Stabe umgebene und-
! von Hundert Gardisten begleitete Zug verließ, .nachdem Ihre Majestäten 1 Uhr
25 Minuten ohne Begleitung aus St. Cloud erschienen waren, Schlag 2 Uhr
die Tuillerien. Vom Uhren-Pavillon derselben an wurde durch die National-
garde zur Rechten, durch die Linie und Garde zur Linken Spalier gebildet;
dies dehnte sich über den Carousselplatz, bis zum Hofe Napoleons III. an den
Pavillous Monlien, Denon und Daru vorüber, bis zum Hofe des alten Louvre
durch die Colouade und zurück durch die Rivolistraße bis zum Pavillon Rohan
aus. Hinter den Linien dieses Spaliers hatte sich eine bedeutende Menschen-,
menge versammelt. Flaggen schmückten die Häuser der Straßen, durch welche
der Zug sich bewegte. Der Zug ging bis zu dem, reich mit Blumen und einer-
kolossalen Büste Napoleons I. geschmückten Pavillon Denon, feierlichst vom Ka-
nonendonner der Invaliden und dem Beifallsrufen der Menge geleitet. Dort
nahmen der Kaiser und die Kaiserin auf einer Estrade Platz. Der Staatsminister'
A. Fould hielt hierauf eine längere Rede, deren Eingang an den Kaiser direkt
gerichtet, folgendermaßen lautete:
„Sire! Als Ew. Maj. die Verbindung des Louvre mit den Tuillerien be-
fahl, sprachen Sie den Wunsch aus, daß dieselbe im Verlaufe von 5 Jahren
vollbracht sein möge. Der Wunsch des'Kaisers ist erfüllt. Der erste Stein ward
am 25. Juli 1852 gelegt; heute am 14. .August 1857 bilden das Louvre und
die Tuillerien nur Einen Palast. Weder der Krieg, noch so viele andere Schwie-
rigkeiten, die wir durchzumachen hatten, haben diese Arbeit, die der Traum so
vieler Könige war, .und dem Ruhm einer Epoche des Friedens und' des'Wohl-
standes genug gethan haben würde, unterbrochen. ' Auch hat diese Arbeit nicht
einer einzigen jener umfangreichen Unternehmungen, welche unter Ew, Majestät
Anregung in ganz Frankreich entstanden sind, im Wege gelegen. Das Netz un-
serer Schienenwege ist rasch ausgedehnt, unsere Häfen sind vergrößert und be-
festigt, unsere großen Städte sind'gesünder gemacht worden, und haben sich mit
glänzenden 'und nützlichen Bauten bereichert; die Hauptstadt ist umgewandelt
worden, indem, sie dem Verkehr breite Wege eröffuete, eiue herrliche Promenade
ward auf dürftigem Boden geschaffen; überall sind Fortschritte zum Wohlergehen
Aller bemerkbar!" ' ' "
Im weiteren Verfolg seiner Rede verlas Hr. Fould die Belohnungen für
die um den Bau verdienten Hauptarbeitskräfte. An der Spitze der Auszuzeich-
nenden nannte die Verlesung den zum Offizier der Ehrenlegion ernannten Ar-
chitekten Le Fnel, dem das Glück zu Theil geworden war, das große Werk
selbständig zu Ende zu'führen, nachdem sein Vorgänger Visconti und Si-
mart ihrer Thätigkeit dafür durch den Tod entrissen worden waren. 200 Denk-
münzen wurden an Beamte, Agenten, Arbeiter u. dgl. vertheilt.
Nach Vertheilung der Ehrenzeichen sprach sich der Kaiser in einer längeren
Rede aus. Er bezeichnete den Bau des Louvre als ein echtes National-Unter-
nehmen, als eine unausgesetzte Arbeit der Jahrhunderte, durch welche sich in-
stincttv der unaufhörliche Drang der Franzosen,, die Wohnung ihres Herrschers
möglichst würdig zu gestalten und auszustatten , kundgegeben habe. Zu gleicher
Zeit wies die Rede nach, wie sich die allmähliche Verfeinerung der Sitten durch
die immer kunstgerechtere Gestaltung der Königsschlösser manifestirt habe. „Im
Mittelalter," sagte er, „bewohnte der König eine von Vertheidigungs-Mitteln um-
starrte Festung. ^ Alsbald jedoch, ersetzte der Fortschritt, der' Civilisation' He Kene-
lirten Mauern und. Kriegswaffen durch die Erzeugnisse der Wissenschaften, der.
Literatur und der Künste. So hat die Geschichte der Bauwerke ihre, Philosophie^
wie die Geschichte der Begebenheiten!"
Nachdem hiermit das Staats-Oberhairpt unter stürmischen Beifalle dem
Lande Glück zur Vollendung dieses wahrhaft nationalen Bauwerkes gewünscht
hatte, verließ um 3^ Uhr Nachmittags der ganze Hof, dem die übrige glänzende
Versammlung nachfolgte', den Saal'des' Pavillons Deüoli-'nüd'-l'zötz'Mch-^n
Tuillerien zurück. In dem leergewordeueu Saale räumte man schnell Sitze und
Stufen weg und stellte Tische aus. Es fand dort das den Künstlern, Unterneh-
mern und Oberen der Arbeiter, die an der Vollendung des Baues mitgewirkt
hatten, gewidmete Festmahl statt. Daffelbe begann 7 Uhr Abends und bestand
aus 470 Gedecken, unter denen die Arbeiter die Mehrzahl bildeten. Unter ihnen
befand sich eine Frau,''die Wittwe eines Steinsägers, welche, da sie durch den
Tod ihres Mannes alle Existenzmittel eingebüßi hatte, in der Werkstatt an seiner
Stelle getteten war. Bis 9 Uhr dauerte das Essen; Toaste wurden nur
auf den Kaiser und den (anwesenden) Minister Fould ausgebracht. Am Tage
der ganzen Feierlichkeit richten die Werkstätten des Louvre, jedoch erhielten die
Arbeiter ihre Werttags-Bezahlung. Die-Tagesblätter beschäfttgten sich an den
folgenden Tagen damit, Einzel-Angaben über die Verdienste des neu decorirten
Baumeisters, Hrn. Le Fuel und die Ausdehnung des ganzen Werkes zu. geben.
Der Moniteur rühmt, daß noch nie ein Gebäude in so kurzer Zeit, nämlich in
5 Jahren, und zu so geringem Preise, nämlich für 30 Mill. Frcs., errichtet
% t i t n n g.
Berlin. In der permanenten Gemälde - Ansstellung von Sachse
zeigt uns O. Achenbach wiederum einsehr treffliches Bild. Er hat das Motiv
aus der Billa d'Este bei Tivoli entlehnt. Es stellt ein kleines Treppen-Plateau
dar inmitten eines üppigen Gartens. Rings um die steinerne Treppenbrüstung
ragen dunkle Cypressen und graustämmige Ahornbäume in den azurblauen Him-
mel hinein, der nur spärlich durch.das dichte Laub blickt. Rechts steht eine alte,
von Wind und Wetter stark berührte Statue. Hinter dem Plateau zeigen sich
wieder andere mit Vasen gezierte Treppen, die zu der Villa hinaufführen. Die
Staffage besteht aus zwei jungen Mädchen in römischer Tracht; sie sitzen auf
einer der Steinbänke und scheinen.scheu niederblickend nicht ungern die liebenswürdige
Sprache des vor ihnen stehenden jungen Römers zu hören —- weiter ab spielt
ein jüngeres Mädchen am Boden, schaut sich aber augenbliklich erstaunt nach den
Schwestern um. Das Bild ist in einem sehr warmen, tiefen Ton gehalten;
nur die Streiflichter einer glühenden Nachmittagssonne zittern durch die Schat-
ten der Bäume.
— Ein anderes neues Bild ebendaselbst ist eine „Idylle" von F. Voltzin
München. Der Maler führt uns in ein unweit des Dorfes gelegenes Gehölz.
Im Vordergründe stehen zwei Kühe in einem Waldbache, von denen eine statt-
liche, weiß gesprenkelte mit durstiger Zunge das klare Wasser schlürft; eine dritte
kommt satt brummend schwerfällig heran. Links auf grünem Rasen und bunten
Blumen verspeisen der 12jährige Hirte mit seinem Schwesterchen aus einer
Satte ihre Abendmahlzeit. Fast der ganze Vordergrund wird beschattet von einer
markigen Eiche, unter deren knorrigen Zweigen sich links eine Fernsicht öffnet;
man sieht über gelbe Felder bis an's Dorf und noch weiter duftige Berge; drü-
berhin schweben Sommerabendwolken. . Die Farbengebung ist duftig und voll
Kraft, das Ganze in milder Abendbeleuchtung gehalten. -' '
tl^eUUrtX. In Betreff des September-Festes hat das hiesige Comitü
so eben folgende „Einladung zu den Festlichkeiten am 3., ,4' und 5. September
1857" erlassen: Der 3. September dieses Jahres, an welchem der Geburtstag
des verewigten Großherzogs Karl August von Sachsen zum hundertsten Male
wiederkehrt,/ist eine Epoche für Weimar und das ruhmvolle Gedächtniß dieses
Fürsten, wie es im Herzen unseres Volkes lebt. Diesen Gefühlen einen Ausdruck
zu geben, ist der Beschluß. gefaßt worden, an jenem Tage den Grundstein zu
einem Denkmal zu legen, welches die Gestalt jenes großen Fürsten wieder zur
Anschauung bringt. Und da sein unsterblicher Name auf ewig verbunden ist mit
den Namen unserer größten vaterländischen Dichter, sollen die Meisterwerke deut-
scher Plastik, die Doppelstatue Goethe's und Schiller's von Rietschel und die
Statue Wieland's von Gasser am 4. September feierlich enthüllt werden. In-
dem wir hiermit alle zur Theilnahme Geneigten, besonders Alle, die zur Errich-
tung der Tichterdenkmäler mitgewirkt haben, zu dieser Festfeier geziemend und
ergebenst eiuladen, bemerken wir: 1) daß am 2., 3. und 4. September Meister-
werke unserer größten Dichter auf dem Hoftheater unter freundlich zugesagter
Theilnahme einiger bedeutenden dramatischen Künstler der Gegenwart zur Auf-
führung kommen; 2) daß am 5. September Morgens ein Extrazug aus der
Thüringischen Eisenbahn nach Eisenach gehen wird, zu welchem auswärttge Gäste
Freibillets erhalten, um ihnen die Gelegenheit zu geben, die in der Restauration
begriffene Wartburg zu besehen. Dieser. Extrazug wird Abends so zeitig wieder
in Weimar eintreffeu, daß 3) von den Gästen das unter der Leitung des Hof-
capellmeisters Dr. Liszt Statt findende Concert besucht werden kann. 4) An
allen jenen Tagen werden in bestimmten Stunden die Dichterzimmer im großh.
Residenzschlosse, die HäuserGöthe's und Schiller's, die Kunstsammlung, die Bi-
bliothek rc. den Besuchenden geöffnet.sein. 5) Zur Bequemlichkeit der auswär-
tigen Gäste ist aus dein. Rathhause Hierselbst ein.„Bureau für die September-
feste" eingerichtet. Es werden daselbst Nachweisungen für Wohnungen gegeben
und Billets ausgetheilt für die verschiedenen Mittagstische, die Theater-Vorstel-
lungen, die Eisenbahnfahrt, die Zuschauer -Tribüne. Vorausgehende schriftliche
Meldungen Lei diesem Bureau sind denen, die uns mit ihrem Besuche erfreuen
wollen, anzurathen; außerdem liegt es im Interesse eines jeden hier Eingetroffe-
nen, seine Ankunft Hierselbst diesem Bureau anzuzeigen, um daselbst die speziellen
Programme für die einzelnen Festlichkeiten - entgegenzunehmen. Weiinar, 1. Aug.
1857. Das Fest-Comitü: v. Beaulieu-Marconnay, Oberhofmeister. Bock, Ober-
Bürgermeister. Schöll, Hofrath.
j^orMS. 14. August. Dem Ausschüsse des Luther-Denkmal-Vereins
wurde heut durch Zuschrift des englischen Gesandten bei dem deutschen Bündeln
Frankfurt, Sir Alexander Malet, die erfreuliche Eröffnung gemacht, daß er den
Befehl erhalten habe, zur Errichtung des Luther-Denkmals in Worms für die
! Königin von England einen Beitrag von 500 Gülden und für den Prinzen Al-
! bert einen solchen von 300 G. zu unterzeichnen. (F. I.)
! HAllNS. Am 14. August fand die Einweihung des neuen Louvre stak ..
Der aus 6 Galawagen bestehende, von eurem glänzende Stabe umgebene und-
! von Hundert Gardisten begleitete Zug verließ, .nachdem Ihre Majestäten 1 Uhr
25 Minuten ohne Begleitung aus St. Cloud erschienen waren, Schlag 2 Uhr
die Tuillerien. Vom Uhren-Pavillon derselben an wurde durch die National-
garde zur Rechten, durch die Linie und Garde zur Linken Spalier gebildet;
dies dehnte sich über den Carousselplatz, bis zum Hofe Napoleons III. an den
Pavillous Monlien, Denon und Daru vorüber, bis zum Hofe des alten Louvre
durch die Colouade und zurück durch die Rivolistraße bis zum Pavillon Rohan
aus. Hinter den Linien dieses Spaliers hatte sich eine bedeutende Menschen-,
menge versammelt. Flaggen schmückten die Häuser der Straßen, durch welche
der Zug sich bewegte. Der Zug ging bis zu dem, reich mit Blumen und einer-
kolossalen Büste Napoleons I. geschmückten Pavillon Denon, feierlichst vom Ka-
nonendonner der Invaliden und dem Beifallsrufen der Menge geleitet. Dort
nahmen der Kaiser und die Kaiserin auf einer Estrade Platz. Der Staatsminister'
A. Fould hielt hierauf eine längere Rede, deren Eingang an den Kaiser direkt
gerichtet, folgendermaßen lautete:
„Sire! Als Ew. Maj. die Verbindung des Louvre mit den Tuillerien be-
fahl, sprachen Sie den Wunsch aus, daß dieselbe im Verlaufe von 5 Jahren
vollbracht sein möge. Der Wunsch des'Kaisers ist erfüllt. Der erste Stein ward
am 25. Juli 1852 gelegt; heute am 14. .August 1857 bilden das Louvre und
die Tuillerien nur Einen Palast. Weder der Krieg, noch so viele andere Schwie-
rigkeiten, die wir durchzumachen hatten, haben diese Arbeit, die der Traum so
vieler Könige war, .und dem Ruhm einer Epoche des Friedens und' des'Wohl-
standes genug gethan haben würde, unterbrochen. ' Auch hat diese Arbeit nicht
einer einzigen jener umfangreichen Unternehmungen, welche unter Ew, Majestät
Anregung in ganz Frankreich entstanden sind, im Wege gelegen. Das Netz un-
serer Schienenwege ist rasch ausgedehnt, unsere Häfen sind vergrößert und be-
festigt, unsere großen Städte sind'gesünder gemacht worden, und haben sich mit
glänzenden 'und nützlichen Bauten bereichert; die Hauptstadt ist umgewandelt
worden, indem, sie dem Verkehr breite Wege eröffuete, eiue herrliche Promenade
ward auf dürftigem Boden geschaffen; überall sind Fortschritte zum Wohlergehen
Aller bemerkbar!" ' ' "
Im weiteren Verfolg seiner Rede verlas Hr. Fould die Belohnungen für
die um den Bau verdienten Hauptarbeitskräfte. An der Spitze der Auszuzeich-
nenden nannte die Verlesung den zum Offizier der Ehrenlegion ernannten Ar-
chitekten Le Fnel, dem das Glück zu Theil geworden war, das große Werk
selbständig zu Ende zu'führen, nachdem sein Vorgänger Visconti und Si-
mart ihrer Thätigkeit dafür durch den Tod entrissen worden waren. 200 Denk-
münzen wurden an Beamte, Agenten, Arbeiter u. dgl. vertheilt.
Nach Vertheilung der Ehrenzeichen sprach sich der Kaiser in einer längeren
Rede aus. Er bezeichnete den Bau des Louvre als ein echtes National-Unter-
nehmen, als eine unausgesetzte Arbeit der Jahrhunderte, durch welche sich in-
stincttv der unaufhörliche Drang der Franzosen,, die Wohnung ihres Herrschers
möglichst würdig zu gestalten und auszustatten , kundgegeben habe. Zu gleicher
Zeit wies die Rede nach, wie sich die allmähliche Verfeinerung der Sitten durch
die immer kunstgerechtere Gestaltung der Königsschlösser manifestirt habe. „Im
Mittelalter," sagte er, „bewohnte der König eine von Vertheidigungs-Mitteln um-
starrte Festung. ^ Alsbald jedoch, ersetzte der Fortschritt, der' Civilisation' He Kene-
lirten Mauern und. Kriegswaffen durch die Erzeugnisse der Wissenschaften, der.
Literatur und der Künste. So hat die Geschichte der Bauwerke ihre, Philosophie^
wie die Geschichte der Begebenheiten!"
Nachdem hiermit das Staats-Oberhairpt unter stürmischen Beifalle dem
Lande Glück zur Vollendung dieses wahrhaft nationalen Bauwerkes gewünscht
hatte, verließ um 3^ Uhr Nachmittags der ganze Hof, dem die übrige glänzende
Versammlung nachfolgte', den Saal'des' Pavillons Deüoli-'nüd'-l'zötz'Mch-^n
Tuillerien zurück. In dem leergewordeueu Saale räumte man schnell Sitze und
Stufen weg und stellte Tische aus. Es fand dort das den Künstlern, Unterneh-
mern und Oberen der Arbeiter, die an der Vollendung des Baues mitgewirkt
hatten, gewidmete Festmahl statt. Daffelbe begann 7 Uhr Abends und bestand
aus 470 Gedecken, unter denen die Arbeiter die Mehrzahl bildeten. Unter ihnen
befand sich eine Frau,''die Wittwe eines Steinsägers, welche, da sie durch den
Tod ihres Mannes alle Existenzmittel eingebüßi hatte, in der Werkstatt an seiner
Stelle getteten war. Bis 9 Uhr dauerte das Essen; Toaste wurden nur
auf den Kaiser und den (anwesenden) Minister Fould ausgebracht. Am Tage
der ganzen Feierlichkeit richten die Werkstätten des Louvre, jedoch erhielten die
Arbeiter ihre Werttags-Bezahlung. Die-Tagesblätter beschäfttgten sich an den
folgenden Tagen damit, Einzel-Angaben über die Verdienste des neu decorirten
Baumeisters, Hrn. Le Fuel und die Ausdehnung des ganzen Werkes zu. geben.
Der Moniteur rühmt, daß noch nie ein Gebäude in so kurzer Zeit, nämlich in
5 Jahren, und zu so geringem Preise, nämlich für 30 Mill. Frcs., errichtet